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ARTISS
Baxter AG

Zusammensetzung

Wirkstoffe
Kleberprotein-Lösung:
Fibrinogenum humanum, Aprotininum (syntheticum)
Thrombin-Lösung:
Thrombinum humanum, Calcii chloridum dihydricum
Hilfsstoffe
Kleberprotein-Lösung:
Albuminum humanum, L-Histidinum, Nicotinamidum, Natrii citras dihydricum, Polysorbatum 80 (Tween 80), Aqua ad iniectabilia
Thrombin-Lösung:
Albuminum humanum, Natrii chloridum, Aqua ad iniectabilia

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

ARTISS ist indiziert zur Klebung von subkutanen Geweben in der plastischen, rekonstruktiven und Verbrennungschirurgie, als Ersatz oder unterstützend zu Nähten und Klammern.
ARTISS ist nicht indiziert zur Hämostase.

Dosierung/Anwendung

ARTISS darf nur von erfahrenen Chirurgen angewendet werden, die in der Anwendung von ARTISS geschult sind.
Dosierung:
Die zu verabreichende Menge und die Häufigkeit der Verabreichung von ARTISS richten sich immer nach dem klinischen Bedarf des Patienten.
Die anzuwendende Menge unterliegt verschiedenen Einflussfaktoren wie der Art des chirurgischen Eingriffs, der Grösse der betroffenen Fläche, der Art der beabsichtigten Applikation und der Anzahl der Verabreichungen.
Die Verabreichung des Präparats muss durch den behandelnden Arzt individuell festgelegt werden. Bei klinischen Studien wurden im Normalfall Einzeldosen von 0,2 bis 12 ml verabreicht. Bei einigen Eingriffen (z. B. Verklebung grosser Verbrennungsflächen) können grössere Volumina benötigt werden.
Die bei der Erstapplikation auf eine anatomische Struktur bzw. Zielfläche eingesetzte Menge soll ausreichen, um den betreffenden Bereich vollständig abzudecken. Die Anwendung kann bei Bedarf wiederholt erfolgen. Eine Wiederanwendung von ARTISS auf eine bestehende polymerisierte ARTISS Schicht sollte jedoch vermieden werden, da ARTISS auf einer polymerisierten Schicht nicht klebt.
Es wird empfohlen, dass die Erstapplikation den gesamten vorgesehenen Anwendungsbereich abdeckt.
Als Richtlinie zur Klebung von Flächen gilt: 1 Packung ARTISS 2 ml (d. h. 1 ml Kleberproteinlösung plus 1 ml Thrombinlösung) reicht für eine Fläche von mindestens 10 cm². Beim Aufsprühen von ARTISS reicht dieselbe Menge aus, um deutlich grössere Flächen zu bedecken, je nach der spezifischen Indikation und dem individuellen Fall.
Unmittelbar nach der Applikation von ARTISS sollte das Hauttransplantat auf die Wunde befestigt werden. Der Arzt hat, vor der Polymerisation, bis zu 60 Sekunden Zeit, um das Transplantat zu manipulieren und positionieren.
Nachdem der Lappen oder das Transpantat positioniert wurde, sollte die gewünschte Position während mindestens 3 Minuten unter leichter Kompression gehalten werden, um sicherzustellen, dass sich ARTISS verfestigt und das Transplantat oder der Lappen fest an das darunterliegende Gewebe haftet.
Es empfiehlt sich, eine möglichst dünne Schicht des Gemisches aus Kleberprotein- und Thrombinlösung aufzutragen, um eine übermässige Bildung von Granulationsgewebe zu vermeiden und eine allmähliche Resorption des verfestigten Fibrinklebers zu erreichen.
ARTISS wurde in klinischen Studien nicht an Patienten > 65 Jahre verabreicht.
Art der Anwendung
Zur topischen Anwendung auf der Wundfläche. Nicht injizieren.
Nur für die subkutane Anwendung. ARTISS wird nicht für die Anwendung in der Laparoskopie empfohlen.
Um eine optimale Sicherheit bei der Anwendung von ARTISS zu gewährleisten, soll beim Aufsprühen ein Druckregelgerät verwendet werden, dessen Maximaldruck höchstens 2,0 bar (28,5 psi) beträgt.
Vor dem Aufbringen von ARTISS muss die Wundoberfläche mittels Standardtechniken (z. B. intermittierende Anwendung von Kompressen, Tupfern, Anwendung von Saugern) getrocknet werden.
Zum Trocknen keine Druckluft und kein Gas verwenden.
ARTISS darf nur auf sichtbare Applikationsstellen gesprüht werden.
ARTISS soll ausschliesslich nach den Anweisungen und unter Verwendung der Produkte und Geräte rekonstituiert bzw. verabreicht werden, die für dieses Produkt empfohlen werden (siehe „Hinweise für die Handhabung“).
Für die Sprühapplikation siehe „Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen“ und „Hinweise für die Handhabung“ mit besonderen Empfehlungen zum erforderlichen Druck und Gewebeabstand je nach Art des Eingriffs und zur Länge der Applikationshilfen.
Anwendung bei Kindern und Jugendlichen
ARTISS ist für die Anwendung nach Vollendung des ersten Lebensjahres geeignet. Die klinischen Daten für eine Verwendung unterhalb dieser Altersgrenze sind unzureichend (siehe „Eigenschaften/Wirkungen“).

