AMZVZusammensetzungWirkstoff: Methylergometrini maleas.
Hilfsstoffe
Dragées: Excip. pro compr. obduct.
Tropflösung: Conserv.: E216, E218, Excip. ad sol. corresp. Ethanolum 6% V/V.
Ampullen: Natrii chloridum, Aqua q.s. ad sol.
Galenische Form und Wirkstoffmenge pro Einheit1 Dragée enthält 0,125 mg Methylergometrinmaleat.
1 ml Tropflösung (25 Tropfen) enthält 0,25 mg Methylergometrinmaleat.
1 Ampulle zu 1 ml enthält 0,2 mg Methylergometrinmaleat.
Indikationen/AnwendungsmöglichkeitenAktive Leitung der Nachgeburtsperiode (zur Förderung der Plazentaablösung und Verminderung des Blutverlustes).
Behandlung einer Uterusatonie/Uterusblutung: während und nach der Nachgeburtsperiode; bei Sectio Caesarea; nach Abort.
Behandlung der Subinvolutio uteri, Lochiometra und von Wochenbettblutungen.
Eine Anwendung von Methergin während der Stillzeit wird nicht empfohlen (s. «Schwangerschaft/Stillzeit»).
Dosierung/AnwendungAktive Leitung der Nachgeburtsperiode: 0,5–1 ml (= 0,1–0,2 mg) langsam i.v. nach Durchtritt der vorderen Schulter oder spätestens unmittelbar nach der Geburt des Kindes (s. «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»). Die Ausstossung der Plazenta, die in der Regel durch die erste kräftige Uteruskontraktion nach Verabreichung von Methergin abgelöst wird, sollte durch Druck auf den Fundus manuell unterstützt werden.
Bei Geburten unter Narkose beträgt die empfohlene Dosis 1 ml (= 0,2 mg).
Uterusatonie/Uterusblutung: 1 ml (= 0,2 mg) i.m. oder 0,5–1 ml (= 0,1–0,2 mg) i.v. Bei Bedarf in mindestens zweistündigen Intervallen wiederholbar, aber maximal 5 Injektionen innerhalb von 24 h.
Subinvolution, Lochiometra, Wochenbettblutungen: 0,125–0,25 mg p.o. (1–2 Dragées oder 0,5–1 ml der Tropflösung [13–25 Tropfen]) oder 0,5–1 ml s.c. oder i.m. maximal 3×/d (s. «Schwangerschaft/Stillzeit»).
KontraindikationenSchwangerschaft; Eröffnungsperiode, Austreibungsperiode vor dem Durchtritt des Kopfes (Methergin darf nicht zur Einleitung der Geburt oder bei Wehenschwäche verabreicht werden); schwere Hypertonie, Präeklampsie, Eklampsie, arterielle Verschlusskrankheit (einschliesslich ischämische Herzkrankheit); Sepsis; bekannte Überempfindlichkeit gegenüber Methylergometrin, anderen Mutterkornalkaloiden oder gegenüber einem anderen Inhaltsstoff von Methergin; Leber- und Niereninsuffizienz.
Warnhinweise und VorsichtsmassnahmenBei Steisslage und anderen abnormen Kindslagen ist Methergin erst unmittelbar nach Geburt des Kindes zu verabreichen, bei Mehrlingsgeburten erst nach Geburt des letzten Kindes.
Die aktive Leitung der Nachgeburtsperiode erfordert die ärztliche Überwachung.
Bei i.v. Gabe ist die Ampullenlösung langsam während mindestens 60 s unter sorgfältiger Überwachung des Blutdruckes zu injizieren. Eine intra- oder periarterielle Injektion ist zu vermeiden.
Vorsicht ist bei leichter bis mittelschwerer Hypertonie (schwere Hypertonie bildet eine Kontraindikation) sowie Anämie oder schwerer Hyperthyreose, wegen möglicher Verschlechterung der kardiovaskulären Symptome, geboten.
Bei Behandlung von postpartalen atonischen Uterusblutungen in Kombination mit Sulproston und/oder Oxytocin ist Vorsicht geboten (s. «Interaktionen»).
Methergin Dragées enthalten Laktose (40,9 mg/Dragée). Patienten mit seltener hereditärer Galactose-Intoleranz, schwerwiegendem Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten keine Methergin Dragées einnehmen.
InteraktionenDie kombinierte Anwendung von Methergin mit potenten CYP3A-Inhibitoren wie Makrolid-Antibiotika (z.B. Troleandomycin, Erythromycin, Clarithromycin), mit HIV-Protease- oder Reverse Transkriptase-Inhibitoren (z.B. Ritonavir, Indinavir, Nelfinavir, Delavirdin) oder mit Antimykotika vom Azol-Typ (z.B. Ketoconazol, Itraconazol, Voriconazol) sollten vermieden werden, da dies zu einer erhöhten Exposition von Methylergometrin und Ergotoxizität führen kann (Vasospasmen und Ischämie in Extremitäten und anderen Geweben).
