Sonstige HinweiseSchilddrüsenblockade durch Kaliumiodid
Bei einem Kernkraftwerk-Zwischenfall mit Austritt von radioaktiven Stoffen muss beachtet werden, dass in Abwindrichtung radioaktives Iod mit der Atemluft aufgenommen und in den Lungen vollständig resorbiert werden kann. Im Körper verhält sich radioaktives Iod wie stabiles Iod, d.h. es verteilt sich im Extrazellulärraum, wird in der Schilddrüse angereichert und dort gespeichert. In der Schilddrüse gespeicherte radioaktive Iodisotope führen zu einer Bestrahlung des Drüsengewebes und können als Späteffekt nach Jahren zu Schilddrüsenkrebs oder als akute Störung bei sehr hohen Dosen – die erfahrungsgemäss bei Kernkraft-Zwischenfällen kaum erreicht werden – zu Hypothyreose führen.
Durch das exzessiv erhöhte Angebot an stabilem Iod in Form der eingenommenen Kaliumiodid-Tabletten kann wegen der begrenzten Aufnahmefähigkeit der Schilddrüse (Sättigung der Iodpumpe, autoregulatorische Hemmung der Iodidaufnahme) nur ein verschwindender Bruchteil des inkorporierten radioaktiven Iods in die Schilddrüse aufgenommen werden (Verdrängungsmechanismus). So sinkt der in der Schilddrüse aufgenommene Anteil (sog. Uptake-Wert) bei zeitgerechter Tabletteneinnahme von ca. 35% auf Werte unter 1%, was einer Reduktion der Strahlendosis um mehr als 97% entspricht. Das nicht gespeicherte radioaktive Iod wird durch die Nieren rasch ausgeschieden. Ziel der Schilddrüsenblockade ist also im Wesentlichen eine Prophylaxe von Schilddrüsenkrebs.
Die Schilddrüsenblockade ist naturgemäss dann am wirksamsten, wenn das stabile Iod schon vor der Resorption des radioaktiven Iods im Organismus vorhanden ist und die Schilddrüse besetzt hat.
Möglichkeiten der Schilddrüsenblockade durch andere Massnahmen
Für Personen, die keine Kaliumiodid-Tabletten einnehmen dürfen, bieten sich unter anderem folgende Möglichkeiten zum Schutz vor radioaktivem Iod an, die aber wegen ihres Nebenwirkungsspektrums nicht als genereller Ersatz zu empfehlen sind:
In Einzelfällen kann beim Erwachsenen Perchlorat gegeben werden, das die Aufnahme von Iod kompetitiv hemmt (Natrium- oder Kaliumperchlorat).
Eine andere Möglichkeit besteht darin, durch Thyreostatika wie Carbimazol, Thiamazol oder Propylthiouracil den Einbau von Iod in Tyrosin zu hemmen.
Dosen
Natrium- oder Kaliumperchlorat
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2 × 0,5 g p.o. täglich
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Carbimazol, Thiamazol
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3 × 15 mg p.o. täglich
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Propylthiouracil
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3 × 100 mg p.o. täglich
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Beeinflussung diagnostischer Methoden
Die Gabe von Iodid in hoher Dosis kann die Schilddrüsendiagnostik verfälschen und zu falschen Diagnosen führen. Je höher die Dosis, desto länger dauert dieser Zustand. Dies gilt besonders für Schilddrüsen-Szintigramme und Iodstoffwechselstudien, aber auch für den TRH-Test und Schilddrüsenhormonbestimmungen.
Haltbarkeit
Die Tabletten sind zu 12 (2× 6) Stück in feuchtigkeits- und lichtundurchlässigen Alu/Alu-Strips verpackt. Bei korrekter Lagerung und intakter Verpackung sind die Tabletten 10 Jahre haltbar.
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf dem Behälter mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.
Besondere Lagerungshinweise
Bei Raumtemperatur (15–25 °C) lagern.
In der Originalverpackung aufbewahren.
Den Behälter fest verschlossen halten.
Ausser Reichweite von Kindern aufbewahren.
Hinweise für die Handhabung
Alarmierungsablauf
Die Behörden schätzen eine radioaktive Gefährdung für ein bestimmtes Gebiet ein. Wenn bei einem Kernkraftwerk-Störfall mit einer Gefährdung durch Austritt radioaktiver Stoffe gerechnet werden muss, wird mit Sirenen alarmiert.
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