Zusammensetzung1 Dragée enthält:
Phenytoinum natricum (Diphenylhydantoinum natricum) 100 mg; Excipiens pro compr. obduct.
Eigenschaften/WirkungenPhenytoin wirkt antikonvulsiv. Es normalisiert beim Epilepsiekranken die erhöhte Erregbarkeit bestimmter Areale im ZNS und limitiert die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Krampfaktivität.
Phenytoin hat ausserdem einen stabilisierenden Effekt auf neuronale Membranen, der durch eine direkte oder indirekte Beeinflussung von Ionenbewegungen (Na + , K + ) zustande kommt. Diese Membraneffekte dürften auch für die antiarrhythmische Wirkung am Herzen verantwortlich sein (Bildung eines unidirektionalen Blocks).
PharmakokinetikAbsorption
Phenytoin wird langsam, aber nahezu vollständig aus den oberen Dünndarmabschnitten absorbiert, wobei die Bioverfügbarkeit zwischen 20% und 90% liegt.
Maximale Blutspiegel werden nach 3-12 Stunden erreicht.
Distribution
Das Verteilungsvolumen V ist 0,5-0,8 l/kg. Die Plasmaproteinbindung ist ca. 90%. 9-13% einer Dosis finden sich im Liquor cerebrospinalis.
Phenytoin passiert die Placenta, wobei sich ein Gleichgewicht zwischen Mutter und Foetus einstellt; es geht in die Muttermilch über (ca. 25%).
Therapeutische Plasmaspiegel liegen zwischen 8 und 20 µg/ml.
Metabolismus
Phenytoin wird in der Leber metabolisiert, hauptsächlich zu dem biologisch inaktiven 5-p-Hydroxy-5-phenylhydantoin, das nach anschliessender Konjugation mit Glucuronsäure renal eliminiert wird.
Elimination
Extrarenal via Faeces werden 5-10% eliminiert. Nur etwa 4% werden unverändert renal ausgeschieden. Der grösste Teil wird nach der Metabolisierung und Konjugation an Glucuronsäure renal eliminiert.
Schon in therapeutischen Dosen tritt eine Sättigung der Stoffwechselenzyme ein, die Elimination ist daher abhängig von der Dosis bzw. von der Plasmakonzentration. Daraus resultieren Eliminationshalbwertszeiten, die bei chronischer Einnahme zwischen 11 und 97 Stunden schwanken können, bei Intoxikation sogar bis zu 500 Stunden. Die extrarenale Dosisfraktion Q o =1,0.
Kinetik in besonderen klinischen Situationen
Bei gestörter Nierenfunktion ist der Metabolismus beschleunigt, es kommt zu einer Akkumulation des Metaboliten und einer Erhöhung des freien Phenytoinanteils.
Bei gestörter Leberfunktion (Zirrhose, Lebernekrose) ist die Elimination verlangsamt, bei Hepatitis ist der freie Anteil an Phenytoin erhöht.
Indikationen/AnwendungsmöglichkeitenIdiopathische und symptomatische Epilepsie jeder Art (mit Ausnahme des Petit Mal): Grand Mal, psychomotorische Epilepsie, Jackson-Epilepsie.
Dosierung/AnwendungÜbliche Dosierung
Erwachsene und normalgewichtige Kinder über 12 Jahren: Beginn mit 1 Dragée täglich; jede Woche 1 Dragée zulegen, bis das individuell verschiedene Wirkungsoptimum erreicht ist. Die mittlere Tagesdosis beträgt 4 mg/kg Körpergewicht, was 200-300 mg pro Tag (2-3 Dragées) entspricht. Die maximale Erwachsenen-Tagesdosis von 4 Dragées sollte in der Regel nicht überschritten werden.
Beim Übergang von einem anderen Präparat auf Epilantin wird jede Woche 1 Tagesteildosis durch 1 Dragée Epilantin ersetzt.
Plötzliche Umstellungen sind zu unterlassen, da sich sonst gehäufte Anfälle einstellen können
Ausserdem ist eine regelmässige Bestimmung des Phenytoin-Blutspiegels unerlässlich, welche zu Beginn der Therapie wöchentlich, später in regelmässigen Abständen erfolgen soll, da die individuelle therapeutische Konzentration nicht aus der Dosis voraussehbar ist.
Spezielle Dosierungsanweisungen
Kinder, alte Menschen und Patienten mit Leber- oder Nierenfunktionsstörungen benötigen eine individuell angepasste Dosierung.