Kontraindikationen

Ausschliesslich zur topischen Anwendung auf Läsionen.
ARTISS darf nicht intravaskulär angewendet werden. Eine intravaskuläre Anwendung kann lebensbedrohliche thromboembolische Ereignisse zur Folge haben.Bei Überempfindlichkeit gegenüber einem der Wirkstoffe oder sonstigen Bestandteile, sowie bei bekannter Überempfindlichkeit gegen Rinderprotein oder synthetisches Aprotinin, darf ARTISS nicht angewendet werden.
Die alleinige Anwendung von ARTISS ist nicht indiziert für die Behandlung von massiven und starken arteriellen oder venösen Blutungen.

Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen

Nicht für die intravaskuläre Anwendung.
Die Injektion von ARTISS in Weichgewebe kann zu einer lokalen Gewebeschädigung führen. Bei intravaskulärer Verabreichung können lebensbedrohliche thromboembolische Komplikationen auftreten.
Bei der Verabreichung von Fibrinklebern mit einem Sprühgerät ist Vorsicht geboten. Jede Anwendung von Druckgas ist mit einem potenziellen Risiko von Luftembolie, Gewebsruptur oder Gaseinschluss mit Druck, die lebensbedrohlich sein kann, verbunden.
ARTISS soll nur als dünne Schicht aufgetragen werden. Eine zu dicke Schicht kann die Wirksamkeit des Produkts und die Wundheilung negativ beeinflussen.
Bei der Verwendung von Sprühgeräten mit Druckgasreglern zur Verabreichung von Fibrinklebern sind lebensbedrohliche Luft- oder Gasembolien aufgetreten. Dies scheint auf die Verwendung von Sprühapplikatoren bei einem höheren als dem empfohlenen Druck und/oder in zu geringem Abstand zur Gewebeoberfläche zurückzuführen sein. Das Risiko scheint höher zu sein, wenn Fibrinkleber mit Luft aufgesprüht werden als beim Sprühen mit CO2 und ist daher bei der Anwendung von ARTISS nicht auszuschliessen.
Wird ARTISS mittels Sprühapplikation aufgetragen, muss sichergestellt werden, dass ein Druck verwendet wird, der im vom Hersteller des Sprühgeräts empfohlenen Druckbereich liegt (siehe Tabelle unter „Hinweise zur Handhabung“ für Drücke und Abstände). ARTISS soll nur per Sprühapplikation verabreicht werden, wenn der Sprühabstand exakt beurteilt werden kann. Nicht näher als im empfohlenen Abstand aufsprühen.
Beim Aufsprühen von ARTISS sollen Änderungen von Blutdruck, Puls, Sauerstoffsättigung und endexspiratorischem CO2 überwacht werden, da die Möglichkeit einer Luft- oder Gasembolie besteht (siehe auch „Dosierung/Anwendung“).
ARTISS darf nicht mit dem Easy Spray/Spray Set System in umschlossenen Körperbereichen verwendet werden.
ARTISS ist in Situationen, in denen eine schnelle Gerinnung des Klebers erforderlich ist, zur Hämostase und zum Kleben nicht indiziert. Insbesondere bei kardiovaskulären Eingriffen, bei denen das Kleben von Gefässanastomosen beabsichtigt wird, sollte ARTISS nicht angewendet werden.
ARTISS ist nicht angezeigt für den Einsatz in der Neurochirurgie oder als Nahtunterstützung bei gastrointestinalen oder vaskulären Anastomosen, da keine Daten vorliegen, die diese Indikationen stützen würden.
Vor der Anwendung von ARTISS müssen alle Körpergebiete ausserhalb der zu behandelnden Fläche sorgfältig abgedeckt werden, um eine Gewebeadhäsion an einer unerwünschten Stelle zu vermeiden.
Überempfindlichkeits- oder allergische/anaphylaktische/anaphylaktoide Reaktionen können bei der Anwendung von ARTISS, einem Fibrinkleber, auftreten, da dieser Aprotinin enthält. In spezifischen Fällen können sich diese Reaktionen zu einer lebensbedrohlichen Anaphylaxie entwickeln. Aprotinin ist wegen seinen antifibrinolytischen Eigenschaften in ARTISS enthalten. Aprotinin, ein monomeres Polypeptid, ist bekannt, im Zusammenhang mit dem Risiko von anaphylaktischen Reaktionen zu stehen. Auch bei strikt lokaler Anwendung besteht das Risiko von anaphylaktischen Reaktionen auf Aprotinin, insbesondere im Fall einer vorangegangenen Exposition.
Deshalb sollte jede Verwendung von Aprotinin oder aprotininhaltigen Präparaten in der Krankenakte vermerkt werden.
Da synthetisches Aprotinin die identische Struktur wie das bovine Aprotinin aufweist, sollte die Anwendung von ARTISS bei Patienten mit Allergien gegen Rinderproteine sorgfältig abgewogen werden.
Im Falle einer anaphylaktischen/anaphylaktoiden- oder schweren Überempfindlichkeitsreaktion ist die Anwendung sofort abzubrechen. Falls möglich, bereits appliziertes, polymerisiertes Produkt von der Operationsstelle entfernen. Im Fall einer anaphylaktischen Reaktion muss eine adäquate medizinische Behandlung und Massnahmen sofort verfügbar sein. Die derzeit gültigen Standardmassnahmen müssen angewandt werden. Bei einem Schock muss die geeignete medizinische Standardbehandlung eingeleitet werden.
Die Kleberprotein- und die Thrombinlösung von ARTISS werden aus humanem Plasma hergestellt. Standardmassnahmen zur Verhinderung von Infektionen, die sich durch den Einsatz von Arzneimitteln ergeben, die aus Blut oder Blutplasma hergestellt werden, schliessen die Auswahl der Spender und das Screening der einzelnen Spenden und Plasmapools auf spezifische Infektionsmarker sowie den Einsatz effektiver Schritte zur Inaktivierung/Entfernung von Viren im Herstellungsverfahren ein. Dennoch kann bei der Verabreichung von Arzneimitteln aus menschlichem Blut oder Blutplasma die Möglichkeit der Übertragung von Krankheitserregern nicht völlig ausgeschlossen werden. Dies gilt auch für bislang unbekannte oder neu aufgetretene Viren und andere Pathogene.
Die ergriffenen Sicherheitsmassnahmen werden als wirksam gegen umhüllte Viren wie z. B. HIV, HBV und HCV sowie gegen das unbehüllte Hepatitis A Virus (HAV) betrachtet.
Für Parvovirus B19 können die getroffenen Massnahmen von eingeschränktem Wert sein. Parvovirus B19 Infektionen können schwerwiegende Folgen für schwangere Frauen (fötale Infektion) und für Personen mit Immunmangelkrankheiten oder gesteigerter Erythropoiese (z. B. hämolytische Anämie) haben.
Es wird empfohlen, bei jeder Verabreichung von ARTISS Fibrinkleber an einen Patienten den Namen und die Chargennummer des Präparates zu dokumentieren, um einen Zusammenhang zwischen Patient und Produktcharge herzustellen.

