Eigenschaften/WirkungenATC-Code
L01FF09
Wirkungsmechanismus
Die Bindung der PD-1-Liganden PD-L1 und PD-L2 an den PD-1-Rezeptor, der sich auf T-Zellen befindet, führt zur Hemmung der T-Zell-Proliferation und der Zytokinproduktion. In einigen Tumoren kommt es zu einer Hochregulierung von PD-1-Liganden, und die Signalübertragung über diesen Weg kann zur Hemmung der aktiven T-Zell-Immunüberwachung von Tumoren beitragen.
Bei Tislelizumab handelt es sich um einen humanisierten monoklonalen Antikörper gegen PD-1 in der Variante des Immunglobulins G4 (IgG4), der mit hoher Spezifität und Affinität (KD=0,15 nM) an die extrazelluläre Domäne des menschlichen PD-1 bindet. Es blockiert die Bindung sowohl von PD-L1 und PD-L2 kompetitiv, hemmt die PD-1-vermittelte negative Signalübertragung und steigert die funktionelle Aktivität in den T-Zellen in zellbasierten In-vitro-Assays. Tislelizumab bindet nicht an Fc-Gamma-Rezeptoren (FcgRs) und C1q und induziert daher keine Antikörper-abhängige zelluläre Zytotoxizität (ADCC), keine Antikörper-abhängige zelluläre Phagozytose (ADCP) und auch keine Komplement-abhängige Zytotoxizität (CDC). Darüber hinaus hat Tislelizumab in mehreren allogenen Xenotransplantationsmodellen für humane Krebserkrankungen und in einem humanen PD-1-transgenen Mausmodell eine Reduzierung des Tumorwachstums gezeigt.
Pharmakodynamik
Klinische Wirksamkeit
Erstlinienbehandlung des Adenokarzinoms des Magens oder des gastroösophagealen Übergangs (G/GEJ) in Kombination mit einer platin- und fluorpyrimidinbasierten Chemotherapie
RATIONALE-305 (Studie BGB-A317-305) ist eine randomisierte, multizentrische, doppelblinde, placebokontrollierte Studie der Phase III zum Vergleich der Wirksamkeit und Sicherheit von Tevimbra plus platin- und fluorpyrimidinbasierter Chemotherapie gegenüber Placebo plus platin- und fluorpyrimidinbasierter Chemotherapie als Erstlinienbehandlung bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem inoperablem oder metastasiertem G/GEJ-Adenokarzinom.
In die Studie wurden nur Patienten mit histologisch bestätigtem Adenokarzinom aufgenommen, die zuvor keine systemische Therapie zur Behandlung der fortgeschrittenen Erkrankung erhalten hatten.Die Patienten wurden unabhängig vom PD-L1-Expressionslevel im Tumor aufgenommen.
Die PD-L1 Expression wurde mithilfe des TAP-Scores (Tumour Area Positivity) ermittelt. Dieser ist definiert als gesamter prozentualer Anteil der Tumorfläche (Tumor und jegliches desmoplastisches Stroma), die mit Tumorzellen mit PD-L1-Membranfärbung jeglicher Intensität sowie tumorassoziierten Immunzellen mit PD-L1-Membranfärbung jeglicher Intensität bedeckt ist. Die visuelle Schätzung erfolgte durch Pathologen mit dem Ventana PD-L1 (SP263) Assay.
Ausgeschlossen von der Studie waren Patienten mit einem G/GEJ-Karzinom vom Plattenepithelzelltyp oder einem undifferenziertem oder einem anderen histologischen Typ, Patienten mit bekannten HER-2-positiven Tumoren, Patienten mit aktiver leptomeningealer Erkrankung oder unkontrollierten Hirnmetastasen, Patienten mit aktiver Autoimmunerkrankung oder anamnestisch bekannter Autoimmunerkrankung, die rezidivieren kann, Patienten, die zuvor mit einem anti-PD-(L)1, anti-PD-L2 Antikörper behandelt wurden oder mit einem anderen Medikament, welches auf den Checkpoint oder T-Zell Co-Stimulation Pathway wirkt.
