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Information for professionals for Pavulon®:MSD Merck Sharp & Dohme AG
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AMZV

Zusammensetzung

Wirkstoff: Pancuronii bromidum.
Hilfsstoffe: Natriumazetat, Natriumchlorid, Essigsäure (E260), Aqua ad iniectabilia.

Galenische Form und Wirkstoffmenge pro Einheit

Injektionslösung.
1 ml Pavulon enthält 2 mg Pancuroniumbromid.

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Pavulon ist als Hilfsmittel bei der Allgemeinnarkose indiziert, um die tracheale Intubation zu erleichtern und eine Relaxation der Skelettmuskulatur während operativer Eingriffe mittlerer oder längerer Dauer herbeizuführen.

Dosierung/Anwendung

Pavulon sollte nur von einem erfahrenen Kliniker oder unter dessen Aufsicht, der mit der Wirkung und Anwendung dieses Arzneimittels vertraut ist, verabreicht werden.
Zur Überwachung der neuromuskulären Blockade und Erholungsphase werden regelmässige neuromuskuläre Kontrollen empfohlen.
Wie bei allen neuromuskulären Blockern sollte die Dosierung von Pavulon für jeden Patienten individuell bestimmt werden. Bei der Festlegung der Dosis sind die Anästhesie-Methoden, die erwartete Dauer der Operation, mögliche Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln, die vor oder während der Narkose verabreicht werden, sowie der Zustand des Patienten zu berücksichtigen.
Inhalationsanästhetika verstärken den neuromuskulären Hemmeffekt von Pavulon. Im Verlauf einer Anästhesie wird diese Potenzierung dann klinisch relevant, wenn Inhalationsanästhetika im Gewebe Konzentrationen erreicht haben, die für diese Wechselwirkung erforderlich sind. Bei gleichzeitiger Verabreichung von Inhalationsanästhetika sollte daher eine Anpassung der Pavulon-Dosis erfolgen, entweder durch kleinere Erhaltungsdosen in grösseren Intervallen oder – während längerdauernder Eingriffe (länger als 1 Stunde) – durch Reduktion der Infusionsrate.
Folgende Dosierungsangaben können für Erwachsene als allgemeine Richtlinie für die tracheale Intubation und die Muskelrelaxation bei kurzen bis langandauernden operativen Eingriffen dienen.

Tracheale Intubation
Die Standard-Intubationsdosis für eine routinemässige Anästhesie beträgt 0,08–0,1 mg Pancuroniumbromid pro kg Körpergewicht. Akzeptable Intubationsbedingungen entwickeln sich innerhalb von 90–120 Sekunden bei einer Dosis von 0,1 mg/kg Körpergewicht und innerhalb von 120–180 Sekunden bei einer Dosis von 0,08 mg/kg. Die Zeit von der Verabreichung des Mittels bis zur 25%igen Wiederherstellung der Kontroll-Zuckungsstärke beträgt etwa 75 Min. nach einer Dosis von 0,08 mg/kg Körpergewicht und ca. 100 Min. nach einer Dosis von 0,1mg/kg Körpergewicht Pancuroniumbromid.

Erhaltungsdosis
Die empfohlene Erhaltungsdosis beträgt 0,01–0,02 mg Pancuroniumbromid/kg Körpergewicht. Um kumulative Effekte zu begrenzen, sollten die Erhaltungsdosen von Pavulon erst dann verabreicht werden, wenn die Zuckungsamplitude wieder 25% des Kontrollwertes erreicht hat.

Dosierung nach Intubation mit Suxamethonium
Die empfohlene Dosis beträgt 0,04–0,06 mg/kg Körpergewicht. Bei diesen Dosen beträgt die Zeit von der Verabreichung bis zur 25%igen Wiederherstellung der Kontroll-Zuckungsstärke ungefähr 22–35 Minuten, abhängig von der Dosis des verabreichten Suxamethonium.
Pavulon soll erst verabreicht werden, wenn die klinischen Wirkungen von Suxamethoniumchlorid abgeklungen sind.

