ZusammensetzungWirkstoff: Trihexyphenidyli hydrochloridum.
Tabletten zu 2 und 5 mg. Excipiens pro compresso.
Eigenschaften/WirkungenTrihexyphenidylhydrochlorid ist ein substituiertes Piperidin (3-(1-piperidyl)-1-phenylcyclohexyl-1-propanolhydrochlorid), welches eine direkte inhibitorische Wirkung auf das parasympathische Nervensystem ausübt. Es bewirkt einen entspannenden Effekt auf die glatte Muskulatur, welcher sowohl durch eine direkte Wirkung auf das Muskelgewebe, als auch über eine hemmende Wirkung auf den Parasympathicus entsteht. Die therapeutischen Eigenschaften sind denen des Atropins ähnlich, wenn auch unerwünschte Begleiterscheinungen normalerweise weniger häufig und von geringerem Schweregrad sind. Artane löst den Rigor und dämpft den Tremor. Mit der Kontrolle dieser Symptome bessert sich aufgrund der psychostimulierenden Wirkung der meist auch depressive Zustand des Patienten.
PharmakokinetikAbsorption
Trihexyphenidyl wird im Gastrointestinaltrakt schnell absorbiert. Nach Einnahme einer Tablette setzt die Wirkung nach 1 Stunde ein. Der maximale Plasmaspiegel hält 2-3 Stunden an und die Wirkung dauert 6-12 Stunden.
Metabolismus
Der Metabolismus wurde nicht untersucht.
Elimination
Die individuelle Variabilität der Plasmakonzentration gestattet keine exakte Berechnung der terminalen Halbwertszeit.
Trihexyphenidyl wird wahrscheinlich in unveränderter Form im Urin ausgeschieden.
Indikationen/AnwendungsmöglichkeitenArtane dient zur Behandlung des M. Parkinson und des Parkinsonismus jeder Genese, z.B. postenzephalitisch, arteriosklerotisch, posttraumatisch oder idiopathisch. Bei Behandlung dieser Erkrankungen mit Levodopa dient Artane als Adjuvans. Ausserdem ist Artane zur Kontrolle medikamentös bedingter extrapyramidaler Störungen, z.B. durch Reserpin, Phenothiazin, Thioxanthene und Butyrophenone, indiziert.
Dosierung/AnwendungTabletten
Als Initaldosis wird 1 mg (= ½ Tablette) verabreicht. Anschliessend erfolgt nach Bedarf eine schrittweise Steigerung der Dosis um je 1 mg (= ½ Tabletten) pro Tag, bis die für den Patienten optimale Dosierung, meistens 6-10 mg, erreicht ist. Vor allem bei postenzephalitischem Parkinsonismus kann auch eine höhere Dosierung erforderlich werden. Patienten über 65 Jahre neigen zu grösserer Empfindlichkeit gegenüber Artane. Sie benötigen daher meist kleinere Mengen des Präparates.
Die Tagesdosis wird in 3-4 Einzeldosen aufgeteilt und mit den Mahlzeiten eingenommen.
Artane bei medikamentös verursachtem Parkinsonismus
Die Höhe sowie die Häufigkeit der Dosierung von Artane, die zur Kontrolle extrapyramidaler Störungen benötigt wird, welche nach Anwendung von gebräuchlichen Tranquilizern (speziell Phenothiazine, Thioxanthene und Butyrophenone) auftreten können, muss empirisch bestimmt werden. Die Gesamt-Tagesdosis liegt normalerweise zwischen 5 und 15 mg. In einigen Fällen konnten diese Symptome bereits mit einer Dosierung von 1 mg/Tag zufriedenstellend kontrolliert werden, weshalb die Therapie mit einer Einzeldosis von 1 mg eingeleitet werden kann. Falls die extrapyramidalen Störungen nicht innerhalb weniger Stunden abklingen, kann die Dosierung schrittweise erhöht werden. Eine genügende Kontrolle kann manchmal schneller durch eine vorübergehende Reduktion der Tranquilizerdosierung, die gleichzeitig mit dem Beginn der Artane-Therapie vorgenommen wird, erreicht werden; dann wird die Dosierung der beiden Medikamente so eingestellt, dass die erwünschte atarakte Wirkung ohne Auftreten extrapyramidaler Störungen aufrechterhalten werden kann.
Manchmal ist es auch möglich, den Patienten anschliessend während einiger Tage unter einer reduzierten Artane-Dosierung zu halten. Es wurde über Fälle berichtet, bei denen diese Symptome während längerer Zeit nach Absetzen der Artane-Therapie ausgeblieben sind.
Gleichzeitige Gabe von Artane mit Levodopa
Wird Artane zusammen mit Levodopa verabreicht, so kann eine Dosisreduktion beider Medikamente notwendig werden. Die Dosierungen müssen sorgfältig den Nebenwirkungen und dem symptomatischen Therapieerfolg angepasst werden. Artane in Gaben von 1-2 mg 3×tgl. ist normalerweise ausreichend.
Gleichzeitige Gabe von Artane und anderen Parasympathikolytika
Andere Parasympathikolytika können durch Artane ganz oder teilweise substituiert werden. In diesem Falle ist, dem schrittweisen Anheben der Artane-Dosis entsprechend, die Gabe des anderen Medikamentes zu reduzieren.
