Dosierung/AnwendungDie Behandlung mit Ocrevus i.v. oder Ocrevus s.c. muss von einem in der Behandlung von MS-Patienten erfahrenen Neurologen begonnen und überwacht werden.
Es ist wichtig, die Produktkennzeichnung zu überprüfen, um sicherzustellen, dass der Patient die richtige Darreichungsform (Ocrevus i.v. oder Ocrevus s.c.) verordnungsgemäss und auf korrektem Weg erhält.
Patienten können die Behandlung mit Ocrevus i.v. oder s.c. beginnen. Patienten, die aktuell Ocrevus i.v. erhalten, können die Behandlung mit Ocrevus i.v. oder Ocrevus s.c. fortsetzen.
Ocrevus i.v.
Ocrevus i.v. ist nicht für die subkutane Anwendung bestimmt.
Ocrevus i.v.-Infusionen dürfen nur unter der unmittelbaren und engmaschigen Aufsicht von erfahrenem medizinischem Fachpersonal verabreicht werden.
Eine angemessene medizinische Versorgung einschliesslich einer vollständigen Ausrüstung zur Reanimation sowie Arzneimittel wie unter anderem Epinephrin (Adrenalin), Antihistaminika und Glucokortikoide sollten zum sofortigen Gebrauch verfügbar sein für den Fall schwerer unerwünschter Wirkungen, wie zum Beispiel schwerer infusionsbedingter Reaktionen oder Überempfindlichkeitsreaktionen.
Bei Patienten, die schwere pulmonale Symptome wie Bronchospasmus oder Asthma-Exazerbation entwickeln, muss die Infusion sofort und dauerhaft abgebrochen werden. Nach Durchführung einer symptomatischen Behandlung muss der Patient bis zum vollständigen Abklingen der pulmonalen Symptome überwacht werden, weil nach einer anfänglichen Besserung der klinischen Symptome eine Verschlechterung eintreten kann.
Während Ocrevus i.v.-Infusionen kann Hypotonie als Symptom einer infusionsbedingten Reaktion auftreten. Daher sollte die Unterbrechung einer antihypertensiven Behandlung 12 Stunden vor und während jeder Ocrevus i.v.-Infusion in Betracht gezogen werden. Ocrevus i.v. wird als intravenöse (i.v.) Infusion über eine separate Infusionsleitung verabreicht. Ocrevus i.v. darf nicht als schnelle i.v. Injektion oder Bolus injiziert und auch nicht unverdünnt infundiert werden.
Man verwende eine isotonische (0,9 %ige) Natriumchloridlösung als Infusionsmedium. Falls die i.v. Infusion nicht am gleichen Tag abgeschlossen werden kann, muss die übrig gebliebene Flüssigkeit des Infusionsbeutels entsorgt werden (siehe «Besondere Lagerungshinweise» und «Hinweise für die Handhabung und Entsorgung»).
Beobachten Sie alle Patienten bis mindestens eine Stunde nach dem Ende der Infusion (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen, Infusionsbedingte Reaktionen und Injektionsreaktionen»).
Prämedikation zur Verringerung möglicher infusionsbedingter Reaktionen
Vor jeder Ocrevus i.v.-Infusion müssen die beiden folgenden Prämedikationen verabreicht werden, um die Häufigkeit und Schwere von infusionsbedingten Reaktionen zu verringern (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»):
·100 mg Methylprednisolon i.v. (oder Äquivalent) etwa 30 Minuten vor jeder Ocrevus i.v.-Infusion;
·ein Antihistaminikum etwa 30 bis 60 Minuten vor jeder Ocrevus i.v.-Infusion;
Zusätzlich kann auch eine Prämedikation mit einem Antipyretikum (z.B. Paracetamol) etwa 30 bis 60 Minuten vor jeder Ocrevus i.v.-Infusion erwogen werden.
Anwendung von Ocrevus i.v.
Therapieeinleitung
Die Anfangsdosis (Dosis 1) von 600 mg wird auf zwei separate i.v.-Infusionen verteilt verabreicht, d.h. in Form von zwei Infusionen zu jeweils 300 mg im Abstand von zwei Wochen.
Erhaltungstherapie
Nachfolgende Ocrevus i.v. Dosen werden alle 6 Monate als Einzeldosis von 600 mg durch eine i.v.- Infusion verabreicht (siehe Tabelle 1).
Wenn die Patienten bei vorgängigen Ocrevus i.v.-Infusionen keine schwerwiegende infusionsbedingte Reaktion (infusion-related reaction, IRR) entwickelten, kann die Infusionsdauer bei nachfolgenden Dosen (auf 2 Stunden) verkürzt werden (siehe Tabelle 1, Option 2).
Zwischen den einzelnen Ocrevus Dosen sollte ein Mindestabstand von 5 Monaten eingehalten werden.
Tabelle 1: Dosis und Therapieschema für Ocrevus i.v.