Spezielle Dosierungen
Es können die gleichen Intubations- und Erhaltungsdosen wie bei jüngeren Patienten (d.h. 0,08–0,1 mg/kg und 0,01–0,02 mg/kg) verabreicht werden. Aufgrund von Veränderungen im pharmakokinetischen Mechanismus wird jedoch – im Vergleich zu jüngeren Patienten – die Aktionsdauer bei Älteren verlängert. Ursache hierfür ist eine durch die im Alter reduzierte Nierenfunktion bedingte Verlängerung der Halbwertszeit.

Dosierung in der Pädiatrie
Klinische Studien haben gezeigt, dass der Dosisbedarf bei Neugeborenen (0–1 Monat) und Säuglingen (1–12 Monate) mit Erwachsenen vergleichbar ist. Wegen einer unterschiedlichen Sensitivität gegenüber von neuromuskulären Blockern wird eine Initialdosis von 0,01–0,02 mg/kg Körpergewicht bei Neugeborenen empfohlen. Es wurde darüber berichtet, dass für Kinder (1–14 Jahre) höhere Dosen benötigt werden (ca. 25%).
Die Unterschiede sind höchst wahrscheinlich bedingt durch unterschiedliche Sensitivität der Neugeborenen und Säuglinge, Unterschiede im Verteilungsvolumen (ein Neugeborenes hat 44% und ein 1 Jahr altes Kind 26% Extrazellulärflüssigkeit) und unterschiedliche Proportionen der Muskelmasse (nimmt während des Wachstums von 1 Jahr bis zu 15 Jahren um 25% auf 42% zu).

Dosierung bei übergewichtigen oder adipösen Patienten
Wird Pavulon bei übergewichtigen oder adipösen Patienten (Patienten mit einem Körpergewicht von 30% und mehr über dem idealen Körpergewicht) angewandt, wird eine Dosisreduktion, unter Berücksichtigung der leanbody mass (fettfreies Körpergewicht) empfohlen.

Korrekte Art der Anwendung
Pavulon wird nur intravenös verabreicht, vorzugsweise als Bolusinjektion, am besten in den Schlauch einer laufenden Infusion (siehe Kapitel «Sonstige Hinweise/Hinweise für die Handhabung»).

Kontraindikationen

Überempfindlichkeit gegenüber Pancuronium, Bromid oder einem der Hilfsstoffe gemäss Zusammensetzung.

Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen

Pavulon sollte nur von oder unter Aufsicht von erfahrenen Klinikern verabreicht werden, die mit der Wirkung von Pavulon vertraut sind.
Da Pancuroniumbromid eine Lähmung der Atemmuskulatur bewirkt, muss der Patient solange künstlich beatmet werden, bis die Spontanatmung wieder einsetzt.
Wie bei anderen neuromuskulären Blockern wurde bei Pancuroniumbromid über Residual-Kurarisierung (häufiger als bei kurzwirksameren Substanzen) berichtet. Um Komplikationen eines neuromuskulären Residualblocks zu vermeiden, sollen die Patienten erst extubiert werden, wenn sie sich von der neuromuskulären Blockade ausreichend erholt haben. Andere Faktoren, die nach der Extubation in der postoperativen Phase zu einer Verlängerung des neuromuskulären Blocks führen können (wie Arzneimittel-Interaktionen oder Gesundheitszustand der Patienten) sollten ebenfalls in Betracht gezogen werden. Insbesondere bei Patienten, bei denen die Wahrscheinlichkeit von residuellen neuromuskulären Blockaden erhöht ist, sollte eine Antagonisierung der neuromuskulären Blockade am Ende des Eingriffs sowie ein anschliessendes neuromuskuläres Monitoring erwogen werden.
Anaphylaktische Reaktionen können nach Verabreichung von neuromuskulären Blockern auftreten. Vorsorgemassnahmen zur Behandlung solcher Reaktionen sollten daher immer getroffen werden, insbesondere bei früheren anaphylaktischen Reaktionen auf Muskelrelaxantien, da über allergische Kreuzreaktionen berichtet wurde.
Die Daten sind nicht ausreichend, um die Anwendung von Pavulon in der Intensivmedizin zu empfehlen. Im Allgemeinen wurde nach der Langzeitanwendung von Muskelrelaxanzien in der Intensivmedizin verlängerte Paralyse und/oder Skelettmuskelschwäche beobachtet. Um eine mögliche Verlängerung des neuromuskulären Blocks und/oder Überdosierung auszuschliessen, wird eine Überwachung der neuromuskulären Übertragung während der Anwendung von Muskelrelaxanzien dringend empfohlen. Zusätzlich sollten die Patienten angemessene Analgesie und Sedation erhalten. Darüberhinaus sollten Muskelrelaxanzien von erfahrenen Ärzten, die mit den Wirkungen des Arzneimittels und den geeigneten neuromuskulären Überwachungsmethoden vertraut sind, oder unter deren Überwachung, verabreicht und die Dosierung immer entsprechend der Wirkung am einzelnen Patienten eingestellt werden.
Da Pancuroniumbromid eine Steigerung der Herzfrequenz verursachen kann, sollte bei Patienten, bei denen eine Tachykardie vermieden werden sollte (z.B. bei kardiovaskulären Erkrankungen), das Präparat mit Vorsicht angewendet werden (vgl. «Unerwünschte Wirkungen»).
Über Myopathie nach der Langzeitanwendung von nichtdepolarisierenden Blockern in der Intensivmedizin und in Kombination mit Kortikosteroid-Therapie, ist häufig berichtet worden. Deshalb sollte bei Patienten, die neuromuskuläre Blocker und Kortikosteroide erhalten, die Anwendungsdauer der neuromuskulären Blockern auf ein Minimum beschränkt werden.
Folgende Krankheiten können die Pharmakokinetik und/oder die Pharmakodynamik von Pancuronium beeinflussen:

Niereninsuffizienz
Da die renale Exkretion der hauptsächliche Eliminationsweg von Pancuronium ist, ist bei Patienten mit Niereninsuffizienz die Eliminationshalbwertszeit verlängert und die Plasma-Clearance herabgesetzt. Die Verlängerung der Halbwertszeit bei Patienten mit Niereninsuffizienz kann mit einer längeren Dauer der neuromuskulären Blockade einhergehen. Bei diesen Patienten kann die Geschwindigkeit der Wiederherstellung nach neuromuskulärer Blockade ebenfalls vermindert sein.

Erkrankungen der Leber und/oder des Gallentrakts
Trotz der geringfügigen Rolle, die die Leber in der Elimination von Pancuronium spielt, wurden bei Patienten mit Lebererkrankungen stärkere pharmakokinetische Veränderungen festgestellt. Es kann eine Resistenz gegen die neuromuskuläre Hemmwirkung von Pancuronium auftreten, da bei Lebererkrankungen ein beträchtlicher Anstieg (bis zu 50%) des Verteilungsvolumen des Pharmakons möglich ist. Gleichzeitig können Erkrankungen der Leber und/oder des Gallentrakts die Eliminationshalbwertszeit von Pancuronium verlängern und die Geschwindigkeit der Wiederherstellung nach neuromuskulärer Blockade verringern. Wird Pancuronium bei diesen Patienten eingesetzt, so ist an die Möglichkeit eines langsameren Wirkungseintritts, eines höheren Gesamtdosisbedarfs sowie einer Verlängerung der neuromuskulären Blockade und der Erholungszeit zu denken.

