Eigenschaften/WirkungenATC-Code
J06BA02
Pharmakotherapeutische Kategorie: Immunsera und Immunglobuline: Immunglobulin G vom Menschen zur intravenösen Anwendung.
Wirkungsmechanismus
Ig Vena Kedrion enthält hauptsächlich Immunglobulin G (IgG) mit einem breiten Spektrum an Antikörpern gegen infektiöse Erreger.
Normales Immunglobulin vom Menschen enthält das IgG-Antikörperspektrum, das in der Normalbevölkerung vorhanden ist. Es wird in der Regel aus gepooltem Plasma von mindestens 1'000 Spendern hergestellt. Die Verteilung der IgG-Subklassen entspricht nahezu der des natürlichen menschlichen Plasmas. Gemäss Ph. Eur. darf der anti-A Isoagglutinintiter in IVIG Präparaten höchstens 1:64 betragen. Adäquate Dosen dieses Arzneimittels können abnormal verminderte Immunglobulin-G-Spiegel wieder auf den Normbereich anheben.
Der Wirkmechanismus bei anderen Indikationen als der Substitutionstherapie ist nicht vollständig aufgeklärt, schliesst aber immunmodulatorische Effekte mit ein.
Pharmakodynamik
Nicht zutreffend.
Klinische Wirksamkeit
Klinische Studien mit Ig Vena Kedrion
Es wurden 4 klinische Studien mit Ig Vena Kedrion durchgeführt: In 3 Studien wurde die Sicherheit und Wirksamkeit bei Patienten mit primären Immunmangelkrankheiten (PID), mit primärer Immunthrombozytopenie (ITP) und mit chronisch inflammatorischer demyelinisierender Polyneuropathie (CIDP) evaluiert. In einer Studie wurde die Sicherheit und Verträglichkeit von Ig Vena Kedrion mit erhöhten Infusionsraten bei Patienten mit einer Immunmangelkrankheit (ID) oder mit primärer Immunthrombozytopenie (ITP) evaluiert.
In der prospektiven, offenen Phase III-Studie bei Patienten mit primären Immunmangelkrankheiten (KB028) wurde als primäres Ziel das pharmakokinetische Profil von Ig Vena Kedrion untersucht. Sekundäre Ziele waren die therapeutische Wirksamkeit hinsichtlich der Prophylaxe von Infektionen und die Sicherheit in Bezug auf die Kurzzeitverträglichkeit. Fünfzehn von 16 Patienten im Alter von 28-60 Jahre, die in die Studie aufgenommen wurden, wurden hinsichtlich Wirksamkeit bewertet und während 24 Wochen mit Ig Vena Kedrion (total 140 Infusionen) behandelt. Das pharmakokinetische Profil von Ig Vena Kedrion wies eine mit den Angaben aus der Literatur weitgehend konsistente terminale Halbwertszeit von 26,4 Tagen auf.
Bei der Studie ITP (KB027) handelte es sich um eine offene, prospektive Phase III-Studie zur Prüfung auf Wirksamkeit und Verträglichkeit von Ig Vena Kedrion bei erwachsenen Patienten mit chronischer primärer Immunthrombozytopenie (ITP). Das primäre Ziel war die Auswertung der Zunahme der Thrombozytenzahl. Zu den sekundären Zielen gehörten: Verminderung der hämorrhagische Ereignisse, Dauer des Ansprechens der Thrombozyten und die Häufigkeit von unerwünschten Wirkungen. Jeder der fünfzehn Patienten erhielten eine Gesamtdosis von 2g/kg, aufgeteilt auf 5 Infusionen zu 400 mg/kg pro Tag während 5 aufeinanderfolgenden Tagen. Ein zweiter Zyklus zu 2 g/kg Körpergewicht wurde einem Patienten während den ersten 14 Tagen gegeben. Es wurden total 80 Infusionen verabreicht. Alle in die Studie aufgenommenen Patienten erreichten eine Thrombozytenzahl von ≥50 x 109/L, mit Ausnahme des Patienten, der den zweiten Behandlungszyklus erhielt und die Ziel-Thrombozytenzahl nicht erreichte (Ansprechrate 93.3%, 90% CI von 68.1 bis 99.8).
