Eigenschaften/WirkungenATC-Code
N01AB06
Wirkungsmechanismus
Obwohl der Mechanismus der anästhetischen Wirkung nicht genau bekannt ist, wird allgemein angenommen, dass volatile Anästhetika die neuronale Funktion durch Modulation der exzitatorischen und inhibitorischen synaptischen Transmission verändern. Es wird angenommen, dass die anästhetische Wirkung von Isofluran über multiple Mechanismen ( z. B. agonistische Wirkungen von Neurotransmitter-regulierten Ionenkanälen wie Gammaaminobuttersäure (GABA) und Glycinrezeptoren, sowie antagonistische Wirkungen an N-Methyl-D-Aspartat (NMDA) Rezeptoren im Zentralnervensystem) zustande kommt und zur Entstehung von Amnesie und Sedierung führt/beiträgt. Im Allgemeinen wirken volatile Anästhetika auch an Stellen im Rückenmark, die zur Relaxation von Skelettmuskeln und der Hemmung von afferenten nociceptiven Signalwegen beitragen.
Pharmakodynamik
Bei mechanisch ventilierten Patienten induziert Isofluran eine dosisabhängige Sedierung bei endtidalen Konzentrationen von ungefähr 0.2 % bis 1.0 %.
Isofluran ist wenig löslich (der Blut/Gas-Verteilungskoeffizient beträgt 1.4). Dies ermöglicht rasches und voraussagbares Ein- und Ausleiten der Sedierung. Die Rückkehr zum Wachzustand gemäss Zeit zur Rückkehr zu RASS ≥0 (ruhig und wach) und zur kognitiven Erholung, beurteilt an der Fähigkeit, verbale Anweisungen zu befolgen, erfolgt üblicherweise zwischen 10 und 60 Minuten nach dem Ende der Verabreichung von Isofluran.
Der Blutdruck sinkt, in erster Linie aufgrund der peripheren Vasodilatation, proportional mit einer erhöhten Isoflurankonzentration (siehe Rubrik «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»)
Isofluran wirkt im Gehirn vasodilatatorisch
0.6 % Isofluran und höhere endtidale Konzentrationen führen zu Bronchodilation durch Senken des Muskeltonus der glatten Atemwegsmuskulatur bei Patienten, die nicht auf β-Agonisten ansprechen. Der Mechanismus umfasst möglicherweise aus dem Endothel freigesetzte Stickoxide und Prostaglandine.
Klinische Wirksamkeit
Die Wirksamkeit und Sicherheit von Sedaconda® zur Anästhesie von mechanisch ventilierten Patienten mittels des Applikationssystems Sedaconda ACD (Anaesthetic Conserving Device)wurde in der randomisierten, kontrollierten, offenen Multizenterstudie SED001 untersucht. Eine gemischte Kohorte von chirugischen und medizinischen Patienten mit einem mittleren (SD) Simplified Acute Physiology Score II von 43.1 (17.7), die eine mechanische Ventilation und Sedierung mit einem Ziel-RASS von –1 bis –4 benötigten, wurde eingeschlossen. Die Patienten wurden randomisiert zu Isofluran (n=150) oder Propofol (n=151) als einziges Sedativum während bis zu 48±6 Stunden oder bis zur Extubation, je nachdem, was zuerst eintrat. Entsprechend der Behavioural Pain Scale (BPS) wurden nach Bedarf intravenös Opiate verabreicht. Patienten, die nach 48±6 Std. noch intubiert waren, wurden auf Standardbehandlung umgestellt.
Wirksamkeits-Endpunkte
Wirksamkeit der Sedierung in SED001
Sedaconda war Propofol in Bezug auf die Zeit bis zur Zielsedierungstiefe (RASS -1 bis -4) nicht
unterlegen (Unterschied des proportionalen Anteils Isofluran versus Propofol -0,452 %,
95 % CI -2,996 bis 2,093). Die Patienten erreichten sowohl bei Isofluran als auch bei Propofol in
über 90 % der Zeit die angestrebte Sedierungstiefe. Der mittlere RASS-Score am Tag 1 und Tag 2
der jeweiligen Behandlung war vergleichbar. Bei den mit Isofluran behandelten Patienten lag die
mittlere (SD) Laufrate bei 0,4 (±0,2) ml/Stunde pro l Atemminutenvolumen. Daraus ergab sich eine
mittlere (SD) endtidale Isofluran-Konzentration von 0,45 (±0,2) %.
Aufwachen und Zeit bis zur Extubation
In SED001 wurde die Zeit bis zum Aufwachen aus der Sedierung (Wakeup Test) nach 24 und 48 Std. gemessen als Zeit vom Ende der kontinuierlichen Sedierung bis zum Zeitpunkt zum Erreichen des RASS ≥0 (wach und ruhig). Nach 24 Std. absolvierten nahezu 80 % der Patienten in beiden Armen erfolgreich einen Wakeup Test. Nach 48 Std. absolvierten 77 % der Isofluran-Patienten und 65 % der Patienten unter Propofol erfolgreich einen Wakeup Test.
Pädiatrie
Es gibt keine Wirksamkeitsdaten aus kontrollierten Studien bei Kindern zur Sedierung, aber Isofluran wurde bei Kindern als Sedativum eingesetzt. In mehreren kleinen Studien wurde über Erfahrungen mit ähnlichen Anästhetikadosen wie in Studien mit Erwachsenen berichtet.
In mehreren Studien wurden bei Kindern reversible neurologische Störungen beobachtet, vor allem bei Sedierung mit Isofluran während mehr als 24 Std.. Die berichteten neurologischen Symptome waren Ataxie, Agitation, nicht-zweckmässige Bewegungen, Halluzinationen und Konfusion während bis zu 72 Stunden.
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