Verlängerte Kreislaufzeit
Erkrankungen, die mit einer langsameren Kreislaufzeit einhergehen, so etwa kardiovaskuläre Krankheiten, hohes Alter und Ödemzustände, die zu einem erhöhten Verteilungsvolumen führen, können zu einer Verlängerung der Anschlagzeit beitragen.

Neuromuskuläre Erkrankungen
Bei Patienten mit neuromuskulären Erkrankungen sowie nach Poliomyelitis sollte Pavulon, wie auch alle anderen neuromuskulären Blocker, mit äusserster Vorsicht eingesetzt werden, da bei diesen Patienten Ausmass und Art der neuromuskulären Blockadewirkung erheblich variieren können. Bei Patienten mit bekannter Myasthenia gravis oder pseudomyasthenischem Syndrom (Eaton-Lambert) haben kleine Dosen von Pancuroniumbromid mitunter eine tiefgreifende Wirkung. In diesen Fällen sollte die Dosis entsprechend angepasst werden.

Hypothermie
Bei Operationen unter Hypothermie ist der neuromuskuläre Hemmeffekt von Pancuronium verstärkt sowie die Wirkdauer verlängert.

Adipositas
Wird bei Adipösen zur Berechnung der Dosis das tatsächliche Körpergewicht berücksichtigt, kommt es zu einer relativen Überdosierung mit verlängerter Wirkung und verzögerter Spontanerholung. Bei diesen Patienten sollte die Dosis reduziert werden (s. Kapitel «Dosierung/Anwendung»).

Verbrennungen
Patienten mit Verbrennungen können eine Resistenz gegen nichtdepolarisierende neuromuskuläre Blocker entwickeln. Die Dosierung ist individuell anzupassen.

Pathologische Veränderungen, die den Effekt von Pavulon verstärken können
Hypokaliämie (z.B. nach starkem Erbrechen, Diarrhö, Digitalisierung und Diuretika-Therapie), Hypermagnesiämie, Hypokalziämie (nach massiven Transfusionen), Hypoproteinämie, Dehydratation, Azidose, Hyperkapnie, Kachexie. Schwere Elektrolytstörungen, veränderter Blut-pH oder Dehydratation sollten deshalb nach Möglichkeit korrigiert werden.

Interaktionen

Die folgenden Arzneimittel können das Ausmass oder die Dauer der Wirkungen von nicht depolarisierenden neuromuskulären Blockern beeinflussen:

Wirkung anderer Arzneimittel auf Pavulon
Halogenierte flüchtige Anästhetika (z.B. Enfluran, Isofluran, Sevofluran, Desfluran, Halothan) verstärken den neuromuskulären Block von Pavulon. Der Effekt manifestiert sich nur bei der Erhaltungsdosis (siehe «Dosierung/Anwendung»). Auch könnte die Aufhebung der Blockade mit Anticholinesterase-Inhibitoren gehemmt werden.
Suxamethonium (siehe «Dosierung/Anwendung»).
Langzeitanwendung von Kortikosteroiden und Pavulon in der Intensivmedizin kann in einer verlängerten neuromuskulären Blockadedauer oder Myopathie resultieren (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen» sowie «Unerwünschte Wirkungen»).

Andere Arzneimittel
Antibiotika: Aminoglykoside, Lincosamide und Polypeptid-Antibiotika, Acylamino-Penicilline.
Diuretika, Chinidin, Chinin, Magnesiumsalze, Kalziumkanalblocker, Lithiumsalze, lokale Anästhetika (Lidocaine i.v., epidurales Bupivacaine) und akute Verabreichung von Phenytoin oder β-Blocker.
Es gibt Berichte von Rekurarisierung nach post-operativer Verabreichung von: Aminoglykosiden, Lincosamiden, Polypeptid-Antibiotika und Acylamino-Penicillin. Chinidin, Chinin und Magnesiumsalzen (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).

Verringerter Effekt
Vorhergehende Dauermedikation mit Phenytoin oder Carbamazepin.

