Warnhinweise und VorsichtsmassnahmenAorten- oder Mitralklappenvitium und pulmonale arterielle Hypertonie
Da Fälle von Herzklappenvitien gemeldet wurden, die möglicherweise durch die Anwendung von höher dosiertem Fenfluramin zur Behandlung von Adipositas bei Erwachsenen verursacht wurden, muss die Herzfunktion mittels Echokardiografie überwacht werden. Patienten mit Herzklappenvitien oder pulmonaler arterieller Hypertonie waren von den kontrollierten klinischen Studien zur Untersuchung von Fenfluramin für die Behandlung des Dravet-Syndroms und des Lennox-Gastaut-Syndroms ausgeschlossen. In diesen Studien wurden keine Herzklappenvitien beobachtet.
Überwachung
Vor Beginn der Behandlung muss bei Patienten eine Echokardiografie durchgeführt werden, um vor der Behandlung einen Ausgangszustand zu ermitteln und etwaige vorbestehende Herzklappenvitien oder pulmonale Hypertonien auszuschliessen.
Die Überwachung mittels Echokardiografie sollte in den ersten 2 Jahren alle 6 Monate und anschliessend jährlich erfolgen. Wenn eine Echokardiografie auf pathologische Veränderungen der Herzklappen schliessen lässt, ist zu einem früheren Zeitpunkt eine Folge-Echokardiografie in Erwägung zu ziehen, um zu untersuchen, ob die Anomalie anhält. Wenn in der Echokardiografie pathologische Anomalien festgestellt werden, wird empfohlen, den Nutzen und die Risiken einer weiteren Behandlung mit Fenfluramin zusammen mit dem verordnenden Arzt, der Betreuungsperson und dem Kardiologen gegeneinander abzuwägen.
Wenn die Behandlung aus irgendeinem Grund abgebrochen wird, muss 3–6 Monate nach der letzten Dosis der Fenfluramin-Behandlung eine abschliessende Echokardiografie durchgeführt werden.
Wenn die Behandlung aufgrund eines Aorten- oder Mitralklappenvitiums abgebrochen wird, sind eine angemessene Überwachung und Nachbeobachtung gemäss den lokalen Leitlinien zur Behandlung von Aorten- oder Mitralklappenvitien durchzuführen.
Im Rahmen der früheren Anwendung von höheren Dosen zur Behandlung von Adipositas bei Erwachsenen war Fenfluramin Berichten zufolge mit pulmonaler arterieller Hypertonie assoziiert. Im Rahmen des klinischen Programms wurde zwar keine pulmonale arterielle Hypertonie beobachtet, aber Daten nach der Markteinführung zeigen, dass sie auch bei einer Dosierung auftreten kann, die zur Behandlung von Epilepsie angewendet wird (siehe Abschnitt Unerwünschte Wirkungen).
Wenn die Ergebnisse der Echokardiografie auf eine pulmonale arterielle Hypertonie hinweisen, ist die Echokardiografie so schnell wie möglich sowie innerhalb von 3 Monaten zu wiederholen, um diese Befunde zu bestätigen.
Wenn der Echokardiografie-Befund bestätigt wird und auf eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer pulmonalen arteriellen Hypertonie hinweist, definiert als «intermediäre Wahrscheinlichkeit» gemäss den Leitlinien der European Society of Cardiology (ESC) und der European Respirato-
ry Society (ERS), sollte dies zu einer Nutzen-Risiko-Bewertung über die Fortsetzung der Therapie mit Fintepla seitens des verordnenden Arztes, der Betreuungsperson und des Kardiologen führen. Wenn der Befund aus der Echokardiografie nach der Bestätigung auf eine hohe Wahrscheinlichkeit für eine pulmonale arterielle Hypertonie gemäss der Definition der Leitlinien der ESC und der ERS hinweist, wird empfohlen, die Behandlung mit Fenfluramin abzubrechen.
Serotoninsyndrom
Wie bei anderen serotonergen Wirkstoffen kann bei der Behandlung mit Fenfluramin ein Serotonin-Syndrom, ein potenziell lebensbedrohlicher Zustand, auftreten, insbesondere bei gleichzeitiger Anwendung anderer serotonerger Wirkstoffe (einschliesslich SSRI, SNRI, trizyklischer Antidepressiva oder Triptane); bei Wirkstoffen, die den Metabolismus von Serotonin beeinträchtigen, wie z, B, MAO-Inhibitoren (MAOI); oder bei Antipsychotika, die das serotonerge Neurotransmitter-System beeinflussen können.
Die Symptome des Serotonin-Syndroms können Veränderungen des Gemütszustands (z.B. Agitiertheit, Halluzinationen, Koma), autonome Instabilität (z.B. Tachykardie, labiler Blutdruck, Hyperthermie), neuromuskuläre Störungen (z.B. Hyperreflexie, Inkoordination) und/oder gastrointestinale Symptome (z.B. Übelkeit, Erbrechen, Durchfall) umfassen.
Wenn eine gleichzeitige Behandlung mit Fenfluramin und anderen serotonergen Wirkstoffen, die das serotonerge System beeinflussen können, klinisch gerechtfertigt ist, wird eine sorgfältige Beobachtung des Patienten empfohlen, insbesondere zu Beginn der Behandlung sowie bei Dosissteigerungen. Bei Verdacht auf ein Serotonin-Syndrom sollte eine Dosisreduktion oder das Absetzen der Therapie mit Fintepla und/oder anderen serotonergen Wirkstoffen in Betracht gezogen werden.
