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Palexia® retard
Grünenthal Pharma AG

Zusammensetzung

Wirkstoffe
Tapentadol.
Hilfsstoffe
Tablettenkern
Hypromellosum 100,000 mPa·s, Cellulosum microcristallinum, Silica colloidalis anhydrica, Magnesii stearas,
Tablettenüberzug
Hypromellosum 6 mPa·s, Lactosum monohydricum, (Palexia retard 25 mg: 1.4 mg, Palexia retard 50 mg, 100 mg 150 mg, 200 mg, 250 mg: 3.185 mg) Talcum, Macrogolum 400 (Palexia retard 25 mg), Macrogolum 6000, Propylenglycolum (Palexia retard 50 mg, 100 mg, 150 mg, 200 mg, 250 mg), E171, E172 flavum (Palexia retard 25 mg, 100 mg, 150 mg, 200 mg, 250 mg), E172 rubrum (Palexia retard 25 mg, 150 mg, 200 mg, 250 mg), E172 nigrum (Palexia retard 250 mg).

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Palexia retard ist ein gemischtes Analgetikum, µ-Opioidrezeptor-Agonist und Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer, indiziert zur Behandlung von mittelstarken bis starken prolongierten Schmerzen bzw. bei ungenügender Wirksamkeit nicht-opioider Analgetika.

Dosierung/Anwendung

Wie bei den meisten zentral wirksamen Analgetika sollte die Dosierung individuell dem Schweregrad der zu behandelnden Schmerzen, der bisherigen Behandlungserfahrung und der Möglichkeit, den Patienten zu überwachen, angepasst werden.
Palexia retard sollte zweimal täglich eingenommen werden, ungefähr alle 12 Stunden.
Behandlungsziele und Unterbrechung der Behandlung
Vor Beginn der Behandlung mit Palexia retard sollte in Übereinstimmung mit den Leitlinien für die Schmerzbehandlung mit dem Patienten eine Behandlungsstrategie vereinbart werden, die die Behandlungsdauer und die Behandlungsziele umfasst.
Während der Behandlung sollte ein regelmässiger Kontakt zwischen Arzt und Patient bestehen, um die Notwendigkeit einer Fortsetzung der Behandlung zu beurteilen, ein Absetzen des Arzneimittels in Erwägung zu ziehen und gegebenenfalls die Dosierung anzupassen. Wenn ein Patient die Behandlung mit Palexia retard nicht länger benötigt, kann es ratsam sein, die Dosis schrittweise zu reduzieren, um Entzugserscheinungen zu vermeiden (siehe Rubrik «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»). Bei unzureichender Schmerzkontrolle sollte die Möglichkeit einer Gewöhnung (Toleranz) und eines Fortschreitens der Grunderkrankung in Betracht gezogen werden (siehe Rubrik «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Nach einem plötzlichen Abbruch der Behandlung mit Tapentadol können Entzugssymptome auftreten (siehe Rubrik «Unerwünschte Wirkungen»).
Therapiebeginn
a) Therapiebeginn bei Patienten, die derzeit keine Opioidanalgetika einnehmen
Die Patienten sollten die Behandlung mit einer Einfachdosis von 50 mg Tapentadol beginnen, die zweimal täglich eingenommen werden.
b) Therapiebeginn bei Patienten, die derzeit Opioidanalgetika einnehmen
Wenn von Opioiden zu Palexia retard gewechselt und die Anfangsdosis gewählt wird, sollten die Art, die Anwendung und die mittlere Tagesdosis der vorhergehenden Medikation berücksichtigt werden. Verglichen mit Patienten, die derzeit noch keine Opioidanalgetika eingenommen haben, kann möglicherweise eine höhere Initialdosis von Palexia retard notwendig sein.
Einstellung und Erhaltungsdosis
Nach Therapiebeginn sollte die Dosis individuell so eingestellt werden, dass eine adäquate Analgesie erreicht wird und die Nebenwirkungen unter engmaschiger Überwachung des verschreibenden Arztes minimiert werden.
Die Erfahrung aus klinischen Prüfungen hat gezeigt, dass ein Einstellungsschema in Schritten von 50 mg Tapentadol zweimal täglich alle 3 Tage geeignet ist, um adäquate Schmerzkontrolle in der Mehrheit der Patienten zu erreichen. Für die individuelle Dosierungseinstellung kann auch 25 mg Tapentadol als Retardtablette eingesetzt werden.
Gesamttagesdosen von Palexia retard grösser als 500 mg Tapentadol wurden bisher nicht untersucht und werden daher nicht empfohlen.
Eingeschränkte Nierenfunktion
Bei Patienten mit leicht oder mässig eingeschränkter Nierenfunktion ist eine Dosisanpassung nicht erforderlich (siehe Rubrik «Pharmakokinetik»).
Bei Patienten mit stark eingeschränkter Nierenfunktion wurden mit Palexia retard keine kontrollierten Wirksamkeitsstudien durchgeführt. Daher wird eine Anwendung in dieser Patientengruppe nicht empfohlen (siehe Rubriken «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen» und «Pharmakokinetik»).
Eingeschränkte Leberfunktion
Bei Patienten mit leicht eingeschränkter Leberfunktion ist eine Dosisanpassung nicht erforderlich (siehe Rubrik «Pharmakokinetik»).
Bei Patienten mit mässig eingeschränkter Leberfunktion sollte Palexia retard vorsichtig angewendet und die Behandlung initial mit der kleinsten erhältlichen Dosisstärke, d.h. 25 mg/50 mg Tapentadol begonnen werden. Die Einnahme sollte nicht häufiger erfolgen als einmal alle 24 Stunden. Zu Beginn der Therapie wird eine tägliche Dosis von mehr als 50 mg Palexia retard nicht empfohlen. Die weitere Behandlung sollte möglichst verträglich sein und zugleich die Analgesie aufrechterhalten. (siehe Rubriken «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen» und «Pharmakokinetik»).
Palexia retard wurde an Patienten mit stark eingeschränkter Leberfunktion nicht untersucht. Daher sollte Tapentadol dieser Patientengruppe nicht verabreicht werden (siehe Rubriken «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen» und «Pharmakokinetik»).
Ältere Patienten (ab 65 Jahren)
Im Allgemeinen ist eine Dosisanpassung bei älteren Patienten nicht erforderlich. Da bei älteren Patienten jedoch eher eine eingeschränkte Nieren- oder Leberfunktion vorliegt, sollte die Dosis vorsichtig gewählt werden (siehe Rubrik «Pharmakokinetik»).
Kinder und Jugendliche
Palexia retard wird nicht empfohlen für die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren aufgrund des Fehlens von Daten zur Unbedenklichkeit und Wirksamkeit.
Art der Anwendung
Palexia retard ist ungeteilt und unzerkaut mit ausreichend Flüssigkeit einzunehmen. Palexia retard kann mit oder ohne Nahrung eingenommen werden.
Die Tablettenmatrix könnte nicht vollständig verdaut worden sein und sie kann deshalb im Stuhl ganz oder teilweise wiedergefunden werden. Allerdings hat die Ausscheidung der Tablettenmatrix keine klinische Relevanz, da der Wirkstoff der Tablette bereits daraus aufgenommen wurde.