Unterschiedliche Effekte
Die Verabreichung von anderen nicht-depolarisierenden neuromuskulären Blockern in Kombination mit Pavulon kann ein Abschwächen oder Verstärken des neuromuskulären Blocks bewirken, dies ist abhängig von der Reihenfolge der Verabreichung und dem angewendeten neuromuskulären Blocker.
Die Anwendung von Suxamethonium nach der Verabreichung von Pavulon kann die neuromuskuläre Blockwirkung von Pavulon verstärken oder abschwächen.

Wirkung von Pavulon auf andere Arzneimittel
Pavulon in Kombination mit Lidocaine kann in einer schnelleren Anschlagwirkung von Lidocaine resultieren.
Die Wirkdauer von Mivacurium kann verlängert sein, wenn es in Kombination mit Pavulon verabreicht wird, dies aufgrund einer verminderten Plasma-Cholinesterase-Aktivität.

Schwangerschaft/Stillzeit

Es sind weder kontrollierte Studien bei Tieren noch bei schwangeren Frauen verfügbar. Das potentielle Risiko für den Menschen ist nicht bekannt. Während der Schwangerschaft darf das Medikament nicht verabreicht werden, es sei denn dies ist eindeutig erforderlich.
Untersuchungen mit Pavulon zeigten dessen Sicherheit für die Anwendung beim Kaiserschnitt. Pavulon beeinflusst nicht den Apgar-Wert, den fetalen Muskeltonus oder die kardiorespiratorische Anpassung. Aus Bestimmungen der Pavulon-Konzentration in Nabelschnur-Blutproben geht hervor, dass nur ein sehr begrenzter plazentarer Übertritt von Pavulon erfolgt. Dies führte zu keinen klinisch relevanten unerwünschten Wirkungen beim Neugeborenen.
Eine Antagonisierung der durch Pavulon induzierten neuromuskulären Blockade kann bei Patientinnen, die Magnesiumsulfat wegen einer Schwangerschaftstoxikose erhalten, unzureichend sein. Magnesiumsalze verstärken eine neuromuskuläre Blockade. In solchen Fällen sollte die Dosierung reduziert werden.
Zur Verwendung während der Stillzeit bestehen keine Angaben. Während der Stillzeit darf das Arzneimittel nicht verabreicht werden, es sei denn dies ist eindeutig erforderlich.

Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen

Aufgrund seiner gegenüber anderen Muskelrelaxantien längeren Wirkdauer sollte Pancuronium für Narkosen bei ambulanten Patienten möglichst vermieden werden. Die Einschränkungen der Fähigkeit zur Teilnahme am Strassenverkehr und zum Bedienen von Maschinen resultiert nicht nur aus der Gabe des Muskelrelaxans, sondern auch aus der Gabe der gleichzeitig verabreichten Narkotika und Sedativa. Deshalb gelten die nach einer Allgemeinanästhesie üblichen Vorsichtsmassnahmen: der Patient darf nach einer Narkose von maximal 1 Stunde für mindestens 24 Stunden, nach einer Narkosedauer von 1–2 Stunden für mindestens 48 Stunden nicht aktiv am Strassenverkehr teilnehmen und keine Maschinen bedienen.

Unerwünschte Wirkungen

Unter den im Allgemeinen auftretenden unerwünschten Wirkungen sind Änderungen der Vitalfunktion und ein neuromuskulärer Block.
Im Rahmen der Post-Marketing-Surveillance sind die häufigsten schwerwiegenden unerwünschten Wirkungen anaphylaktische und anaphylaktoide Reaktionen und deren assoziierten Symptome. Siehe auch die in diesem Kapitel folgenden Erläuterungen.

