Warnhinweise und VorsichtsmassnahmenVor Therapiebeginn
Vor Therapiebeginn muss das medizinische Fachpersonal sicherstellen, dass der Patient die Sicherheitsinformation gelesen und verstanden hat.
Injektionsbedingte Reaktionen und Ueberempfindlichkeitsreaktionen
Die Patienten sollten darüber informiert werden, dass injektionsbedingte Reaktionen im Allgemeinen innerhalb von 24 Stunden und überwiegend nach der ersten Injektion auftreten. Etwaige injektionsbedingte Reaktionen können durch eine symptomatische Behandlung bewältigt werden.
Zu den in klinischen Studien festgestellten lokalen) Symptomen einer Reaktion an der Injektionsstelle gehörten Erythem, Schwellung, Juckreiz und Schmerzen.
Die in klinischen Studien beobachteten systemischen injektionsbedingten Reaktionen (systemic injection-related reactions, SIRR), traten überwiegend bei der ersten Injektion auf. Zu den beobachteten Symptomen gehörten Fieber, Kopfschmerz, Myalgie, Schüttelfrost und Ermüdung, und diese waren überwiegend (99,7 %) nicht schwerwiegend und von leichter bis mässiger Ausprägung. In den klinischen Studien zur RMS gab es keine lebensbedrohlichen Injektionsreaktionen.
Weitere systemische injektionsbedingte Reaktionen, die nach der Markteinführung gemeldet wurden, umfassen Ausschlag, Urtikaria, Atemnot, Angioödem (z.B. Zungen-, Rachen- oder Kehlkopfschwellung) und in seltenen Fällen wurde von einer Anaphylaxie oder einer anaphylaktoiden Reaktion berichtet. Die meisten Fälle waren nicht schwerwiegend und traten bei der ersten Injektion auf. Der Schweregrad der SIRR nimmt im Allgemeinen mit nachfolgenden Injektionen ab. In einigen schwerwiegenden Fällen musste die Behandlung mit Kesimpta abgebrochen werden.
Nach Marktzulassung wurde auch über akute Überempfindlichkeitsreaktionen berichtet. Eine klare Abgrenzung von einigen SIRR-Symptomen kann mitunter klinisch schwierig sein. So kann eine akute Überempfindlichkeitsreaktion grundsätzlich bei jeder Injektion auftreten, typischerweise jedoch nicht bei der ersten Verabreichung. Sollten bei nachfolgenden Injektionen schwerwiegendere Symptome als zuvor oder neue schwere Symptome auftreten, kann dies auch ein Hinweis auf eine mögliche Überempfindlichkeitsreaktion sein. Patienten mit bekannter Überempfindlichkeit gegen Kesimpta dürfen nicht mit Kesimpta behandelt werden (siehe «Kontraindikationen»)
In klinischen Studien zur RMS wurde nur ein begrenzter Nutzen der Prämedikation mit Steroiden, Antihistaminika oder Paracetamol festgestellt. Bei den mit Ofatumumab behandelten Patienten, die eine Prämedikation mit Methylprednisolon (oder einem äquivalenten Steroid) erhielten, traten Symptome wie Fieber, Myalgie, Schüttelfrost und Übelkeit seltener auf. Unter der Anwendung der Steroid-Prämedikation kam es jedoch auch ohne die Behandlung mit Ofatumumab (d.h. bei Patienten in den Teriflunomid-Armen, die Placebo-Injektionen erhielten) zu einem Anstieg der Häufigkeit von Symptomen wie Hitzegefühl, Brustkorbbeschwerden, Hypertonie, Tachykardie und Abdominalschmerz. Die Anwendung einer Prämedikation ist daher nicht notwendig.
Die erste Injektion von Kesimpta sollte unter Anleitung einer entsprechend ausgebildeten medizinischen Fachkraft durchgeführt werden.
Infektionen
Aufgrund seiner Wirkungsweise und entsprechend der verfügbaren klinischen Erfahrung hat Ofatumumab das Potenzial für ein erhöhtes Infektionsrisiko (siehe «Unerwünschte Wirkungen»).
Ofatumumab darf bei Patienten mit einer aktiven Infektion nicht verabreicht werden. Bei Patienten mit einer aktiven Infektion muss mit der Gabe von Ofatumumab zugewartet werden, bis die Infektion abgeheilt ist (siehe «Kontraindikationen»). Bei Patienten, die Anzeichen oder Symptome einer Infektion im Anschluss an eine Behandlung mit Ofatumumab berichten, sollten diese rasch abgeklärt und die Patienten entsprechend behandelt werden. Vor einer weiteren Behandlung sind die Patienten erneut auf ein potenzielles Infektionsrisiko zu untersuchen.
Basierend auf dem Wirkmechanismus von Ofatumumab besteht ein erhöhtes Infektionsrisiko während der Behandlung, einschliesslich schwerwiegenden bakteriellen, fungalen sowie neuen oder reaktivierten viralen Infektionen. In Patienten, welche mit anderen anti-CD20 Antikörpern behandelt wurden, verliefen einige dieser Infektionen tödlich.