In der Phase III-Studie (KB057) zur Prüfung der Verträglichkeit und Sicherheit von Ig Vena Kedrion bei erhöhter Infusionsrate wurden 43 erwachsene Patienten in die Studie aufgenommen: 38 Patienten mit Immunmangelkrankheit (ID) und 5 Patienten mit ITP. Sie erhielten Ig Vena Kedrion in den für die beiden Indikationen entsprechend genehmigten Dosierungen. 37 Patienten mit ID wurden während 3 Infusionen beobachtet und 1 Patient mit ID während 2 Infusionen. Vier Patienten mit ITP erhielten ihre vorgesehenen Dosen über 2 Infusionen pro Tag, während dem ein Patient über 3 Tage infundiert wurde (insgesamt 124 Infusionen). Bei der 2. Infusion wurden 28 von 43 Patienten mit einer maximalen Geschwindigkeit von 8 ml/kg/h infundiert, 13 von 43 Patienten erreichten eine maximale Infusionsgeschwindigkeit von lediglich 6 ml/kg/h, da ihre Infusion beendet wurde, bevor die Infusionsrate zur nächst höheren Stufe erhöht werden konnte. Während der klinischen Studie haben 2 Patienten aufgrund der Entwicklung von 3 unerwünschte Wirkungen bei einer niedrigeren Infusionsrate die Geschwindigkeit von 8 ml/kg/h nicht erreicht.
In einer doppelblinden, kontrollierten Phase III Studie (KB034), in welcher die Verträglichkeit und Wirksamkeit der Langzeit-Behandlung mit hohen Dosen von intravenösen Immunglobulinen mit der Langzeit-Behandlung mit hohen Dosen von intravenösem Methylprednisolon (IVMP) verglichen wurde, wurden insgesamt 46 erwachsene CIDP-Patienten eingeschlossen, die randomisiert entweder Ig Vena Kedrion oder IVMP alle 4 Wochen erhielten.
Zehn von 21 mit IVMP behandelten Patienten (47,6%) beendeten die 6-monatige Behandlung im Vergleich zu 21 von 24 mit Ig Vena Kedrion behandelten Patienten (87,5%; p=0,0085). Von den 11 Patienten, welche ihre Behandlung mit IVMP abbrachen, taten dies 8 wegen zunehmender Verschlechterung ihres Krankheitszustandes nach Behandlungsbeginn (5 Patienten) oder wegen fehlender Verbesserung nach 2 Behandlungszyklen (3 Patienten). Bei 1 Patient traten unerwünschte Wirkungen auf (Gastritis) und 2 Patienten zogen sich freiwillig von der Studie zurück. 3 Patienten beendeten die Behandlung mit Ig Vena Kedrion entweder wegen zunehmender Verschlechterung (2 Patienten) oder wegen fehlender Besserung ihres Krankheitszustandes (1 Patient).
Bei beiden Behandlungsgruppen wurde eine signifikante Verbesserung nach 6 Monaten gegenüber dem Ausgangswert festgestellt in den Rankings ONLS (Overall Neuropathy Limitations Scale), Rotterdam und dem SF-36 Quality of Life Scores. Bei den Patienten, die mit Ig Vena Kedrion behandelt wurden, gab es eine deutliche Verbesserung der Sum Score MRC (Medical Research Council) und der quantifizierten Kraft der Faust, der sensorischen Sum Score INCAT (Inflammatory Neuropathy Cause and Treatment), der Vibrations-Score in den unteren Gliedmassen und der erforderlichen Zeit für eine 10 Meter Gehdistanz. Sieben der 8 Patienten, die nicht auf IVMP angesprochen haben und die mit Ig Vena Kedrion behandelt wurden, zeigten Verbesserungen nach der Behandlung. Genauso wie bei den 3 Patienten, die nicht auf die Behandlung mit Ig Vena Kedrion ansprachen und die mit IVMP behandelt wurden, zeigten Verbesserungen nach der Behandlung. Lediglich ein Patient sprach weder auf die Behandlung mit IVMP noch auf die anschliessende Behandlung mit Ig Vena Kedrion an.
Während der 6-monatigen Nachbeobachtung nach dem Ende der Behandlung zeigte keiner der Patienten, der eine Verbesserung mit lVMP hatte, eine Verschlechterung, die eine weitere Therapie erforderte, während 8 von 21 Patienten (38,1%), die auf Ig Vena Kedrion angesprochen hatten, eine Verschlechterung zeigten, die eine Wiederaufnahme der Behandlung erforderte (p = 0,0317). Alle Patienten sprachen auf die Wiederaufnahme der Therapie an. Am Ende der 12-monatigen Studie blieben 10 von 21 mit IVMP behandelte Patienten (47,6%), die eine Verbesserungen zeigten, stabil ohne weitere Behandlung, wie auch 13 von 24 mit IVIG behandelte Patienten (54,1%) (p = 0,763).
Kinder und Jugendliche
Die publizierten Daten aus Studien zur Wirksamkeit und Sicherheit haben keine wesentlichen Unterschiede zwischen Erwachsenen und Kindern, die an derselben Erkrankung leiden, ergeben.
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