Interaktionen

Es wurden keine Interaktionsstudien mit ARTISS durchgeführt.
Alkohol-, jod- oder schwermetallhaltige Lösungen interferieren wegen der Denaturierung von Proteinen oder anderen Mechanismen mit der Wirksamkeit des Präparates. Deshalb sollten solche Substanzen vor der Anwendung von ARTISS weitestmöglich entfernt werden.

Schwangerschaft, Stillzeit

Die Sicherheit der Anwendung von Fibrinklebern während der Schwangerschaft und Stillzeit wurde in kontrollierten klinischen Studien nicht untersucht.
Es liegen keine hinreichenden tierexperimentellen Studien zur Auswirkung auf Schwangerschaft, Embryonalentwicklung, Entwicklung des Fötus und/oder die postnatale Entwicklung vor. Daher, und weil ein Gehalt an Parvovirus B19 in ARTISS nicht kategorisch ausgeschlossen werden kann (siehe „Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen"), sollte das Medikament in der Schwangerschaft und während der Stillzeit nicht angewendet werden, es sein denn, dies ist eindeutig erforderlich.

Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen

Nicht zutreffend.

Unerwünschte Wirkungen

In seltenen Fällen können bei Patienten, die mit Fibrinkleber/Hämostatika behandelt werden, Überempfindlichkeitsreaktionen oder allergische Reaktionen auftreten (z. B. Angioödeme, Brennen und Stechen am Verabreichungsort, Bradykardie, Bronchospasmus, Schüttelfrost, Atemnot, Hautrötungen (Flush), generalisierte Urtikaria, Kopfschmerzen, Nesselsucht, Hypotonie, Lethargie, Übelkeit, Juckreiz, Ruhelosigkeit, Tachykardie, Engegefühl in der Brust, Kribbeln, Erbrechen, Stenoseatmung).
In Einzelfällen sind diese Reaktionen bis zur schweren Anaphylaxie fortgeschritten. Solche Reaktionen können besonders dann beobachtet werden, wenn das Präparat wiederholt oder bei Patienten angewendet wird, bei denen bereits früher eine Überempfindlichkeit gegenüber Aprotinin, Rinderproteine (siehe „Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen“) oder einen anderen Bestandteil des Präparats aufgetreten ist.
Selbst wenn eine erste Behandlung mit ARTISS gut vertragen wurde, kann eine weitere Anwendung des Präparats oder die systemische Anwendung von Aprotinin schwere anaphylaktische Reaktionen zur Folge haben.
In seltenen Fällen können sich Antikörper gegen Bestandteile des Fibrinklebers bilden. Intravaskuläre Verabreichung kann zu thromboembolischen Komplikationen führen, und es besteht ein Risiko anaphylaktischer Reaktionen.
Hinweise zur Sicherheit in Bezug auf übertragbare Erreger siehe „Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen“.
Die folgenden unerwünschten Arzneimittelwirkungen wurden in einer kontrollierten klinischen Studie bei 138 Patienten beobachtet, bei der ARTISS verwendet wurde, um Spalthautlappen-Transplantate auf exzidierten Brandwunden zu fixieren. Keines der Ereignisse wurde als schwerwiegend eingestuft.
Insgesamt 8 nicht schwerwiegende unerwünschte Ereignisse (UE) wurden vom Versuchsleiter auf die Verwendung von ARTISS zurückgeführt. Bei den 8 berichteten nicht schwerwiegenden UE handelte es sich in 5 Fällen um ein Versagen des Hauttransplantats: in 4 Fällen um eine Transplantatablösung/Nichthaften und in 1 Fall um eine Transplantatnekrose. Die Transplantatablösung kann bei 2 Patienten auf ein Überschreiten der maximalen Auftautemperatur (40 °C) bei der Zubereitung des Studienpräparats zurückzuführen sein. Bei den 3 übrigen nicht schwerwiegenden UE, die mit ARTISS in Verbindung gebracht wurden, handelt es sich in 2 Fällen um das Auftreten von Juckreiz und in 1 Fall um eine Hautzyste. Für die Transplantatnekrose und die 2 Fälle von Juckreiz, die mit ARTISS in Verbindung gebracht wurden, wurde jeweils mit gleichem Zeitpunkt des Einsetzens und gleichem Schweregrad ein entsprechendes UE an der Stelle berichtet, an der Metallklammern verwendet wurden. Das Auftreten der Transplantatnekrose, der 2 Fälle von Juckreiz und des 1 Falles einer Hautzyste ist daher sehr wahrscheinlich nicht auf ARTISS zurückzuführen, sondern gehört zu dem für eine Transplantatstelle erwarteten möglichen Verlauf, unabhängig von der Befestigungsmethode.
Insgesamt konnte durch die in dieser Studie erhobenen und ausgewerteten Daten die Unbedenklichkeit der Anwendung von ARTISS zur Befestigung von Hauttransplantaten (Sheets) bei Patienten mit Verbrennungen Grad IIb bis Grad III belegt werden.
Die Nebenwirkungen aus einer klinischen Studie mit 138 Patienten und aus der post-marketing Surveillance sowie die Häufigkeiten ihres Auftretens sind wie folgt:
Sehr häufig (³ 1/10), häufig (³ 1/100 bis <1/10), gelegentlich (³ 1/1,000 bis <1/100), selten (³ 1/10,000 bis <1/1,000), sehr selten (< 1/10,000), unbekannt (kann anhand der vorhandenen Daten nicht geschätzt werden).
Klinische Studie
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes
Gelegentlich: Hautzyste
Häufig: Juckreiz
Verletzung, Vergiftung und durch Eingriffe bedingte Komplikationen
Häufig: Versagen des Hauttransplantats.
Post-Marketing Surveillance
Gefässerkrankungen
Unbekannt: Luftembolie: wie mit anderen Fibrinklebern sind bei der Verwendung von Druckgas oder Druckluft lebensbedrohliche/tödliche Luft- oder Gasembolien aufgetreten. Diese Ereignisse scheinen mit einer unsachgemässen Anwendung von Sprühgeräten im Zusammenhang zu stehen (z. B. mit einem höheren Druck als empfohlen und in unmittelbarer Nähe der Gewebsoberfläche).
Klasseneffekte
Die im Folgenden aufgeführten Nebenwirkungen sind mit Fibrinklebern/Hämostatika assoziert.
Erkrankungen des Immunsystems
Anaphylaktische Reaktionen inklusive anaphylaktischer Schock, Überempfindlichkeitsreaktionen, welche sich durch Reizung an der Applikationsstelle, Brustkorbbeschwerden, Schüttelfrost, Kopfschmerz, Lethargie, Unruhe und Erbrechen manifestieren können.
Herzerkrankungen
Bradykardie, Tachykardie
Gefässerkrankungen
Hypotonie, Hämatom NOS
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinum
Dyspnoe, Bronchospasmus
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Übelkeit
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes
Urtikaria, Angioödem
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
Flush, gestörte Heilung, Ödem, Fieber
Verletzung, Vergiftung und durch Eingriffe bedingte Komplikationen
Serom
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.