Anaphylaktische Reaktionen
Obwohl sehr selten, wurde über schwere anaphylaktische Reaktionen auf neuromuskuläre Blocker, einschliesslich Pavulon, berichtet. Beispiele anaphylaktischer/anaphylaktoider Reaktionen sind: Bronchospasmen, kardiovaskuläre Veränderungen (z.B. arterielle Hypotonie, Tachykardie, Kreislaufkollaps, Schock) und Hautveränderungen (z.B. Angioödem, Urtikaria). In einigen Fällen waren diese Reaktionen letal. Weil schwere Reaktionen auftreten können, sollten stets die nötigen Vorsichtsmassnahmen getroffen werden.
Neuromuskuläre Blocker können lokal und systemisch Histamin freisetzen. Dem Auftreten von Juckreiz und erythematösen Reaktionen an der Injektionsstelle und/oder von generalisierten histaminoiden (anaphylaktoiden) Reaktionen (siehe auch oben unter «Anaphylaktische Reaktionen») sollte Beachtung geschenkt werden.
Experimentelle Studien mit intradermalen Injektionen von Pavulon zeigten, dass dieses Arzneimittel nur ein schwaches Potential für die Auslösung einer lokalen Histamin­freisetzung besitzt. Bei kontrollierten Studien am Menschen konnte nach Gabe von Pavulon kein signifikanter Anstieg des Plasma-Histaminspiegels festgestellt werden.

Verlängerung der neuromuskulären Blockade
Die häufigste unerwünschte Wirkung bei nichtdepolarisie­renden Blockern allgemein ist eine Verlängerung der pharmakologischen Wirkung des Arzneimittels über die notwendige Zeitperiode. Die Art und das Ausmass der Reaktion variiert stark. Sie reicht von einer Schwäche der Skelettmuskulatur bis hin zu einer verlängerten neuromuskulären Blockade der Skelettmuskulatur, die zur Ateminsuffizienz und Apnoe führt.
Nach der Verwendung von verschiedenen neuromuskulären Blockern in der Intensivmedizin ist von Myopathie berichtet worden, in Kombination mit Kortikosteroiden (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen» und «Interaktionen»).

Gelegentlich/selten: <1/100, >1/10’000; sehr selten: <1/10’000
Sehr selten: Hypersensibilität, anaphylaktische Reaktionen, anaphylaktoide Reaktionen, anaphylaktischer Schock, anaphylaktoider Schock.

Störungen des Nervensystems
Sehr selten: Schlaffe Lähmung.

Funktionsstörungen des Herzens
Gelegentlich: Tachykardie.

Funktionsstörungen der Gefässe
Gelegentlich: Hypotonie, Hypertonie.
Sehr selten: Kreislaufkollaps, Schock, Flushing.

Atmungsorgane
Sehr selten: Bronchospasmen.

Funktionsstörungen der Haut und des Unterhautzellgewebes
Sehr selten: Angioneurotisches Ödem, Urtikaria, Hautausschlag, erythematöser Hautausschlag.

Muskelskelettsystem
Sehr selten: Muskelschwäche¹, steroidale Myopathie¹.

Allgemeine Störungen und Reaktionen an der Applikationsstelle
Gelegentlich: Wirkversagen, Zunahme/Abnahme der Wirkung.
Sehr selten: Gesichtsödem, Schmerzen an der Injektionsstelle, Reaktionen an der Injektionsstelle.

Verletzungen, Vergiftungen
Gelegentlich: Verlängerung des neuromuskulären Blocks, verzögerte Erholung nach der Anästhesie.
Sehr selten: Atemweg-Komplikationen bei der Anästhesie.
¹ Die Häufigkeiten wurden geschätzt aus Post-Marketing-Daten und Literaturdaten.

Postoperative pulmonale Komplikationen
In einer publizierten klinischen Studie traten bei Patienten die unter der Behandlung von Pancuronium eine residuale neuromuskuläre Blockade entwickelt hatten, postoperativ häufiger pulmonale Komplikationen auf im Vergleich zu Patienten ohne residuale neuromuskuläre Blockaden. Deshalb ist es wichtig, residuale neuromuskuläre Blockade zu vermeiden (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).

