Eigenschaften/WirkungenATC-Code
S01EE03
Wirkungsmechanismus
Bimatoprost ist eine Substanz mit potenter augeninnendrucksenkender Wirkung.
Es ist ein synthetisches Prostamid, das zwar eine strukturelle Ähnlichkeit zu Prostaglandin F2a (PGF2a) aufweist, jedoch nicht über die bekannten Prostaglandinrezeptoren wirkt. Bimatoprost ahmt selektiv die Wirkungen von vor kurzem entdeckten körpereigenen Substanzen, sog. Prostamiden, nach. Die Struktur des Prostamidrezeptors wurde jedoch noch nicht identifiziert.
Pharmakodynamik
Beim Menschen bewirkt Bimatoprost eine Senkung des Augeninnendrucks durch verstärkten Kammerwasserabfluss über das Trabekelwerk und durch eine Erhöhung des uveo-skleralen Abflusses. Die Senkung des Augeninnendrucks beginnt ungefähr vier Stunden nach der ersten Anwendung und erreicht nach ungefähr 8-12 Stunden eine maximale Wirkung. Die Wirkung hält mindestens über 24 Stunden an.
Klinische Wirksamkeit
In einer 12-monatigen Studie wurde gezeigt, dass Bimatoprost 0,1 mg/ml Augentropfenlösung eine wirksame Therapie zur Senkung des intraokularen Druckes ist. Bei jeder Kontrolle differierten die mittleren Tages-IOD Werte unter Bimatoprost 0,1 mg/ml, die während der 12-monatigen Studie gemessen wurden, um nicht mehr als 1,1 mmHg und waren nie höher als 17,9 mmHg.
Im Rahmen einer randomisierten, Prüfer-maskierten, multizentrischen, 3-monatigen klinischen Prüfung der Phase III an 485 Patienten mit Glaukom oder okulärer Hypertension wurde konservierungsmittelfreies Elymbus mit einer konservierungsmittelhaltigen Bimatoprost 0.1 mg/ml Augentropfen-Lösung als Referenzpräparat im Hinblick auf Wirksamkeit und Sicherheit bei der Reduktion des Augeninnendrucks (IOP) verglichen. Die Patienten wurden im Studienverlauf zu zwei nach der Randomisierung angesetzten Besuchsterminen (Woche 6 und Woche 12) einbestellt. Das durchschnittliche Alter der Studienteilnehmenden war 63.4 Jahre (Spanne: 30 bis 91 Jahre).
Angelegt war die Studie zum Nachweis der Nichtunterlegenheit von Elymbus gegenüber dem Bimatoprost 0.1 mg/ml-Referenzpräparat, wobei beide Präparate einmal täglich abends verabreicht wurden. Primärer Wirksamkeitsendpunkt war die am Untersuchungstag in Woche 12 zu 3 Zeitpunkten (08.00, 10.00 und 16.00 Uhr) erhobene mittlere IOP-Veränderung gegenüber Baseline. Als Nichtunterlegenheitsgrenze galt für alle Zeitpunkte eine Differenz beim mittleren IOP von ≤1.5 mmHg.
Unter Elymbus fanden sich zu allen Zeitpunkten klinisch relevante IOP-Senkungen und Elymbus erwies sich als gegenüber dem Bimatoprost 0.1 mg/ml-Referenzpräparat nicht unterlegen (Tabelle 1).
Tabelle 1. Mittlerer IOP (mmHg) nach Besuchstermin und Zeitpunkt und bereinigte mittlere Differenz (Elymbus – Bimatoprost 0.1 mg/ml-Referenzpräparat) für das schlechtere Auge (mITT-Kollektiv)
Studienvisiten und Zeitpunkte
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Elymbus
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Bimatoprost 0.1 mg/ml (Referenzpräparat)
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Differenz mmHg±SE (95%-KI) Elymbus – Bimatoprost 0.1 mg/ml (Referenzpräparat)
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N
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mmHg±SD
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N
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mmHg±SD
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Baseline (T1)
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08:00
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229
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24.66±2.18
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240
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24.59±2.05
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10:00
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229
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24.21±2.43
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240
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24.13±2.36
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16:00
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229
|
23.81±2.66
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240
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23.50±2.84
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Woche 12
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08:00
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221
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14.98±2.60
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228
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15.15±2.46
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-0.17±0.23 (-0.62; 0.28)
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10:00
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218
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14.82±2.50
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227
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14.93±2.37
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-0.15±0.22 (-0.58; 0.27)
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16:00
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219
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14.82±2.44
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227
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14.95±2.30
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-0.19±0.22 (-0.61; 0.23)
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KI = Konfidenzintervall; N = Anzahl Patienten mit auswertbaren Daten; mITT-Kollektiv =modifiziertes Intent-to-treat-Kollektiv; SD = Standardabweichung; SE = Standardfehler
Während der 3-monatigen Studie wurden für Elymbus keine über die bereits für das Bimatoprost 0.1 mg/ml-Referenzpräparat dokumentierten Nebenwirkungen hinausgehenden unerwünschten Ereignisse identifiziert. Hyperämie (Bindehauthyperämie und okuläre Hyperämie) war das in beiden Behandlungsgruppen am häufigsten berichtete behandlungsbedingte unerwünschten Ereignis, trat aber unter Elymbus (6.84% der Patienten) weniger häufig auf als unter dem Bimatoprost 0.1 mg/ml-Referenzpräparat (11.2%). Auch eine Verschlechterung der Bindehauthyperämie war in der Elymbus-Gruppe weniger häufig als unter Bimatoprost 0.1 mg/ml, und zwar sowohl nach 6 Wochen (20.1% vs 29.3%) als auch nach 12 Wochen (18.3% vs 30.4%). Elymbus war während des gesamten Untersuchungstages in Woche 12 mit weniger subjektiven okulären Symptomen (Reizung/Brennen: 12.3% vs 19.5% und Gefühl der Augentrockenheit: 16.4% vs 25.6%) sowie mit weniger subjektiven Symptomen nach der Einträufelung (Reizung/Brennen: 12.8% vs 21.2%, Jucken: 5.4% vs 10.4% und Gefühl der Augentrockenheit: 7.3% vs 14.3%) verbunden als das Referenzpräparat.
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