Dosier-Aerosol (0,1 mg/Aerosolstoss)Kortikosteroid zur Inhalation ZusammensetzungWirkstoff
Beclometasonum (ut Beclometasoni dipropionas).
Dosier-Aerosol zu 0,1 mg Beclometason-dipropionat pro Aerosolstoss.
Hilfsstoffe
FCKW 99,9 Vol.-% (Trichlorofluoromethan und Dichlorodifluoromethan), Excipiens et propellentia ad aerosolum.
Eigenschaften/WirkungenBeclometason-dipropionat wirkt durch die inhalative Verabreichung direkt in den Lungen. Diese lokale Therapie bekämpft den bei Asthma bronchiale auftretenden entzündlichen Prozess in der Lunge.
Beclometason-dipropionat selber besitzt nur eine schwache Bindungsaffinität zum Glucokortikosteroid-Rezeptor. Durch Esterase-Enzyme, welche in den meisten Geweben vorhanden sind, wird es rasch präsystemisch metabolisiert. Der Hauptmetabolit ist Beclometason-17-monopropionat, welches lokal eine stark antientzündliche Wirkung aufweist.
Inhaliertes Beclometason-dipropionat hat den Vorteil, dass es bei der üblichen Dosierung nicht die unerwünschten Wirkungen einer systemischen Kortikoid-Therapie aufweist.
Da die pharmakologische Wirkung langsam einsetzt, eignet sich Becotide nicht zur Behandlung des akuten Asthmaanfalles.
Das niedrig dosierte topisch verabreichte Becotide eignet sich auch für die Asthmatherapie bei Kindern.
PharmakokinetikAbsorption
Nach oraler Gabe ist die Bioverfügbarkeit von unverändertem Beclometason-dipropionat (BDP) zu vernachlässigen, aber infolge präsystemischer Umwandlung in seinen aktiven Metaboliten Beclometason-17-monopropionat (B-17-MP) werden 41% der Dosis als B-17-MP resorbiert.
Nach Applikation mittels Inhalation (mit einem Dosier-Aerosol) wird BDP auch in der Lunge in hohem Masse in seinen aktiven Metaboliten B-17-MP umgewandelt. Die systemische Resorption von B-17-MP kommt teils durch die Deposition in der Lunge (36%), teils durch die orale Resorption der verschluckten Dosis (26%) zustande. Die absolute Bioverfügbarkeit nach der Inhalation ist ungefähr 2% der nominalen Dosis für das unveränderte BDP und 62% für B-17-MP. BDP wird rasch resorbiert und erreicht seinen maximalen Plasmaspiegel nach tmax = 0,3 h. B-17-MP erscheint langsamer, mit einer tmax von 1 h. Die systemisch resorbierte Dosis nimmt ungefähr linear mit der inhalierten Dosis zu.
Distribution
Im Steady State ist das Gewebe-Verteilungsvolumen für BDP mässig gross (20 l), für B-17-MP ist es grösser (424 l). Die Plasma-Proteinbindung ist mit 87% mässig hoch.
Metabolismus
Infolge Verstoffwechselung durch die in den meisten Geweben vorhandenen Esterasen wird BDP sehr schnell aus dem systemischen Kreislauf entfernt. Als Hauptprodukt der Verstoffwechselung entsteht der aktive Metabolit B-17-MP. In geringer Menge werden auch die inaktiven Metaboliten Beclometason-21-monopropionat (B-21-MP) und Beclometason (BOH) gebildet, die aber wenig zur systemischen Belastung beitragen.
Elimination
Die Elimination von BDP und B-17-MP ist durch eine hohe Plasma-Clearance von 150 bzw. 120 l/h gekennzeichnet, mit entsprechenden terminalen Eliminations-Halbwertszeiten von 0,5 h und 2,7 h. Nach oraler Gabe von Tritium-markiertem BDP wurden ungefähr 60% der Dosis innerhalb von 96 h in den Fäzes ausgeschieden, hauptsächlich als freie und konjugierte polare Metaboliten. Ungefähr 12% der Dosis erschienen als freie und konjugierte polare Metaboliten im Urin.
