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Merfen® Octenidin, Gel
VERFORA SA

Zusammensetzung

Wirkstoffe
Octenidindihydrochlorid.
Hilfsstoffe
Phenoxyethanol 1,0 %, Ethanol, Glycerol, Poloxamer 407, Butylhydroxytoluol (E321) [max. 22.5 µg/g], gereinigtes Wasser.

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Zur wiederholten, zeitlich begrenzten unterstützenden antiseptischen Behandlung von kleinen oberflächlichen Wunden.

Dosierung/Anwendung

Das Präparat ist zur oberflächlichen Anwendung bestimmt und darf nicht in tiefere Gewebe eingebracht werden.
Merfen Octenidin, Gel wird sorgfältig auf die zu behandelnde Fläche aufgetragen, bis die Wunde vollständig bedeckt ist. Nach der Applikation muss mindestens 1-2 Minuten gewartet werden, bevor weitere Massnahmen erfolgen, wie z.B. das Anlegen eines Wundverbandes.
Therapiedauer:
Das Präparat soll ohne ärztliche Verordnung nicht über mehr als zwei Wochen angewendet werden.
Spezielle Dosierungsempfehlungen
Kinder und Jugendliche: Merfen Octenidin, Gel kann auch bei pädiatrischen Patienten einschliesslich Neugeborener angewendet werden. Bei der Anwendung bei unreifen Frühgeborenen ist jedoch Vorsicht geboten (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Bei Kindern unter 6 Jahren sollte die Anwendung auf wenige Tage beschränkt werden.
Ältere Patienten: Eine Dosisanpassung in Abhängigkeit vom Alter ist nicht erforderlich.
Patienten mit eingeschränkter Leber- oder Nierenfunktion: Octenidin-haltige Desinfektionsmittel wurden bei Patienten mit Leber- oder Niereninsuffizienz nicht spezifisch untersucht. Aufgrund der vernachlässigbaren systemischen Resorption sind jedoch vermutlich keine besonderen Vorsichtsmassnahmen erforderlich.

Kontraindikationen

Überempfindlichkeit gegenüber einer der in Merfen Octenidin, Gel enthaltenen Substanzen.
Merfen Octenidin, Gel soll nicht für eine intraabdominelle Lavage verwendet werden.
Nicht in den Gehörgang einbringen und nicht am Auge anwenden.

Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen

Nach Spülung tiefer Wunden (mittels einer Spritze) sowie nach anderweitiger Einbringung einer Phenoxyethanol-haltigen Octenidin-Lösung ins Gewebe unter Druck wurde über schwere Gewebeschädigungen mit persistierenden Erythemen und Ödemen sowie über Fälle von Gewebenekrosen berichtet. Teilweise war eine chirurgische Revision erforderlich.
Um möglichen Gewebeschädigungen vorzubeugen, darf Merfen Octenidin daher unter keinen Umständen unter Druck ins Gewebe eingebracht bzw. injiziert werden.
Bei Wundkavitäten muss ein Abfluss jederzeit gewährleistet sein (z.B. Drainage oder Lasche).

Es liegen Berichte über eine aseptische Peritonitis nach intraperitonealer Gabe vor (siehe Kontraindikationen). Bei versehentlichem Augenkontakt sollte sofort mit reichlich Wasser gespült werden.
Merfen Octenidin ist nicht zur Langzeitanwendung bestimmt.
Nicht einnehmen.
Warnhinweis für die pädiatrische Population
Bei unreifen Frühgeborenen mit niedrigem Geburtsgewicht (<1500g) wurden unter Anwendung wässriger Lösungen von 0.1% Octenidin schwere Hautschädigungen beobachtet. Solche Fälle wurden sowohl unter Präparaten, welche (wie Merfen Octenidin) Phenoxyethanol enthalten, beobachtet, als auch unter Phenoxyethanol-freien Produkten. Eine Anwendung von Merfen Octenidin sollte daher in dieser Population nur unter besonderer Vorsicht erfolgen, und es wird empfohlen, möglichst Lösungen ohne Phenoxyethanol zu verwenden.
Die Exposition sollte auf das notwendige Minimum beschränkt und insbesondere eine verlängerte Einwirkungszeit vermieden werden. So sollten keine übermäßigen Mengen benutzt und alle durchtränkten Materialien (Tücher, Kleidung, etc.) nach der Anwendung entfernt werden. Eine Ansammlung des Gels in Hautfalten oder unter dem Patienten sowie das Benetzen von Unterlagen oder anderen Materialien mit direktem Kontakt zum Patienten sind zu vermeiden. Sofern Okklusivverbände in Bereichen angelegt werden, die zuvor mit Merfen Octenidin behandelt wurden, ist sicherzustellen, dass vor dem Anlegen des Verbandes kein überschüssiges Gel mehr vorhanden ist.
Merfen Octenidin Gel enthält Butylhydroxytoluol (E 321), welches lokale Hautreizungen (z.B. Kontaktdermatitis) sowie eine Irritation von Augen und Schleimhäuten hervorrufen kann.