In den klinischen Studien zur RMS war der Anteil der Patienten mit Infektionen in der Ofatumumab- und der Teriflunomid-Behandlungsgruppe ähnlich. In den klinischen Zulassungsstudien der Phase III trat bei 51,6 % der mit Ofatumumab behandelten Patienten mindestens eine Infektion auf, verglichen mit 52,7 % der mit Teriflunomid behandelten Patienten.
Progressive multifokale Leukenzephalopathie
PML ist eine opportunistische Infektion, die durch das John-Cunningham-Virus (JCV) verursacht wird und tödlich verlaufen oder zu schweren Behinderungen führen kann. In den klinischen Studien zur RMS wurden für Ofatumumab keine Fälle von progressiver multifokaler Leukenzephalopathie (PML) gemeldet. Tödlich verlaufende Fälle mit PML traten in Patienten auf, die mit Ofatumumab für eine chronisch lymphatische Leukämie behandelt wurden (zwar in deutlich höherer intravenöser Dosierung als für die Behandlung mit MS empfohlen, jedoch für eine kürzere Behandlungsdauer). Zusätzlich wurden bei Patienten, die mit Anti-CD20-Antikörpern und anderen MS-Therapien behandelt wurden, Infektionen mit dem John-Cunningham-Virus (JC-Virus), die zu einer PML führen können, beobachtet. Daher sollten Ärzte bzgl. Frühzeichen und Symptome einer PML, die jede Art von neu auftretenden oder sich verschlechternden neurologischen Zeichen oder Symptomen beinhalten können, wachsam sein, da diese den Symptomen eines MS-Schubs gleichen können.
Die Symptome der PML sind vielfältig, schreiten über Tage bis Wochen fort und können zunehmende Schwäche einer Körperseite oder Ungeschicklichkeit der Gliedmassen, Gleichgewichtsstörungen, Sehstörungen sowie Veränderungen des Denkens, des Gedächtnisses und der Orientierung umfassen, die zu Verwirrung und Persönlichkeitsveränderungen führen. Wird eine PML vermutet, sollte die Behandlung mit Kesimpta so lange ausgesetzt werden, bis eine PML ausgeschlossen wurde.
Bei Verdacht auf eine PML sollte eine Evaluation anhand eines MRTs (vorzugsweise mit Kontrastmittel) im Vergleich zu einem vor der Behandlung angefertigten MRT (vorzugsweise nicht älter als 3 Monate) und eines bestätigenden Liquortests mit Bestimmung der viralen JC-DNA sowie wiederholter neurologischer Untersuchungen erfolgen.
Falls die PML bestätigt ist, muss die Behandlung dauerhaft abgebrochen werden.
Reaktivierung des Hepatitis-B-Virus
In den klinischen Studien mit Kesimpta zur RMS wurde kein Fall einer Reaktivierung des Hepatitis-B-Virus (HBV) festgestellt. Es sind jedoch Fälle der Reaktivierung einer Hepatitis B unter der Behandlung mit Anti-CD-20-Antikörpern aufgetreten, die in einigen Fällen zu einer fulminanten Hepatitis, zum Leberversagen und zum Tod geführt haben.
Patienten mit aktiver Hepatitis-B-Erkrankung dürfen deshalb nicht mit Kesimpta behandelt werden (siehe «Kontraindikationen»). Vor Beginn der Behandlung mit Kesimpta sollte bei allen Patienten ein Screening auf das Hepatitis-B-Virus (HBV) durchgeführt werden. Das Screening sollte als Mindestvorgabe Tests auf das Hepatitis-B-Oberflächenantigen (HBsAg) und den Hepatitis-B-Kernantikörper (Anti-HBc) umfassen. Diese Tests können durch andere geeignete Marker entsprechend den lokalen Leitlinien ergänzt werden. Patienten mit einer positiven Hepatitis-B-Serologie (entweder HBsAg oder Anti-HBc) sollten vor Behandlungsbeginn einen Spezialisten für Lebererkrankungen konsultieren und sie sollten gemäss den lokalen medizinischen Standards überwacht und behandelt werden, um eine Reaktivierung der Hepatitis B zu verhindern.
Im Fall einer HBV-Reaktivierung, sollte Kesimpta pausiert werden bis die aktive Infektion abgeklungen ist.
Behandlung hochgradig immungeschwächter Patienten
Es wird empfohlen, vor Beginn der Therapie mit Kesimpta den Immunstatus des Patienten zu beurteilen. Kesimpta darf nicht an Patienten mit starker Immunsuppression (z.B. einer signifikanten Neutropenie oder Lymphopenie) verabreicht werden (siehe «Kontraindikationen»). Hochgradig immungeschwächte Patienten dürfen so lange nicht behandelt werden, bis die jeweilige Erkrankung abgeklungen ist (siehe «Kontraindikationen»).