Ophthalmologische Nebenwirkungen
Aus der Literatur ist zu entnehmen, dass Pancuronium einige Minuten nach Verabreichung einen signifikanten Abfall des normalen und erhöhten Augeninnendrucks herbeiführt sowie eine Miose bewirkt. Diese Veränderungen können den Anstieg des Augeninnendrucks infolge einer Laryngoskopie und endotrachealen Intubation abschwächen. Pavulon kann daher auch bei Augenoperationen eingesetzt werden.

Kardiovaskuläre Nebenwirkungen
Pancuronium hat nur geringfügige kardiovaskuläre Wirkungen, die in einem mässigen Anstieg der Herzfrequenz, des mittleren arteriellen Blutdrucks und des Herzminutenvolumens bestehen. Diese Effekte beruhen auf der leichten kardioselektiv-vagolytischen Wirkung des Arzneimittels. Diese vagolytische Wirkung von Pancuronium ist zu berücksichtigen, wenn Dosen oberhalb des empfohlenen Dosierungsbereichs verabreicht werden, insbesondere Dosierung und/oder Anwendung von Vagolytika zur Prämedikation oder bei Anästhesie-Einleitung. Aufgrund seiner vagolytischen Wirkung antagonisiert Pancuronium die durch manche Inhalationsanästhetika bedingte kardiodepressive Wirkung. Darüber hinaus wird eine Bradykardie, die durch eine Reihe potenter Anästhetika und Analgetika induziert wird, durch die Anwendung von Pancuronium korrigiert.

Überdosierung

Im Falle einer Überdosierung und verlängerten neuromuskulären Blockade sollte der Patient unter künstlicher Beatmung bleiben und einen Cholinesterase-Hemmer (z.B. Neostigmin, Pyridostigmin, Edrophonium) in ausreichenden Dosen als Antidot erhalten.
Falls der verwendete Acetylcholinesterase-Hemmer seine Wirkung verfehlt, muss die Beatmung solange fortgesetzt werden, bis die spontane Atmung wieder einsetzt. Wiederholte Dosen von Acetylcholinesterase-Hemmern können gefährliche Auswirkungen haben.

Eigenschaften/Wirkungen

ATC-Code: M03AC01
Pancuronium ist ein nicht depolarisierender neuromuskulärer Blocker. Pavulon unterbricht die Erregungsübertragung zwischen motorischer Nervenendigung und quergestreiftem Muskel. Es wirkt hier als kompetitiver Antagonist des Neurotransmitters Acetylcholin. Im Gegensatz zu depolarisierenden neuromuskulären Blockern wie Suxamethonium ruft Pavulon keine Muskelzuckungen hervor.

Pharmakodynamik/Klinische Wirksamkeit
Pancuronium hat keine hormonale Aktivität. Pancuronium wirkt dosisabhängig leicht vagolytisch. In klinischer Dosierung hat es keinen ganglienblockierenden Effekt. Die ED(erforderliche Dosis, um eine 95%-ige Unterdrückung der Muskelzuckung zu erzielen) liegt bei etwa 0,06 mg Pancuroniumbromid pro kg Körpergewicht. Die Verabreichung von Cholinesterase-Hemmern wie Neostigmin, Pyridostigmin oder Edrophonium hebt die Wirkung von Pancuronium auf.
Innerhalb von 2–4 Minuten wird eine allgemeine Muskellähmung, die sich für sämtliche Eingriffe eignet, erreicht. Die intravenöse Applikation von 0,1 mg Pancuroniumbromid pro kg Körpergewicht führt nach 90–120 Sek. zu akzeptablen Intubationsbedingungen. Die klinische Wirkdauer (Zeitdauer bis zur 25%-igen Spontanerholung der Kontrollzuckungsstärke) beträgt bei dieser Dosierung ca. 100 Minuten.
Die Gesamtwirkungsdauer (Zeit der Spontanerholung auf 90% der Kontrollzuckungsstärke) beläuft sich auf 120–180 Minuten. Mit kleineren Dosen von Pancuroniumbromid ist die Anschlagszeit verzögert und die Wirkdauer verkürzt.