Indikationen/AnwendungsmöglichkeitenBelegte Indikationen
Zur Behandlung der entzündlichen Komponente bei Asthma bronchiale, welches mit Bronchodilatatoren nicht genügend kontrolliert werden kann.
Erwachsene
Prophylaxe und Therapie bei leichtem bis mittelschwerem Verlauf des Asthmas (Peak-Flow-Werte 60-80% der Norm mit einer Variabilität von 20-30%): d.h. bei Patienten, die eine regelmässige Asthmatherapie benötigen. Becotide ist auch bei Patienten mit instabilem, sich verschlechterndem Asthma indiziert, die mit einer zurzeit bekannten prophylaktischen Therapie oder mit Bronchodilatatoren allein behandelt werden.
Kinder
Prophylaxe und Therapie von Asthma, einschliesslich jener Patienten, deren Asthma mit der zurzeit zur Verfügung stehenden prophylaktischen Therapie nicht kontrolliert werden kann.
Dosierung/AnwendungBecotide ist ausschliesslich zur Inhalation bestimmt.
Es muss regelmässig angewendet werden, da sich die Wirkung allmählich über ca. 8 Tage aufbaut. Eine kürzere Therapie ist nicht sinnvoll.
Die Patienten sollten angehalten werden, die Therapie mit Becotide nicht abrupt abzubrechen, auch wenn sie keine Asthmasymptome verspüren.
Zur Behandlung des akuten Asthmaanfalles ist ein kurzwirksamer Bronchodilatator mit rasch einsetzendem Wirkungseintritt angezeigt.
Die Inhalation sollte vorzugsweise vor den Mahlzeiten erfolgen. Es wird empfohlen, vor dem Becotide einen Bronchodilatator zu inhalieren und das Becotide Dosier-Aerosol mit Hilfe der Volumatic Vorschaltkammer anzuwenden. Die Gebrauchsanweisung des Volumatic liegt dessen Packung bei.
Kinder über 4 Jahre: 0,2-0,4 mg täglich aufgeteilt in 2 Einzeldosen.
Anwendung nur mit dem Volumatic möglich.
Erwachsene und Jugendliche über 12 Jahre: Bei leichtem bis mittelschwerem Asthma: 0,5-1,0 mg täglich aufgeteilt in 2 Einzeldosen.
Bei schwerem Asthma sind die höher dosierten Beclometason-dipropionat-Präparate (Becloforte Dosier-Aerosol oder Becodisk forte 400) besser geeignet.
Die Anfangsdosis soll dem Schweregrad der Krankheit angepasst werden. Die Dosis kann, abhängig vom jeweiligen Ansprechen auf die Behandlung, verändert werden, bis eine Kontrolle der Beschwerden erreicht ist, oder aber auf die niedrigste wirksame Dosis verringert werden.
Spezielle Dosierungsanweisungen
Bei schwerem Asthma sind regelmässig erneute Abklärungen angebracht, da lebensbedrohliche Situationen auftreten können. Patienten, die an schwerem Asthma leiden, weisen kontinuierliche Symptomatik, häufige Exazerbationen, PEF-Werte (Peak-Flow-Werte) unterhalb 60% der Norm, mit einer Peak-Flow-Variabilität von mehr als 30%, auf, welche sich trotz Verabreichung eines Bronchodilatators nicht normalisieren. Bei diesen Patienten ist eine hochdosierte inhalative oder eine orale Kortikosteroid-Therapie indiziert. Eine plötzliche Verschlechterung der Symptome kann eine Erhöhung der Kortikosteroid-Dosis, welche unter medizinischer Aufsicht erfolgen sollte, erfordern.
Eine möglicherweise bestehende Infektion sollte adäquat mit Antibiotika behandelt werden.
Bei älteren Leuten und Patienten mit eingeschränkter Nieren- oder Leberfunktion ist eine Dosisanpassung nicht notwendig.
AnwendungseinschränkungenKontraindikationen
Überempfindlichkeit gegenüber einem Bestandteil von Becotide.