Überdosierung

ARTISS sollte nur als dünne Schicht aufgetragen werden. Zu dicke Fibrinschichten können einen Einfluss auf die Wirksamkeit des Produktes und auf die Wundheilung haben (siehe „Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen).

Eigenschaften/Wirkungen

ATC-Code
B02BC30lokale Hämostatika
Wirkungsmechanismus
ARTISS kann Nähte oder Klammern ersetzen, wenn es zur Befestigung von Hauttransplantaten auf Verbrennungsflächen oder anderen Wundflächen verwendet wird. ARTISS kann eingesetzt werden, um Nähte und Klammern für Hautlappen zu unterstützen bei Fällen, wo bei Nähten/Klammern unzureichende Ergebnisse hinsichtlich postoperativer Hämatome oder Serome erwartet werden.
Die Fibrinklebung imitiert die letzte Phase der Blutgerinnung. Fibrinogen wird durch Aufspaltung in Fibrinmonomere und Fibrinpeptide in Fibrin umgewandelt. Die Fibrinmonomere bilden durch Aggregation ein Fibringerinnsel.
Bei fortschreitender Wundheilung wird durch Plasmin und durch die Entstehung von Fibrinabbauprodukten eine erhöhte fibrinolytische Aktivität initiiert. Dieser proteolytische Abbau von Fibrin wird durch Antifibrinolytika gehemmt. Aprotinin ist als Antifibrinolytikum, um einen verfrühten Abbau des Clots zu verhindern, in ARTISS enthalten.
Pharmakodynamik
Keine Angaben.
Klinische Wirksamkeit
Die Fixierung von Spalthauttransplantaten auf Verbrennungswunden mit ARTISS wurde in einer prospektiven, randomisierten, kontrollierten klinischen Multizenterstudie untersucht. Nach Exzision der Wunden wurden bei jedem der 138 Patienten 2 vergleichbare Testorte bestimmt. An einem Testort wurde das Transplantat mit ARTISS fixiert, an dem anderen Testort wurde das Transplantat mit Metallklammern (Kontrolle) befestigt.
Von den 138 behandelten Patienten, waren 94 (68,1 %) männlich und 44 (31,9 %) weiblich. Das Durchschnittsalter war 30,8 (SD ± 17,6) Jahre; 19 (13,8 %) Patienten waren ≤ 6 Jahre alt, 21 (15,2 %) Patienten waren 7 bis 18 Jahre alt, und 98 (71,0 %) waren über 18 Jahre alt. Die mittlere geschätzte Gesamtkörperoberfläche (TBSA) für alle Verbrennungswunden war 13,6 % (SD ± 9,2 %). Die durchschnittliche geschätzte TBSA welche eine Transplantation erforderte war 8,0 % (SD ± 6,9 %). Die mittlere geschätzte TBSA für die ARTISS Testorte war 1,7 ± 0,8 % und für die geklammerten Testorte 1,7 ± 0,7 %. Die Verbrennungen wurden in 106 (76,8 %) von den 138 behandelten Patienten als drittgradig und in 32 (23,2 %) Patienten als tief zweitgradig klassifiziert. Das mittlere applizierte Volumen war 2,7 ± 1,9 ml (Bereich: 0,2 bis 12,0 ml). Die mittlere behandelte Oberfläche war 166 ± 95,0 cm2 (Bereich 26,1 bis 602 cm2). Das mittlere berechnete Dosierungsvolumen war 1,8 ± 1,1 ml/100 cm2 (Bereich: 0,2 bis 6,0 ml/100 cm2).
Die Sicherheitspopulation beinhaltete alle 138 behandelte Patienten; bei 11 Patienten erfolgte jedoch keine Beurteilung des primären Endpunktes, so dass die modifizierte „Intent-to-treat Population“ (ITT) aus 127 Patienten bestand. Am Tag 28 wurde in 43,3 % der ARTISS Testorte und in 37,0 % der geklammerten Testorte der 127 ITT Patienten ein vollständiger Wundverschluss erreicht. Die untere Grenze des 97,5 % Konfidenzintervalls der Differenz zwischen ARTISS und den Klammern war -0,029. Ein ähnliches Resultat wurde mit der „Per Protocol“ (PP) Population erhalten: ein vollständiger Wundverschluss am Tag 28 wurde in 45,3 % der ARTISS Testorte und 39,6 % in den geklammerten Testorte der 106 PP Patienten erreicht. Die untere Grenze des 97,5 % Konfidenzintervalls der Differenz zwischen ARTISS und den Klammern war -0.041.
ARTISS erwies sich in Bezug auf den vollständigen Wundverschluss am Tag 28 bei Anwendung eines einseitigen Konfidenzintervalls von 97,5 % als nicht unterlegen gegenüber Metallklammern in den ITT und PP Populationen, da die untere Grenze des Konfidenzintervalls der Differenz der Erfolgsrate zwischen ARTISS und Metallklammern grösser war als die vorgegebene Grenze von -0,1.