Patienten, die aktuell eine immunsuppressive Behandlung erhalten (ausgenommen sind symptomatische Behandlungen mit Kortikosteroiden gegen Rezidive) oder deren Immunsystem durch vorausgehende Therapien geschwächt ist (siehe «Interaktionen») dürfen nicht mit Ofatumumab behandelt werden.
Behandlung mit Immunsuppressiva vor, während oder nach der Behandlung mit Ofatumumab
Bei Einleitung einer Behandlung mit Ofatumumab nach einer immunsuppressiven Therapie bzw. bei Einleitung einer immunsuppressiven Therapie nach einer Behandlung mit Ofatumumab muss das Potenzial für überlappende pharmakodynamische Wirkungen berücksichtigt werden (siehe «Wirkungsmechanismus/Pharmakodynamik»). Ofatumumab wurde nicht in Kombination mit anderen krankheitsmodifizierenden MS-Therapeutika untersucht.
Impfungen
Alle Impfungen sollten gemäss den Impfleitlinien bei Lebendimpfstoffen oder abgeschwächten Lebendimpfstoffen mindestens 4 Wochen vor Beginn der Behandlung mit Kesimpta und bei inaktivierten Impfstoffen, wenn möglich, mindestens 2 Wochen vor Beginn der Behandlung mit Kesimpta verabreicht werden.
Kesimpta kann die Wirksamkeit von Totimpfstoffen (inaktivierten Impfstoffen) beeinträchtigen.
Die Sicherheit von Impfungen mit Lebendimpfstoffen oder abgeschwächten Lebendimpfstoffen nach einer Therapie mit Kesimpta wurde bisher nicht untersucht. Eine Impfung mit Lebendimpfstoffen oder abgeschwächten Lebendimpfstoffen wird während der Behandlung und nach dem Absetzen bis zur B-Zell-Repletion nicht empfohlen (siehe «Eigenschaften/Wirkungen»).
Impfung von Säuglingen, die von Müttern geboren wurden, welche während der Schwangerschaft mit Kesimpta behandelt wurden
Bei Säuglingen von Müttern, die während der Schwangerschaft mit Kesimpta behandelt wurden, sollten so lange keine Lebendimpfstoffe oder abgeschwächten Lebendimpfstoffe verabreicht werden, bis eine Erholung der B-Zellzahl bestätigt wurde. Durch die Depletion der B-Zellen bei diesen Kindern kann das von Lebendimpfstoffen oder abgeschwächten Lebendimpfstoffen ausgehende Risiko ansteigen.
Totimpfstoffe (inaktivierte Impfstoffe) können gemäss der Indikation auch vor der Erholung von der B-Zell-Depletion verabreicht werden, jedoch sollte eine genaue Beurteilung der durch den Impfstoff induzierten Immunreaktionen, ggf. auch unter Hinzuziehung eines qualifizierten Spezialisten, in Betracht gezogen werden, um festzustellen, ob tatsächlich eine schützende Immunantwort ausgelöst wurde (siehe «Schwangerschaft, Stillzeit»).
Malignome
Unter anderen anti-CD20 B-Zell depletierenden Therapien wurde ein erhöhtes Risiko für maligne Erkrankungen, insbesondere Mammakarzinomen, beobachtet. Die Inzidenz lag dabei im Rahmen der bei MS-Patienten zu erwartenden Hintergrundrate.
Patienten mit bestehenden aktiven malignen Erkrankungen (einschliesslich Patienten, die hinsichtlich der Rezidivierung einer malignen Erkrankung aktiv überwacht werden) dürfen nicht mit Ofatumumab behandelt werden (siehe «Kontraindikationen»). Bei Patienten mit bekannten Risikofaktoren für Malignitäten sollte das Nutzen-Risiko-Verhältnis von Ofatumumab sorgfältig abgewogen werden und vor sowie während der Behandlung eine entsprechende Tumorüberwachung durchgeführt werden.
Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse während der Behandlung mit anderen anti-CD20 Antikörpern
Unter der Behandlung mit anderen anti-CD20 Antikörpern traten selten schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse sowie schwerwiegende mukokutane Reaktionen auf. Patienten, welche eine schwerwiegende mukokutane Reaktion während der Behandlung mit Kesimpta zeigen, sollten diese beenden und umgehend medizinisch beurteilen lassen.
Hautreaktionen
Bei anderen anti-CD20-Antikörpern wurden schwere Hautreaktionen wie toxische epidermale Nekrolyse (Lyell-Syndrom), Stevens-Johnson-Syndrom und Pyoderma gangraenosum beobachtet. Für den Fall, dass ein derartiges Ereignis eintritt, ist ein Abbruch der Behandlung in Erwägung zu ziehen.
Natriumgehalt
Dieses Arzneimittel enthält weniger als 1 mmol (23 mg) Natrium pro Dosis, d.h. es ist nahezu «natriumfrei».
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