InjektionslösungAntispasmodicum Zusammensetzung1 ml Injektionslösung enthält:
Wirkstoff: Atropini sulfas 0,1 mg.
Hilfsstoffe: Natrii citras 2,94 mg, Acidum citricum monohydricum 6,31 mg, Natrii chloridum 7,0 mg, aqua q.s. ad solutionem pro 1,0 ml.
Eigenschaften/WirkungenDie wichtigste therapeutische Wirkung von Atropin besteht in der Paralyse der sekretorischen Drüsen und der glatten Muskulatur, welche enerviert wird durch das autonome parasympathische Nervensystem. Atropin besitzt ebenfalls eine Wirkung auf das zentrale Nervensystem, welches, je nach Dosis, entweder stimuliert oder unterdrückt werden kann. Bei Menschen erzeugen kleine Dosen von Atropinsulfat (0,4-1,0 mg) eine Stimulation der Medulla und des zerebralen Zentrums, was eine milde zentrale Vagusstimulation bewirkt. Grössere Dosen (1,5-2,0 mg) blockieren den Vagusnerv, was schliesslich eine Überaktivität des sympatho-adrenalen Systems bewirkt.
PharmakokinetikDie Beschleunigung des Herz-Rythmus erreicht ihren Höhepunkt 2-4 Minuten nach der intravenösen Injektion von Atropin.
Paradoxerweise können schwache Dosen von Atropin eine Verlangsamung des Herz-Rythmus bewirken.
Das Atropin wird gut im gesamten Organismus verteilt und durchdringt die hemato-encephalische Schranke.
Das Atropin durchdringt die Plazenta.
Der Anteil von Atropin, der in die Muttermilch gelangt, ist nicht bekannt.
Die Halbwertszeit von Atropin im Plasma beträgt 2-3 Stunden.
Das Atropin wird in der Leber zu mehreren Metaboliten metabolisiert und wird zur Hauptsache im Urin ausgeschieden.
Indikationen/AnwendungsmöglichkeitenAtropinsulfat Injektionslösung wird parenteral als präanästhetische Medikation vor chirurgischen Eingriffen gegeben, um die Salivation und Bronchialsekretion herabzusetzen. Es wird ebenfalls gebraucht, um die Vagusaktivität zu unterdrücken, welche sich im Zusammenhang mit der Verwendung von halogenierten Kohlenwasserstoffen bei der Inhalations-Anästhesie ausbildet.
Die antispasmodische Wirkung von Atropinsulfat ist nützlich beim Auftreten von Pylorusspasmen und anderen spastischen Erscheinungen des gastrointestinalen Traktes. Bei Uterus- und Gallenkolik kann die Anwendung von Atropinsulfat zusammen mit Morphin indiziert sein.
Dosierung/AnwendungÜbliche Dosierung
Erwachsene
Die normale Dosis für Erwachsene beträgt 0,5-6 mg Atropinsulfat;
als Präanästhesie-Medikation 0,5-1,0 mg;
zur Blockierung des Vagusnervs 1,5-2,0 mg.
Kinder
Empfohlene Dosis für Kinder
3-8 kg: 0,1 mg,
8-11 kg: 0,12-0,15 mg,
11-18 kg: 0,2 mg,
18-30 kg: 0,3 mg,
30-41 kg: 0,4 mg,
über 41 kg: 0,4-0,6 mg.
In speziellen Fällen können diese Dosierungsempfehlungen auch überschritten werden.
Spezielle Dosierungsanweisungen
Vergiftung mit phosphorhaltigen Cholinesterase-Inhibitoren:
Bei Vergiftungen mit organischen phosphorhaltigen Cholinesterase-Inhibitoren, wie sie in gewissen Insektiziden und chemischen Nervengasen vorkommen, können grosse Dosen von Atropinsulfat die muskarinartigen Symptome und die des zentralen Nervensystems lindern.