Interaktionen

Bei gleichzeitiger Anwendung von Merfen Octenidin zusammen mit anionischen Surfactants (wie Seifen oder Detergentien) kann die antiseptische Wirksamkeit reduziert sein.
Merfen Octenidin, Gel soll nicht benachbart zu Hautarealen angewendet werden, die mit Antiseptika auf der Basis von PVP-Iod behandelt wurden. Im Grenzbereich kann es zu starken braunen bis violetten Färbungen kommen.

Schwangerschaft, Stillzeit

Schwangerschaft
Tierexperimentelle Studien mit dem Wirkstoff Octenidin gaben keine Hinweise auf embryotoxische und teratogene Wirkungen. Es liegen keine kontrollierten klinischen Studien bei schwangeren Frauen vor. Das Präparat sollte deshalb in der Schwangerschaft nur mit Vorsicht angewendet werden.
Stillzeit
Ein möglicher Übertritt von Octenidin in die Muttermilch wurde nicht untersucht. Da Octenidin jedoch nicht oder nur in geringsten Mengen resorbiert wird, ist nicht davon auszugehen, dass es in die Muttermilch übertritt. Merfen Octenidin kann daher bei Bedarf während der Stillzeit angewendet werden. Das Präparat sollte jedoch während der Stillzeit nicht im Bereich der Brust appliziert werden.

Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen

Entsprechende Studien wurden nicht durchgeführt. Aufgrund der vernachlässigbaren systemischen Verfügbarkeit ist ein Einfluss von Merfen Octenidin auf die Fahrtüchtigkeit oder die Fähigkeit, Maschinen zu bedienen, jedoch nicht zu erwarten.

Unerwünschte Wirkungen

Nachfolgend sind die unerwünschten Wirkungen nach Organsystem (MedDRA) und Häufigkeit genannt, welche in klinischen Studien und/oder während der Marktüberwachung unter Anwendung Phenoxyethanol-haltiger Octenidin-Präparate beobachtet wurden. Die unerwünschten Wirkungen sind dabei gemäss folgender Häufigkeiten aufgelistet:
«sehr häufig» (≥1/10)
«häufig» (≥1/100, <1/10)
«gelegentlich» (≥1/1000, <1/100)
«selten» (≥1/10'000, <1/1000)
«sehr selten» (<1/10'000)
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Bei Anwendung an der Mundschleimhaut wurde über Geschmacksstörungen (vorübergehender bitterer Geschmack) berichtet.
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
Selten: Brennen, Erythem, Pruritus, Wärmegefühl, leichte Parästhesien.
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.

Überdosierung

Bei akzidenteller oraler Einnahme in höheren Dosen sind Reizungen der Magen-Darm-Schleimhaut nicht auszuschliessen. Bei nicht anwendungsgemässer lokaler Anwendung ist zu beachten, dass der Wirkstoff, wie für kationisch aktive Substanzen üblich, auf Oberflächen wie Haut und Schleimhaut aufzieht. Deshalb sollten die benetzten Körperstellen mit viel Wasser gespült werden.

