Lokalantibiotika-Kombination ZusammensetzungWirkstoffe: 1 ml enthält 3,3 mg (3400 I.E.) Neomycin als Neomycin Sulfat und 250 IE Bacitracin.
Hilfsstoffe: Natrii chlor. sol 9 g/l ad 1 ml (als Lösungsmittel).
Eigenschaften/WirkungenNebacetin ist eine Kombination der bateriziden Antibiotika Neomycin und Bacitracin und dient ausschliesslich der lokalen Therapie bakterieller Infektionen. Neomycin ist ein Aminoglykosid. Es hemmt die Proteinsynthese, indem es sich an ribosomale RNA bindet und so ein fehlerhaftes Ablesen des genetischen Codes bewirkt. Bacitracin ist ein Polypeptid. Es hemmt die Synthese der Zellwand.
Das Wirkspektrum umfasst folgende Keime:
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Keime MHK Neomycin MHK Bacitracin
µg/ml IE/ml
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Gramnegative
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Brucella 3-50 NB
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Citrobacter 0,5-4 R
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Escherichia coli 4-8 R
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Enterobacter spp. 0,5-4 (E. aerogenes) R
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Haemophilus
influenzae 4-8 0,03-0,7
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Klebsiella spp. 0,5-4 (K. pneumoniae) R
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Proteus (P. mira- (P. vulgaris,
bilis) 4 P. morganii)
(P. indole+) R
0,5-8
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Providencia 4-16 (-100) NB
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Salmonella spp. 2-4 R
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Serratia
marcescens 2-5 R
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Shigella spp. 8-32 R
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Vibrio 0,1-> 100 (V. cholera)
0,07-5,2
(V. comma) 0,1-7,4
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Neisseria (N. gonor- (N. catarrhalis)
rhoeae, 0,007
N. menin- (N. gonorrhoeae)
gitidis) 4-8 0,15
(N. intracellu-
laris) 0,2
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Grampositive
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Staphylococcus
aureus 0,5-1 0,07-6,7
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Staphylococcus
epidermidis R 3,3
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Listeria
monocytogenes 5-10 NB
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Streptococcus
faecalis R1) 0,1-37
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Streptococcus
pyogenes R 0,03-0,1
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Streptococcus
agalactiae R 0,007-0,7
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Streptococcus
bovis R 0,03
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Streptococcus
faecium R 0,07-111
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Streptococcus
mutans R R
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Streptococcus
pneumoniae R1) 0,2-6,7
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Streptococcus
viridans R1) 0,3
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Clostridia (C. perfrin- 0,002-0,7-15
gens) R
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Mycobacterium
tuberculosis 0,5-1 NB
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Actinomyces
israeli R 0,005-0,07
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Treponema
pallidum NB 0,03-0,1
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NB = nicht bestimmt (Beziehung nicht verfügbar)
R = resistent, R1) = weitgehend resistent
1 I.E. = 13,5 µg Bacitracin (Berechnungsbasis: = 74 I.E./mg)
Neomycin
Streptokokken, Enterokokken, Pseudomonas aeruginosa, anaerobe Keime sowie Pilze sind resistent gegen Neomycin.
Wegen der ausgedehnten topischen Anwendung von Neomycin wurde über relativ weitreichende Resistenzen bei Staphylokokken und einigen Stämmen von Salmonellen, Shigellen und Escherichia coli berichtet.
Es besteht Kreuzresistenz zwischen Neomycin und anderen Aminoglykosiden (v.a. Kanamycin, Framycetin, Paromomycin).
Einige Actinomycetes und Mycoplasmas sowie Mycobacterium tuberculosis wurden als empfindlich berichtet.
Bacitracin
Bacitracin ist unwirksam gegenüber den meisten gramnegativen Keimen. Eine zunehmende Zahl von Staphylokokken ist gegenüber Bacitracin resistent. Bacitracin zeigt keine Kreuzresistenz mit anderen Antibiotika.
Es erfolgt keine Inaktivierung von Bacitracin durch Sekrete, Blut oder nekrotische Gewebeteile.
PharmakokinetikIm allgemeinen wird Bacitracin von Haut und Schleimhäuten kaum resorbiert. Neomycin wird nur in geringen Mengen durch die intakte Haut resorbiert.