Kontraindikationen

Palexia retard ist kontraindiziert
·bei Patienten mit einer Überempfindlichkeit gegen Tapentadol oder einen sonstigen Bestandteil (siehe Rubrik «Zusammensetzung»)
·in Situationen, in denen Arzneimittel mit µ-Opioidrezeptor-Agonismus kontraindiziert sind, wie z.B. bei Patienten mit ausgeprägter Atemdepression (in nicht überwachten Situationen oder bei fehlender Reanimationsausrüstung) und bei Patienten mit akutem oder starkem Bronchialasthma oder Hyperkapnie
·bei Patienten mit bestehendem oder Verdacht auf paralytischen Ileus
·bei Patienten mit akuter Intoxikation durch Alkohol, Schlafmittel (Hypnotika), zentral wirksamen Analgetika oder psychotropen Substanzen (siehe Rubrik «Interaktionen»)
·bei Patienten, die MAO-Hemmer erhalten, oder in den letzten 14 Tagen eingenommen haben (siehe Rubrik «Interaktionen»)

Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen

Palexia retard weist wie andere Arzneimittel mit µ-Opioidrezeptor-Agonismus ein Missbrauchspotenzial auf.
Arzneimittelabhängigkeit und Missbrauchspotenzial
Unter der wiederholten Anwendung von Opioiden kann sich eine Toleranzentwicklung und physische und/oder psychische Abhängigkeit entwickeln. Nach Anwendung von Opioiden kann eine iatrogene Abhängigkeit auftreten. Palexia retard kann wie andere Opioide missbraucht werden, und alle Patienten, die Opioide erhalten, sind auf Anzeichen von Missbrauch und Sucht zu überwachen. Patienten mit erhöhtem Risiko für Opioid-Missbrauch können dennoch angemessen mit Opioiden behandelt werden, diese Patienten müssen jedoch zusätzlich auf Anzeichen von Falschanwendung, Missbrauch oder Sucht überwacht werden. Die wiederholte Anwendung von Palexia retard kann zu einer Opioidgebrauchsstörung führen. Missbrauch oder absichtliche Falschanwendung von Palexia retard kann Überdosierung und/oder Tod zur Folge haben. Das Risiko für die Entwicklung einer Opioidgebrauchsstörung ist erhöht bei Patienten mit Substanzgebrauchsstörungen (einschliesslich Alkoholgebrauchsstörung) in der persönlichen oder familiären (Eltern oder Geschwister) Vorgeschichte, bei Rauchern oder bei Patienten mit anderen psychischen Erkrankungen (z.B. Major Depression, Angststörungen und Persönlichkeitsstörungen) in der Anamnese. Die Patienten müssen auf Anzeichen eines Suchtverhaltens (drug-seeking behaviour) überwacht werden (z.B. zu frühe Nachfrage nach Folgerezepten). Hierzu gehört auch die Überprüfung von gleichzeitig angewendeten Opioiden und psychoaktiven Arzneimitteln (wie Benzodiazepinen). Bei Patienten mit Anzeichen und Symptomen einer Opioidgebrauchsstörung sollte die Konsultation eines Suchtspezialisten in Betracht gezogen werden.
Atemdepression
Wie bei allen Opioiden besteht ein Risiko für eine klinisch relevante Atemdepression im Zusammenhang mit der Anwendung von Palexia retard. Eine Atemdepression kann, wenn sie nicht sofort erkannt und behandelt wird, zu Atemstillstand und Tod führen. Die Behandlung einer Atemdepression umfasst je nach klinischem Zustand des Patienten eine engmaschige Beobachtung, unterstützende Massnahmen und die Verabreichung von Opioidantagonisten. Eine schwerwiegende, lebensbedrohliche oder tödliche Atemdepression kann zu jedem Zeitpunkt der Therapie auftreten, das Risiko ist zu Beginn der Therapie oder nach einer Dosiserhöhung am grössten.
Schlafbezogene Atmungsstörungen
Opioide können schlafbezogene Atemstörungen einschliesslich zentraler Schlafapnoe (ZSA) und schlafbezogener Hypoxämie verursachen. Die Anwendung von Opioiden geht mit einer dosisabhängigen Erhöhung des Risikos für eine zentrale Schlafapnoe einher. Bei Patienten, mit zentraler Schlafapnoe sollte eine Verringerung der Opioid-Gesamtdosis in Betracht gezogen werden.
Gleichzeitige Anwendung mit zentral dämpfenden Substanzen
Die gleichzeitige Anwendung von Opioiden mit Benzodiazepinen oder anderen zentral dämpfenden Substanzen kann zu starker Sedierung, Atemdepression, Koma und Tod führen. Aufgrund dieser Risiken dürfen Opioide und Benzodiazepine oder andere zentral dämpfende Arzneimittel nur an Patienten, für die keine alternative Behandlungsoption in Frage kommt, begleitend verabreicht werden. Wird entschieden, Palexia retard begleitend zu Benzodiazepinen oder anderen zentral dämpfenden Arzneimitteln zu verschreiben, sind die jeweils niedrigste wirksame Dosierung und eine minimale Dauer der gleichzeitigen Anwendung zu wählen. Die Patienten müssen engmaschig auf Anzeichen und Symptome von Atemdepression und Sedierung überwacht werden (siehe Rubrik «Interaktionen»).
Versehentliche Exposition
Die Patienten und ihre Betreuungspersonen müssen darüber in Kenntnis gesetzt werden, dass Palexia retard einen Wirkstoff in einer Menge enthält, die tödlich sein kann, dies gilt besonders für Kinder. Patienten und ihre Betreuungspersonen müssen darauf hingewiesen werden, alle Dosiereinheiten für Kinder unerreichbar aufzubewahren und angebrochene oder nicht verwendete Dosiereinheiten ordnungsgemäss zu entsorgen.
