Analgetikum, Antipyretikum ZusammensetzungWirkstoff: Acidum acetylsalicylicum.
Excipiens pro compresso.
Tabletten zu 100 mg, 300 mg und 500 mg Acetylsalicylsäure.
Eigenschaften/WirkungenAcetylsalicylsäure (ASS) ist der Essig-Ester der Salicylsäure und gehört als Vertreter der Salicylate zur Arzneistoffgruppe der sauren nicht-steroidalen Analgetika/Antiphlogistika (NSAID).
Die perhiphere analgetische Wirkung kommt durch die Hemmung der Cyclooxygenase zustande.
Dadurch wird die Bildung der Prostaglandine gehemmt, die an der Entstehung von Schmerzen beteiligt sind.
Die antipyretische Wirkung beruht auf einer zentralen Wirkung auf das hypothalamische temperaturregulierende Zentrum, wodurch eine periphere Dilatation der Hautgefässe mit Schwitzen und Wärmeverlust resultiert.
Die zentrale Wirkung beinhaltet wahrscheinlich auch eine Hemmung der Synthese der Prostaglandine, die den Effekt endogener Pyrogene im Hypothalamus übertragen.
PharmakokinetikAbsorption
Nach oraler Gabe wird ASS zu 80-100% absorbiert.
Da ASS bereits im Magen, der Darmwand und bei der ersten Leberpassage zu Salicylsäure gespalten wird, gelangen nur ca. 70% der Dosis in den systemischen Kreislauf.
Die maximalen Plasmakonzentrationen werden für ASS nach 30-40 Minuten, für den Metaboliten Salicylsäure nach 80-110 Minuten erreicht.
Distribution
Acetylsalicylsäure verteilt sich rasch in periphere Gewebe und Flüssigkeitsräume.
Das Verteilungsvolumen ist dosis- und pH-abhängig und beträgt 0,1-0,2 l/kg Körpergewicht.
Die Plasmaeiweissbindung von ASS ist gering, die der Salicylsäure beträgt bei üblicher Dosierung 80-90%.
Metabolismus
Acetylsalicylsäure wird bereits im Magen, in der Darmwand und bei der ersten Leberpassage (first pass effect) in seinen Hauptmetaboliten Salicylsäure (SS) gespalten. Aus Salicylsäure in der Leber gebildete Hauptmetaboliten sind Salicylursäure (ca. 75%), o-Carboxyphenylglukuronid (ca. 10%), o-Hydroxybenzoylglukuronid (ca. 5%) und Gentisinsäure (ca. 1%), ferner 2,3-Dihydroxybenzoesäure, 2,3,5-Trihydroxybenzoesäure und Gentisursäure.
Elimination
Ca. 1% einer oralen Dosis wird unverändert ausgeschieden.
Der Rest wird als Salicylsäure und ihre Metaboliten schnell und vollständig im Urin ausgeschieden.
ASS besitzt eine relativ kurze Halbwertszeit von ca. 15-20 Minuten, für Salicylsäure ist sie dosisabhängig.
Die Plasmahalbwertszeit der Salicylsäure beträgt nach Einnahme niedriger Dosen 2-3 Stunden, bei hohen Dosen 15-30 Stunden. Unveränderte Salicylsäure erscheint in saurem Urin zu etwa 5-10%, da unter diesen Bedingungen höhere Anteile tubulär rückresorbiert werden. In alkalischem Urin dagegen werden bis zu 85% der ASS als Salicylat ausgeschieden, das nicht rückresorbiert wird.
Kinetik in besonderen klinischen Situationen
Acetylsalicylsäure wird nach hepatischer Metabolisierung vorwiegend renal eliminiert.
Deshalb besteht bei eingeschränkter Leberfunktion die Gefahr der Kumulation von ASS, und bei eingeschränkter Nierenfunktion können die Metaboliten kumulieren.
ASS soll in diesen Fällen nur mit grösster Vorsicht und unter ständiger Kontrolle angewendet werden.
Über die Kinetik bei Kindern oder bei älteren Leuten liegt kein spezielles Erkenntnismaterial vor.
Indikationen/AnwendungsmöglichkeitenBelegte Indikationen
Behandlung von leichten bis mässig starken, akuten Schmerzen (Kopfschmerzen, Zahnschmerzen, Schmerzen im Bereich von Gelenken und Bändern, Rückenschmerzen, Schmerzen bei Erkältungskrankheiten).