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Zu verabreichende Dosis von Ocrevus i.v.*
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Hinweis zur Infusion
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Therapieeinleitung (600 mg) auf 2 Infusionen aufgeteilt
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Infusion 1
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300 mg in 250 ml
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·Infusion mit 30 ml/Std. starten. ·Danach kann alle 30 Minuten um jeweils 30 ml/Std. bis auf maximal 180 ml/Std. erhöht werden. ·Jede Infusion sollte über einen Zeitraum von ungefähr 2,5 Std. hinweg verabreicht werden.
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Infusion 2 (2 Wochen später)
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300 mg in 250 ml
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Erhaltungstherapie** (600 mg) Einzelinfusion einmal alle 6 Monate
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Option 1 Infusion mit einer Dauer von ungefähr 3,5 Stunden
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600 mg in 500 ml
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·Infusion mit 40 ml/Std. starten. ·Danach kann alle 30 Minuten um jeweils 40 ml/Std. bis auf maximal 200 ml/Std. erhöht werden. ·Jede Infusion sollte über einen Zeitraum von ungefähr 3,5 Std. hinweg verabreicht werden.
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ODER
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Option 2 Infusion mit einer Dauer von ungefähr 2 Stunden
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600 mg in 500 ml
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·Infusion mit 100 ml/Std. in den ersten 15 Minuten starten. ·Infusion für die nächsten 15 Minuten auf 200 ml/Std. erhöhen. ·Infusion für die nächsten 30 Minuten auf 250 ml/Std. erhöhen. ·Infusion für die verbleibenden 60 Minuten auf 300 ml/Std. erhöhen. ·Jede Infusion sollte über ungefähr 2 Std. gegeben werden.
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* Lösungen von Ocrevus für die i.v.-Infusion werden durch eine Verdünnung des Arzneimittels in einem Infusionsbeutel mit 0,9 %igem Natriumchlorid auf eine Arzneimittel-Endkonzentration von ca. 1,2 mg/ml hergestellt.
** Die erste Anschluss-Einzelinfusion sollte 6 Monate nach Infusion 1 der Anfangsdosis verabreicht werden.
Um die Rückverfolgbarkeit von biotechnologisch hergestellten Arzneimitteln sicherzustellen, wird empfohlen Handelsname und Chargennummer bei jeder Behandlung zu dokumentieren.
Dosisanpassung während der Behandlung
Eine Dosisanpassung von Ocrevus i.v. wurde nicht untersucht und wird bei unauffälliger Verträglichkeit nicht empfohlen.
Dosisanpassung aufgrund unerwünschter Wirkungen/Interaktionen
Infusionsbedingte Reaktionen
Die Behandlung mit Ocrevus i.v. ist mit infusionsbedingten Reaktionen verbunden, die mit der Freisetzung von Zytokinen und/oder anderen chemischen Mediatoren zusammenhängen können. Generell sollten bei Auftreten von infusionsbedingten Reaktionen die folgenden Anpassungsrichtlinien beachtet werden. Weitere Informationen über infusionsbedingte Reaktionen finden Sie unter «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen, Infusionsbedingte Reaktionen und Injektionsreaktionen».
Lebensbedrohende infusionsbedingte Reaktionen
Falls Anzeichen für lebensbedrohende oder zu Behinderungen führende infusionsbedingte Reaktionen auftreten, z.B. eine akute Überempfindlichkeit oder ein akutes Atemnotsyndrom, muss die Ocrevus i.v.-Infusion sofort gestoppt werden. Der Patient muss eine geeignete unterstützende Behandlung erhalten. Die Ocrevus i.v. Behandlung muss bei diesen Patienten dauerhaft beendet und darf nicht wieder aufgenommen werden.
Schwere infusionsbedingte Reaktionen
Die Infusion muss sofort gestoppt werden und der Patient muss eine symptomatische Behandlung erhalten, falls eine schwere infusionsbedingte Reaktion oder ein Symptomkomplex von Hautrötung, Fieber und Halsschmerzen auftreten sollten. Die Infusion darf erst nach dem Verschwinden aller Symptome wieder aufgenommen werden. Die Infusion sollte mit der Hälfte jener Infusionsrate wieder begonnen werden, die zu Beginn der infusionsbedingten Reaktion eingestellt war.
Leichte bis mittelschwere infusionsbedingte Reaktionen
Die Infusionsrate, die anfangs der infusionsbedingten Reaktion eingestellt war, sollte auf die Hälfte der Rate reduziert werden, wenn ein Patient eine leichte bis mittelschwere infusionsbedingte Reaktion erleidet (z.B. Kopfschmerzen). Diese reduzierte Rate sollte für mindestens 30 Minuten beibehalten werden. Sie kann dann wieder auf die für den Patienten anfänglich geplante Infusionsrate erhöht werden, wenn sie toleriert wird.
Ocrevus s.c.
Die erste Anwendung darf nur unter klinischer Beobachtung mit geeigneter medizinischer Betreuung erfolgen, um schwere Reaktionen wie schwere Injektionsreaktionen, Überempfindlichkeitsreaktionen und/oder anaphylaktische Reaktionen zu beherrschen (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen, Infusionsbedingte Reaktionen und Injektionsreaktionen»).