Neonatales Opioidentzugssyndrom
Die längere Anwendung von Palexia retard in der Schwangerschaft kann zu einem neonatalen Opioidentzugssyndrom führen, das potenziell lebensbedrohlich ist, wenn es nicht rechtzeitig erkannt und behandelt wird. Die Therapie sollte gemäss Protokollen erfolgen, die von Neonatologie-Experten entwickelt wurden. Ist der Einsatz von Opioiden bei einer Schwangeren über einen längeren Zeitraum notwendig, weisen Sie die Patientin auf das Risiko des neonatalen Opioidentzugssyndroms hin und stellen Sie sicher, dass die geeignete Behandlung gegebenenfalls zur Verfügung steht.
Hyperalgesie
Opioid-induzierte Hyperalgesie (OIH) tritt auf, wenn ein Opioid-Analgetikum paradoxerweise eine Zunahme der Schmerzen oder eine Steigerung der Schmerzempfindlichkeit verursacht. Dieser Zustand unterscheidet sich von der Toleranz, bei der zur Aufrechterhaltung einer bestimmten Wirkung höhere Opioiddosen erforderlich sind. Zu den Symptomen der OIH gehören unter anderem eine Zunahme der Schmerzen bei Erhöhung der Opioiddosis, eine Abnahme der Schmerzen bei Verringerung der Opioiddosis oder Schmerzen bei normalerweise nicht schmerzhaften Reizen (Allodynie). Wenn bei einem Patienten der Verdacht auf eine OIH besteht, ist eine Verringerung der Opioiddosis oder eine Opioidrotation zu prüfen.
Nebenniereninsuffizienz
Opioide können eine reversible Nebenniereninsuffizienz hervorrufen, die eine Überwachung und Glukokortikoid-Ersatztherapie erfordert. Symptome der Nebenniereninsuffizienz können u.a. Folgendes umfassen: Übelkeit, Erbrechen, Appetitverlust, Müdigkeit, Schwäche, Schwindel oder niedrigen Blutdruck.
Verminderte Sexualhormone und erhöhtes Prolaktin
Die Langzeitanwendung von Opioiden kann mit erniedrigten Sexualhormon-Spiegeln und einem erhöhten Prolaktinspiegel verbunden sein. Die Symptome beinhalten verminderte Libido, Impotenz oder Amenorrhoe.
Schädelverletzungen und erhöhter intrakranieller Druck
Palexia retard sollte – wie andere Arzneimittel mit µ-Opioidrezeptor-Agonismus – nicht bei Patienten angewendet werden, die besonders empfindlich gegenüber den intrakraniellen Einflüssen einer Kohlendioxid-Retention sind, wie beispielsweise Patienten mit erhöhtem intrakraniellen Druck, herabgesetztem Bewusstsein oder Koma. Analgetika mit µ-Opioidrezeptor-Agonismus können bei Patienten mit Schädelverletzung den klinischen Verlauf verschleiern. Palexia retard sollte bei Patienten mit Schädelverletzungen und Hirntumoren äusserst vorsichtig angewendet werden.
Krampfanfälle
Palexia retard wurde bei Patienten mit Anfallsleiden nicht systematisch untersucht. Derartige Patienten wurden von den klinischen Prüfungen ausgeschlossen. Palexia retard sollte jedoch – wie andere Analgetika mit µ-opioidagonistischer Wirkung – bei Patienten mit einem Anfallsleiden in der Vorgeschichte oder einer Erkrankung, die mit einem erhöhten Anfallsrisiko einhergeht, mit Vorsicht verordnet werden.
Bei gleichzeitiger Gabe von Arzneimitteln, die die Krampfschwelle herabsetzen, kann Tapentadol das Risiko von Krampanfällen erhöhen (siehe «Interaktionen»).
Eingeschränkte Nierenfunktion
Bei Patienten mit starker Einschränkung der Nierenfunktion wurden mit Palexia retard keine kontrollierten Wirksamkeitsstudien durchgeführt. Daher wird eine Anwendung in dieser Patientengruppe nicht empfohlen (siehe Rubrik «Pharmakokinetik»).
Eingeschränkte Leberfunktion
Eine Studie über Palexia retard bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion zeigte höhere Serumkonzentrationen als bei Patienten mit normaler Leberfunktion. Palexia retard sollte bei Patienten mit mässig eingeschränkter Leberfunktion mit Vorsicht angewendet werden (siehe Rubriken «Dosierung/Anwendung» und «Pharmakokinetik»).
Palexia retard wurde an Patienten mit starker Einschränkung der Leberfunktion nicht untersucht. Aus diesem Grund wird eine Anwendung in dieser Patientengruppe nicht empfohlen (siehe Rubriken «Dosierung/Anwendung» und «Pharmakokinetik»).
Spasmus des Sphincter Oddi/Pankreatitis
Opioide können eine Funktionsstörung und einen Spasmus des Sphincter Oddi verursachen, wodurch der intrabiliäre Druck zunimmt und das Risiko für Gallenwegsymptome und Pankreatitis steigt. Palexia retard sollte bei Patienten mit Gallenwegserkrankung, einschliesslich akuter Pankreatitis, mit Vorsicht angewendet werden.
Serotonin-Syndrom
In Einzelfällen wurde im zeitlichen Zusammenhang mit der therapeutischen Anwendung von Tapentadol in Kombination mit anderen serotoninergen Arzneimitteln wie z.B. selektiven Serotonin-Reuptake-Inhibitoren (SSRIs) über ein Serotonin-Syndrom berichtet (siehe «Interaktionen»).
Lactose
Palexia retard Retardtabletten enthalten Lactose. Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten dieses Arzneimittel nicht einnehmen.