Es wurde gezeigt, dass Ergotalkaloide gegenüber CYP3A sowohl als Substrat wie auch als Inhibitor wirken.
Vorsicht ist bei der Kombination von Methergin mit weniger potenten CYP3A-Inhibitoren geboten.
Vorsicht ist bei gleichzeitiger Gabe von Methergin mit anderen Vasokonstriktoren oder anderen Ergotalkaloiden geboten.
Methylergometrin kann die vasokonstriktorische/vasopressorische Wirkung anderer Mittel wie z.B. der Triptane (5HT-Rezeptor-Agonisten), Sympathomimetika (inkl. diejenige von Lokalanästhetika) oder anderer Ergotalkaloide verstärken. Die gleichzeitige Anwendung von Bromocriptin und Methergin im Wochenbett wird nicht empfohlen.
Zur Prophylaxe und Therapie von Uterusblutungen durch i.m. Applikation kann es von Vorteil sein, die beiden uterotonen Wirkstoffe Methergin und Oxytocin zu kombinieren, da Oxytocin eine sehr kurze Latenzzeit hat, während die Wirkung von Methylergometrin über längere Zeit anhält.
Es ist jedoch Vorsicht geboten: Bei Behandlung von postpartalen atonischen Uterusblutungen gibt es Berichte über ventrikuläre Tachykardie/Kammerflimmern sowie Myokardinfarkt/Herzstillstand mit teilweise fatalem Verlauf bei gleichzeitiger Verabreichung von Sulproston und/oder Oxytocin und/oder Methylergometrin.
Anästhetika wie Halothan oder Methoxyfluran können die uterotonische Wirksamkeit von Methergin reduzieren.
Schwangerschaft/StillzeitEs gibt klare Hinweise für Risiken des menschlichen Foetus. In der Schwangerschaft ist Methergin wegen seiner ausgeprägt uterotonischen Wirkung mit erhöhtem Risiko für Fehlgeburten oder vorzeitige Wehen kontraindiziert.
Stillzeit
Methergin tritt in die Muttermilch über (s. «Pharmakokinetik»). Es wurde vereinzelt über Intoxikationen bei gestillten Säuglingen berichtet, deren Mütter über mehrere Tage mit Methergin behandelt worden sind.
Eines oder mehrere der folgenden Symptome (und deren Abklingen nach Absetzen des Mittels) wurden beim Säugling beobachtet: erhöhter Blutdruck, Bradykardie oder Tachykardie, Erbrechen, Diarrhoe, Unruhe, klonische Krämpfe.
Methergin kann die Milchsekretion beeinträchtigen.
Im Hinblick auf mögliche unerwünschte Wirkungen beim Kind und der Reduktion der Milchsekretion wird eine Anwendung von Methergin während der Stillzeit nicht empfohlen.
Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von MaschinenMethylergometrin kann Benommenheit, Schwindel und Krampfanfälle verursachen. Daher ist beim Fahren oder Bedienen von Maschinen, besonders zu Beginn der Therapie, Vorsicht geboten.
Unerwünschte WirkungenHäufigkeiten: sehr häufig (>1/10); häufig (>1/100, <1/10); gelegentlich (>1/1000, <1/100); selten (>1/10’000, <1/1000); sehr selten (<1/10’000).
Immunsystem
Selten: anaphylaktische Reaktionen (Dyspnoe, Hypertonie, Kollaps, Schock).
Zentrales Nervensystem
Häufig: Kopfschmerzen.
Gelegentlich: Benommenheit, Schwindel, Krampfanfälle.
Selten: Halluzinationen.
Ohr- und Innenohr
Sehr selten: Tinnitus.
Herz
Gelegentlich: Thoraxschmerzen.
Selten: Bradykardie, Tachykardie, Palpitationen, Myokardinfarkt.
Sehr selten: arteriospastischer Infarkt.
Kreislauf
Häufig: Hypertonie.
Gelegentlich: Hypotonie.
Selten: arterielle Spasmen.
Sehr selten: Thrombophlebitis.
Atemwege
Sehr selten: verstopfte Nase.
Gastrointestinaltrakt
Gelegentlich: Übelkeit, Erbrechen.
Sehr selten: Diarrhoe.
Haut- und Hautanhangsgebilde
Häufig: Hautexantheme.
Gelegentlich: Hyperhidrose.
Skelettmuskulatur
Sehr selten: Muskelkrampf.
Schwangerschaft, Geburt, Kindbett
Häufig: Abdominalschmerzen (hervorgerufen durch Uteruskontraktionen).
ÜberdosierungSymptome: Übelkeit, Erbrechen; Hypertonie oder Hypotonie; Empfindungslosigkeit, Kribbeln und Schmerzen in den Extremitäten; Atemdepression; Krampfanfälle, Koma.
Behandlung: Elimination des eingenommenen Mittels durch wiederholte Gabe von hohen Dosen Aktivkohle.
Symptomatische Behandlung unter strenger Überwachung des Herz-Kreislauf- und Atemsystems.
Falls eine Sedierung erforderlich ist, können Benzodiazepine verabreicht werden.