Pharmakokinetik

Das (scheinbares) Verteilungsvolumen von Pavulon beträgt 180–290 ml/kg unter Steady-State-Bedingungen. Dies entspricht etwa dem Extrazellulärvolumen. Dieses ist beim Neugeborenen 2× so gross wie nach dem 1. Lebensjahr.

Metabolismus
Die Metabolisierung erfolgt hauptsächlich durch eine Desacetylierung und führt zu 3-OH Pancuronium und zu einem geringerem Masse zu 17-OH und 3,17-OH Pancuronium. Die Metaboliten tragen nicht wesentlich zur Wirkung bei.

Elimination
Pavulon wird hauptsächlich renal ausgeschieden. Ungefähr 40–70% der Anfangsdosis werden unverändert im Urin gefunden. 5–15% werden biliär ausgeschieden. Weniger als 5% wird im Urin in Form von 17-OH und 3,17-OH Pancuronium und ca. 20% wird im Urin und biliär als 3-OH Pancuronium ausgeschieden. Die Plasma-Clearance von Pancuronium beträgt 0,8–3,0 ml/min pro kg Körpergewicht und die Plasma Eliminationshalbwertzeit 110–190 Minuten.

Kinetik spezieller Patientengruppen
Bedingt durch eine Reduktion der renalen Ausscheidung haben ältere Patienten eine geringere Plasma-Clearance.

Niereninsuffizienz
Niereninsuffizienz kann die Plasma-Eliminationshalbwertzeit bis zu vierfach erhöhen.

Leberinsuffizienz
Bei Patienten mit Leberinsuffizienz wird die Plasma-Eliminationshalbwertzeit sowie das Verteilungsvolumen um ca. 50% erhöht. Bei Blockierung der Gallenfunktion kann sich die Clearance ebenfalls reduzieren.

Präklinische Daten

Tierstudien zeigten keine für die Anwendung von Pavulon relevanten Resultate.

Sonstige Hinweise

Wie viele andere Arzneimittel ist auch Pavulon mit Thiopental nicht kompatibel.
Mit Ausnahme der Lösungen mit denen Pavulon erwiesenermassen kompatibel ist (siehe unten), darf Pavulon nicht mit anderen Lösungen oder Arzneimitteln in derselben Spritze oder Infusionsflasche gemischt werden.
Wenn Pavulon mit demselben Infusionsgerät verabreicht wird wie andere Arzneimittel, muss darauf geachtet werden, dass dieses Gerät sorgfältig ausgespült wird (z.B. mit NaCI 0,9%). Dies gilt insbesondere, wenn Pavulon und Arzneimittel verabreicht werden, bei denen eine Inkompatibilität mit Pavulon gezeigt wurde oder bei denen eine Kompatibilität mit Pavulon nicht erwiesen wurde.

Kompatibilitäten
Pavulon in einer Konzentration von 2,0 mg/ml ist kompatibel mit:
– 0,9%-iger Natriumchlorid-Injektionslösung.
– 5%-iger wasserfreier Glukoselösung.
– Laktat-Ringer-Injektionslösung.

Haltbarkeit
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf der Packung (und den Ampullen) mit «Exp.» angegebenem Datum verwendet werden. Pavulon enthält kein Konservierungsmittel. Aus mikrobiologischen Gründen ist Pavulon unmittelbar nach Anbruch zu verwenden und geöffnete Ampullen, welche nicht gebraucht werden, sind zu verwerfen.

Besondere Lagerungshinweise
Pavulon im Kühlschrank (2–8 °C) und vor Licht geschützt aufbewahren.

Zulassungsnummer

35270 (Swissmedic).

Zulassungsinhaberin

Essex Chemie AG, Luzern.

Stand der Information

Oktober 2008.

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