Interaktionen

Die gleichzeitige Anwendung anderer, das ZNS beeinflussende Arzneimittel wie andere Opioide, Sedativa, wie Benzodiazepine oder Hypnotika, Allgemeinanästhetika, Phenothiazine, Tranquilizer, Skelettmuskelrelaxantien, sedierende Antihistaminika, Gabapentinoide (Gabapentin und Pregabalin) und Alkohol kann additive dämpfende Effekte ergeben, die zu Atemdepression, Hypotonie, starker Sedierung oder Koma führen und manchmal tödlich verlaufen können (siehe Rubrik «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen. Wird eine kombinierte Therapie in Betracht gezogen, sollte eine Reduktion der Dosis einer oder beider Substanzen erwogen werden.
Palexia retard ist bei Patienten, die Monoaminoxidase-Hemmer (MAO-Hemmer) erhalten oder in den letzten 14 Tagen erhalten haben, aufgrund der potenziell additiven Wirkung auf den Noradrenalinspiegel kontraindiziert, da es zu unerwünschten kardiovaskulären Ereignissen kommen kann (siehe Rubrik «Kontraindikationen»)
Palexia retard kann Krampfanfälle auslösen und das krampfauslösende Potenzial von selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRIs), Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmern (SNRIs), trizyklischen Antidepressiva, Neuroleptika und anderen, die Krampfschwelle herabsetzenden Arzneimitteln erhöhen. Ein Serotonin-Syndrom kann auftreten bei gleichzeitiger Verabreichung von Opioiden mit Monoaminoxidase-Hemmern (MAO-Hemmer) und serotonergen Wirkstoffen, wie selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI), Serotonin-Norepinephrin-Wiederaufnahmehemmern (SNRI) und trizyklischen Antidepressiva (TCA). Zu den Symptomen eines Serotonin-Syndroms können Änderungen des Bewusstseinszustands, autonome Instabilität, neuromuskuläre Anomalien und/oder gastrointestinale Symptome gehören.
Das Absetzen der serotoninergen Arzneimittel führt in der Regel zu einer raschen Besserung. Gegenmassnahmen richten sich nach Art und Schwere der Symptome.
Es gibt zur gleichzeitigen Verwendung von Palexia retard mit gemischten µ-Opioid Agonisten/Antagonisten (wie Nalbuphine) oder partiellen µ-Opioid Agonisten wie Buprenorphin keine klinischen Daten. Wie mit reinen µ-Opioid Agonisten kann die analgetische Wirkung der µ-Opioid Komponente von Palexia retard theoretisch unter diesen Umständen reduziert sein. Deshalb ist bei der Kombination von Palexia retard mit diesen Arzneimitteln Vorsicht geboten
Bei Patienten unter Tapentadol Behandlung ist zu Beginn oder am Ende einer Behandlung mit starken enzyminduzierenden Präparaten wie z.B. Rifampizin, Phenobarbital, Johanniskraut (Hypericum perforatum) Vorsicht geboten, da diese zu einer verminderten Wirksamkeit oder zu vermehrten Nebenwirkungen führen können.

