Warnhinweise und VorsichtsmassnahmenÜberempfindlichkeit
Bei Anwendung von Jivi können Überempfindlichkeitsreaktionen, einschliesslich Anaphylaxie, auftreten.
Die Patienten sind auf die potenziellen frühen Anzeichen für Überempfindlichkeitsreaktionen wie Engegefühl in der Brust, Schwindelgefühl, leichte Hypotonie und Übelkeit während der Injektion hinzuweisen, welche sich zu anaphylaktischen Reaktionen entwickeln können. Eine symptomatische Behandlung der Überempfindlichkeitsreaktion sollte in angemessener Form eingeleitet werden. Allergische oder anaphylaktische Reaktionen erfordern einen sofortigen Abbruch der Injektion. Bei Anaphylaxie sollten die Regeln der aktuellen Standardschocktherapie befolgt werden.
Überempfindlichkeitsreaktionen können auch durch Antikörper gegen PEG hervorgerufen werden (siehe Rubrik unten «Immunantwort auf Polyethylenglykol (PEG)»).
Inhibitoren
Die Bildung von neutralisierenden Antikörpern (Inhibitoren) gegen Faktor-VIII ist eine bekannte Komplikation bei der Behandlung von Patienten mit Hämophilie A. Diese Inhibitoren sind meist gegen die prokoagulatorische Aktivität von Faktor-VIII gerichtete IgG-Immunglobuline, die in modifizierten Bethesda-Einheiten (BE) quantifiziert werden. Das Risiko, Inhibitoren zu entwickeln, ist mit der Exposition gegenüber Blutgerinnungsfaktor-VIII sowie anderen genetischen und umweltbedingten Faktoren korreliert, wobei dieses Risiko innerhalb der ersten 20 Expositionstage am grössten ist. Selten können sich Inhibitoren nach mehr als 100 Expositionstagen entwickeln. Patienten, die mit Faktor-VIII behandelt werden, sollten sorgfältig klinisch überwacht und mittels geeigneter Labortests auf die Entwicklung von Inhibitoren untersucht werden.
Immunantwort auf Polyethylenglykol (PEG)
Hauptsächlich bei Patienten unter 6 Jahren (bei 10 von 44) wurde in den ersten 4 Expositionstagen eine mit anti-PEG-Antikörpern assoziierte klinische Immunantwort beobachtet, die sich in Symptomen einer akuten Überempfindlichkeit und/oder klinischem Wirksamkeitsverlust manifestiert. Ein Patient (1 von 163≥6 Jahren) entwickelte am 4. Expositionstag eine Überempfindlichkeitsreaktion mit assoziiertem Anstieg der anti-PEG-IgM-Antikörper.
Diese klinische Immunantwort war vorübergehend und trat in Abwesenheit von Faktor-VIII-Inhibitoren auf. Die Patienten konnten ihre vorherige wirksame Faktor-VIII-Therapie wiederaufnehmen.
Bei klinischem Verdacht auf Wirksamkeitsverlust des Arzneimittels wird empfohlen, auf das Vorhandensein von FVIII-Inhibitoren und die FVIII-Recovery zu testen.
Ein niedriger Faktor-VIII-Spiegel nach der Injektion ohne nachweisbare FVIII-Inhibitoren deutet darauf hin, dass der Wirksamkeitsverlust wahrscheinlich auf anti-PEG-Antikörper zurückzuführen ist. Jivi ist abzusetzen, und die Patienten sollten auf ein vorher bereits angewendetes wirksames nicht PEGyliertes Faktor-VIII-Produkt umgestellt werden.
Katheterbedingte Infektionen
Katheterbedingte Infektionen können auftreten, wenn Jivi über einen Zentralkatheter (zentralvenösen Zugang, ZVK) verabreicht wird. Solche Infektionen stehen nicht mit dem Arzneimittel an sich im Zusammenhang.
Kardiovaskuläre Erkrankungen
Hämophilie-Patienten mit kardiovaskulären Risikofaktoren oder kardiovaskulären Erkrankungen haben möglicherweise dasselbe Risiko für ein kardiovaskuläres Ereignis wie Nicht-Hämophilie-Patienten, sobald sich ihre Blutgerinnung mit der Faktor-VIII-Behandlung normalisiert hat.
Andere Hinweise
Jivi enthält weniger als 1 mmol Natrium (entsprechend 23 mg) pro Durchstechflasche, d.h. es ist nahezu «natriumfrei»
|