Vitamin-B-Präparat 

Zusammensetzung

1 Tablette enthält:

Wirkstoffe: Thiamini nitras (Vitamin B 1 ) 100 mg, Pyridoxini hydrochloridum (Vitamin B 6 ) 50 mg, Cyanocobalaminum (Vitamin B 12 ) 0,2 mg.

Hilfsstoffe: Color E 127 (Erythrosin), Excipiens pro compresso.

Eigenschaften/Wirkungen

Retabolin forte vereinigt drei für die Funktion des Nervensystems wichtige Vitamine des B-Komplexes. Thiamin (Vitamin B1), Pyridoxin (Vitamin B6) und Cobalamin (Vitamin B12) greifen als Coenzyme in den Stoffwechsel der Kohlenhydrate, Lipide, Proteine und Nukleinsäuren ein.
Thiamin ist als Coenzym an einer Vielzahl von Reaktionen im Kohlehydrat- und Fettstoffwechsel beteiligt. Der Thiamin-Bedarf des Menschen ist nicht konstant, sondern steht in direktem Zusammenhang mit dem Energieumsatz. Thiamin ist an der Erregungsbildung von Nerven direkt beteiligt. In hohen Dosen unterbindet Thiamin die Übermittlung von Nervenstimuli und kann so eine analgetische Wirkung erzeugen.
Pyridoxin bildet das Coenzym zahlreicher Enzyme, die überwiegend im Aminosäurestoffwechsel eine Rolle spielen. Der Bedarf an Pyridoxin hängt wesentlich vom Proteinumsatz ab und steigt mit der Höhe der Proteinzufuhr. Die richtige Funktion des Zentralnervensystems ist im Wesentlichen mit einem hohen Aminosäureumsatz verbunden. Pyridoxin ist essentiell an der Synthese biogener Amine und Neurotransmittern des Zentralnervensystems beteiligt.
Cyanocobalamin spielt eine wesentliche Rolle in der DNS-Synthese und bei der Myelinisation im Nervensystem.

Pharmakokinetik

Vitamin B1 wird im oberen Duodenum resorbiert. Die Aufnahme erfolgt durch aktive Resorption und passive Diffusion. Vitamin B 1  wird bei oraler Verabreichung rasch und gut resorbiert und mit dem Harn grösstenteils in Form von Metaboliten und zu einem geringen Teil als unverändertes Thiamin ausgeschieden. Die Eliminationshalbwertszeit ist von der Höhe der zugeführten Dosis abhängig.
Vitamin B6 wird im oberen Dünndarm vollständig resorbiert. Die höchsten Konzentrationen werden in der Leber gefunden. Das Hauptausscheidungsprodukt von Pyridoxin ist die im Urin vorkommende 4-Pyridoxinsäure.
Cyanocobalamin wird im Ileum an den Intrinsic-Factor gebunden und im Darm als Komplex resorbiert, ein Teil des ungebundenen Vitamins passiert bei hoher Dosierung die Darmwand durch passive Diffusion. Die höchsten Konzentrationen werden in der Leber, aber auch in Niere, Herz und Gehirn gefunden. Vitamin B12 wird biliär ausgeschieden.

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Adjuvans bei Neuralgien, Neuritiden, postinfektiöser Polyneuritis, Herpes zoster.

Dosierung/Anwendung

Täglich 1-2 Tabletten während oder nach den Mahlzeiten, mit etwas Flüssigkeit.

Anwendungseinschränkungen

Kontraindikationen
Überempfindlichkeit gegen die Vitamine B 1 , B 6  und B 12  sowie gegenüber dem Farbstoff Erythrosin (E 127).
Vitamin B 12  ist bei Psoriasis kontraindiziert, da Patienten mit einer bestehenden Psoriasis auf Vitamin B 12  mit einer sogenannten «flare reaction», einer Verschlimmerung der Psoriasis-Symptome reagieren können.

Vorsichtsmassnahmen
Bei Patienten mit Psoriasis kann es auf Grund des in Retabolin forte enthaltenen Vitamins B12 zur Verschlimmerung der Psoriasis-Symptome kommen. Vitamin B6 beschleunigt den Abbau von medikamentös zugeführtem Levodopa und vermindert damit seine Wirksamkeit. Patienten, die mit Levodopa behandelt werden, sollten daher nicht gleichzeitig Vitamin B6 in Dosen einnehmen, die den Tagesbedarf um ein Vielfaches überschreiten.

Schwangerschaft, Stillzeit
Schwangerschafts-Kategorie C/(A). Vitamine können in einer Menge, die dem täglichen Bedarf entspricht, eingenommen werden.
Bei Tagesdosen, wie sie mit Retabolin forte Tabletten verabreicht werden, sind weder kontrollierte Studien bei Tieren noch bei Schwangeren verfügbar. Obschon bis heute keine ernsten nachteiligen Folgen bekannt sind, soll das Medikament in der Schwangerschaft und Stillzeit nur verabreicht werden, wenn der potentielle Nutzen das fötale Risiko übersteigt.

Unerwünschte Wirkungen

In Einzelfällen sind Schweissausbrüche, Tachykardie sowie Hautreaktionen mit Pruritus und Urticaria beschrieben worden (betrifft Vitamin B 1 ).
Bei länger dauernder Einnahme von hohen Dosen von Vitamin B 6  (200-500 mg pro Tag) kann das Bild einer vorwiegend sensorischen Neuropathie auftreten.
Hohe Dosen von Vitamin B 12  können eine Akne induzieren.
Wegen des Farbstoffgehaltes der Tabletten kann das Präparat Überempfindlichkeitsreaktionen an der Haut und den Atmungsorganen auslösen, insbesondere bei Patienten mit Asthma, chronischer Urticaria, Acetylsalicylat-Überempfindlichkeit.

Interaktionen

In hoher Dosierung kann Vitamin B6 die Wirkung von L-Dopa abschwächen.
Antazida hemmen die Resorption von Vitamin B1.
Thiosemicarbazon und 5-Fluorouracil heben als Thiamin­antagonisten die Wirkung von Vitamin B1 auf.

Überdosierung

Therapie bei oraler Intoxikation: Giftentfernung (Erbrechen auslösen, Magenspülung, resorptionsmindernde Massnahmen: Kohle-Gabe).
Bei Einnahme überhöhter Tagesdosen von Vitamin B 6  (500 mg oder mehr während mehr als 5 Monaten) kann es in seltenen Fällen zu peripheren sensorischen Neuropathien kommen, die jedoch nach Absetzen des Präparates im allgemeinen reversibel sind.

Sonstige Hinweise

Haltbarkeit
Medikament in geschlossenem Behälter nicht über 25 °C trocken und vor Kindern geschützt aufbewahren.
Das Medikament darf nur bis zu dem auf dem Behälter mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.

IKS-Nummern

32971.

Stand der Information

März 2000.
RL88