Pharmakokinetik

Eine intravaskuläre Verabreichung ist kontraindiziert. Folglich wurden keine pharmakokinetischen Studien zur intravaskulären Anwendung beim Menschen durchgeführt.
Absorption
Keine Angaben.
Distribution
Keine Angaben.
Metabolismus
Der Fibrinkleber wird wie körpereigenes Fibrin mittels Fibrinolyse und Phagozytose metabolisiert.
Elimination
Keine Angaben.
Kinetik spezieller Patientengruppen
Keine Angaben.

Präklinische Daten

ARTISS mit (bovinem oder synthetischem) Aprotinin hat sich in In-vivo-Studien inklusive solcher zur Wundheilung bei Ratten und Kaninchen als gut verträglich erwiesen.
In humanen Fibroblasten-Kulturen zeigte die Kleberproteinlösung von ARTISS hervorragende Zellkompatibilität bei fehlender Zytotoxizität. Darüber hinaus konnte in geeigneten Invitro-Tests keine Mutagenität nachgewiesen werden.
Subkutane akute Toxizitätsstudien an Ratten und Kaninchen zeigten keine akute Toxizität von ARTISS bei guter lokaler Verträglichkeit. Synthetisches und bovines Aprotinin wurden selbst nach einmaliger intravenöser und paravenöser Applikation sehr hoher Dosen (bis 1‘500‘000 IU/kg bei Ratte oder Maus) toleriert. Die beobachteten No-Observed Adverse-Event-Effect Level wurden mit < 100‘000 IU/kg (Maus) und < 200‘000 IU/kg (Ratte) bestimmt. In geeigneten Meerschweinchen-Modellen gab es weder Anzeichen für sensibilisierendes noch für anaphylaktisches Potential von synthetischem oder bovinem Aprotinin.
Basierend auf einer systematischen Literaturanalyse können auf für ARTISS verwendeten Lösungsmitteln/Detergentien/Reagentien beruhende Nebenwirkungen oder Toxizitäten ausgeschlossen werden.

Sonstige Hinweise

Inkompatibilitäten
ARTISS darf nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt werden.
Oxidierte Cellulose-haltige Präparate können die Wirksamkeit von ARTISS vermindern und sollten deshalb nicht als Trägermaterial eingesetzt werden.
Alkohol-, jod- oder schwermetallhaltige Lösungen interferieren wegen der Denaturierung von Proteinen oder anderen Mechanismen mit der Wirksamkeit des Präparates. Lässt sich deren Verwendung nicht vermeiden, so sind etwaige Reste vor Beginn der Klebung möglichst vollständig zu entfernen.
Haltbarkeit
ARTISS darf nur bis zu dem auf dem Behälter mit „Exp.’’ bezeichneten Datum verwendet werden.
Besondere Lagerungshinweise
Tiefgekühlt bei £ -20 °C lagern. Die Kühlkette bis zur Anwendung nicht unterbrechen.
In der Originalverpackung aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.
Für Kinder unerreichbar aufbewahren!
Ungeöffnete, bei Raumtemperatur aufgetaute Beutel können bei kontrollierter Raumtemperatur (nicht über +25 °C) bis zu 14 Tage gelagert werden.
Nach dem Auftauen darf das Präparat nicht wieder eingefroren oder im Kühlschrank gelagert werden.
Hinweise für die Handhabung
Allgemeines
Vor der Anwendung von ARTISS alle Körperteile ausserhalb der zu behandelnden Fläche sorgfältig abdecken, um eine Gewebeadhäsion an einer unerwünschten Stelle zu vermeiden.
Um zu vermeiden, dass ARTISS an Handschuhen und Instrumenten anhaftet, diese vor dem Kontakt mit Kochsalzlösung anfeuchten.
Als Richtlinie zur Klebung von Flächen gilt: 1 Packung ARTISS 2 ml (d. h. 1 ml Kleberproteinlösung plus 1 ml Thrombinlösung) reicht für eine Fläche von mindestens 10 cm².
Beim Aufsprühen von ARTISS reicht dieselbe Menge aus, um deutlich grössere Flächen zu bedecken, je nach der spezifischen Indikation und dem individuellen Fall.
Die erforderliche Menge von ARTISS ist von der Grösse der zu bedeckenden Fläche abhängig. Die ungefähren Abmessungen der durch die einzelnen Packungsgrössen von ARTISS abgedeckten Flächen sind in der folgenden Tabelle aufgeführt:

Maximale Abmessungen der unter Verwendung von Druckgas zu klebender Fläche

Erforderliche Packungsgrösse

100 cm²
200 cm²

2 ml
4 ml

Vorbereitung und Rekonstitution
Die Kleberproteinlösung und die Thrombinlösung sind in einer Doppelkammerspritze zum Einmalgebrauch enthalten. An den Konussen der Doppelkammer-Fertigspritze befindet sich eine Verschlusskappe und jede Spritzenhalterung ist mit einem Silikongummiverschluss verschlossen. Die gesamte Einheit wird unter aseptischen Bedingungen hermetisch in zwei sterilisierte Kunststoffumhüllungen eingesiegelt. Die innere Umhüllung und deren Inhalt sind bei unbeschädigter äusserer Verpackung steril.
Es wird empfohlen, die beiden Kleberkomponenten unter Verwendung eines sterilen Wasserbads bei einer Temperatur von 33 °C bis37 °C aufzutauen und zu erwärmen. Die Temperatur von 37 °C darf hierbei nicht überschritten werden. Um den vorgegebenen Temperaturbereich zu gewährleisten, sollte die Wassertemperatur mittels eines Thermometers überwacht und das Wasser gegebenenfalls gewechselt werden. Bei Verwendung eines sterilen Wasserbades zum Auftauen und Erwärmen sollte die Doppelkammer-Fertigspritze aus den Kunststoffumhüllungen entnommen werden.
Die Spritzenverschlusskappe sollte erst nach dem vollständigen Auftauen und wenn das Verbindungsstück zum Aufstecken bereit ist, entfernt werden.
ARTISS erst verwenden, wenn das Präparat vollständig aufgetaut und erwärmt ist (flüssige Konsistenz).
Das Auftauen und Erwärmen der Fertigspritzen können nach einer der 4 folgenden Verfahren vorgenommen werden.
1. Schnelles Auftauen/Erwärmen (steriles Wasserbad) – empfohlene Methode
Es wird empfohlen die Fertigspritze in einem sterilen Wasserbad bei 33 °C bis 37 °C aufzutauen und zu erwärmen. Das Wasserbad darf eine Temperatur von 37 °C nicht überschreiten. Um den angegebenen Temperaturbereich zu überwachen, kontrollieren Sie die Wassertemperatur mit einem Thermometer und wechseln Sie das Wasser bei Bedarf.
Den inneren Beutel in den Sterilbereich bringen, die Fertigspritze aus dem Innenbeutel entnehmen und direkt in das sterile Wasserbad legen. Sicherstellen, dass der Inhalt der Fertigspritze vollständig in das Wasser eingetaucht ist.
Tabelle 1: Auftau- und Erwärmungszeiten im sterilen Wasserbad bei 33 °C bis maximal 37 °C

Packungsgrösse

Mindestzeit für Auftauen und Erwärmen
auf 33 °C bis maximal 37 °C im sterilen Wasserbad
(Präparat ohne Beutel)

2 ml

5 Minuten

4 ml

5 Minuten

2. Auftauen/Erwärmen in einem nicht sterilen Wasserbad
Als Alternative kann das Präparat ausserhalb des sterilen Bereichs unter Verwendung eines nicht sterilen Wasserbads aufgetaut werden.
Hierzu die Fertigspritze in den beiden Beuteln belassen und für die entsprechende Dauer in ein Wasserbad ausserhalb des Sterilbereiches legen (siehe Tabelle 2). Sicherstellen, dass die Beutel während der gesamten Auftaudauer in das Wasser eingetaucht bleiben. Nach dem Auftauen aus dem Wasserbad entnehmen, den Aussenbeutel trocknen und den Innenbeutel mit der Fertigspritze in den Sterilbereich bringen.
Tabelle 2: Auftau- und Erwärmungszeiten ausserhalb des Sterilbereiches in einem nicht sterilen Wasserbad bei 33 °C bis maximal 37 °C

Packungsgrösse

Mindestzeit für Auftauen und Erwärmen auf
33°C bis maximal 37°C im
nicht sterilen Wasserbad
(Präparat in Beuteln)