Symptomatische Behandlung von Fieber.
Dosierung/AnwendungErwachsene und Kinder ab 12 Jahren oder schwerer als 40 kg
Übliche Einzeldosis: 500-1000 mg.
Übliches Applikationsintervall: 4-8 Stunden.
Max. Tagesdosis: 3000 mg.
Kinder von 9-12 Jahren (30-40 kg KG)
Übliche Einzeldosis: 400 mg.
Max. Tagesdosis: 1600 mg.
Kinder von 6-9 Jahren (22-30 kg KG)
Übliche Einzeldosis: 300 mg.
Max. Tagesdosis: 1200 mg.
Kinder von 3-6 Jahren (15-22 kg KG)
Übliche Einzeldosis: 200 mg.
Max. Tagesdosis: 800 mg.
Kleinkinder von 1-3 Jahren (10-15 kg KG)
Übliche Einzeldosis: 100 mg.
Max. Tagesdosis: 400 mg.
Kleinkinder von 6-12 Monaten (7-10 kg KG)
Übliche Einzeldosis: 50-100 mg.
Max. Tagesdosis: 300 mg.
Art der Einnahme
Das Medikament sollte mit viel Flüssigkeit (200-300 ml) möglichst nach einer Mahlzeit eingenommen werden.
AnwendungseinschränkungenKontraindikationen
Überempfindlichkeit gegen Salicylate und/oder andere Entzündungshemmer (Antirheumatika);
hämorrhagische Diathese;
Magen-Darm-Ulcera;
schwere Leberfunktionsstörungen;
schwere Niereninsuffizienz;
letztes Trimenon der Schwangerschaft.
Vorsichtsmassnahmen
Die Bioverfügbarkeit dieses Präparates wurde nicht ausreichend untersucht, um es in höheren Dosen als Antirheumatikum zu verwenden.
Vorsicht ist geboten bei:
Nieren- und/oder Leberinsuffizienz;
chronischen oder rezidivierenden Magen- oder Duodenalbeschwerden;
Asthma bronchiale oder allgemeiner Neigung zu Überempfindlichkeit;
Nasenschleimhautpolypen;
genetisch bedingtem Glucose-6-Phosphatdehydrogenase-Mangel;
gleichzeitiger Therapie mit gerinnungshemmenden Medikamenten;
Zuständen mit erhöhter Blutungsgefahr (z.B. Dysmenorrhoe, Verletzungen).
Der Patient muss darauf aufmerksam gemacht werden, dass Schmerzmittel nicht ohne ärztliche Verordnung über längere Zeit regelmässig eingenommen werden dürfen. Längerdauernde Schmerzen bedürfen einer ärztlichen Abklärung.
Die langfristige Einnahme von Schmerzmitteln, insbesondere bei Kombination mehrerer schmerzstillender Wirkstoffe, kann zur dauerhaften Nierenschädigung mit dem Risiko eines Nierenversagens (Analgetika-Nephropathie) führen.
Der Patient ist darauf aufmerksam zu machen, dass bei chronischer Einnahme von Analgetika Kopfschmerzen auftreten können, die zu erneuter Einnahme führen und damit wiederum zum Unterhalt der Kopfschmerzen führen können (sogenanntes Analgetikakopfweh).
Bei Kindern unter 12 Jahren, bei denen Verdacht auf Grippe oder Windpocken besteht, sollte die Anwendung von ASS-Mepha mit Vorsicht erfolgen (Reye-Syndrom). Ein Kausalzusammenhang dieses Syndroms mit der Einnahme von Salicylat-haltigen Arzneimitteln ist bisher allerdings nicht eindeutig erwiesen.
Schwangerschaft/Stillzeit
Schwangerschafts-Kategorie C, letztes Trimenon der Schwangerschaft D.
Salicylate haben im Tierversuch unerwünschte Effekte (wie erhöhte Sterblichkeit, Wachstumsstörungen, Salicylat-Intoxikationen) auf den Foeten gezeigt, es existieren jedoch keine kontrollierten Studien bei schwangeren Frauen. Aufgrund bisheriger Erfahrungen scheint das Risiko bei normalen therapeutischen Dosen allerdings gering zu sein. Im letzten Trimenon der Schwangerschaft kann die Einnahme von Salicylaten zu Wehenhemmung und Blutungen, zu einer Verlängerung der Gestationsdauer und zu vorzeitigem Verschluss des Ductus arteriosus führen.