Suizidales Verhalten und Suizidgedanken
Suizidales Verhalten und Suizidgedanken wurden bei Patienten berichtet, die mit Antiepileptika in verschiedenen Indikationen behandelt wurden. Eine Meta-Analyse randomisierter, placebokontrollierter Studien mit Antiepileptika, die Fenfluramin nicht einschlossen, ergab ein geringfügig erhöhtes Risiko für suizidales Verhalten und Suizidgedanken. Der Mechanismus dieses Risikos ist nicht bekannt, und die verfügbaren Daten schliessen die Möglichkeit eines erhöhten Risikos für Fenfluramin nicht aus. Patienten und Betreuer von Patienten sollten darauf hingewiesen werden, bei Anzeichen von Suizidalität und Suizidgedanken ärztlichen Rat einzuholen.
Verminderter Appetit und Gewichtsverlust
Fenfluramin kann zu Appetit- und Gewichtsverlust führen (siehe Abschnitt Unerwünschte Wirkungen). Eine additive Wirkung auf verminderten Appetit kann auftreten, wenn Fenfluramin mit anderen Antiepileptika, z.B. Stiripentol, kombiniert wird. Der Gewichtsverlust scheint dosisabhängig zu sein. Die meisten Patienten nahmen bei fortgesetzter Behandlung im Laufe der Zeit wieder an Gewicht zu. Das Gewicht des Patienten ist zu überwachen.
Vor Beginn der Behandlung mit Fenfluramin bei Patienten mit Anorexia nervosa oder Bulimia nervosa in der Anamnese ist eine Nutzen-Risiko-Bewertung durchzuführen.
Somnolenz
Fenfluramin kann Somnolenz verursachen.
Andere Mittel mit dämpfender Wirkung auf das zentrale Nervensystem, einschliesslich Alkohol, könnten die einschläfernde Wirkung von Fenfluramin verstärken (siehe Abschnitt Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen).
Glaukom
Fenfluramin kann zu Mydriasis führen und ein Winkelblockglaukom auslösen. Bei Patienten mit akuter Abnahme der Sehschärfe ist die Therapie abzubrechen. Abbruch der Therapie sollte erwogen werden, wenn Augenschmerzen auftreten und keine andere Ursache festgestellt werden kann.
Programm für den kontrollierten Zugang zu Fintepla
Es wurde ein Programm für den kontrollierten Zugang eingerichtet, 1) um den nichtbestimmungsgemässen Gebrauch zur Gewichtskontrolle bei adipösen Patienten zu verhindern und 2) um zu bestätigen, dass verordnende Ärzte über die Notwendigkeit einer regelmässigen Überwachung der Herzfunktion bei mit Fintepla behandelten Patienten informiert wurden.
Vermehrtes Auftreten von Krampfanfällen
Wie bei anderen Antiepileptika kann während der Behandlung mit Fenfluramin eine klinisch relevante Zunahme der Häufigkeit von Krampfanfällen auftreten, was eine Anpassung der Dosis von Fenflurmin und/oder gleichzeitig angewendeten Antiepileptika oder aber, wenn das Nutzen-Risiko-Verhältnis negativ ist, das Absetzen von Fenfluramin erfordern kann.
Cyproheptadin
Cyproheptadin ist ein starker Serotoninrezeptor-Antagonist und kann daher die Wirksamkeit von Fenfluramin reduzieren (siehe Abschnitt «Interaktionen»).
Wirkung von CYP1A2- und CYP2B6-Induktoren
Die gleichzeitige Anwendung mit starken CYP1A2- oder CYP2B6-Induktoren führt zu einer Verminderung der Fenfluramin-Konzentrationen im Plasma, was die Wirksamkeit von Fenfluramin herabsetzen kann (siehe Abschnitt «Dosierung/Anwendung» und «Pharmakokinetische Interaktionen»).
Wirkung von CYP1A2- oder CYP2D6-Hemmern
Der Beginn einer gleichzeitigen Behandlung mit einem starken CYP1A2- oder CYP2D6-Hemmer kann zu einer höheren Fenfluramin-Exposition führen, weshalb unerwünschte Ereignisse zu überwachen sind; bei manchen Patienten ist gegebenenfalls eine Dosisreduktion notwendig. (siehe Abschnitt «Dosierung/Anwendung» und «Pharmakokinetische Interaktionen»).
Hilfsstoffe
Dieses Arzneimittel enthält weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Tageshöchstdosis von 12 ml, das heisst, es ist nahezu «natriumfrei».
Dieses Arzneimittel enthält Schwefeldioxid (E 220), das selten schwere Überempfindlichkeitsreaktionen und Bronchospasmen hervorrufen kann.
Dieses Arzneimittel enthält Natriumethyl-4-hydroxybenzoat (E 215) und Natriummethyl-4-hydroxybenzoat (E 219), welche allergische Reaktionen (auch Spätreaktionen) hervorrufen können.
Dieses Arzneimittel enthält Glucose, das schädlich für die Zähne sein kann (Karies).
Patienten mit der seltenen Glucose-Galactose-Malabsorption sollen dieses Arzneimittel nicht einnehmen.
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