Schwangerschaft, Stillzeit

Schwangerschaft
Es gibt keine hinreichenden Daten zur Anwendung bei Schwangeren.
In Tierversuchen konnte keine teratogene Wirkung nachgewiesen werden. Es wurden jedoch Auswirkungen auf die embryo-fötale und postnatale Entwicklung als Folge einer mütterlichen Toxizität beobachtet (siehe Rubrik «Präklinische Daten»). Palexia retard darf während der Schwangerschaft nicht verwendet werden, es sei denn, dies ist eindeutig erforderlich.
Die längere Anwendung von Palexia retard in der Schwangerschaft kann zu einem neonatalen Opioidentzugssyndrom führen, das potenziell lebensbedrohlich ist, wenn es nicht rechtzeitig erkannt und behandelt wird. Die Therapie sollte gemäss Protokollen erfolgen, die von Neonatologie-Experten entwickelt wurden. Ist der Einsatz von Opioiden bei einer Schwangeren über einen längeren Zeitraum notwendig, weisen Sie die Patientin auf das Risiko des neonatalen Opioidentzugssyndroms hin und stellen Sie sicher, dass die geeignete Behandlung gegebenenfalls zur Verfügung steht (siehe auch Rubrik «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen».
Wehen und Entbindung
Der Einfluss von Tapentadol auf Wehen und Entbindung beim Menschen ist unbekannt. Die Anwendung von Palexia retard bei Frauen während und unmittelbar vor den Wehen und der Entbindung wird nicht empfohlen. Aufgrund des µ-Opioidrezeptor-Agonismus von Tapentadol sollten Neugeborene, deren Mütter Tapentadol eingenommen haben, hinsichtlich einer Atemdepression überwacht werden.
Stillzeit
Es gibt ungenügende/begrenzte Information über die Ausscheidung von Tapentadol in die menschliche oder tierische Muttermilch. Physikochemische und pharmakodynamische/toxikologische Daten weisen darauf hin, dass Tapentadol in die Muttermilch ausgeschieden wird (siehe Rubrik «Präklinische Daten»), und eine Gefahr für das gestillte Kind kann nicht ausgeschlossen werden. Palexia retard sollte während der Stillzeit nicht angewendet werden.

Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen

Palexia retard kann – wie alle Arzneimittel mit µ-Opioidrezeptor-Agonismus – grössere Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen aufgrund seines nachteiligen Einflusses auf das Zentralnervensystem haben (siehe Rubrik «Unerwünschte Wirkungen»). Dies ist vor allem zu Beginn der Behandlung, bei Dosisänderung sowie in Verbindung mit Alkohol oder Beruhigungsmitteln zu erwarten (siehe Rubrik «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»). Patienten sollten darauf achten, ob Fahren und das Bedienen von Maschinen erlaubt ist..

Unerwünschte Wirkungen

Die Nebenwirkungen, die bei Patienten in placebokontrollierten Studien mit Palexia retard auftraten, waren vorwiegend von geringer bis mässiger Ausprägung. Die häufigsten Nebenwirkungen betrafen den Gastrointestinaltrakt mit Übelkeit (19.5%), Verstopfung (13.6%), und das zentrale Nervensystem mit Schwindel (13.7%), Kopfschmerzen (11.8%) und Somnolenz (11.3%).
Die nachfolgend aufgeführten Nebenwirkungen wurden in klinischen Studien mit Palexia retard beobachtet. Sie sind nach Organsystem und Häufigkeit aufgelistet. Die Häufigkeiten werden definiert als sehr häufig (≥1/10), häufig (>1/100, <1/10), gelegentlich (>1/1,000, ≤1/100), selten (>1/10,000, ≤1/1,000), sehr selten (≤1/10,000) und nicht bekannt (anhand der zur Verfügung stehenden Daten nicht zu beurteilen).

Erkrankungen des Immunsystems

Gelegentlich:

Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff.

Selten:

Angioödem, Anaphylaxie und anaphylaktischer Schock*.

Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen

Häufig:

Appetitverlust.

Gelegentlich:

Gewichtsverlust

Psychiatrische Erkrankungen

Häufig:

Angst, depressive Verstimmung, Schlafstörungen, Nervosität, Unruhezustände

Gelegentlich:

Desorientiertheit, Verwirrungszustand, Agitation, Wahrnehmungsstörungen, abnormale Träume, euphorische Stimmung

Selten:

Abhängigkeit gegenüber dem Wirkstoff, abnormales Denken.

Nicht bekannt:

Delirium**

Erkrankungen des Nervensystems

Sehr häufig:

Schwindel (13.7%), Somnolenz (11.3%), Kopfschmerzen (11.8%).

Häufig:

Aufmerksamkeitsstörung, Tremor, unwillkürliche Muskelkontraktionen

Gelegentlich:

herabgesetztes Bewusstsein, Beeinträchtigung des Erinnerungsvermögens, mentale Beeinträchtigung, Synkope, Sedierung, Gleichgewichtsstörung, Dysarthrie, Hypästhesie, Parästhesie

Selten:

Krampfanfälle, Präsynkope, Koordinationsstörungen

Augenerkrankungen

Gelegentlich:

Sehstörungen.

Herzerkrankungen

Gelegentlich:

Erhöhte Herzfrequenz, Herzklopfen, erniedrigte Herzfrequenz

Gefässerkrankungen

Häufig:

Erröten.

Gelegentlich:

Blutdruckabfall.

Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums

Häufig

Dyspnoe

Selten

Atemdepression

Nicht bekannt

Zentrales Schlafapnoe-Syndrom

Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts

Sehr häufig:

Übelkeit (19.5%), Obstipation (13.6%)

Häufig:

Erbrechen, Diarrhö, Verdauungsstörungen (Dyspepsie)

Gelegentlich:

Bauchbeschwerden.

Selten:

Gestörte Magenentleerung.

Häufigkeit nicht bekannt

Pankreatitis

Leber- und Gallenerkrankungen

Häufigkeit nicht bekannt

Spasmus des Sphincter Oddi

Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes

Häufig:

Juckreiz (Pruritus), vermehrtes Schwitzen (Hyperhidrose), Hautausschlag.

Gelegentlich:

Nesselsucht (Urtikaria).

Erkrankungen der Nieren und Harnwege

Gelegentlich:

Harnverzögerung, Pollakisurie

Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse

Gelegentlich

Funktionelle Sexualstörung

Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort

Häufig:

Erschöpfung, Müdigkeit, Gefühl der Körpertemperaturveränderung, trockene Schleimhäute, Ödeme

Gelegentlich:

Entzugssyndrom, Störungen des Befindens, Reizbarkeit.

Selten

Trunkenheitsgefühl, Entspannung

*Post-Marketing-Fälle von Angioödem, Anaphylaxie und anaphylaktischem Schock wurden selten beobachtet
** Post-Marketing-Fälle von Delirium wurden bei Patienten mit zusätzlichen Risikofaktoren wie Krebs und fortgeschrittenem Alter beobachtet.
Klinische Studien, die mit Palexia retard an Patienten mit bis zu 1 Jahr durchgeführt worden waren, ergaben nach plötzlichem Absetzen des Arzneimittels nur einen geringen Hinweis auf Entzugssymptome. Wenn diese auftraten, waren sie in der Regel nur leicht ausgeprägt. Dennoch sollte das Fachpersonal bei den Patienten aufmerksam auf Entzugssymptome achten und diese bei Auftreten entsprechend behandeln.
Es ist bekannt, dass das Risiko von Selbstmord und Selbstmordgedanken bei Patienten mit chronischen Schmerzen erhöht ist. Zudem werden Wirkstoffe, die das monoaminerge System wesentlich beeinflussen mit einem höheren Suizidrisiko bei depressiven Patienten vor allem zu Beginn der Behandlung in Verbindung gebracht. Für Tapentadol gibt es weder aus klinischen Studien, noch in Berichten aus Postmarketing Studien Hinweise für ein erhöhtes Risiko.
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.

Überdosierung

Erfahrungen beim Menschen
Hinsichtlich einer Überdosierung von Tapentadol liegen sehr begrenzte Erfahrungen vor. Präklinische Daten deuten darauf hin, dass nach einer Intoxikation mit Tapentadol ähnliche Symptome wie bei anderen zentral wirksamen Analgetika mit µ-Opioidrezeptor-Agonismus zu erwarten sind. Prinzipiell umfassen diese Symptome bezogen auf die klinische Situation insbesondere Miosis, Erbrechen, Kreislaufkollaps, Bewusstseinsstörungen bis hin zu Koma, Krämpfe und Atemdepression bis hin zu Atemstillstand.
Toxische Leukenzephalopathie wurde bei Überdosierung von Opioiden beobachtet.
Vorgehen bei Überdosierung
Bei Überdosierung sollten vornehmlich durch den µ-Opioidagonismus hervorgerufene Symptome behandelt werden. Bei Verdacht auf eine Tapentadol-Überdosierung müssen vorrangig die Atemwege freigemacht werden. Anschliessend muss eine unterstützende oder kontrollierte Beatmung eingeleitet werden.
Reine Opioidrezeptor-Antagonisten wie Naloxon sind spezifische Antidote bei der durch Opioidüberdosierung bedingten Atemdepression. Die nach einer Überdosierung entstehende Atemdepression kann länger als die Wirkung des Opioidrezeptor-Antagonisten anhalten. Die Verabreichung eines Opioidrezeptor-Antagonisten ersetzt nach einer Opioidüberdosierung nicht die kontinuierliche Überwachung der Atemwege, der Atmung und des Kreislaufs. Bei suboptimalem oder nur kurzzeitigem Ansprechen auf einen Opioidrezeptor-Antagonisten sollte – wie von dessen Hersteller vorgeschrieben – ein zusätzlicher Antagonist eingesetzt werden.
Eine Entgiftung des Gastrointestinaltrakts kann hilfreich sein, um nicht absorbiertes Arzneimittel zu entfernen. Diese kann mit Aktivkohle oder über eine Magenspülung innerhalb von 2 Stunden nach Einnahme erfolgen. Vor der Entgiftung muss die Atmung sichergestellt sein.