Prämedikation gegen Injektionsreaktionen
Kurz vor jeder Ocrevus s.c.-Injektion müssen die beiden folgenden Prämedikationen verabreicht werden, um das Risiko lokaler und systemischer Injektionsreaktionen zu verringern (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen, Infusionsbedingte Reaktionen und Injektionsreaktionen»):
·oral 20 mg Dexamethason (oder Äquivalent)
·orales Antihistaminikum (z.B. Desloratadin oder Äquivalent).
Zusätzlich kann auch die Gabe eines Antipyretikums (z.B. Paracetamol) kurz vor jeder Anwendung von Ocrevus s.c. in Betracht gezogen werden.
Anwendung von Ocrevus s.c.
Ocrevus s.c. ist nicht für die intravenöse Anwendung bestimmt und muss immer als subkutane Injektion durch eine erfahrene medizinische Fachperson angewendet werden (siehe «Hinweise für die Handhabung» und «Entsorgung»). Ocrevus s.c. vor der Anwendung aus dem Kühlschrank nehmen und die Lösung auf Raumtemperatur kommen lassen.
Bei der Anfangsdosis wird nach der Injektion eine mindestens einstündige Überwachung mit Zugang zu geeigneter medizinischer Unterstützung zur Behandlung schwerer Injektionsreaktionen empfohlen. Bei nachfolgenden Dosen liegen die Notwendigkeit und Dauer einer Überwachung nach der Injektion im Ermessen des behandelnden Arztes (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Es werden 23 ml (920 mg) Ocrevus s.c.-Lösung innerhalb von etwa 10 Minuten subkutan in das Abdomen gegeben, nach Möglichkeit unter Verwendung eines s.c.-Infusionssets (z.B. geflügelt/Butterfly). Ein etwaiges verbleibendes Restvolumen im s.c.-Infusionsset darf dem Patienten NICHT gegeben werden.
Die Injektion sollte am Abdomen durchgeführt werden, ausgenommen der 5 cm um den Bauchnabel herum. Ocrevus s.c.-Injektionen sollten nicht an Stellen durchgeführt werden, in denen die Haut gerötet, empfindlich oder verhärtet ist oder ein Bluterguss vorliegt oder an denen sich Muttermale oder Narben befinden.
Dosis und Behandlungsplan
Ocrevus s.c. wird alle 6 Monate als subkutane Injektion von 920 mg gegeben.
Es ist keine Aufteilung der Anfangsdosis oder nachfolgender Dosen in separate Injektionen erforderlich.
Zwischen jeder Ocrevus-Dosis sollte ein zeitlicher Mindestabstand von 5 Monaten eingehalten werden.
Ocrevus i.v. und s.c.
Patienten mit Leberfunktionsstörungen
Die Sicherheit und Wirksamkeit von Ocrevus bei Patienten mit Leberfunktionsstörungen sind nicht formal untersucht worden. Patienten mit leichter Leberfunktionsstörung wurden in die klinischen Studien eingeschlossen. Es gibt keine Erfahrung in Patienten mit mässiger und schwerer Leberinsuffizienz. Ocrevus ist ein monoklonaler Antikörper und wird über eine Katabolisierung eliminiert (eher als über hepatische Metabolisierung). Deshalb wird nicht erwartet, dass bei Patienten mit Leberfunktionsstörungen eine Dosisanpassung erforderlich ist (siehe «Pharmakokinetik, Kinetik spezieller Patientengruppen, Leberfunktionsstörungen»).
Patienten mit Nierenfunktionsstörungen
Die Sicherheit und Wirksamkeit von Ocrevus bei Patienten mit Nierenfunktionsstörungen sind nicht formal untersucht worden. Patienten mit leichter Niereninsuffizienz wurden in die klinischen Studien eingeschlossen. Es gibt keine Erfahrung in Patienten mit mässiger und schwerer Niereninsuffizienz. Ocrevus ist ein monoklonaler Antikörper und wird über eine Katabolisierung eliminiert (eher als über renale Ausscheidung). Deshalb wird nicht erwartet, dass bei Patienten mit Nierenfunktionsstörungen eine Dosisanpassung erforderlich ist (siehe «Pharmakokinetik, Kinetik spezieller Patientengruppen, Nierenfunktionsstörungen»).
Ältere Patienten
Die Sicherheit und Wirksamkeit von Ocrevus bei Patienten > 55 Jahren wurde nicht belegt.
Kinder und Jugendliche
Die Sicherheit und Wirksamkeit von Ocrevus bei Kindern und Jugendlichen (< 18 Jahren) sind nicht untersucht worden.
Verspätete Dosisgabe
Falls eine geplante Infusion mit Ocrevus ausgelassen wird, sollte diese so schnell wie möglich nachgeholt werden; es sollte nicht bis zur nächsten geplanten Gabe gewartet werden. Zwischen den Dosisgaben von Ocrevus sollte das 6-monatige Behandlungsintervall (mindestens 5 Monate) eingehalten werden.
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