Eigenschaften/WirkungenATC-Code
J07CA02 (kombinierter Bakterien- und Virenimpfstoff)
Wirkungsmechanismus
Nicht zutreffend.
Pharmakodynamik
Immunantwort
Resultate der Immunantwort von 1469 Patienten auf Boostrix Polio einen Monat nach der Impfung sind in der untenstehenden Tabelle aufgeführt:
Antigen
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Antwort
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Erwachsene, Jugendliche und Kinder ab 4 Jahren*
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Diphtherie
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Impflinge mit ≥0,1 IU/mL
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83,5 – 100%
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Tetanus
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Impflinge mit ≥0,1 IU/mL
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99,6 – 100%
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Pertussis
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Pertussis-Toxoid
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Immunantwort
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94,2 – 97,8%
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Filamentöses Hämagglutinin
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Immunantwort
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90,1 – 97,2%
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Pertactin
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Immunantwort
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96,5 – 99,3%
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Inaktiviertes Poliovirus
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Typ 1
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Seroprotektion ≥8 ED50
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99,6 – 100%
|
Typ 2
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Seroprotektion ≥8 ED50
|
99,6 – 100%
|
Typ 3
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Seroprotektion ≥8 ED50
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99,1 – 100%
|
* Die Immunantwort und Seroprotektionsrate nach einer Booster-Dosis von Boostrix Polio war in klinischen Studien bei allen Antigenen gleich gross wie bei den Vergleichsimpfstoffen.
Wie mit anderen kommerziellen Td-Impfstoffen werden bei Kindern und Jugendlichen mit Boostrix Polio höhere Diphtherie- und Tetanus-Antikörpertiter und höhere Seroprotektionsraten erzielt als bei Erwachsenen.
Schutzwirkung gegen Pertussis
Momentan ist keine Korrelation für den Schutz für Pertussis definiert.
Die in Boostrix Polio enthaltenen Pertussisantigene sind integraler Bestandteil des azellulären Pertussis-Kombinationsimpfstoffs für Kinder (Infanrix), für den die Wirksamkeit nach einer Grundimmunisierung in einer Haushaltkontaktstudie nachgewiesen wurde. Nach der Impfung mit Boostrix Polio sind die Antikörpertiter gegen alle drei Pertussiskomponenten höher als die während der Haushaltkontaktstudie beobachteten Titer. Obwohl das Ausmass und die Dauer des durch den Impfstoff erreichten Schutzes bisher nicht bestimmt wurden, ist ausgehend von diesen Vergleichen nach Impfung mit Boostrix Polio von einer Schutzwirkung gegen Pertussis auszugehen.
Immunogenität gegen Pertussis bei Säuglingen (im Alter von unter 3 Monaten) von Müttern, die während der Schwangerschaft geimpft wurden
In einer randomisierten, Placebo-kontrollierten Crossover-Studie wurden bei der Entbindung im Nabelschnurblut von Säuglingen geboren von Müttern, die in der 27. bis 36. Schwangerschaftswoche mit Boostrix geimpft wurden (N=291), höhere Antikörperkonzentrationen gegen Pertussis nachgewiesen als bei Säuglingen von Müttern, die Placebo erhalten hatten (N=292). Die geometrischen mittleren Antikörperkonzentrationen im Nabelschnurblut gegen die Pertussis-Antigene PT, FHA und PRN betrugen 46,9, 366,1 und 301,8 IE/mL in der dTpa-Gruppe und 5,5, 22,7 und 14,6 IE/mL in der Kontrollgruppe. Dies entspricht 8-, 16- und 21-mal höhere Antikörpertiter im Nabelschnurblut von Säuglingen geboren von geimpften Müttern im Vergleich zur Kontrollgruppe. Diese Antikörpertiter können einen passiven Schutz gegen Pertussis bieten, wie durch Beobachtungsstudien zur Effektivität gezeigt wurde.