Eigenschaften/Wirkungen

ATC-Code
N02AX06
Wirkungsmechanismus
Tapentadol ist ein zentral wirksames synthetisches Analgetikum, das Opioid- und Nichtopioidwirkung in einem einzigen Molekül kombiniert. Tapentadol entwickelt seine analgetische Wirkung direkt und ohne pharmakologisch aktive Metabolite.
Präklinische Daten deuten darauf hin, dass die analgetische Wirksamkeit von Tapentadol sowohl auf einen µ-Opioidrezeptor-Agonismus als auch auf eine Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmung zurückzuführen ist.
Pharmakodynamik
Tapentadol zeigte Wirksamkeit in präklinischen Modellen mit nozizeptiven, neuropathischen, viszeralen und entzündlichen Schmerzen.
Wirkungen auf das kardiovaskuläre System: In einer sorgfältigen QT-Studie am Menschen konnte keine Wirkung mehrfacher therapeutischer und supratherapeutischer Tapentadol-Dosen auf das QT-Intervall nachgewiesen werden. In ähnlicher Weise besitzt Tapentadol keinen relevanten Einfluss auf andere EKG-Parameter (Herzfrequenz, PR-Intervall, QRS-Dauer, T-Wellen- oder U-Wellen-Morphologie).
Klinische Wirksamkeit
In einer klinischen Studie in Patienten mit mittelstarken bis starken Tumorschmerzen zeigte Tapentadol Retard eine statistisch signifikant bessere schmerzlindernde Wirkung im Vergleich zu Placebo und eine vergleichbare Wirkung wie das als aktive Kontrolle eingesetzte Morphin.
Zusätzliche Studien wurden bei Patienten mit Osteoarthrose, chronischen Rückenschmerzen oder mit schmerzhafter peripherer diabetischer Neuropathie durchgeführt, Indikationen bei denen Opioide nicht als erste Wahl eingesetzt werden. Tapentadol Retard und das als Kontrolle eingesetzte Oxycodon zeigten beide nur teilweise eine bessere Schmerzreduktion als Placebo.

Pharmakokinetik

Absorption
Die mittlere absolute Bioverfügbarkeit nach einer Einfachdosis (nüchtern) von Palexia retard liegt bei ungefähr 32% aufgrund des extensiven First-Pass Metabolismus.
Maximale Serumkonzentrationen von Tapentadol wurden zwischen 3 und 6 Stunden nach Einnahme der Retardtabletten beobachtet.
Dosisproportionale Anstiege der AUC (der relevanteste Parameter für retardierte Formulierungen) wurde nach Einnahme der Retardtabletten über den therapeutischen Dosierungsbereich beobachtet.
Eine Multiple-Dosis-Studie mit Dosen zwischen 86 mg und 172 mg Tapentadol zweimal täglich als Retardtabletten zeigte eine Akkumulationsrate von ungefähr 1,5 für die Muttersubstanz, die in erster Linie durch das Dosierungsintervall und die Halbwertzeit von Tapentadol bestimmt wird. Am zweiten Tag der Behandlung mit Tapentadol wurden Steady-State-Serumkonzentrationen erreicht.
Nahrungseffekte
Die AUC und Cmax nahmen um 8% beziehungsweise 18% zu, wenn die Retardtabletten nach einem kalorienreichen Frühstück mit hohem Fettgehalt verabreicht wurden. Dem wurde keine klinische Relevanz beigemessen, da es innerhalb der normalen interpersonellen Variabilität der pharmakokinetischen Parameter von Tapentadol liegt. Palexia retard kann mit oder ohne Nahrung eingenommen werden.
Distribution
Tapentadol wird im gesamten Körper verteilt. Nach der intravenösen Applikation beträgt das Verteilungsvolumen (V) für Tapentadol 540 +/- 98 L. Die Serumproteinbindung ist niedrig und beläuft sich auf ca. 20%.
Metabolismus
Bei Menschen ist der Metabolismus von Tapentadol deutlich ausgeprägt. Ungefähr 97% der Muttersubstanz werden metabolisiert. Der wichtigste Stoffwechselweg bei Tapentadol besteht in der Konjugation mit Glucuronsäure zu einem Glucuronid. Nach oraler Verabreichung werden ungefähr 70% der Dosis als konjugierte Form in den Urin ausgeschieden (55% als Glucuronid und 15% als Sulfat von Tapentadol). Uridin-Diphosphat-Glucuronosyl-Transferase (UGT) ist das primäre an der Glucuronidierung beteiligte Enzym (hauptsächlich GT1A6, UGT1A9 und UGT2B7 Isoformen). Insgesamt werden 3% des Arzneimittels in unveränderter Form in den Urin ausgeschieden. Tapentadol wird zusätzlich durch CYP2C9 und CYP2C19 zu N-Desmethyl-Tapentadol (13%) und durch CYP2D6 zu Hydroxy-Tapentadol (2%) metabolisiert. Diese werden durch Konjugation weiter verstoffwechselt. Daher ist der durch das Cytochrom-P450-System vermittelte Arzneimittelmetabolismus weniger bedeutend als die Phase-2-Konjugation.
Keiner der Metabolite ist an der analgetischen Wirkung beteiligt.
Elimination
Tapentadol und seine Metabolite werden fast ausschliesslich (99%) über die Nieren ausgeschieden. Nach intravenöser Anwendung ist die Gesamt-Clearance 1530 +/-177 ml/min. Die terminale Halbwertszeit beträgt nach oraler Gabe durchschnittlich 4 Stunden.
Kinetik spezieller Patientengruppen
Ältere Menschen
Die mittlere Exposition (AUC) gegenüber Tapentadol war bei älteren Patienten ähnlich wie bei jungen Erwachsenen. In der älteren Patientengruppe war die mittlere Cmax um 16% niedriger als bei jungen Erwachsenen.
Eingeschränkte Nierenfunktion
Die AUC- und Cmax-Werte von Tapentadol waren bei Patienten mit unterschiedlich ausgeprägter Nierenfunktion vergleichbar (von normal bis stark eingeschränkt). Im Gegensatz dazu wurde bei zunehmender Nierenfunktionsstörung eine erhöhte Exposition (AUC) gegenüber Tapentadol-O-Glucuronid beobachtet. Bei Patienten mit leicht, mässig und stark eingeschränkter Nierenfunktion ist die AUC von Tapentadol-O-Glucuronid 1,5-, 2,5- beziehungsweise 5,5-fach höher als bei Patienten mit normaler Nierenfunktion.
Eingeschränkte Leberfunktion
Bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion kam es nach Verabreichung von Tapentadol im Vergleich zu Patienten mit normaler Leberfunktion zu einer höheren Exposition gegenüber Tapentadol und zu höheren Serumspiegeln. Das Verhältnis der pharmakokinetischen Parameter für Tapentadol in der Gruppe mit leichter bis mässiger Einschränkung der Leberfunktion betrug im Vergleich zur Gruppe mit normaler Leberfunktion 1,7 beziehungsweise 4,2 für AUC; 1,4 beziehungsweise 2,5 für Cmax und 1,2 beziehungsweise 1,4 für t1/2. Bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion war die Geschwindigkeit der Tapentadol-O-Glucuronid-Bildung niedriger.
Pharmakokinetische Interaktionen
Tapentadol wird in erster Linie über die Phase-2-Glucuronidierung metabolisiert und nur ein Bruchteil über oxidative Phase-1-Stoffwechselwege.
Da die Glucuronidierung ein System mit hoher Kapazität und niedriger Affinität ist, das auch im Krankheitsfall nicht leicht zu sättigen ist, und die therapeutischen Arzneimittelkonzentrationen im Allgemeinen deutlich unterhalb der Konzentrationen liegen, die für eine potenzielle Hemmung der Glucuronidierung notwendig sind, ist die Wahrscheinlichkeit klinisch relevanter Wechselwirkungen durch den Phase-2-Metabolismus gering. Dies wurde durch klinische pharmakokinetische Arzneimittel-Interaktionsstudien mit den Testarzneimittel Naproxen und Probenecid verifiziert, bei denen es zu einem Anstieg der AUC von Tapentadol um 17% beziehungsweise 57% kam. Wurden Paracetamol und Acetylsalicylsäure gleichzeitig verabreicht, konnten keine Veränderungen der pharmakokinetischen Parameter von Tapentadol beobachtet werden.
In-vitro-Studien konnten weder belegen, dass Tapentadol Cytochrom-P450-Enzyme hemmen noch induzieren kann. Deshalb sind klinisch relevante Interaktionen, die durch das Cytochrom-P450-System vermittelt werden, unwahrscheinlich.
Die Pharmakokinetik von Tapentadol wurde nicht beeinflusst, wenn durch Omeprazol bzw. Metoclopramid der gastrische pH-Wert bzw. die gastrointestinale Motilität erhöht wurden.
Die Plasmaproteinbindung von Tapentadol ist gering (ungefähr 20%). Daher ist die Wahrscheinlichkeit für pharmakokinetische Arzneimittelinteraktionen durch Verdrängung aus der Proteinbindungsstelle gering.

