Eigenschaften/WirkungenATC-Code
A06AD65
Wirkungsmechanismus
Die orale Verabreichung der Macrogol-Elektrolytlösung bewirkt Diarrhoe und führt damit zu einer raschen Entleerung des Kolons.
Die pharmakodynamischen Eigenschaften dieser osmotisch wirkenden Darmvorbereitung sind eine Kombination der direkten synergistischen osmotischen Wirkung der Komponenten von Plenvu (Macrogol 3350 plus Natriumsulfat-Komponenten in Dosis 1 und Ascorbat plus Macrogol 3350-Komponenten in Dosis 2) und der Induktion von propulsiven Kontraktionen der glatten Darmmuskulatur, die die abführende Wirkung induziert. Die physiologische Konsequenz ist ein propulsiver Dickdarmtransport der erweichten Stühle.
Pharmakodynamik
Die in der Formulierung vorhandenen Elektrolyte und die zusätzliche klare Flüssigkeitsaufnahme sind notwendig, um klinisch signifikante Veränderungen von Natrium, Kalium oder Wasser zu verhindern und somit das Dehydratationsrisiko zu reduzieren.
Macrogol 3350 ist chemisch inert und in Wasser gut löslich. Die absorbierte Menge bezieht sich auf ihr Molekulargewicht, wobei höhere Molekulargewichte weniger leicht absorbiert werden. Die Hauptwirkung von Macrogol 3350 besteht darin, den Wassergehalt im Darm durch Ausübung einer osmotischen Wirkung zu erhöhen. Macrogol 3350 ist in der Lage, Wasser im Verhältnis von 100 Wassermolekülen zu jedem Molekül von Macrogol 3350 zu binden, und es konnte gezeigt werden, dass die zunehmende osmotische Leistung von Macrogol 3350 zu einem nahezu linearen Anstieg von Stuhlgewicht und Stuhlwasserausscheidung führt.
Die osmotische Wirkung von Ascorbat basiert auf dem nicht absorbierten Teil; der Einschluss von Ascorbinsäure und Natriumascorbat in eine Einzeldosis soll die Absorption begrenzen und die osmotische Wirkung maximieren. Orale Ascorbat-Dosen oberhalb von 2 g unterliegen einer sehr geringen systemischen Absorption, und der Grossteil der verabreichten Menge liegt im Dickdarm vor.
Der Grossteil des Sulfats wird nicht absorbiert und verbleibt im Darm, was zu der synergistischen osmotischen Wirkung in Dosis 1 beiträgt. Die osmotische Wirkung von Natriumsulfat wird durch Reizung der Darmschleimhaut durch hohe intraluminale Konzentrationen von Sulfationen bewirkt.
Klinische Wirksamkeit
Die Wirksamkeit von Plenvu wurde in drei zulassungsentscheidenden randomisierten, multizentrischen, Prüfarzt-verblindeten Phase-III-Studien bei erwachsenen Patientinnen und Patienten (Männer und Frauen im Alter von 18 bis 85 Jahren) untersucht, die sich im Rahmen der Voruntersuchung, Überwachung oder Diagnose einer Koloskopie unterzogen: Nächtliche-Pause-Arm (Nocturnal Pause Arm, NOCT), Morgen-Arm (Morning Arm, MORA), Vortag-Arm (Day Before Arm, DAYB). Die Studien waren hinsichtlich ihrer Ziele und Endpunkte, Patientenpopulation, Eignungskriterien, Studienvisiten, Massnahmen und Beurteilungen ähnlich aufgebaut, um die Daten vergleichen zu können. Die beiden primären alternativen gleichberechtigten Endpunkte waren in allen Studien identisch, und zwar die Gesamtkolon-Reinigungs-Erfolgsrate und die Rate hochqualitativer Reinigungen des rechten Kolons, gemessen mithilfe der Harefield Cleansing Scale (HCS). Das heisst, die jeweilige Studie wurde auch als Erfolg gewertet, wenn nur ein alternativer primärer Endpunkt signifikant ausfiel und der andere primäre Endpunkt keine Signifikanz erreichte. In allen drei Studien wurde für das vorhandene multiple Testen eine Korrektur des Signifikanzniveaus mittels Hochberg Procedere durchgeführt, was bewirkte, dass bei Nicht-Erreichen eines der alternativen primären Endpunkte das Signifikanz-Niveau bei der nachfolgenden Testung stärker abgesenkt wurde im Vergleich zu dem Fall, dass für beide primären alternativen Endpunkte Signifikanz erreicht worden wären. Die p-Werte wurden in allen Studien in einem Hochberg Procedere für multiples Testen angepasst und sind deshalb vom üblichen p<0.05 verschieden. In der NOCT-Studie wurden die Patientinnen und Patienten im Verhältnis 1:1 randomisiert, um entweder Plenvu (n = 310) oder Trisulfat-Lösung (n = 311) zu erhalten; diese wurden jeweils im Rahmen eines zweitägigen Split-Dosing-Schemas mit Dosisgabe abends und morgens verabreicht. In der MORA-Studie wurden die Patientinnen und Patienten im Verhältnis 1:1:1 randomisiert, um entweder Plenvu, verabreicht im Rahmen eines zweitägigen Split-Dosing-Schemas mit Dosisgabe abends und morgens (n = 283) oder im Rahmen eines eintägigen Split-Dosing-Schemas (n = 283), oder eine standardmässige Macrogol-basierte 2-l-Elektrolytlösung (2 l M+E), verabreicht im Rahmen eines zweitägigen Split-Dosing-Schemas mit Dosisgabe abends und morgens (n = 283), zu erhalten. In der DAYB-Studie wurden die Patientinnen und Patienten im Verhältnis 1:1 randomisiert, um sich selbst entweder Plenvu (n = 258) oder eine Lösung aus Natriumpicosulfat und Magnesiumcitrat (SP+MC, n = 257) im Rahmen eines eintägigen Split-Dosing-Schemas zu verabreichen.