2 ml

15 Minuten

4 ml

20 Minuten

3. Auftauen und Erwärmen in einem Inkubator
Alternativ können die Kleberkomponenten auch in einem Inkubator bei einer Temperatur zwischen 33 °C und 37 °C aufgetaut und erwärmt werden. Die jeweiligen Auftau- und Erwärmungszeiten im Inkubator sind in Tabelle 3 angegeben. Die Angaben beziehen sich auf das Präparat in den Beuteln (Kunststoffumhüllungen).
Hierzu die Fertigspritze in den beiden Beuteln belassen und für die entsprechende Dauer in einen Inkubator ausserhalb des Sterilbereiches legen (siehe Tabelle 3).
Nach dem Auftauen/Erwärmen aus dem Inkubator entnehmen, den Aussenbeutel entfernen und den Innenbeutel mit der Fertigspritze in den Sterilbereich bringen.
Tabelle 3: Auftau- und Erwärmungszeiten im Inkubator bei 33 °C bis maximal 37 °C

Packungsgrösse

Mindestzeit für Auftauen und Erwärmen auf
33 °C bis maximal 37 °C im Inkubator
(Präparat in Beuteln)

2 ml

40 Minuten

4 ml

50 Minuten

4. Auftauen bei Raumtemperatur (nicht über +25 °C) gefolgt von einem zusätzlichen Erwärmen vor der Anwendung in einem Inkubator auf 33 °C bis 37 °C
Das Präparat kann bei Raumtemperatur aufgetaut werden. In Tabelle 4 sind die erforderlichen Mindestzeiten für das Auftauen bei Raumtemperatur aufgeführt.
Das Präparat kann in beiden Beuteln maximal 14 Tage bei Raumtemperatur gelagert werden.
Wird das Präparat bei Raumtemperatur aufgetaut, muss es direkt vor der Anwendung zusätzlich in einem Inkubator auf 33 °C bis 37 °C erwärmt werden. Die jeweils erforderliche Auftaudauer im Inkubator ist ebenfalls in Tabelle 4 angegeben.
Tabelle 4: Auftau- und Erwärmungszeiten bei Raumtemperatur (RT) mit anschliessender zusätzlicher Erwärmung vor der Anwendung in einem Inkubator bei 33 °C bis maximal 37 °C

Packungsgrösse

Mindestzeiten für Auftauen bei Raumtemperatur
(nicht über 25 °C)
gefolgt von einem zusätzlichen Erwärmen im Inkubator bei 33 °C bis maximal 37 °C vor Anwendung
(Präparat in Beuteln)

Auftauen bei Raumtemperatur
(nicht über 25 °C)

Erwärmen im Inkubator
(33 °C – 37 °C)

2 ml

80 Minuten

+11 Minuten

4 ml

90 Minuten

+13 Minuten

Wenn ARTISS auf 33 °C bis 37 °C aufgewärmt wurde, kann das Produkt bis zu 4 Stunden aufbewahrt werden.
Hinweis:
–Von einem Auftauen in der Hand ist abzusehen.
–Nicht in der Mikrowelle erwärmen.
–Nach dem Auftauen nicht wieder im Kühlschrank lagern oder einfrieren.
Haltbarkeit nach dem Auftauen
Nach dem Auftauen und Erwärmen (bei einer Temperatur zwischen 33 °C bis 37 °C, Methoden 1, 2, 3) kann ARTISS bis zu maximal 4 Stunden bei 33 °C bis 37 °C aufbewahrt werden.
Bei Raumtemperatur aufgetaute ungeöffnete Beutel (Methode 4) können bei kontrollierter Raumtemperatur (nicht über +25 °C) bis zu 14 Tage gelagert werden. Wird das Präparat nicht innerhalb von 14 Tagen nach dem Auftauen verwendet, muss es verworfen werden. Unmittelbar vor Gebrauch auf 33 °C bis 37 °C erwärmen.
Handhabung nach dem Auftauen/vor der Anwendung
Um eine optimale Vermischung der beiden Lösungen und eine optimale Verfestigung des Fibrinklebers zu erzielen, müssen die beiden Kleberkomponenten bis unmittelbar zur Anwendung auf 33 °C bis 37 °C erwärmt werden. Die Temperatur von 37 °C darf jedoch in keinem Fall überschritten werden!
Die Kleberproteinlösung und die Thrombinlösung sollten klar bis leicht opaleszierend sein. Lösungen, die trüb sind oder Ablagerungen aufweisen, nicht verwenden. Die aufgetauten Präparate vor der Anwendung visuell auf Schwebstoffe und Verfärbungen überprüfen.
Die aufgetaute Kleberproteinlösung sollte eine leicht viskose Flüssigkeit sein. Wenn die Lösung die Konsistenz eines verfestigten Gels aufweist, ist davon auszugehen, dass sie denaturiert wurde (z. B. aufgrund einer Unterbrechung der Kühlkette oder durch Überhitzen während des Erwärmens). In diesem Fall darf ARTISS nicht angewendet werden.
ARTISS erst verwenden, wenn das Präparat vollständig aufgetaut und erwärmt ist (flüssige Konsistenz).
Die Schutzkappe der Spritze sollte erst nach dem vollständigen Auftauen und unmittelbar vor der Anwendung, wenn das Verbindungsstück zum Aufstecken bereit ist, entfernt werden.
Um das Entfernen der Spritzenkappe von der Spritze zu erleichtern, die Spritzenkappe vor- und zurückbewegen und die Spritzenkappe dann von der Spritze ziehen.
Zu weiteren Anweisungen für die Vorbereitung bitte das zuständige Krankenpflegepersonal oder den Arzt befragen.
Verabreichung
Für die Applikation die Doppelkammer-Fertigspritze mit der Kleberproteinlösung und der Thrombinlösung mit einem Anschluss-Stück und einer Applikationskanüle verbinden. Sämtliche dafür benötigte Elemente befinden sich im doppelt steril verpackten Applikationshilfen-Set.
Der gemeinsame Kolben der Doppelkammer-Fertigspritze stellt sicher, dass gleiche Mengen der beiden Kleberkomponenten über das Anschluss-Stück in die Applikationskanüle gelangen, wo sie durchmischt und anschliessend aufgetragen werden.
Gebrauchsanweisung für die PRIMA Spritze

