ÜberdosierungAnzeichen und Symptome
Toxische Reaktionen betreffen vor allem das zentrale Nervensystem und das Herz-Kreislauf-System (siehe "Unerwünschte Wirkungen").
In schweren Fällen können Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System beobachtet werden. Hohe systemische Konzentrationen können zu Hypotonie, Bradykardie, Arrhythmien und sogar zu akutem Herzversagen führen.
Normalerweise gehen der Herz-Kreislauf-Toxizität toxische Anzeichen voraus, die das zentrale Nervensystem betreffen, es sei denn, der Patient befindet sich unter Vollnarkose oder erhält eine starke sedierende Behandlung mit Medikamenten wie Benzodiazepinen oder Barbituraten.
Die Toxizität im Zentralnervensystem äussert sich in immer stärker werdenden Symptomen und Anzeichen. Die ersten Anzeichen sind folgende:
periorale Parästhesien, Taubheitsgefühl der Zunge, Schwindel, Hyperakusis, Tinnitus. Weitere Symptome sind Benommenheit, Unruhe, Nervosität, Desorientierung, geistige Verwirrung, Zittern, Schüttelfrost, Sprachstörungen, Übelkeit und Erbrechen. Sehstörungen und Muskelfaszikulationen sind schwerwiegender und gehen dem Auftreten von generalisierten Krämpfen voraus. Danach kann es zu Bewusstlosigkeit und Grand-mal-Anfällen kommen, deren Dauer von einigen Sekunden bis zu mehreren Minuten reichen kann. Während der Krampfanfälle kommt es aufgrund der erhöhten Muskelaktivität und der gestörten Atmung schnell zu Hypoxie und Hyperkapnie. In schweren Fällen ist eine Apnoe möglich. Eine Azidose verstärkt die Toxizität von Lokalanästhetika.
Die Erholung des Patienten beruht auf der Umverteilung des Lokalanästhetikums aus dem zentralen Nervensystem. Die Erholung kann schnell erfolgen, wenn die applizierten Mengen des Medikaments nicht gross waren.
Behandlung
Die Behandlung der akuten systemischen Toxizität sollte spätestens nach dem Auftreten von Faszikulationen eingeleitet werden.
Sie sollten die notwendigen Medikamente und Geräte griffbereit haben. Die Behandlung umfasst Folgendes:
Aufrechterhaltung der Atmung, Behandlung von Krämpfen und Unterstützung des Kreislaufs. Sauerstoff muss verabreicht werden, mit einer Maske und einem Beutel.
Wenn die Krämpfe nicht innerhalb von 15 bis 30 Sekunden spontan abklingen, muss ein intravenöses Antikonvulsivum verabreicht werden. In einer intravenösen Dosis von 1-3 mg/kg Körpergewicht unterdrückt Thiopental die Krämpfe schnell. Stattdessen kann auch Diazepam in einer Dosis von 0,1 mg/kg intravenös verabreicht werden, obwohl die Wirkung langsamer eintritt.
Suxamethonium stoppt die Muskelkrämpfe schnell, aber seine Anwendung erfordert eine tracheale Intubation und eine kontrollierte Beatmung. Diese Behandlung sollte nur von Personen durchgeführt werden, die mit ihrer Handhabung ausreichend vertraut sind.
Bei einer Herz-Kreislauf-Depression (Hypotonie, Bradykardie) sollte eine intravenöse Flüssigkeitszufuhr sichergestellt werden und 5-10 mg Ephedrin intravenös verabreicht werden, wobei die Verabreichung bei Bedarf nach 2-3 Minuten wiederholt werden sollte.
Bei Bradykardie 0,5 bis 1,0 mg Atropin intravenös verabreichen.
Bei einem Kreislaufkollaps ist eine schnelle kardiopulmonale Reanimation unerlässlich: Eine optimale Sauerstofftherapie, Beatmung, Kreislaufunterstützung und die Behandlung einer Azidose sind lebenswichtig, da Hypoxie und Azidose die systemische Toxizität von Lokalanästhetika verstärken. Adrenalin (0,1-0,2 mg intravenös oder intrakardial) sollte so schnell wie möglich verabreicht werden, und diese Behandlung sollte bei Bedarf wiederholt werden.
Bei Kindern muss die Dosis all dieser Behandlungen an das Alter und das Gewicht angepasst werden.
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