Salicylate gehen in die Muttermilch über. Die Konzentration in der Muttermilch ist gleich oder sogar höher als die mütterliche Plasmakonzentration. Bei den üblichen kurzzeitig angewandten Dosen (für Analgesie und Antipyrese) sind keine nachteiligen Folgen für den Säugling zu erwarten.
Unerwünschte WirkungenMagen-Darm-Trakt
Häufige Mikroblutungen (70%), Magenbeschwerden;
gelegentlich Dyspepsie, Übelkeit, Erbrechen;
selten Magen-Darm-Blutungen, Magen-Darm-Ulzerationen.
Überempfindlichkeitsreaktionen
Gelegentlich Auftreten von Asthma;
selten Überempfindlichkeitsreaktionen in Form von erythematösen/ekzematösen Hauterscheinungen, Urtikaria, Rhinitis, Bronchospasmus, angioneurotischem Ödem, Blutdruckabfall bis hin zum Schock;
selten schwere Hautreaktionen bis hin zum Erythema exsudativum multiforme, Stevens-Johnson-Syndrom, toxische epidermale Nekrolyse.
Leber
Selten Leberfunktionsstörungen.
Nieren
Selten Nierenfunktionsstörungen.
Blut und blutbildende Organe
Verlängerte Blutungszeit;
selten Thrombozytopenie, Agranulozytose, Panzytopenie, Leukopenie, aplastische Anämie.
ZNS-Reaktionen
Selten Kopfschmerzen, Schwindel, Tinnitus, Sehstörungen, Schwerhörigkeit, Verwirrtheitszustände.
Sonstige
Selten Reye-Syndrom bei Kindern unter 12 Jahren mit einer viralen Infektion (z.B. Grippe, Windpocken);
selten Hypoglykämie, Eisenmangelanämie, Störungen des Säure-Basen-Haushaltes.
InteraktionenVerstärkung der Wirkung von Antikoagulantien, oralen Antidiabetika, Barbituraten, Lithium, Sulfonamiden und Trijodthyronin.
Erhöhung der Plasmakonzentration von Phenytoin und Valproat.
Verstärkung der Wirkung und Nebenwirkungen von allen nichtsteroidalen Antirheumatika.
Erhöhung der Methotrexat-Plasmakonzentration (Verstärkung der Nebenwirkungen von Methotrexat).
Abschwächung der Wirkung von Aldosteronantagonisten (z.B. Spironolacton), Schleifendiuretika, Urikosurika (z.B. Probenecid, Sulfinpyrazon).
Verlängerung der Plasmahalbwertszeit von Penicillinen.
Zusammen mit Kortikosteroiden steigt das Risiko von Magen-Darm-Blutungen.
ÜberdosierungSchwere Vergiftungserscheinungen können sich langsam, d.h. innert 12-24 Stunden nach Einnahme entwickeln. Nach oraler Einnahme einer Dosis bis 150 mg ASS/kg KG ist mit leichten, bei Dosen >300 mg/kg KG mit schweren Intoxikationen zu rechnen.
Symptome
Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Ohrensausen, Hörstörungen, Tremor, Verwirrtheitszustände, Hyperthermie, Hyperventilation, Störungen des Säure-Basen-Gleichgewichts und der Elektrolyte, Exsikkose, Koma, Ateminsuffizienz.
Therapie
Angesichts der lebensbedrohenden Situation bei einer schweren Vergiftung müssen unverzüglich die notwendigen Massnahmen ergriffen werden: Verhinderung resp. Verminderung der Resorption, Magenspülung in Frühfällen (bis eine Stunde nach Einnahme), Aktivkohle repetitiv. Elektrolyte kontrollieren und korrigieren. Glukosezufuhr. Natriumbicarbonat zur Azidosekorrektur und zur Förderung der Ausscheidung (Urin-pH >8). Glycin: initial 8 g oral, dann alle 2 Stunden 4 g während 16 Stunden. Eventuell Hämoperfusion oder Hämodialyse (Indikationen können im Schweizerischen Toxikologischen Informationszentrum erfragt werden).
Sonstige HinweiseHinweise
Für Kinder unerreichbar aufbewahren.
Haltbarkeit
ASS-Mepha Tabletten sind trocken und nicht über 25 °C zu lagern. Das Medikament darf nur bis zu dem auf der Packung mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.
Stand der InformationOktober 1998.
RL88
|