1.Die gesamte Luft aus der Spritze drücken, bevor Applikationshilfen angeschlossen werden.
2.Das Anschluss-Stück ausrichten und seitlich an der Spritze am Loch für die Sicherungslasche befestigen.
3.Die Konusse der Doppelkammer-Fertigspritze mit dem Anschluss-Stück verbinden. Dabei auf festen Halt achten. Das Anschluss-Stück mit der Befestigungslasche an der Doppelkammer-Fertigspritze fixieren.Sollte die Befestigungslasche reissen, das mitgelieferte Ersatz-Anschluss-Stück verwenden. Sollte kein Ersatz-Anschluss-Stück vorhanden sein, kann das System trotzdem verwendet werden, sofern sorgfältig darauf geachtet wird, dass die Verbindung festsitzt und dicht ist.
Die zurückbleibende Luft im Anschluss-Stück NICHT herausdrücken.
4.Eine Applikationskanüle auf das Anschluss-Stück stecken. Die Luft im Anschluss-Stück und in der Applikationskanüle ERST bei der eigentlichen Applikation mit herausdrücken, da sonst die Applikationskanüle verstopfen könnte.
Anwendung
Vor dem Aufbringen von ARTISS muss die Wundoberfläche mittels Standardtechniken (z. B. intermittierende Anwendung von Kompressen, Tupfern, Anwendung von Saugern) getrocknet werden. Zum Trocknen keine Druckluft und kein Gas verwenden.
Unmittelbar vor der Anwendung sollten die ersten Tropfen von der Applikationskanüle ausgeschieden und verworfen werden, um die Anwendung von einem ausreichend vermischten Präparates sicherzustellen.
Die gemischte Kleberprotein-Thrombin-Lösung auf die zu behandelnde Oberfläche oder auf die Flächen der zu verklebenden Teile durch langsames Hinunterdrücken des Kolbens von hinten auftragen.
Bei chirurgischen Eingriffen, die das Auftragen eines minimalen Volumens des Fibrinklebers verlangen, wird empfohlen, die ersten Tropfen des Produkts herauszudrücken und zu verwerfen.
Nach Auftragen von ARTISS mindestens 3 Minuten vergehen lassen, um eine ausreichende Polymerisation zu erzielen.
Hinweis
Wenn die Applikation der Fibrinkleberkomponenten unterbrochen wird, kann es zu einer Verstopfung der Kanüle kommen. Die Applikationskanüle in diesem Falle erst unmittelbar vor der Fortsetzung der Applikation gegen eine neue austauschen. Sollten die Austrittsöffnungen des Anschluss-Stücks verstopft sein, das mitgelieferte Ersatz-Anschluss-Stück verwenden.
Bei grösseren Flächen das Präparat unter Verwendung des Spray-Sets auftragen.
Die Applikation kann auch mit anderem von BAXTER erhältlichem Zubehör erfolgen, das speziell beispielsweise für die minimal-invasive Chirurgie oder die Applikation auf grosse oder schwer zugängliche Flächen geeignet ist. Beim Einsatz der Applikationshilfen genau nach Bedienungsanleitung vorgehen.
Sprühapplikation
Wird ARTISS mit Hilfe eines Sprühgeräts aufgetragen, muss sichergestellt werden, dass der Druck und der Gewebeabstand innerhalb der folgenden, vom Hersteller empfohlenen Bereiche liegen:

Empfohlener Druck, Gewebeabstand und Sprühgeräte für die Applikation von ARTISS

Zu verwenden-des Sprühset

Zu verwendende Applikationshilfe

Zu verwendender Druckregler

Empfohlener Abstand vom Zielgewebe

Empfohlener Sprühdruck

Offene Operations-wunden am Unterhautzell-gewebe

Tisseel/
Artiss
Spray Set

n. z.

EasySpray

10–15 cm

1,5-2,0 bar
(21,5-28,5 psi)

Tisseel/
Artiss Spray Set 10er-Pack

n. z.

EasySpray

Beim Aufsprühen von ARTISS sollen Änderungen von Blutdruck, Puls, Sauerstoffsättigung und endexspiratorischem CO2 überwacht werden, da die Möglichkeit einer Luft- oder Gasembolie besteht (siehe „Dosierung/Anwendung“ und „Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen“).

Zulassungsnummer

58’618 (Swissmedic)

Packungen

ARTISS 2 ml: enthält 1 ml Kleberprotein-Lösung und 1 ml Thrombin-Lösung (B)
ARTISS 4 ml: enthält 2 ml Kleberprotein-Lösung und 2 ml Thrombin-Lösung (B)
1 Doppelkammer-Fertigspritze (aus Polypropylen) mit tiefgefrorener Kleberprotein-Lösung und Thrombin-Lösung in einer vorgefüllten Doppelkammer-Fertigspritze, mit einer Schutzkappe verschlossen, verpackt in 2 Beuteln zusammen mit einem Applikationshilfen-Set, bestehend
aus 2 Anschluss-Stücken und 4 Applikationskanülen.
Die Applikationshilfen-Sets sind nur zum Einmalgebrauch bestimmt. Sie dürfen nicht erneut sterilisiert werden!
Weiteres Zubehör für die Applikation des Produktes kann über BAXTER bezogen werden.

Zulassungsinhaberin

Baxter AG, 8152 Opfikon

Stand der Information

Oktober 2021