Vorsichtsmassnahmen
Wenn die vorschriftsgemässe Anwendung von Becotide nicht innerhalb von 10 Tagen zu einer Besserung des klinischen Zustandes geführt hat, verhindern wahrscheinlich grosse Schleimmengen das Eindringen von Beclometason-dipropionat in die Bronchiolen. In diesen Fällen ist zusätzlich zu der Becotide Inhalation eine Stosstherapie mit systemischen Kortikosteroiden während kurzer Zeit (ca. 1 Woche, z.B. 1. Tag 8 Tabletten zu 5 mg Prednison, 2. Tag 7 Tabletten, 3. Tag 6 Tabletten usw.) angezeigt.
Für die Umstellung von Patienten mit systemischen Kortikosteroiden auf inhalative Kortikosteroide soll Becloforte verwendet werden.
In seltenen Fällen kann eine inhalativ verabreichte Kortikosteroid-Therapie eine zugrundeliegende, mit Eosinophilie einhergehende Erkrankung (z.B. Churg-Strauss-Syndrom) zu Tage treten lassen. Diese Fälle wurden gewöhnlich mit dem Absetzen oder der Dosisreduktion einer systemischen Kortikoid-Therapie in Verbindung gebracht. Ein direkter kausaler Zusammenhang konnte nicht nachgewiesen werden.
In ähnlicher Weise kann es bei der Umstellung von systemischen Kortikosteroiden auf inhalative Steroide zum Auftreten von Allergien ausserhalb des Bronchialtraktes kommen, die vorher durch die systemischen Kortikosteroide unterdrückt worden waren.
Mit inhalativ verabreichten Kortikosteroiden können systemische Nebenwirkungen auftreten, vor allem wenn sie in hohen Dosen über längere Zeit verabreicht werden. Die Wahrscheinlichkeit des Auftretens solcher Nebenwirkungen ist jedoch geringer als bei oralen Steroiden.
Mögliche systemische Nebenwirkungen beinhalten Hemmung der NNR-Funktion, Wachstumsverzögerung bei Kindern und Jugendlichen, Abnahme der Knochendichte, Katarakt und Glaukom. Deshalb ist es wichtig, dass die Dosis des inhalativen Steroids auf die niedrigste wirksame Dosis eingestellt wird, bei welcher eine effektive Kontrolle beibehalten werden kann.
Einzelne Patienten können eine höhere Empfindlichkeit bezüglich Wirkungen der inhalativen Steroide aufweisen als die Mehrheit der Patienten.
Die Langzeitwirkung inhalativer Steroide bei Kindern ist nicht vollständig geklärt. Allgemein gilt, dass der Arzt die Wachstumsentwicklung der Kinder, die über eine längere Zeit mit Glucokortikosteroiden behandelt werden, sorgfältig beobachten muss.
Besondere Vorsicht ist bei Patienten mit aktiver oder latenter Lungentuberkulose angezeigt. Becotide sollte nicht angewendet werden, wenn eine gleichzeitige adäquate tuberkulostatische Therapie nicht möglich ist.
Das Ansprechen auf die Therapie sollte mit Hilfe von Lungenfunktionstests überwacht werden.
Falls die Wirksamkeit der kurzwirksamen β2-Stimulatoren mit rasch einsetzendem Wirkungseintritt nachlässt oder zusätzliche Inhalationen benötigt werden, sollte der Patient angewiesen werden, den Arzt aufzusuchen.
Eine benötigte Dosissteigerung von β2-Agonisten kann auf eine nicht optimale Therapie oder auf eine Verschlechterung des Asthmas hinweisen. Daher sollte der Therapieplan überprüft werden.
Eine plötzliche und fortschreitende Verschlechterung des Asthmas ist potentiell lebensbedrohlich, und es sollte eine Dosiserhöhung der schon bestehenden Kortikosteroid-Therapie in Betracht gezogen werden. Bei Risikopatienten wird eine tägliche Peak-Flow-Messung empfohlen.
Die Inhalationstechnik sollte regelmässig überprüft werden.
Schwangerschaft, Stillzeit
Schwangerschaftskategorie C.