AnwendungseinschränkungenKontraindikationen
Glaukom, Prostatahypertrophie mit Neigung zur Restharnbildung, mechanische Stenosen im Gastrointestinaltrakt, Tachykardie, Megacolon.
Bekannte Überempfindlichkeit gegenüber Trihexyphenidyl.
Vorsichtsmassnahmen
Obwohl Artane bei Patienten mit Herz-, Leber- oder Nierenfunktionsstörungen oder mit Hypertonie nicht kontraindiziert ist, sollten diese streng überwacht werden. Besondere Vorsicht ist bei frischem Herzinfarkt geboten.
Geriatrische Patienten (>60 Jahre) entwickeln häufig eine verstärkte Empfindlichkeit gegenüber Medikamenten dieser Reihe und bedürfen daher einer strikten Dosisregulierung.
Ein beginnendes Glaukom kann durch Parasympathicolytika wie Artane klinisch manifest werden.
Da die Behandlung mit Artane in gewissen Fällen auf unbestimmte Zeit fortgeführt werden muss, sollten wegen der atropinähnlichen Eigenschaften des Präparates die Patienten einer sorgfältigen Langzeitüberwachung unterstellt werden, um allergische oder andere unerwünschte Reaktionen zu vermeiden.
Schwangerschaft/Stillzeit
Schwangerschafts-Kategorie C. Es gibt weder kontrollierte Studien bei Tieren noch bei schwangeren Frauen. Unter diesen Umständen soll das Medikament nur verabreicht werden, wenn der potentielle Nutzen das fötale Risiko übersteigt.
Unerwünschte WirkungenNebenwirkungen wie Mundtrockenheit, Sehstörungen, Unwohlsein, milde Nausea oder Nervosität treten bei ca. 30-50 Prozent der Patienten auf. Diese Reaktionen klingen bei Fortsetzung der Medikation meist von selbst ab.
Mögliche Nebenwirkungen sind, wie bei allen atropinähnlichen Substanzen, Konstipation, Benommenheit, Restharnbildung und Urinretention, Tachykardie, Pupillenerweiterung, erhöhter Augeninnendruck, Schwächeanfälle, Erbrechen und Kopfschmerzen. Diese Erscheinungen sind unter Artane jedoch weniger belastend als unter Belladonna-Alkaloiden und meist weniger störend als ein unbehandelter Parkinsonismus. Bevor sich diese Nebenwirkungen spontan zurückbilden, können sie durch sorgfältiges Anpassen der Dosierungsart, der zugeführten Substanzmenge oder des Dosisintervalls unter Kontrolle gebracht werden.
In seltenen Fällen wurde über purulente Parotitis infolge einer ausgeprägten Mundtrockenheit, über Hautausschläge, Megacolon, paralytischen Ileus und psychiatrische Zustandsbilder, wie Wahnideen und Halluzinationen sowie über einen zweifelhaften Fall von Paranoia, berichtet.
Bei Patienten mit Arteriosklerose oder mit Idiosynkrasie auf andere Medikamente können Verwirrtheitszustände, Agitiertheit, Verhaltensstörungen oder Nausea und Erbrechen auftreten. Bei solchen Patienten sollte die Toleranzentwicklung durch die Gabe kleiner Initialdosen und durch schrittweise Dosissteigerung bis zur effektiven Dosishöhe gefördert werden. Sollte eine schwerwiegende Reaktion auftreten, ist die Medikation für einige Tage auszusetzen, um anschliessend auf einem niedrigeren Niveau wieder eingestellt zu werden.
Eine unkontrollierte Einnahme, die zur Überdosierung führt, kann zu psychischen Störungen führen.
Über das Auftreten von Engwinkelglaukom aufgrund einer Langzeitbehandlung mit Trihexyphenidyl-HCl wurde berichtet.
InteraktionenBei gleichzeitiger Gabe von Psychopharmaka sollte auf eine mögliche Intoleranz geachtet werden.
ÜberdosierungDie Symptome einer Überdosierung gleichen im Prinzip denen einer Atropinvergiftung: Unruhe, Ataxie, Verwirrtheit, unartikuliertes Sprechen, Halluzinationen, Benommenheit u.a.
Als spezifisches Antidot kann das liquorgängige Physostigminsalicylat eingesetzt werden.
Bei Bedarf ist eine symptomatische Behandlung einzuleiten.
Sonstige HinweiseHinweise
Patienten, die für eine Therapie mit Artane vorgesehen sind, sollten vor Behandlungsbeginn gonioskopisch untersucht und der okulare Druck in regelmässigen Abständen überwacht werden.
Spät-Dyskinesie kann bei einigen Patienten nach Langzeittherapie mit Antipsychotika oder nach Abbruch einer solchen auftreten. Anti-Parkinson-Medikamente mildern die Symptome einer Spät-Dyskinesie nicht, sondern verstärken sie manchmal. Artane wird deshalb für Patienten mit einer Spät-Dyskinesie nicht empfohlen.
Haltbarkeit
Artane ist bis zum mit «EXP» angegebenen Verfalldatum haltbar.
Stand der InformationJanuar 1996.
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