AnwendungseinschränkungenKontraindikationen
Hydantoin-Überempfindlichkeit, Leukopenie, AV-Block II. und III. Grades; Sinusbradykardie; Kardiomegalie; Porphyrie.
Vorsichtsmassnahmen
Vorsicht ist geboten bei Herzrhythmusstörungen.
Zu Beginn der Therapie kann die Reaktionsfähigkeit eingeschränkt sein, es ist daher Vorsicht im Strassenverkehr und bei der Bedienung von bestimmten Maschinen geboten.
Schwangerschaft/Stillzeit
Schwangerschaftskategorie D. Es gibt klare Hinweise für Risiken des menschlichen Foetus, aber der therapeutische Nutzen für die Mutter kann überwiegen. Dies trifft z.B. zu für Medikamente mit einer vitalen Indikation oder bei einer schweren Erkrankung, für die keine therapeutische Alternative mit geringerem Risiko existiert.
Die Substanz liegt im Foetus in gleicher Konzentration vor wie bei der Mutter.
Die Phenytoin-Konzentration in der Muttermilch beträgt etwa 20-25%.
10% aller Phenytoin-exponierten Foeten zeigen ein Dysmorphie-Syndrom mit Kleinwuchs, meist schwachem Intelligenzdefekt und einem konstanten Muster kraniofazialer Dysmorphien. Eigentliche Missbildungen (in der Embryogenese 7. Tag bis 8. Woche) wie Herzfehler, Gaumenspalte sind bei einer Epilantin-Therapie maximal auf das Doppelte (2-5%, bei einer normalen Missbildungsrate von 1-3%) erhöht. Daher sollte die Dosis so gering wie möglich gehalten und eine Kombination mit anderen Antiepileptika wenn möglich vermieden werden.
Bei Neugeborenen von Phenytoin-behandelten Müttern kann ein Vitamin-K-Mangel auftreten.
Unerwünschte WirkungenBei Therapie über längere Zeit kann es dosisunabhängig zu folgenden Nebenwirkungen kommen:
Haut und Schleimhaut: Gingivahyperplasie, Hirsutismus, Hypertrichose.
Allergische Reaktionen: Exantheme, Fieber und Lymphknotenschwellungen wurden beschrieben. Sollten während der Therapie allergische Reaktionen auftreten, so ist das Medikament unverzüglich abzusetzen.
Nervensystem: Periphere Neuropathie, cerebellare Ataxie, selten visuelle Störungen wie Diplopie, Nystagmus sowie andere Störungen wie Tremor, Somnolenz und Lethargie.
Polyneuropathie und Kleinhirnschäden kommen vor allem nach jahrelanger Behandlung mit höheren Dosen vor.
Blut: Hämatopoesestörungen, Agranulozytose, Leukopenie und megaloblastische Anämien sind sehr selten und treten meist nach Überdosierungen auf.
Bei langdauernder Therapie sind deshalb regelmässige Blutkontrollen unerlässlich.
Durch Störung des Vitamin-D 3 -Metabolismus und des intestinalen Calciumtransports kann es zur Osteopathia antiepileptica und zu Osteoporose kommen.
Auf eine ausreichende Mundhygiene ist zu achten.
InteraktionenPhenytoin beschleunigt den Abbau und Wirkungsverlust von oralen Kontrazeptiva (kontrazeptive Wirkung unsicher), Kortikosteroiden und Methadon durch Enzyminduktion.
Amiodaron, orale Antikoagulantien, Chloramphenicol, Cimetidin, Disulfiram, Isoniazid und Neuroleptika erhöhen den Phenytoinspiegel durch Enzyminduktion oder Hemmung mikrosomaler Enzyme, während Valproinsäure den Phenytoinspiegel durch Verdrängung aus der Plasmaproteinbindung erhöht.
Bei chronischem Alkohol-Abusus ist der Phenytoin-Abbau beschleunigt, bei akuter Alkoholintoxikation hingegen deutlich verlangsamt.
Phenytoin verstärkt die Toxizität von Methotrexat durch Verminderung der Folsäure-Resorption.
ÜberdosierungSymptome einer Überdosierung sind Somnolenz, Konfusion, Halluzinationen, Nystagmus, Ataxie, Sehstörungen, Schwindel, kardiale Arrhythmien.
Die Therapie besteht in sofortiger Magenentleerung und -spülung und Sauerstoffversorgung, evtl. auch Beatmung.
Sonstige HinweiseHaltbarkeit
Das Medikament darf nur bis zu dem auf der Packung mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.
Stand der InformationMärz 1990.
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