Die Randomisierung wurde nach geografischer Region (China [einschliesslich Taiwan] versus Japan und Südkorea versus Rest der Welt [einschliesslich USA und Europa]), PD-L1-Expression (PD-L1-Score ≥ 5 % versus PD-L1-Score < 5 %), Vorliegen peritonealer Metastasen (ja versus nein) und ICC-Option (Oxaliplatin plus Capecitabin versus Cisplatin plus 5-FU) stratifiziert.
Die Patienten wurden (im Verhältnis 1:1) randomisiert und erhielten alle 3 Wochen entweder Tislelizumab 200 mg oder Placebo, jeweils in Kombination mit platin- und fluorpyrimidinbasierter Chemotherapie, in einem 21-tägigen Zyklus. Tislelizumab (oder Placebo) wurde bis zum Fortschreiten der Krankheit oder bis zum Auftreten einer inakzeptablen Toxizität verabreicht.
Die Chemotherapie bestand aus:
•Oxaliplatin 130 mg/m² i.v. an Tag 1 und Capecitabin 1000 mg/m2 p.o. zweimal täglich für 14 aufeinanderfolgende Tage mit Wiederholungen alle 3 Wochen. Oxaliplatin wurde bis zu 6 Zyklen lang verabreicht; die Gabe von Capecitabin erfolgte als Erhaltungstherapie nach Ermessen des Prüfarztes bis zum Fortschreiten der Krankheit oder bis zum Auftreten einer inakzeptablen Toxizität.
oder
·Cisplatin 80 mg/m² i.v. an Tag 1, und 5-FU 800 mg/m2/Tag als kontinuierliche i.v. Infusion über 24 Stunden täglich an den Tagen 1 bis 5 mit Wiederholungen alle 3 Wochen. Cisplatin und 5-FU wurden bis zu 6 Zyklen lang verabreicht.
Ein Wechsel zwischen den Behandlungsarmen war nicht zulässig.
Die primären Wirksamkeitsendpunkte waren das Gesamtüberleben (OS) im PD-L1-positiven Analyseset (PD-L1-Score von ≥ 5 %) und im ITT-Analyseset (alle randomisierten Patienten). Der wichtigste sekundäre Wirksamkeitsendpunkt war PFS.
Die Tumorunterbeurteilungen wurden in den ersten 48 Wochen etwa alle 6 Wochen und danach etwa alle 9 Wochen durchgeführt.
Insgesamt wurden 997 Patienten randomisiert und entweder dem Arm mit Tislelizumab + Chemotherapie (n = 501) oder dem Arm mit Placebo + Chemotherapie (n = 496) zugewiesen. Von den 997 Patienten hatten 546 (54,8 %) einen PD-L1-Score von ≥ 5 % (Tislelizumab + Chemotherapie: n = 274; Placebo + Chemotherapie: n = 272).
Die Ausgangsmerkmale der Studienpopulation waren: medianes Alter von 61 Jahren (Spanne: 23 bis 86 Jahre), 34,5 % waren 65 Jahre oder älter; 69,4 % männlich; 22,4 % kaukasischer und 75 % asiatischer Abstammung; 32,4 % mit einem ECOG-Leistungsstatus von 0 und 67,6 % mit einem ECOG-Leistungsstatus von 1. Bei insgesamt 80,2 % der Patienten war der Magen die primäre Tumorstelle; 98,7 % der Patienten hatten am Studienbeginn eine metastasierte Erkrankung; 37,9 % der Patienten hatten Leber- und 43,5 % der Patienten Peritonealmetastasen.
