PharmakokinetikAbsorption
Vancomycin wird intravenös zur Behandlung von systemischen Infektionen angewendet.
Bei Patienten mit normaler Nierenfunktion führt die intravenöse Anwendung mehrerer Dosen von 1 g Vancomycin (15 mg/kg) über 60 Minuten unmittelbar nach sowie 2 Stunden und 11 Stunden nach Ende der Infusion zu durchschnittlichen Plasmakonzentrationen von etwa 50–60 mg/l, 20–25 mg/l bzw. 5–10 mg/l. Die Plasmakonzentrationen nach mehreren Dosen sind denen nach einer Einzeldosis ähnlich.
Vancomycin wird bei oraler Verabreichung kaum in die Blutbahn aufgenommen. Bei Patienten mit (pseudomembranöser) Enterokolitis kann es jedoch nach oraler Gabe zu einer Absorption kommen. Dies kann bei Patienten mit gleichzeitig bestehender Nierenfunktionsstörung zu einer Kumulation von Vancomycin führen.
Distribution
Das Verteilungsvolumen beträgt etwa 60 l/1,73 m2 Körperoberfläche. Bei Serumkonzentrationen von 10 mg/l bis 100 mg/l bindet Vancomycin, gemessen mittels Ultrafiltration, zu etwa 30–55 % an Plasmaproteine.
Vancomycin diffundiert leicht über die Plazenta und wird im Nabelschnurblut verteilt. Bei nicht entzündeten Meningen passiert Vancomycin die Blut-Hirn-Schranke nur in geringem Umfang.
Biotransformation
Das Arzneimittel wird nur in sehr geringem Umfang metabolisiert. Nach parenteraler Verabreichung wird es fast vollständig als mikrobiologisch aktive Substanz (etwa 75–90 % innerhalb von 24 Stunden) durch glomeruläre Filtration über die Nieren ausgeschieden.
Metabolismus
Bei Patienten mit normaler Nierenfunktion beträgt die Eliminationshalbwertszeit von Vancomycin im Serum etwa 4–6 Stunden und bei Kindern 2,2–3 Stunden. Die Plasmaclearance liegt bei etwa 0,058 l/kg/h und die renale Clearance bei etwa 0,048 l/kg/h. In den ersten 24 Stunden werden rund 80 % der gegebenen Vancomycin-Dosis durch glomeruläre Filtration über den Urin ausgeschieden Bei eingeschränkter Nierenfunktion ist die Ausscheidung von Vancomycin verzögert. Bei anephrischen Patienten beträgt die mittlere Halbwertszeit 7,5 Tage. Wegen der Ototoxizität von Vancomycin ist eine therapiebegleitende Kontrolle der Plasmakonzentration in solchen Fällen angezeigt.
Die Ausscheidung über die Galle ist unbedeutend (weniger als 5 % der Dosis).
Vancomycin wird mittels Hämodialyse oder Peritonealdialyse zwar nicht wirksam eliminiert, es liegen jedoch Berichte über eine erhöhte Vancomycin-Clearance unter Hämoperfusion oder Hämofiltration vor.
Nach oraler Verabreichung wird nur ein Bruchteil der verabreichten Dosis im Urin wiedergefunden. Im Gegensatz dazu finden sich hohe Konzentrationen von Vancomycin in den Faeces (> 3100 mg/kg bei Dosen von 2 g/Tag).
Elimination
Siehe Abschnitt «Metabolismus».
Linearität/Nicht-Linearität
Im Allgemeinen ist der Anstieg der Vancomycin-Konzentration proportional zum Dosisanstieg. Plasmakonzentrationen bei Mehrfachgabe sind vergleichbar mit den Konzentrationen nach Verabreichung einer Einzeldosis.
Kinetik spezieller Patientengruppen
Niereninsuffizienz
Vancomycin wird hauptsächlich durch glomeruläre Filtration eliminiert. Bei Patienten mit Nierenfunktionsstörungen ist die terminale Eliminationshalbwertszeit von Vancomycin verlängert und die Gesamtkörper-Clearance reduziert. Folglich sollte die optimale Dosis entsprechend den Dosierungsempfehlungen im Abschnitt «Dosierung/Anwendung» berechnet werden.
Leberinsuffizienz
Die Pharmakokinetik von Vancomycin ist bei Patienten mit Leberfunktionsbeeinträchtigung nicht verändert.
Pädiatrie
Die Pharmakokinetik von Vancomycin weist bei reifen Neugeborenen erhebliche interindividuelle Schwankungen auf. Bei Neugeborenen schwankt das Verteilungsvolumen von Vancomycin nach intravenöser Verabreichung ähnlich wie bei Erwachsenen zwischen 0,38 und 0,97 l/kg, während die Clearance zwischen 0,63 und 1,4 ml/kg/min liegt. Die Halbwertszeit liegt im Bereich zwischen 3,5 und 10 h und ist länger als bei Erwachsenen, was die üblicherweise niedrigeren Clearancewerte bei Neugeborenen widerspiegelt.
Bei Säuglingen, Kleinkindern und älteren Kindern bewegt sich das Verteilungsvolumen zwischen 0,26 und 1,05 l/kg, während die Clearance zwischen 0,33 und 1,87 ml/kg/min liegt.
Peritonealdialyse
Wird Vancomycin während einer Peritonealdialyse intraperitoneal verabreicht, so gelangen während 6 Stunden ca. 60% in den systemischen Kreislauf. Nach i.p.-Gabe von 30 mg/kg werden Serumspiegel von ca. 10 µg/ml erreicht. Obwohl Vancomycin weder durch Hämodialyse noch durch Peritonealdialyse wirksam eliminiert wird, liegen Berichte über eine Eliminierung mittels Hämoperfusion und Hämofiltration vor.
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