Immunogenität bei Säuglingen und Kleinkindern von Müttern, die während der Schwangerschaft geimpft wurden
In Folgestudien mit mehr als 500 Säuglingen und Kleinkindern geboren von geimpften Müttern ergaben sich aus den klinischen Daten keine klinisch relevanten Interferenzen zwischen der mütterlichen Impfung mit Boostrix und der Antwort von Säuglingen und Kleinkindern auf die Grundimmunisierung gegen Diphtherie-, Tetanus-, Hepatitis-B-, inaktivierten Poliomyelitis-, Haemophilus influenzae Typ b- oder Pneumokokken-Antigene, die bei der Mehrheit der Kinder (87,9%) als 3-Dosen-Grundimmunisierungsschema verabreicht wurde.
Es wurden niedrigere Antikörperkonzentrationen (Blunting) gegen Pertussis-Antigene nach der Grundimmunisierung (PT, FHA und PRN) und nach der Auffrischimpfung (PT, FHA) bei Säuglingen und Kleinkindern von Müttern, die während der Schwangerschaft mit dTpa geimpft wurden, beobachtet. Die Steigerung der Anti-Pertussis-Antikörperkonzentrationen vom Zeitpunkt vor der Auffrischimpfung bis 1 Monat nach der Auffrischimpfung lag bei Säuglingen und Kleinkindern sowohl von Müttern, die mit dTpa geimpft wurden, als auch von Müttern, die mit Placebo geimpft wurden, im gleichen Bereich.
In Ermangelung von Korrelaten für den Schutz gegen Pertussis muss die klinische Relevanz dieser Beobachtungen noch vollständig verstanden werden. Aktuelle epidemiologische Daten zur Pertussis-Erkrankung legen jedoch nahe, dass diese Immuninterferenz nicht von klinischer Relevanz ist.
Effektivität von Boostrix bezüglich Schutz gegen Pertussis bei Säuglingen von Müttern, die während der Schwangerschaft geimpft wurden
Die Effektivität des Impfstoffs Boostrix wurde in zwei prospektiv geplanten Beobachtungsstudien in Spanien und Australien untersucht. Der Impfstoff wurde im Rahmen eines maternalen Impfprogramms im dritten Trimenon der Schwangerschaft verabreicht, um Säuglinge im Alter von unter 3 bzw. unter 6 Monaten vor einer Pertussis-Erkrankung zu schützen.
Details zum jeweiligen Studiendesign und zu den Ergebnissen sind in der nachstehenden Tabelle aufgeführt.
Effektivität gegen Pertussis bei Säuglingen im Alter von unter 3 Monaten bzw. 6 Monaten von Müttern, die während des dritten Trimenons der Schwangerschaft mit Boostrix geimpft wurden:
Studienort
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Impfstoff
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Studiendesign
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Primärer Endpunkt
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Effektivität der Impfung
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Spanien
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Boostrix
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Gematchte Fall-Kontroll-Studie
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Pertussis-Erkrankung bei Säuglingen unter 3 Monaten
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90,9% (95%-KI: 56,6%-98,1%)1
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Australien
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Boostrix
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Gematchte Fall-Kontroll-Studie
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Pertussis-Erkrankung bei Säuglingen unter 6 Monaten
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39% (95%-KI: -12%-66%)2
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KI: Konfidenzintervall
1Bereinigt um das Stillen
2Bereinigt um das Stillen (ausschliesslich gestillt vs. nicht ausschliesslich gestillt), Haushaltsgrösse, Schwangerschaftswoche (Vollzeit- vs. Frühgeburt)
Die in Australien durchgeführte Studie zeigte bei 2 sekundären Endpunkten eine Effektivität der Impfung gegen die Pertussis-Erkrankung von 69% (95%-KI: 13%-89%) bei Säuglingen unter 3 Monaten und eine Effektivität der Impfung gegen einen Krankenhausaufenthalt wegen Keuchhustens von 94% (95%-KI: 59%-99%) bei Säuglingen unter 6 Monaten. Es ist anzumerken, dass diese Zahlen die einzige Wirkung der mütterlichen Immunisierung darstellen (d.h. in Ergänzung zum Schutz, der durch die Grundimmunisierung des Säuglings gewährt wird).