Die Reinigungsraten im Gesamtkolon und im rechten Kolon sind in der nachstehenden Tabelle dargestellt.
STUDIEN
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NOCT
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MORA
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DAYB
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Vergleichspräparate
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Plenvu
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Trisulfat
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Plenvu 2-Tages-Schema
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Plenvu 1-Tages-Schema
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2 l M+E
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Plenvu
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SP + MC
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Schemata
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Auf 2 Tage verteilte Dosisgabe
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Auf 2 Tage verteilte Dosisgabe
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Auf 2 Tage verteilte Dosisgabe
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Auf 1 Tag verteilte Dosisgabe
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Auf 2 Tage verteilte Dosisgabe
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Auf 1 Tag verteilte Dosisgabe
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Auf 1 Tag verteilte Dosis-gabe
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Zwei primäre alternative Endpunkte
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1. Reinigungs-Erfolgsrate des Gesamtkolons
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85,1 %
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85,0 %
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92,0 %
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89,1 %
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87,5 %
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62,0 %
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53,8 %
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Es wurde Nichtunterlegenheit gezeigt
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Es wurde Nichtunterlegenheit gezeigt
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Es wurde Nichtunterlegenheit gezeigt
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Es wurde Nichtunterlegenheit gezeigt
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2. Rate hochqualitativer Reinigungen des rechten Kolons (Exzellent plus gut)*
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35.9%
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29.3%
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31,6 %
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33,8 %
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15,1 %
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4,4 %
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1,2 %
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Es wurde Nichtunterlegenheit gezeigt. Es wurde keine signifikante Überlegenheit erreicht.
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Es wurde signifikante Überlegenheit erreicht.
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Es wurde signifikante Überlegenheit erreicht.
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Es wurde Nichtunterlegenheit gezeigt. Es wurde keine signifikante Überlegenheit erreicht.
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2 l M+E = standardmässige Macrogol-basierte 2-l-Elektrolytlösung; SP+MC = Lösung aus Natriumpicosulfat und Magnesiumcitrat.
*Basierend auf den HCS-Scores; «Exzellent» war definiert als ein ordinaler Score von 4; «Gut» war definiert als ein ordinaler Score von 3.
Die p-Werte wurden in allen Studien in einem Hochberg Procedere für multiples Testen angepasst und sind deshalb vom üblichen p<0.05 verschieden.
Zusätzliche unterstützende Daten zur klinischen Wirksamkeit wurden aus 2 randomisierte Studien bei erwachsenen Patientinnen und Patienten abgerufen, die sich einer Kolonoskopie unterzogen. Der primäre Endpunkt in diesen Studien war die allgemeine Kolonreinigungs-Erfolgsrate unter Verwendung der Boston Bowel Preparation Scale (BBPS).
In Vassallo et al., 2023, einer Beobachter-verblindeten Studie, wurde Plenvu (n = 236) mit einer Macrogol-basierten 4-l-Lösung (n = 242) verglichen, und zwar bei Verabreichung im Rahmen eines Schemas mit aufgeteilter Dosisgabe. Plenvu war dem Vergleichspräparat hinsichtlich der allgemeinen Kolonreinigungs-Erfolgsrate (BBPS Gesamtscore ≥6, segmentaler BBPS Score ≥2) nicht unterlegen.
In Repici et al., 2021, einer prospektiven Studie, wurde Plenvu (n = 195) mit einer Macrogol-basierten 4-l-Lösung (n = 193) verglichen, bei Verabreichung im Rahmen eines Schemas mit aufgeteilter Dosisgabe. Plenvu war gegenüber dem Vergleichspräparat im Hinblick auf die Gesamtkolon-Reinigung nicht unterlegen.
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