Eigenschaften/Wirkungen

ATC-Code
D08AX
Wirkungsmechanismus
Octenidin wirkt bakterizid und fungizid. Das Präparat ist auch wirksam gegen lipophile Viren und Hepatitis-B-Viren.
In qualitativen und quantitativen Versuchen in vitro ergab sich für eine 50%ige bzw. 75 %ige Lösung von Octenidin, bei einer Eiweissbelastung von 0.2 % Albumin, eine gute Wirksamkeit gegen grampositive und gramnegative Bakterien sowie gegen Hefen und Hautpilze innerhalb einer Einwirkzeit von 1 Minute.
Octenidin wurde gegen ausgewählte Viren, z.B. Herpes-Simplex-Viren, Hepatitis-B-Viren und Human Immunodeficiency Virus (HIV) nachgewiesen.
Pharmakodynamik
Es sind keine Daten bekannt.
Klinische Wirksamkeit
Klinische Untersuchungen über die Wirksamkeit an der Vaginal- und Mundschleimhaut wiesen Keimreduktionsfaktoren auf, die vergleichbar mit jener anderer Präparate sind. Dies gilt sowohl für die Sofort- als auch für die Langzeitwirkung.

Pharmakokinetik

Die Pharmakokinetik von Octenidin wurde beim Menschen nicht untersucht. Im Tierversuch wurde Octenidin nur zu einem geringen Anteil über Haut und Schleimhäute resorbiert. Beim Tier wurde eine oral applizierte Dosis fast vollständig über die Faeces ausgeschieden; im Urin waren nur 0.46% der Dosis nachweisbar.
Absorption
Keine Angaben.
Distribution
Keine Angaben.
Metabolismus
Keine Angaben.
Elimination
Keine Angaben.

Präklinische Daten

Die LD50 bei Ratten nach oraler Gabe von Octenidindihydrochlorid beträgt über 45 ml/kg KG, resp. 10 ml/kg KG bei i.p.-Applikation. Für Octenidin wurde eine LD50 von 800 mg/kg KG (p.o., Ratte) bestimmt.
Langzeittoxizität (bzw. Toxizität bei wiederholter Verabreichung)
Nach oraler Gabe wurde bei Mäusen und Ratten bis 2 mg/kg KG Octenidin pro Tag gut toleriert. In höherer Konzentration war die Mortalität erhöht. Es traten Darmerweiterungen durch Gasbildung auf, wie es für antimikrobielle Substanzen typisch ist. Bei dermaler Applikation von Octenidin in einer Tensidlösung (0.5%) traten bei Kaninchen mässige Hautrötungen auf.
Mutagenität
Octenidin ergab im Ames-Test, im Maus-Lymphomzellentest, im Chromosomenaberrationstest sowie im Micronucleustest keine Hinweise auf mutagene Eigenschaften.
Karzinogenität
In einer 2-Jahresstudie mit Octenidin an Ratten wurde eine erhöhte Rate von Inselzelltumoren im Pankreas gefunden. Die erhöhte Tumorrate wird mit unspezifischen Sekundäreffekten durch die antimikrobielle Wirkung in Zusammenhang gebracht.
Reproduktionstoxizität
Versuche an trächtigen Ratten und Kaninchen gaben keine Hinweise auf embryotoxische und teratogene Wirkungen des Wirkstoffs Octenidin. In einem Generationsversuch an Ratten wurden keine negativen Einflüsse auf die Fortpflanzungsfähigkeit festgestellt.

Sonstige Hinweise

Inkompatibilitäten
Octenidin kann mit anionischen Tensiden (z.B. aus Wasch- und Reinigungspräparaten) schwerlösliche Komplexe bilden (siehe «Interaktionen»).
Beeinflussung diagnostischer Methoden
Nicht bekannt.
Haltbarkeit
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf der Packung mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.
Haltbarkeit nach Anbruch
Aufbrauchfrist nach Anbruch der Tube: 12 Monate
Besondere Lagerungshinweise
Bei Raumtemperatur (15 – 25 °C) und für Kinder unerreichbar aufbewahren.
Ausser Reichweite von Kindern aufbewahren.

Zulassungsnummer

67770 (Swissmedic)

Packungen

Packung zu 30 g [D]

Zulassungsinhaberin

VERFORA SA, Villars-sur-Glâne

Stand der Information

Juli 2021