Erwachsene, die möglicherweise mit organischen phosphorhaltigen Insektiziden des Parathion-Typs in Kontakt gekommen sind, sollten 0,8 mg Atropinsuflat Injektionslösung intramuskulär erhalten. Wenn innerhalb von 30 Minuten keine Besserung eintritt oder verstärkte Vergiftungssymptome, wie Übelkeit, Erbrechen, Diarrhöe, Pupillenverengung, Lungenödem, Faszikulation der Augenlider und der Zunge, Zuckungen, übermässiger Schweissaustritt, Salivation, Bronchialsekretion auftreten, dann sollten 2 mg Atropinsulfat Injektionslösung intramuskulär in stündlichen Abständen verabreicht werden.
Bei schweren Vergiftungen kann bis zu 2 oder 3mal diese Dosis notwendig werden, 4-6 mg.
Das Entfernen kontaminierter Kleidungsstücke, Waschen der Haut und künstliche Beatmung und andersartige unterstützende Therapie sind in solchen Fällen indiziert.
Antidot: Atropinsulfat Injektionslösung kann als Antidot verwendet werden gegen Physostigmin, Pilocarpin und Cholinester.
AnwendungseinschränkungenKontraindikationen
Bei Glaukom, Adhäsionen (Synechie) zwischen der Iris und der Augenlinse oder Asthma ist Atropinsulfat kontraindiziert.
Prostataadenom mit Abflussbehinderung;
Koronarsklerose;
tachykarde Rhythmusstörungen.
Vorsichtsmassnahmen bei:
mechanischen Stenosen im Bereich von Magen und Darm;
Megakolon;
atonischer Obstipation;
akutem Lungenödem;
schwerer Zerebralsklerose;
Thyreotoxikose;
Herzinsuffizienz;
Down-Syndrom;
Fieber.
Schwangerschaft, Stillzeit
Schwangerschaftskategorie C.
Es sind weder kontrollierte Studien bei Tieren noch bei schwangeren Frauen verfügbar. Unter diesen Umständen soll das Medikament nur verabreicht werden, wenn der potentielle Nutzen das fötale Risiko übersteigt.
Unerwünschte WirkungenToxische Wirkungen bei Überdosierung von Atropinsulfat sind besonders bei Kindern nicht ungewöhnlich. Es werden bei steigender Überdosierung folgende Symptome beobachtet:
Trockenheit der Nase und Mundhöhle, leichte Mydriasis. Bradykardie;
trockene Haut, Trachykardie mit Herzklopfen, Mydriasis, Fieber;
Schluckbeschwerden, Sprachstörungen, Kopfschmerzen;
Ataxie, Erregung, Delirium, Koma;
Miktionsbeschwerden.
Obwohl grosse Dosen von Atropinsulfat alarmierende Symptome erzeugen können, erfolgt in der Regel rasch wieder eine Erholung.
InteraktionenParasympathomimetika vermindern bei gleichzeitiger Anwendung die Wirkung von Atropin.
ÜberdosierungBei der Behandlung von Atropinsulfat-Vergiftungen sind Atmungshilfe und symptomatische Unterstützung indiziert. Pilocarpin wird manchmal verabreicht. Diese Methode ist jedoch von begrenzter Wirksamkeit. Eine Stimulation des zentralen Nervensystems wird nicht empfohlen.
Bei deutlichen Zeichen der Erregung sollte ein schnell wirkendes Barbiturat, Chloralhydrat oder Paraldehyd zur Sedation verwendet werden. Grosse Dosen dieser Mittel sollten wenn möglich vermieden werden.
Im übrigen empfiehlt sich eine rein symptomatische Therapie: Eisbeutel oder mit Alkohol getränkter Schwamm helfen, das Fieber zu reduzieren, besonders bei Kindern. Aufmerksame Betreuung ist wesentlich. Katheterisierung wird manchmal notwendig.
Sonstige HinweiseHaltbarkeit
Bis zum Verfalldatum bei Zimmertemperatur (15-25 °C) haltbar.
Stand der InformationMärz 1993.
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