Präklinische Daten

Das Nebenwirkungsprofil ist weitgehend im Einklang mit seinen Opioid-Eigenschaften. Sicherheitsrelevante toxikologische Befunde waren reversible Reaktionen im ZNS einschliesslich Krämpfe und Atemdepression, hepatotoxische Effekte, sowie eine nicht persistente QT-Verlängerung, welche aber am Menschen nicht bestätigt wurde. Zudem wurden Abhängigkeits- und Missbrauchspotential sowie Toleranzentwicklung beobachtet.
Nichtklinische Daten erbrachten kein potenziell genotoxisches oder karzinogenes Risiko für den Menschen. Tapentadol wirkte sich bei Ratten nicht auf die männliche oder weibliche Fertilität aus. Tapentadol wurde auf teratogene Wirkung bei Ratten und Kaninchen nach intravenöser und subkutaner Exposition untersucht. In Bezug auf Tapentadol wurde keine teratogene Wirkung beobachtet; nach subkutaner Gabe kam es jedoch zu einer Entwicklungsverzögerung als Folge der mütterlichen Toxizität. Die Auswirkung auf die prä- und postnatale Entwicklung wurde bei Ratten untersucht. Tapentadol führte zu einer erhöhten Mortalität der F1-Jungtiere zwischen Tag 1 und Tag 4 post partuum. Es wurden keine Fehlbildungen oder andere reproduktive, neurobehaviorale oder Entwicklungsstörungen festgestellt.
Die Ausscheidung über die Muttermilch wurde bei Rattenjungtieren, die von tapentadol-behandelten Muttertieren gesäugt wurden, untersucht. Die Jungtiere wurden dosisabhängig Tapentadol und Tapentadol-O-Glucuronid ausgesetzt. Die Untersuchung ergab, dass Tapentadol über die Muttermilch ausgeschieden wird.

Sonstige Hinweise

Haltbarkeit
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf dem Behälter mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.
Besondere Lagerungshinweise
Nicht über 30°C lagern.
Ausser Reichweite von Kindern aufbewahren.

Zulassungsnummer

62452 (Swissmedic).

Packungen

Palexia retard 25:
30 Retardtabletten [A+]
60 Retardtabletten [A+]
Palexia retard 50:
30 Retardtabletten [A+]
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Palexia retard 100:
30 Retardtabletten [A+]
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Palexia retard 150:
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Palexia retard 200:
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Palexia retard 250:
30 Retardtabletten [A+]
60 Retardtabletten [A+].

Zulassungsinhaberin

Grünenthal Pharma AG, Glarus Süd.

Stand der Information

März 2024