Wenn die Impfung der Mutter innerhalb von zwei Wochen vor der Entbindung erfolgt, kann die Wirksamkeit des Impfstoffes beim Säugling niedriger sein als in der Tabelle angegeben.
Persistenz der Immunantwort
Fünf Jahre nach der Impfung mit Boostrix Polio bei Kindern und 10 Jahre nach der Impfung mit Boostrix Polio bei Jugendlichen und Erwachsenen wurden folgende Seroprotektions-/Seropositivitätsraten festgestellt.
Persistenz der Immunantwort bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen
Antigen
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Seroprotektion/ Seropositivität
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Kinder im Alter von 4-8 Jahren1 (% der Impflinge)
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Jugendliche und Erwachsene im Alter von ≥15 Jahren2 (% der Impflinge)
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5 Jahre nach 1. Booster (N = 344)
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direkt nach 2. Booster (N = 336)
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10 Jahre nach Impfung (N = 201)
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Diphtherie
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≥0,1 IU/mL
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89,4%*
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100%
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81,0%**
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Tetanus
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≥0,1 IU/mL
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98,5%
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100%
|
98,4%
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Pertussis
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Pertussis-Toxoid
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≥5 EL.U/mL
|
40,9%
|
99,7%
|
78,7%
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Filamentöses Hämagglutinin
|
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99,7%
|
100%
|
100%
|
Pertactin
|
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97,1%
|
100%
|
88,7%
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Inaktiviertes Poliovirus
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Typ 1
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≥8 ED50
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98,8%
|
100%
|
100%
|
Typ 2
|
|
99,7%
|
100%
|
100%
|
Typ 3
|
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97,1%
|
100%
|
98,3%
|
*98,2% der Probanden mit Krankheitsschutz-assoziierten Antikörperkonzentrationen von ≥0,016 IU/mL im In-vitro-Verozellen-Neutralisationstest.
**92,1% der Probanden mit Krankheitsschutz-assoziierten Antikörperkonzentrationen von ≥0,01 IU/mL im In-vitro-Verozellen-Neutralisationstest.
1 Studie dTpa-IPV-008
2 Studie dTpa-IPV-012
Immunantwort nach wiederholter Gabe von Boostrix Polio
Bei Erwachsenen induzierte die Gabe einer Dosis Boostrix Polio 10 Jahre nach der letzten Dosis bei > 96,8% der Probanden (für das Diphterie-Antigen) und bei 100% der Probanden (für das Tetanus- und die Polio-Antigene) eine protektive Immunantwort. Die Immunantwort auf die Auffrischdosis gegen die Pertussis-Antigene lag zwischen 74,2% (für anti-PRN) und 98,4% (für anti-PT).
Immunantwort bei Personen ohne vorherige Impfung oder mit unbekannter Impfhistorie
Nach Verabreichung einer Dosis Boostrix (Diphtherie-Tetanus-Pertussis-Komponente von Boostrix Polio) bei 83 Jugendlichen im Alter von 11 bis 18 Jahren ohne vorausgegangene Impfung gegen Pertussis und ohne Impfung gegen Diphtherie und Tetanus in den vorangegangenen 5 Jahren, wurde eine Immunantwort gegen Pertussis induziert und alle Probanden erreichten seroprotektive Antikörpertiter gegen Tetanus und Diphtherie. Die Seropositivitätsraten nach einer Dosis reichten von 87% bis 100% für die verschiedenen Pertussis-Antigene.