Bei einer vorab festgelegten Zwischenanalyse mit einer Nachbeobachtung im Rahmen der Studie von mindestens 7,9 Monaten zeigte die Studie eine statistisch signifikante Verbesserung in Bezug auf das OS unter denjenigen Patienten mit einem PD-L1-Score von ≥ 5 %, die randomisiert dem Arm mit Tislelizumab + Chemotherapie zugewiesen waren, im Vergleich zum Arm mit Placebo + Chemotherapie. Die stratifizierte HR betrug 0,74 (95%-KI: 0,59 bis 0,94; 1-seitiger p-Wert von 0,0056), mit einem medianen OS von 17,2 Monaten im Arm mit Tislelizumab + Chemotherapie im Vergleich zu 12,6 Monaten im Arm mit Placebo + Chemotherapie. Die Studie zeigte ausserdem bei Patienten mit einem PD-L1-Score von ≥ 5 % eine statistisch signifikante Verbesserung in Bezug auf das PFS. Die stratifizierte HR betrug 0,67 (95%-KI: 0,55 bis 0,83; 1-seitiger p-Wert von < 0,0001), mit einem medianen PFS von 7,2 Monaten im Arm mit Tislelizumab + Chemotherapie im Vergleich zu 5,9 Monaten im Arm mit Placebo + Chemotherapie.
Die finalen Wirksamkeitsergebnisse für Patienten mit einem PD-L1-Score von ≥ 5 % sind unten dargestellt.
Wirksamkeitsergebnisse in der Studie RATIONALE-305 (Abschlussanalyse) für Patienten mit PD-L1-Score ≥ 5 %
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Tislelizumab + Chemotherapie (N = 274)
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Placebo + Chemotherapie (N = 272)
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Patienten mit einem PD-L1-Score von ≥ 5 %
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Mindestnachbeobachtung im Rahmen der Studie (Monate)a
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32.5
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32.2
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OS
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Todesfälle, n (%)
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192 (70,1)
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219 (80,5)
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Medianb (Monate) (95%-KI)
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16,4 (13,6; 19,1)
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12,8 (12,0; 14,5)
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Hazard Ratioc (95%-KI)
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0,71 (0,58; 0,86)
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PFS
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Krankheitsprogression oder Tod, n (%)
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189 (69,0)
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216 (79,4)
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Medianb (Monate) (95%-KI)
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7,2 (5,8; 8,4)
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5,9 (5,6; 7,0)
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Hazard Ratioc (95%-KI)
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0,68 (0,56; 0,83)
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OS = Gesamtüberleben; KI = Konfidenzintervall; PFS = progressionsfreies Überleben a Die mediane Nachbeobachtungszeit wurde mit der umgekehrten Kaplan-Meier-Methode geschätzt.b Die Mediane wurden mittels Kaplan-Meier-Methode mit 95%-KI unter Verwendung der Methode nach Brookmeyer und Crowley geschätzt. c Stratifiziert nach Regionen (Asien versus Rest der Welt einschliesslich USA, Europa und anderer Regionen) und Peritonealmetastasen sowie für die ITT-Analyse nach PD-L1-Expression.
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Plattenepithelkarzinom des Ösophagus (Esophageal squamous cell carcinoma, ESCC)
Erstlinienbehandlung des ESCC
RATIONALE-306 (Studie BGB-A317-306):
Die Studie RATIONALE-306 ist eine randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte, globale Studie der Phase III zum Vergleich der Wirksamkeit von Tislelizumab in Kombination mit Chemotherapie gegenüber Placebo in Kombination mit Chemotherapie bei Patienten mit inoperablem, lokal fortgeschrittenem, rezidivierendem oder metastasiertem ESCC.
In die Studie wurden Patienten aufgenommen, die nicht mit einer Radiochemotherapie oder Operation mit kurativer Absicht behandelbar waren. Die PD-L1-Expression, gemessen mittels TAP-Score, wurde in einem Zentrallabor mit dem Ventana PD-L1 (SP263) Assay untersucht, der PD-L1 sowohl auf Tumor- als auch auf tumorassoziierten Immunzellen identifiziert.