Bei entzündeter oder geschädigter Haut wird Neomycin rasch resorbiert. Die Applikation von grossen Mengen bei grossflächigen Hautverletzungen, Instillationen in Körperhöhlen mit grossen Resorptionsflächen und besonders eine intraperitoneale Applikation kann zu erheblichen Plasmakonzentrationen von Neomycin führen.
Eventuell resorbiertes Nebacetin wird mit dem Harn ausgeschieden, und zwar vorwiegend durch glomeruläre Filtration.
Indikationen/AnwendungsmöglichkeitenOphthalmologie
Akute und chronische Blepharitis und Konjunktivitis, Keratitis, Blepharokonjunktivitis, Infektionen in den Tränenkanälen. Ätzungen und durch Fremdkörper verursachte Entzündungen. Prä- und postoperative Behandlung.
Oto-Rhino-Laryngologie
Otitis media chronica und Otitis externa. Sinusitis maxillaris et frontalis, akute und chronische Rhinitis. Instillation in Wundkavitäten nach Ohr- und Nebenhöhlenoperationen.
Dermatologie
Nässende Infektionen der Haut.
Chirurgie
Zur Spülung oder Instillation in Abszesse, Fisteln, Panaritien und osteomyelitische Kavitäten, bei intrapleuralen und intraperitonealen Infektionen sowie zur Infektionsprophylaxe bei Operationen.
Urologie
Bei Patienten mit Dauerkatheter und schweren Cystitiden. Prophylaktisch bei Einzel-Katheterisierung.
Dosierung/AnwendungNur frisch zubereitete Lösungen verwenden.
Ophthalmologie
2-4mal täglich einträufeln.
Oto-Rhino-Laryngologie
2mal täglich oder nach Bedarf einträufeln.
Dermatologie
Kompressen.
Chirurgie
Bei Instillation in Fisteln und osteomyelitische Wunden soll die applizierte Nebacetin-Substanz-Menge von 1 g, d.h. 100 ml Nebacetin pro instillatione, am ersten Tag nicht überschritten werden. Bei Wiederholung der Instillationen ist die Dosis auf 0,5 g pro Tag herabzusetzen.
Bei kleineren Wundhöhlen können mit Nebacetin benetzte Gazestreifen eingelegt werden.
Bei Instillation in Peritoneum und Pleura werden 10 ml Nebacetin pro instillatione bis zu 3mal täglich während 2 Tagen angewandt (normale Nierenfunktion vorausgesetzt).
Urologie
Bei Patienten mit Dauerkatheter und schweren Cystitiden wird während 5 Tagen eine tägliche Instillation von 20 ml in halber Konzentration empfohlen. Bei einer Einzel-Katheterisierung können 20 ml Nebacetin pro instillatione vorbeugend instilliert werden.
Spezielle Dosierungsanweisungen
Bei Instillationen in Körperhöhlen, Gelenken und Knochen sowie Harnblase und Nierenbecken:
Ist eine Resorption der Wirkstoffe zu erwarten, dann sollte insbesondere bei reduzierter Nierenfunktion Nebacetin nur 1mal täglich appliziert werden.
Nebacetin pro instillatione ist nicht als i.v., i.m. oder s.c. Injektion zu verwenden.
AnwendungseinschränkungenKontraindikationen
Nebacetin ist kontraindiziert bei Überempfindlichkeit gegenüber Neomycin und/oder Bacitracin und bei bekannter Überempfindlichkeit gegenüber Aminoglykosiden.
Aufgrund des erhöhten Risikos von Gehörverlust nicht bei perforiertem Trommelfell verwenden.
Sollte bei Ulcus und Eczema cruris aufgrund des erhöhten Allergie-Risikos nicht verwendet werden.
Vorsichtsmassnahmen
Soweit die Möglichkeit einer unkontrollierten Resorption von Nebacetin gegeben ist, sind auch schwere, kardiogene und nephrogene Ausscheidungsstörungen und Vorschädigungen des Vestibular- und/oder Cochlearorgans Kontraindikationen.
Wie bei anderen Antibiotika kann eine längere Behandlung das Wachstum von unempfindlichen Organismen, einschliesslich Pilzen, fördern.
Tritt innerhalb von 7 Tagen keine Besserung ein, so ist die Diagnose zu überprüfen, eine Superinfektion durch unempfindliche Keime oder eine Überempfindlichkeit gegenüber einem Bestandteil des Präparates könnte die Ursache sein. Vor Beginn einer neuen Behandlung soll eine entsprechende mikrobiologische Abklärung vorgenommen werden.