Während der Schwangerschaft (vor allem im 1. Trimenon) ist von einer nicht unbedingt nötigen Anwendung von Becotide abzuraten, es sei denn, der mögliche Nutzen für die Patientin überwiege das Risiko für den Fötus.
Im Tierversuch wurden die typischen unerwünschten Wirkungen potenter Kortikoide erst bei hohen systemisch verabreichten Dosen beobachtet. Beim Menschen gibt es beschränkte Erfahrungen über die inhalative Anwendung von Beclometason-dipropionat (durchschnittliche Dosis 0,336 mg/Tag): es ergaben sich keine Hinweise auf eine teratogene Wirkung.
Stillzeit
Es liegen keine Untersuchungen über den Übergang in die Muttermilch, weder beim Tier noch beim Menschen, vor. Es ist anzunehmen, dass bei der Inhalationstherapie die Wahrscheinlichkeit, relevante Konzentrationen zu erreichen, gering ist.
Unerwünschte WirkungenGelegentlich kommt es während der Behandlung mit Becotide zu Heiserkeit, Reizungen im Hals und lokalisierter Candida albicans-Infektion der Mund- und Rachenschleimhaut (die Inzidenz ist erhöht bei Tagesdosen >0,4 mg); Patienten mit einem hohen Candida precipitans-Blutspiegel sind besonders anfällig. Bei Soorbefall empfiehlt sich eine Lokalbehandlung mit einem Antimykotikum, wobei die Becotide-Behandlung fortgesetzt werden kann. Wenn die Inhalation mittels einer Volumatic Vorschaltkammer und unmittelbar vor dem Essen erfolgt oder, wenn dies nicht möglich ist, nach der Anwendung der Mund mit Wasser gespült wird, lassen sich diese unerwünschten Wirkungen weitgehend vermeiden.
Es liegen ebenfalls Berichte über Überempfindlichkeitsreaktionen (Exanthem, Urtikaria, Pruritus, Erythem, Oedeme des Gesichtes oder der Zunge, Dyspnoe) vor.
Mit inhalativ verabreichten Kortikosteroiden können systemische Nebenwirkungen auftreten, vor allem wenn sie in hohen Dosen über längere Zeit verabreicht werden. Mögliche systemische Nebenwirkungen beinhalten Hemmung der NNR-Funktion, Wachstumsverzögerung bei Kindern und Jugendlichen, Abnahme der Knochendichte, Katarakt und Glaukom (siehe unter «Vorsichtsmassnahmen»).
Wie bei anderen inhalativen Behandlungen sollte immer an die Möglichkeit eines paradoxen Bronchospasmus gedacht werden.
InteraktionenBisher keine bekannt.
ÜberdosierungDie akute Toxität von Beclometason-dipropionat ist gering. Die einzige unerwünschte Wirkung, die nach Inhalation von grossen Mengen innerhalb einer kurzen Zeitspanne auftreten kann, ist eine Hemmung der NNR-Funktion, welche normalerweise innert 1-2 Tagen wieder verschwindet. Es sind keine besonderen Massnahmen notwendig.
Eine langandauernde Anwendung von Dosen >1,5 mg/Tag kann zu einer Hemmung der NNR-Funktion führen. Die Überwachung des Plasmakortisolspiegels wird empfohlen.
In beiden Fällen sollte die Behandlung mit Becotide in der zur Kontrolle des Asthmas benötigten Dosierung fortgesetzt werden.
Sonstige HinweiseHinweise
Wie bei den meisten Dosier-Aerosolen kann die therapeutische Wirkung des Präparates vermindert sein, wenn der Behälter kalt ist. In diesem Falle kann der Metallbehälter nach Entfernung des Kunststoffbehälters durch Umfassen mit den Händen erwärmt werden; andere Wärmequellen dürfen nicht benutzt werden.
Der Behälter des Dosier-Aerosols steht unter Druck; er darf nicht beschädigt, gewaltsam geöffnet oder ins Feuer geworfen werden, auch nicht wenn er leer ist.
Haltbarkeit
Becotide ist unter 30 °C, vor Frost und direkter Sonnenbestrahlung geschützt aufzubewahren.
Stand der InformationJuni 2001.
RL88
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