Patienten, die zuvor eine systemische Therapie zur Behandlung der fortgeschrittenen oder metastasierten Erkrankung oder vorherige anti PD-1, PD-L1 oder PD-L2 Therapien erhalten hatten, waren ausgeschlossen. Wenn der Patient zuvor eine neoadjuvante/adjuvante platinbasierte Chemotherapie erhalten hatte, war ein behandlungsfreies Intervall von mindestens 6 Monaten erforderlich.
Ausgeschlossen von der Studie waren Patienten mit aktiver leptomeningealer Erkrankung oder unkontrollierten Hirnmetastasen, aktiver Autoimmunerkrankung, einer Krankheit, die systemische Kortikosteroide oder Immunsuppressiva erforderlich macht, oder Nachweis einer Fistel oder vollständigen ösophagealen Obstruktion, die nicht behandelbar ist.
Die Randomisierung wurde nach geografischer Region (Asien [ohne Japan] versus Japan versus Rest der Welt), vorheriger definitiver Therapie (ja versus nein) und Chemotherapie nach Wahl des Prüfarztes (ICC; Platin mit Fluorpyrimidin oder Platin mit Paclitaxel) stratifiziert.
Die Patienten wurden (im Verhältnis 1:1) randomisiert sie erhielten entweder alle 3 Wochen Tislelizumab 200 mg oder Placebo jeweils in Kombination mit Chemotherapie nach Wahl des Prüfarztes (ICC). Das Behandlungsschema der Doublet-Chemotherapie bestand aus:
·Platin (Cisplatin [60 bis 80 mg/m2 i.v. an Tag 1] oder Oxaliplatin [130 mg/m2 i.v. an Tag 1]) und ein Fluorpyrimidin (5-FU [750 bis 800 mg/m2 i.v. an den Tagen 1 bis 5] oder Capecitabin [1000 mg/m2 zweimal täglich p.o. an den Tagen 1 bis 14]),
oder
·Platin (Cisplatin [60 bis 80 mg/m2 i.v. an Tag 1 oder 2] oder Oxaliplatin [130 mg/m2 i.v. an Tag 1 oder 2]) und (Paclitaxel 175 mg/m2 i.v. an Tag 1).
Ein Wechsel zwischen den Behandlungsarmen oder zwischen Fluoropyrimidin und Paclitaxel war während des Zeitraums der Studienbehandlung nicht zulässig.
Die Patienten wurden mit Tislelizumab oder Placebo, jeweils in Kombination mit Chemotherapie behandelt, bis es zu einer Krankheitsprogression nach Beurteilung des Prüfarztes gemäss RECIST Version 1.1 oder einer inakzeptablen Toxizität kam.
Nach 24-monatiger Behandlung konnte die Studientherapie über die 2 Jahre hinaus fortgesetzt werden, wenn dies gemäss Einschätzung des Prüfarztes bezüglich klinischem Nutzen und potenziellen Risiken im besten Interesse des Patienten war.
Die Tumorunterbeurteilungen wurden in den ersten 48 Wochen alle 6 Wochen und danach alle 9 Wochen durchgeführt.
Der primäre Wirksamkeitsendpunkt war das Gesamtüberleben (OS) in der ITT-Population (Intent-to-Treat). Die wichtigsten sekundären Wirksamkeitsendpunkte waren das progressionsfreie Überleben (PFS), und das OS in der PD-L1-positiven Untergruppe (PD-L1-Score von ≥ 10 %)
Insgesamt 649 Patienten wurden randomisiert Tislelizumab (n = 326) oder Placebo (n = 323), jeweils in Kombination mit Chemotherapie zugewiesen. Von den 649 Patienten hatten 358 Patienten einen PD-L1-Score von ≥ 5%, und 107 Patienten einen unbekannten PD-L1-Status.
