Superparamagnetisches Magnetresonanz-kontrastmittel für die Leber ZusammensetzungWirkstoff: Ferumoxida corresp. Ferrum 11,2 mg (Â≥ wässrige Dispersion superparamagnetischer Eisenoxidnanopartikel).
Hilfsstoffe: Dextranum-10, Mannitolum, Acidum citricum anhydricum, Aqua q.s. ad suspensionem pro 1 ml.
Eigenschaften/WirkungenEisengehalt: 11,2 mg Fe/ml.
pH: 6,0-8,0.
Osmolalität: 340 mOsm/kg.
Endorem enthält superparamagnetische Eisenoxidnanopartikel mit hoher magnetischer Suszeptibilität, die auf Grund ihrer Teilchendurchmesser von ca. 150 nm, der negativen Oberflächenladung und der besonderen galenischen Suspensionsstabilisierung langsam intravenös in Form einer Infusion verabreicht werden können.
Die Eisenoxidnanopartikel reichern sich nach der intravasalen Verabreichung dank der besonders hohen Endozytoseaktivität des retikulohistiozytären Systems (RHS) hauptsächlich im Leber- und Milzparenchym an.
Bei der anschliessenden Magnetresonanztomographie führen die superparamagnetischen Partikel zu einer Perturbation des lokalen, sie umgebenden Magnetfeldes, wodurch es zu einer selektiven Signalverringerung des endozytoseaktiven, normalen Leber- und Milzparenchyms in T 2 -gewichteten Sequenzen kommt. Die in vaskulären Kompartimenten beobachtbare Signalerhöhung in T 1 -gewichteten Sequenzen beruht auf einer T 1 -Relaxationszeitverkürzung.
Diagnostisch gesehen werden die unterschiedliche Aufnahmerate einzelner Läsionen (meist hell) im Vergleich zum normalen Gewebe (meist dunkel) sowie der T 1 -Effekt ausgewertet.
Die bei einer Leberzirrhose verringerte Endozytose-Aufnahmerate beeinträchtigt die diagnostische Effizienz von Endorem im allgemeinen nicht.
PharmakokinetikDie Leber stellt dank ihrer hohen RHS-Aktivität das wichtigste Zielorgan der intravasal applizierten superparamagnetischen Eisenoxidnanopartikel dar. Die sinusständigen Retikulumzellen reinigen das Blut mittels Endozytose (Phagozytose) rasch von den Fremdpartikeln, so dass bereits 1 bis 6 Stunden nach Beginn der Infusion das Maximum der Signalsuppression in der Leber erreicht wird. Die Tatsache, dass die Eisenoxidnanopartikel bereits nach wenigen Tagen in den Speicherorganen (Leber, Milz usw.) nicht mehr nachweisbar sind und sich die Signalwerte 7 Tage nach Infusion normalisiert haben, deutet auf die zunehmende Metabolisierung und Auflösung des Produktes hin. Das freigesetzte Eisen tritt in den normalen Eisenstoffwechsel über.
Indikationen/AnwendungsmöglichkeitenBelegte Indikation
Bessere Detektion und Abgrenzung umschriebener Leberläsionen mittels Magnetresonanztomographie.
Dosierung/AnwendungDie empfohlene Dosis beträgt 15 µmol Fe/kg Körpergewicht, entsprechend 0,075 ml/kg Körpergewicht der konzentrierten Suspension (z.B. 70 kg schwerer Patient: 5,25 ml Endorem).
Vor dem Gebrauch muss die Ampulle gut geschüttelt werden. Die genau berechnete Dosis wird mit Hilfe der mitgelieferten Spritze und Nadel entnommen und in 100 ml einer 5% Glucose-Infusionslösung verdünnt. Die Verabreichung erfolgt mittels einer mindestens 30 Minuten dauernden Tropfinfusion, wobei das mitgelieferte Infusionsbesteck verwendet werden sollte. Aus Sicherheitsgründen wird eine biphasische Infusionsverabreichung mit 2 ml/Min. = 40 Tropfen/Min. in den ersten 10 Minuten und 4 ml/Min. = 80 Tropfen/Min. in den letzten 20 Minuten empfohlen.
Optimal ist die Kontrastierung im T 2 30 Minuten bis 6 Stunden nach Infusionsende, hingegen ist der T 1 -Effekt je nach lokaler Konzentration bis 60 Minuten nach Infusionsende am stärksten ausgeprägt. Die T 2 -Signalreduktion der Leber hält ca. 7 Tage mit hohen interindividuellen Schwankungen an. Eine erneute Anwendung soll nicht vor Ablauf von 14 Tagen erfolgen.
Die verdünnte Suspension ist unter Lichtschutz und bei Raumtemperatur (15-25 °C) höchstens 8 Stunden haltbar; allfällige Reste der konzentrierten Suspension sollten verworfen werden.
Zum Verdünnen der Suspension darf keine physiologische Kochsalzlösung verwendet werden (siehe «Inkompatibilität»).
AnwendungseinschränkungenKontraindikationen
Überempfindlichkeit auf einen der Inhaltsstoffe von Endorem inklusiv Dextran, bzw. bei Patienten, bei denen unter Endorem allergische Reaktionen auftraten.
Bei Hämochromatose besteht bereits eine starke T 2 -Signalsuppression in der Leber, so dass die Verabreichung von Endorem überflüssig wird.
Verabreichung an Kinder: Die klinische Erfahrung mit Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren ist ungenügend, so dass die pädiatrische Anwendung aus Sicherheitsgründen vorerst ausgeschlossen wird.