Die kombinierte Anwendung von topischen mit systemischen Aminoglykosiden soll wegen der Gefahr der kumulativen Toxizität vermieden werden.
Vorsicht ist geboten bei einer länger bestehenden Otitis media chronica.
Auf nephro- und ototoxische Veränderungen ist zu achten, insbesondere bei Patienten mit gestörter Leber- und/oder Nierenfunktion. Deshalb werden in solchen Fällen vor oder während einer Intensivtherapie Harn- und Blutkontrollen bzw. audiometrische Tests empfohlen.
Die empfohlene Dosierung sollte nicht überschritten werden (die nephro- und ototoxischen Reaktionen sind dosisabhängig). Nebacetin pro instillatione darf nicht auf grossen Körperflächen, in Körperhöhlen mit grossen Oberflächen oder über eine längere Behandlungsdauer angewendet werden.
Die Pipettenspitze sollte nicht mit irgendwelchen Oberflächen in Berührung kommen, da die Lösung sonst kontaminiert werden könnte. Für die Behandlung von Augeninfektionen und für andere Anwendungen sollten getrennte Flaschen von Nebacetin pro instillatione benutzt werden.
Schwangerschaft/Stillzeit
Schwangerschaft-Kategorie C:
Es sind weder kontrollierte Studien bei Tieren noch bei schwangeren Frauen verfügbar. Unter diesen Umständen soll das Medikament nur verabreicht werden, wenn der potentielle Nutzen das fötale Risiko übersteigt.
Nebacetin pro instillatione darf nicht auf grossen Körperflächen, in Körperhöhlen mit grossen Oberflächen oder über eine längere Behandlungsdauer angewendet werden.
Stillzeit: Es bestehen keine Angaben über die Ausscheidung der aktiven Substanzen oder deren Metabolite durch die Muttermilch. Während der Stillzeit soll Nebacetin nur mit Vorsicht und bei absoluter Notwendigkeit verordnet werden.
Unerwünschte WirkungenNeomycin verursacht bei 5-15% der Patienten eine Kontaktallergie. Kreuzallergisierung mit andern Aminoglykosiden sollte in Betracht gezogen werden.
Allergische Überempfindlichkeit auf topische Anwendung von Bacitracin ist selten. Liegt jedoch eine Bacitracin-Allergie vor, so kann es in seltenen Fällen zu einem anaphylaktischen Schock führen.
Irreversible Gehörschäden sind nach der Instillation von sehr hohen Dosen Nebacetin in Fisteln und osteomyelitischen Kavitäten beobachtet worden.
Bei Resorption kann Nephrotoxizität und neuromuskuläre Blockade auftreten.
InteraktionenFalls Nebacetin pro instillatione in grossen Mengen auf grossflächigen Hautverletzungen, in Körperhöhlen mit grosser Oberfläche oder über eine längere Behandlungsdauer angewendet wird, kann genügend Neomycin absorbiert werden, um mit folgenden Wirkstoffen zu interagieren:
Cephalosporine und Aminoglykoside (Nephrotoxizität verstärkt), Schleifen-Diuretika (Oto- und Nephrotoxizität verstärkt). Antiemetika können die ototoxischen Symptome maskieren.
Eine Potenzierung von Muskelrelaxantien (Halothan, Methoxyfluran, curareartige Mittel, Succinylcholinchlorid) durch Neomycin ist zu berücksichtigen. Als Antidot ist in diesen Fällen Neostigmin geeignet.
ÜberdosierungSymptome
Ototoxizität, Nephrotoxizität, neuromuskuläre Blockade.
Behandlung
Symptomatisch.
Im Falle einer Atemlähmung bei Patienten, welche neuromuskuläre Blocker erhalten haben, ist Neostigmin ein geeignetes Gegenmittel. Hämodialyse kann den Serumspiegel von Neomycin-Sulfat senken.
Sonstige HinweiseInkompatibilitäten
Nebacetin pro instillatione sollte nicht mit anderen Medikamenten vermischt werden.
Haltbarkeit
Trockensubstanz: Verfalldatum beachten.
Nur frisch zubereitete Lösungen verwenden. Lichtschutz erforderlich.
Stand der InformationSeptember 1995.
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