Die Ausgangsmerkmale der Studienpopulation waren: medianes Alter von 64,0 Jahren (Spanne: 26 bis 84 Jahre), 48,1 % waren 65 Jahre oder älter; 86,7 % männlich; 23,9 % kaukasischer und 74,9 % asiatischer Abstammung. 86,4 % hatten beim Eintritt in die Studie eine metastasierte Erkrankung und 13,6 % eine lokal fortgeschrittene Erkrankung. Bei 99,8% der Patienten lag eine histologische Bestätigung für ein Plattenepithelkarzinom vor . Der Leistungsstatus gemäss ECOG betrug zu Studienbeginn 0 (32,8 %) oder 1 (67,2 %).
Die Studie BGB-A317-306 zeigte bei den Patienten mit PD-L1 Score ≥ 5 %, die randomisiert dem Arm mit Tislelizumab in Kombination mit Chemotherapie zugewiesen wurden, eine Verbesserung des OS im Vergleich zum Arm mit Placebo in Kombination mit Chemotherapie. Zum Zeitpunkt des Datenstichtags für die Zwischenanalyse betrug die mediane Nachbeobachtungszeit nach der reversen Kaplan-Meier-Methode im Arm mit Tislelizumab in Kombination mit Chemotherapie 22.8 Monate und im Arm mit Placebo in Kombination mit Chemotherapie 22.3 Monate für Patienten mit mit PD-L1- Score ≥ 5 %.
Die Wirksamkeitsergebnisse der Interimanalyse für Patienten mit einem PD-L1-Score von ≥5% sind unten dargestellt.
Wirksamkeitsergebnisse in der Studie in BGB-A317-306 mit einem PD-L1-Expressionsscore ≥ 5%
Endpoint
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Tislelizumab + chemotherapy (N = 172)
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Placebo + chemotherapy (N = 186)
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OS
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Todesfälle, n (%)
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97 (56.4)
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132 (71.0)
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Median (Monate) (95% KI)
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19.6 (16.1, 25.0)
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10.0 (8.6, 11.9)
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HR (95% KI)a
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0.57 (0.44, 0.75)
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PFS
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Events, n (%)
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108 (62.8)
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148 (79.6)
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Median (Monate) (95% KI)
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8.2 (7.0, 9.8)
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5.5 (4.3, 6.4)
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HR (95% KI)a
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0.52 (0.40, 0.68)
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OS = overall survival; CI = confidence interval; HR = hazard ratio; PFS = progression-free survival
a Basierend auf einem stratifizierten Cox- Regressionsmodel.
Zum Zeitpunkt des Studienabschlusses (22. August 2024) betrug die mediane Nachbeobachtungszeit nach der reversen Kaplan-Meier-Methode 49.9 Monaten für Tislelizumab in Kombination mit Chemotherapie und 48.2 Monaten für Placebo in Kombination mit Chemotherapie für Patienten mit einem PD-L1 Score ≥ 5%. Die mediane Gesamtüberlebenszeit betrug 19.1 Monate in der Tislelizumab-Gruppe und 10.0 Monate in der Placebo-Gruppe. Die Verbesserung des Gesamtüberlebens bei der Patienten mit PD-L1-Score ≥5% waren konsistent mit der Zwischenanalyse mit einer stratifizierten HR von 0.61 (0.48, 0.78)
Zweitlinienbehandlung des ESCC
Die Wirksamkeit von Tevimbra wurde in der RATIONALE-302 (NCT03430843) Phase III Studie untersucht, einer multizentrischen, randomisierten, offenen, aktiv kontrollierten, weltweit durchgeführten Studie, in der die Wirksamkeit von Tevimbra bei Patienten mit inoperablem, rezidivierendem, lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem ESCC, die während oder nach einer vorherigen systemischen Behandlung eine Krankheitsprogression zeigten, mit der Wirksamkeit einer Chemotherapie verglichen wurde.