Bei schweren arteriellen Spasmen sind Vasodilatatoren (z.B. Nitroprussidnatrium, Phentolamin oder Dihydralazin) zu verabreichen. Im Fall von koronarer Konstriktion sollte eine angemessene antianginöse Therapie verabreicht werden (z.B. Nitrate).
Eigenschaften/WirkungenATC-Code: G02AB01
Methylergometrin, ein halbsynthetisches Derivat des natürlichen Alkaloids Ergometrin, ist ein hochaktives und spezifisches Uterotonikum. Es wirkt direkt auf die glatte Muskulatur des Uterus und erhöht den Grundtonus, die Frequenz und die Amplitude der rhythmischen Kontraktionen.
Verglichen mit anderen Ergotalkaloiden ist seine Wirkung auf das kardiovaskuläre und zentralnervöse System weniger ausgeprägt. Der starke und selektive oxytoxische Effekt von Methylergometrin rührt von seinem spezifischen Reaktionsmuster als partieller Agonist und Antagonist an serotoninergen, dopaminergen und alpha-adrenergen Rezeptoren her. Trotzdem sind vasokonstriktorische Komplikationen nicht vollständig ausgeschlossen (s. «Unerwünschte Wirkungen»).
PharmakokinetikDie Wirkung von Methylergometrin tritt innerhalb von 30–60 s nach intravenöser, in 2–5 min nach intramuskulärer und in 5–10 min nach oraler Verabreichung ein und dauert 4–6 h.
Absorption
Studien bei nüchternen weiblichen Freiwilligen haben gezeigt, dass die orale Absorption aus 1 Dragée mit 0,2 mg Methylergometrin mit einer mittleren max. Plasmakonzentration (C) von 3243 ± 1308 pg/ml, beobachtet bei 1,12 ± 0,82 h (t) recht rasch erfolgte. Für eine i.m.-Injektion von 0,2 mg war C5918 ± 1952 pg/ml und t0,41 ± 0,21 h. Nach Gabe von 0,1 mg, 0,2 mg und 0,4 mg war die Bioverfügbarkeit der oral eingenommenen i. m. Injektionslösung dosisproportional und, im Fall der 0,2 mg Gabe des Dragées, äquivalent. Nach i.m.-Injektion war das Ausmass der Absorption etwa 25% grösser als nach oraler Gabe. Eine verzögerte gastrointestinale Absorption (tungefähr 3 h) war bei Frauen post partum bei einer kontinuierlichen Behandlung mit Methergin Dragées festzustellen.
Distribution
Nach i.v.-Injektion wird Methylergometrin rasch (innerhalb von 2–3 min oder weniger) vom Plasma in die peripheren Gewebe verteilt. Bei weiblichen Freiwilligen beträgt das Verteilungsvolumen 56,1 ± 17,0 l (~0,5 l/kg). Es ist nicht bekannt, ob der Wirkstoff die Blut-Hirn-Schranke passiert.
Metabolismus
Methylergometrin wird hauptsächlich in der Leber metabolisiert. Die Art des Abbaus wurde beim Menschen nicht untersucht. In vitro -Studien zeigten N-Demethylierung und Hydroxylierung des Phenylringes.
Elimination
In weiblichen Freiwilligen beträgt die Plasma-Clearance 14,4 ± 4,5 l/h und die mittlere Eliminations-Halbwertszeit 3,29 ± 1,31 h. Eine Studie bei männlichen Freiwilligen hat gezeigt, dass nur etwa 3% einer oralen Dosis unverändert im Urin ausgeschieden wird. Der Wirkstoff wird hauptsächlich über die Galle in den Faeces ausgeschieden. Bei kontinuierlicher Behandlung wird er auch in die Milch ausgeschieden. Es wurde ein Milch-Plasma-Verhältnis von etwa 0,3 gefunden.
Präklinische DatenReproduktion: Es wurden keine Studien zur Bestimmung der Toxizität von Methergin auf die Reproduktion durchgeführt.
Mutagenität und Karzinogenität: Die Wirkung von Methergin auf die Mutagenese und die Karzinogenese wurde nicht bestimmt.
Sonstige HinweiseArzneimittel sollen für Kinder unerreichbar aufbewahrt werden.
Haltbarkeit
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf der Packung mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.
Besondere Lagerungshinweise
Dragées: Nicht über 30 °C aufbewahren.
Tropflösung: im Kühlschrank lagern (2–8 °C) und vor Licht schützen.
Ampullen: Im Kühlschrank lagern (2–8 °C), vor Frost und Licht schützen.
Hinweise für die Handhabung
Tropflösung: Zum Öffnen des Garantieverschlusses Plastik-Kappe anheben und in Pfeilrichtung ziehen. Nicht schütteln. Nach dem Öffnen innerhalb von 3 Monaten zu verbrauchen.
Zulassungsnummer12730, 12731, 15678 (Swissmedic).
ZulassungsinhaberinNovartis Pharma Schweiz AG, Bern.
Stand der InformationFebruar 2006.
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