Bei Personen im Alter von ≥40 Jahren, die in den letzten 20 Jahren keine Diphtherie- bzw. Tetanus-Impfung erhalten hatten (einschliesslich derjenigen, die nie geimpft worden sind oder deren Impfstatus nicht bekannt war) induzierte eine Dosis von Boostrix Polio eine Immunantwort gegen Pertussis und die Mehrheit in dieser Personengruppe war geschützt gegen Tetanus und Diphtherie. Zwei zusätzliche Dosen mit Diphterie- und Tetanus-Toxoid enthaltenden Impfstoffen maximierten die Impfantwort gegen Diphterie und Tetanus, wenn sie 1 und 6 Monate nach der 1. Dosis angewendet wurden (Studie dTpa 034).
Die folgende Tabelle fasst die Daten zusammen:
Antigen
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Seroprotektion/ Seropositivität
|
Personen ≥40 Jahre¹ (N=140) 1 Dosis dTpa-IPV (Monat 0) und 2 Dosen Td (Monate 1 und 6)
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Prä
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Monat 1
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Monat 2
|
Monat 7
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Diphtherie
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≥0,1 IU/mL
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50,7%
|
77,7%
|
86,2%
|
100%
|
Tetanus
|
≥0,1 IU/mL
|
50,4%
|
95,7%
|
100%
|
100%
|
Pertussis
|
Pertussis-Toxoid
|
≥5 EL.U/mL
|
69,2%
|
100%
|
NA
|
NA
|
Filamentöses Hämagglutinin
|
|
99,3%
|
100%
|
NA
|
NA
|
Pertactin
|
|
53,2%
|
96,4%
|
NA
|
NA
|
Inaktiviertes Poliovirus
|
Typ 1
|
≥8 ED50
|
91,7%²
|
98,5%³
|
NA
|
NA
|
Typ 2
|
|
80,6%²
|
98,5%³
|
NA
|
NA
|
Typ 3
|
|
86,1%²
|
98,4%4
|
NA
|
NA
|
Prä = vor der Impfung
NA = Not Applicable (= nicht zutreffend)
1 Studie dTpa-034
2 N = 36 Personen mit verfügbaren Resultaten
3 N = 134 Personen mit verfügbaren Resultaten
4 N = 129 Personen mit verfügbaren Resultaten
Immunantwort und Sicherheitsprofil bei erwachsenen Personen unter aktiver Behandlung gegen obstruktive Atemwegserkrankungen (Asthma/COPD)
Die Sicherheit und die Immunogenität von Boostrix wurden in einer retrospektiven Meta-Analyse (Verwendung von medizinischen Codes) von 222 Personen ab 18 Jahren, davon 211 Per Protokoll Probanden (95,0%), untersucht, die mit Boostrix in 5 verschiedenen Studien (dTpa-002, Tdap-007, Tdap-008, Tdap-011, ZOSTER-042) ohne weitere Impfstoffe geimpft wurden, während sie unter aktiver Behandlung gegen eine obstruktive Atemwegserkrankung wie Asthma oder chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) standen. Bei 19,4% wurden Kortikosteroide für die Behandlung von obstruktiven Atemwegserkrankungen eingesetzt, 40.1% der Patienten erhielten Kombinationspräparate von Adrenergika mit Kortikosteroiden oder anderen Wirkstoffen ausser Anticholinergika. Das Durchschnittsalter der Probanden zum Zeitpunkt der Impfung betrug 55,5 ± 17,6 Jahre. Der Anteil der Frauen betrug 63,5%.
Einen Monat nach der Boostrix-Impfung betrugen die Immunantworten gegen die Diphtherie- und Tetanus-Antigene, bezogen auf die Seroprotektionsraten (≥0,1 IE/mL), 89,0% bzw. 97,2% und gegen Pertussis, bezogen auf die Auffrischantworten, 78,3% gegen Pertussistoxin (PT), 96,1% gegen filamentöses Hämagglutinin (FHA) und 92,2% gegen Pertactin (PRN). Das Sicherheitsprofil war unverändert.
Klinische Wirksamkeit
Siehe unter «Pharmakodynamik».
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