Die Patienten wurden unabhängig von der PD-L1-Expression in ihrem Tumor in die Studie aufgenommen. Sofern verfügbar, wurden die entnommenen archivierten/frischen Tumorgewebeproben retrospektiv auf ihren PD-L1-Expressionsstatus untersucht. Die PD-L1-Expression wurde zentral visuell mittels analytisch validiertem VENTANA PD-L1 (SP263) Assay und anhand des tumor area positivity (TAP) score, ausgewertet. Der TAP-Score ist definiert als Prozentsatz der Tumorfläche (Tumor und desmoplastische Stroma), welche mit Tumorzellen und tumorassoziierten Immunzellen, die mittels PD-L1-Membranfärbung jeglicher Intensität visuell bestimmt wurden, bedeckt ist. Es wurden auch Patienten mit inaktivem oder asymptomatischem Trägerstatus, chronischem oder aktivem Hepatitis-B-Virus (HBV)-Status und Patienten mit nachweisbarem Hepatitis-C-Virus (HCV), die beim Screening antivirale Medikamente erhielten, in die Studie aufgenommen.
Von der Studie ausgeschlossen waren Patienten mit aktiver Invasion eines Hirntumors oder leptomeningealer Metastasen, Tumorinvasion in Organe, die sich in der Nähe des Ösophagus befinden (z. B. Aorta oder Atemwege), Patienten mit einer aktiven Autoimmunerkrankung oder einer Vorgeschichte von Autoimmunerkrankungen, Patienten mit einer Erkrankung, die eine systemische Behandlung mit Kortikosteroiden oder anderen immunsuppressiven Mitteln erfordert sowie Patienten mit einer bekannten HIV-Infektion. Die Studie schloss Patienten aus, die zuvor zielgerichtete Therapien gegen PD-1 oder PD-L1 erhalten hatten.
Die Patienten wurden im Verhältnis 1:1 randomisiert und erhielten entweder Tevimbra 200 mg alle 3 Wochen oder eine Chemotherapie nach Wahl des Prüfarztes (investigator’s choice of chemotherapy, ICC), die aus den folgenden Therapien, die alle intravenös angewendet wurden, ausgewählt wurde:
·Paclitaxel 135 bis 175 mg/m² an Tag 1, verabreicht alle 3 Wochen (auch in Dosen von 80 bis 100 mg/m2 nach einem wöchentlichen Schema gemäss den lokalen und/oder länderspezifischen Leitlinien für die Standardbehandlung, in Japan auch als 100 mg/m2 an den Tagen 1, 8, 15, 22, 29 und 36 angewendet, gefolgt von einer Woche Pause),
·Docetaxel 75 mg/m2 an Tag 1, angewendet alle 3 Wochen (in Japan alle 21 Tage in einer Dosis von 70 mg/m2 an Tag 1 angewendet) oder
·Irinotecan 125 mg/m2 alle 3 Wochen an den Tagen 1 und 8 angewendet.
Ein Wechsel zwischen dem Tevimbra-Arm und dem ICC-Arm war nicht zulässig. Im ICC-Arm war ein Wechsel zwischen den verschiedenen Chemotherapieoptionen nicht zulässig.
Die Randomisierung wurde nach geografischer Region (Asien [ohne Japan] vs. Japan vs. USA/EU), ECOG PS-Score (0 vs. 1) und ICC-Option (Paclitaxel vs. Docetaxel vs. Irinotecan) stratifiziert. Die Wahl der ICC wurde vom Prüfarzt vor der Randomisierung festgelegt.
Die Patienten wurden bis zur Krankheitsprogression oder bis zum Auftreten einer inakzeptablen Toxizität mit Tevimbra oder einer der ICC behandelt.