Zu beachten sind ferner die generellen Sicherheitsregeln einer Magnetresonanztomographie, beispielsweise bei Patienten mit Herzschrittmacher, mit Gefässclips oder mit Metallprothese.
Vorsichtsmassnahmen
Endorem sollte nicht unverdünnt oder in einmaliger Bolusinjektion verabreicht werden, sondern mittels der im Abschnitt «Dosierung/Anwendung» beschriebenen biphasischen Tropfinfusion über mindestens 30 Minuten infundiert werden. Eine Missachtung dieser Vorschrift kann zu unangenehmen Nebenwirkungen führen.
Wegen der ungenügenden klinischen Erfahrung bei schwerer Leberinsuffizienz (Serumbilirubin und -leberenzyme fünffach über der Norm) sollte in diesen Fällen das Nutzen-/Risikoverhältnis besonders sorgfältig abgewogen werden.
Bei Anwendung von Kontrastmitteln bzw. Dextran können anaphylaktoide Reaktionen mit unter Umständen lebensbedrohlichen kardiovaskulären (Schock) oder respiratorischen (Larynx-Ödem, Bronchospasmus) Komplikationen, sowie Abdominalsymptomen, Urtikaria, Angioödem oder neurologischen Komplikationen auftreten.
Bei jeder Untersuchung müssen deshalb die personellen Voraussetzungen für die Notfalltherapie gegeben sein und das notwendige Material verwendungsbereit sein (Sauerstoff, Adrenalin, Infusionsmaterial, Intubations- und Beatmungsmöglichkeiten u.a.).
Es ist unbedingt erforderlich, mit der Anwendung der Notfallmassnahmen vertraut zu sein.
Nach Kontrastmittelgabe soll der Patient noch mindestens 30 bis 60 Minuten unter Aufsicht bleiben, da erfahrungsgemäss die Mehrzahl aller schweren Zwischenfälle innerhalb dieser Zeit auftritt (siehe «Unerwünschte Wirkungen»).
Schwangerschaft/Stillzeit
Schwangerschaftskategorie C: Tierstudien beim Kaninchen und bei der Ratte haben bei hohen Dosen (160fache der klinischen Dosis) teratogene und embryotoxische Effekte aufgezeigt. Da keine kontrollierten Humanstudien bestehen, sollte Endorem unter diesen Umständen nicht während einer Schwangerschaft verabreicht werden.
Unerwünschte WirkungenIm Rahmen der prospektiven klinischen Studien mit Endorem traten folgende unerwünschte Wirkungen reversibler Art auf:
lumbale Rückenschmerzen (4,2%), Wärmegefühl (1,6%), kongestive Rötung (1,3%), Dyspnoe (0,7%), Hypotension (0,6%), Nausea (0,6%), Thoraxschmerz (0,6%), Kopfschmerzen (0,5%). Zudem sind im Rahmen der Post Marketing Überwachung vereinzelt anaphylaktoide Schockreaktionen teilweise mit Atemdepression, Bronchospasmus und/oder Herz-Kreislauffolgen gemeldet worden. Auch andere, von Kontrastmitteln allgemein bekannte, allergieähnliche Symptome wie Rigor, Synkope, Husten, erhöhtes Schwitzen, Tremor, Tachykardie, Blässe, Gesichtsödem, Abdominalschmerz, allgemeiner Schmerz, Fieber, Urtikaria, Erythem usw. wurden beobachtet.
Das Risiko anaphylaktoider Reaktionen, sowohl von Dextran- als auch von Kontrastmittellösungen her bekannt, muss beachtet werden und die entsprechenden Vorsichtsmassnahmen eingeleitet werden (siehe «Vorsichtsmassnahmen»). Die häufigste unerwünschte Wirkung, die lumbalen Rückenschmerzen, treten meist am Anfang der Infusion auf. In diesem Fall ist die Verabreichung von Endorem vorübergehend zu unterbrechen. Sie kann nach Abklingen der Beschwerden mit halbierter Geschwindigkeit fortgesetzt werden.
Bei Leberzirrhosen treten lumbale Rückenschmerzen (ca. bei 10,2% gegenüber 1,7%), Wärmegefühl, Flushes und Hypotonie häufiger auf.
Nach der perivasalen Applikation kann eine lokale Reizung, gelegentlich mit Hautnekrose erfolgen. Deshalb ist einer korrekten Injektionstechnik besondere Beachtung zu schenken.
InteraktionenKeine bekannt
ÜberdosierungEs besteht keine diesbezügliche Erfahrung.
Sonstige HinweiseInkompatibilitäten
Unter Berücksichtigung der physiko-chemischen Untersuchungsergebnisse darf Endorem nicht in physiologischer Kochsalzlösung (0,9%) verdünnt werden. Bei Lichteinfall kann es zu einer Ausflockung der Suspension kommen.
Beeinflussung diagnostischer Methoden
Da das Eisenoxid in den normalen Eisenstoffwechsel eingeht, sollten Eisenmetabolismus-Bestimmungen in einem angemessenen zeitlichen Abstand zur Endorem-Verabreichung vorgenommen werden (mindestens 15 Tage nach der Applikation).
Haltbarkeit
Unter Lichtschutz bei Raumtemperatur (15-25 °C) Wärme- und Frostgeschützt (unter 30 °C nicht unter 2 °C) aufbewahren. Die verdünnte Suspension zur Infusion ist unter Lichtschutz bei Raumtemperatur (15-25 °C) max. 8 Stunden haltbar. Allfällige Reste der konzentrierten Suspension sollten verworfen werden.
Verfalldatum beachten.
Stand der InformationJuli 1999
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