Die Tumorunterbeurteilungen wurden in den ersten sechs Monaten alle 6 Wochen und danach alle 9 Wochen durchgeführt. Eine Behandlung über die erste, vom Prüfarzt festgestellte Krankheitsprogression hinaus, war bei Patienten mit Tevimbra in folgenden Fällen möglich, wenn kein rasches Fortschreiten der Krankheit zu verzeichnen war: vorhandener Nutzen nach Urteil des Prüfarztes, gute Verträglichkeit, stabiler Leistungsstatus, keine Verzögerung eines dringend bevorstehenden Eingriffes (mit dem schwerwiegende Komplikationen im Zusammenhang mit der Krankheitsprogression wie z.B. Hirnmetastasen verhindert werden sollten).
Der primäre Wirksamkeitsendpunkt war das Gesamtüberleben (overall survival, OS) in der Intent-to-Treat-Population (ITT). Der wichtigste sekundäre Wirksamkeitsendpunkt war das OS im PD-L1-positiven Analyse-Set (definiert als PD-L1-Score ≥10 %).
Insgesamt wurden 512 Patienten aufgenommen und nach dem Zufallsprinzip entweder Tevimbra (n=256) oder der ICC (n=256) zugewiesen: Paclitaxel (n=85), Docetaxel (n=53) oder Irinotecan (n=118). Von den 512 Patienten hatten 142 (27,7 %) einen PD-L1- Score ≥10 %, 222 (43,4 %) einen PD-L1- Score <10 % und 148 (28,9 %) hatten einen zu Beginn der Studie unbekannten PD-L1-Status.
Die Ausgangsmerkmale der Studienpopulation waren: ein medianes Alter von 62 Jahren (Spanne: 35 bis 86 Jahre), 37,9 % waren 65 Jahre oder älter; 84 % männlich; 19 % kaukasischer und 80 % asiatischer Abstammung; 25 % mit einem ECOG (Eastern Cooperative Oncology Group)-Performance-Status von 0 und 75 % mit einem ECOG-PS von 1. 95% Prozent der Studienpopulation hatten beim Eintritt in die Studie eine metastasierte Erkrankung. Alle Patienten hatten mindestens eine vorherige systemische Krebstherapie erhalten.
Die Studie RATIONALE-302 zeigte bei den Patienten, die in den Tevimbra-Arm randomisiert wurden, eine statistisch signifikante Verbesserung des OS im Vergleich zum ICC-Arm. Die mediane Nachbeobachtungszeit nach der umgekehrten Kaplan-Meier-Methode betrug 20,8 Monate im Tevimbra-Arm und 21,1 Monate im ICC-Arm.
Wirksamkeitsergebnisse in der Studie RATIONALE-302 (ITT-Analyse-Set)
Endpunkt
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Tevimbra (N=256)
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Chemotherapie (N=256)
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OS
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Todesfälle n (%)
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197 (77,0)
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213 (83,2)
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Median (Monate) a (95 %-KI)
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8,6 (7,5; 10,4)
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6,3 (5,3; 7,0)
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Hazard Ratio (95 %-KI) b
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0,70 (0,57; 0,85)
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p-Wert c
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p=0,0001
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Liste der Abkürzungen: OS=Gesamtüberleben; KI=Konfidenzintervall. a Geschätzt nach der Kaplan-Meier-Methode. b Basierend auf einem Cox-Regressionsmodell, das die Behandlung als Kovariate einschliesst und nach dem ECOG-Status zur Baseline und der vom Prüfarzt gewählten Chemotherapie stratifiziert ist. c Einseitiger p-Wert basierend auf einem Log-Rank-Test, der nach dem ECOG-Performance-Status und der vom Prüfarzt gewählten Chemotherapie stratifiziert ist.
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Wirksamkeitsergebnisse in der Studie RATIONALE-302 nach PD-L1-Status bei Baseline
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PD-L1 ≥10 %
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PD-L1 <10 %
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Endpunkt
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Tevimbra (N=80)
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Chemotherapie (N=62)
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Tevimbra (N=100)
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Chemotherapie (N=122)
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OS
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Todesfälle, n (%)
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54 (67,5)
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53 (85,5)
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83 (83,0)
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106 (86,9)
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Median (Monate) a (95 %-KI)
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10,0 (8.5, 15.1)
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5,1 (3.8, 8.2)
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7,5 (5.5, 8.9)
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5,8 (4,8; 6,9)
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Hazard Ratio (95 %-KI) b
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0,49 (0.33, 0.74)
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0,83 (0,62; 1,12)
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p-Wert c
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0,0003
|
-
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Liste der Abkürzungen: OS=Gesamtüberleben; KI=Konfidenzintervall; PFS=progressionsfreies Überleben; ORR=objektive Ansprechrate; CR=vollständiges Ansprechen; PR=partielles Ansprechen; SD=stabile Erkrankung; DoR=Dauer des Ansprechens. a Geschätzt nach der Kaplan-Meier-Methode. b Basierend auf einem Cox-Regressionsmodell, das die Behandlung als Kovariate einschliesst und nach dem ECOG-Basisstatus und der vom Prüfarzt gewählten Chemotherapie stratifiziert ist. c Einseitiger p-Wert basierend auf einem Log-Rank-Test, stratifiziert nach ECOG-Performance-Status und der vom Prüfarzt gewählten Chemotherapie.
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Der einseitige p-Wert wurde anhand des Log-Rank-Tests abgeschätzt, der nach dem ECOG-Status und der ICC-Option stratifiziert war.
Die Hazard Ratio basierte auf einem Cox-Regressionsmodell, bei dem die Behandlung als Kovariate eingeschlossen war und der nach dem ECOG-Status und der ICC-Option stratifiziert war.
Der OS-Vorteil von Tevimbra gegenüber ICC war in allen Untergruppen konsistent, diese umfassten Alter, Geschlecht, gewählte Chemotherapieoptionen (Paclitaxel, Docetaxel und Irinotecan), Raucherstatus, ECOG-Leistungsstatus, Region (Asien versus Amerika/Europa), PD-L1-Status zur Baseline und Ethnie (asiatisch versus weiss). Für diese Subgruppenanalysen war kein formales statistisches Testen geplant, und die Aussagekraft der Subgruppenanalysen ist daher limitiert.
PD-L1-Untergruppen
Von den 512 Patienten hatten 142 (27,7 %) ein PD-L1-positives ESCC, dies war definiert als ein PD-L1TAP Score ≥10 %. Die übrigen 222 (43,4 %) hatten ein PD-L1-negatives ESCC; dies war definiert als ein PD-L1-Score <10 % in den Tumorzellen, die PD-L1 exprimieren. Bei 148 (28,9 %) fehlte der PD-L1-Status zur Baseline.
In einer vorab spezifizierten Analyse des OS in der PD-L1-positiven Untergruppe (PD-L1-Score ≥10 %) betrug die stratifizierte Hazard Ratio (HR) für das OS 0,49 (95 %-KI: 0,33 bis 0,74), mit einem p-Wert von 0,0003 im 1-seitigen stratifizierten Log-Rank-Test. Die mediane Überlebenszeit betrug 10,0 Monate (95 %-KI: 8,5 bis 15,1 Monate) und 5,1 Monate (95 %-KI: 3,8 bis 8,2 Monate) für den Tevimbra-Arm bzw. den ICC-Arm.
In der PD-L1-negativen Untergruppe (PD-L1-Score <10 %) betrug die stratifizierte HR für das OS 0,83 (95 %-KI: 0,62 bis 1,12), mit einem medianen Gesamtüberleben von 7,5 Monaten (95 %-KI: 5,5 bis 8,9 Monate) und 5,8 Monate (95 %-KI: 4,8 bis 6,9 Monate) für den Tevimbra-Arm bzw. den ICC-Arm.
Pädiatrie
Die Sicherheit und Wirksamkeit von Tevimbra bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren wurde nicht etabliert. Es liegen keine Daten vor (siehe «Dosierung/Anwendung» für Informationen zur Anwendung bei Kindern und Jugendlichen).
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