AugentropfenGlaukomtherapeutikum Zusammensetzung
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Fotil Fotil
forte
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Wirkstoffe:
Pilocarpini hydro-
chloridum 20 mg 40 mg
Timololum 5 mg 5 mg
(ut Timololi maleas)
Hilfsstoffe:
Conserv: Benzalkonii
chloridum 0,1 mg 0,1 mg
Excip. ad
solutionem pro 1 ml 1 ml
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Eigenschaften/WirkungenFotil ist eine Kombination aus Pilocarpinhydrochlorid und Timolol. Beide Substanzen werden zur Senkung von erhöhtem Augeninnendruck (AID), zur topischen Applikation am Auge verwendet und sind in ihrer Wirkung additiv.
Pilocarpin ist ein parasympathomimetischer Wirkstoff. Nach topischer Applikation am Auge bewirkt Pilocarpin eine pupilläre Konstriktion und - nach kurzfristiger Erhöhung des AID - eine Senkung des Augeninnendrucks. Diese Senkung beruht in erster Linie auf erhöhtem Kammerwasserabfluss aus der Vorderkammer.
Timolol ist ein Betablocker, der sowohl auf β 1 - wie β 2 -Rezeptoren wirkt. Timolol besitzt keine signifikante intrinsische sympathomimetische Aktivität. Timolol übt keine direkte Wirkung auf das Myokard aus und weist nur geringe lokalanästhetische (membranstabilisierende) Eigenschaften auf. Die Wirkung auf den AID wird in erster Linie durch Reduktion der Kammerwasserproduktion erzielt.
PharmakokinetikMit Fotil wurden keine pharmakokinetischen Untersuchungen durchgeführt.
Pilocarpin
Nach topischer Applikation am Auge penetriert Pilocarpin rasch durch die Kornea. Miosis und gesenkter Augeninnendruck kann nach einmaliger Applikation über mehrere Stunden beobachtet werden.
Timolol
Die Wirkung von Timolol setzt im allgemeinen rasch ein, ca. 20 Minuten nach der lokalen Anwendung am Auge. Die maximale Wirkung ist nach 1-2 Stunden zu beobachten. Eine signifikante Verminderung des Augeninnendrucks hält sowohl mit 0,25%- als auch mit 0,5%igen Timololmaleat-Augentropfen bis zu 24 Stunden an.
Pilocarpin allein muss im allgemeinen viermal täglich angewendet werden. Die Kombination der beiden Substanzen erlaubt, die Glaukomtherapie mit zwei Instillationen pro Tag durchzuführen.
Lokal verabreichte Augentropfen mit Timololmaleat können systemisch resorbiert werden. Die Plasmakonzentrationen sind niedrig (in der Grössenordnung von ng/ml) bis nicht nachweisbar, können aber trotzdem bei gewissen Patienten eine kardiovaskuläre oder respiratorische Reaktion hervorrufen (siehe auch «Vorsichtsmassnahmen»).
Indikationen/AnwendungsmöglichkeitenFotil/Fotil forte ist indiziert zur Senkung des Augeninnendrucks bei Patienten, deren AID durch den Betablocker allein oder Pilocarpin allein nicht korrigiert werden kann oder die einer kombinierten Behandlung bedürfen.
Fotil/Fotil forte vermag den Augeninnendruck zu senken:
bei Patienten mit erhöhtem Augeninnendruck;
bei Patienten mit chronischem Weitwinkel-Glaukom;
bei aphaken Glaukom-Patienten;
bei Patienten mit sekundärem Glaukom.
Dosierung/AnwendungDie übliche Dosierung beträgt 1 Tropfen Fotil zweimal täglich in das kranke Auge.
Bei ungenügender oder nachlassender Wirkung kann die stärkere Lösung Fotil forte zweimal täglich angewendet werden.
Eine höhere Dosierung als Fotil forte zweimal täglich wird nicht empfohlen, da keine zusätzliche Senkung des AID zu erwarten ist.
Wird ein Patient von einer anderen Glaukombehandlung auf Fotil/Fotil forte umgestellt, sollte unmittelbar nach Abschluss der täglich vorgeschriebenen Dosierung des alten Präparats am darauffolgenden Tag die Behandlung mit Fotil/Fotil forte begonnen werden.
AnwendungseinschränkungenKontraindikationen
Überempfindlichkeit auf einen der Inhaltsstoffe von Fotil/Fotil forte.
Pilocarpin: akute Iritis und andere Erkrankungen, bei denen eine Miosis unerwünscht ist, Korneaverletzung, bei Patienten nach einer Netzhautablösung.
Timolol: Bronchospasmus, Bronchialasthma (auch in der Vorgeschichte), chronisch obstruktive Lungenerkrankung, Sinusbradykardie, atrioventrikulärer Block 2. und 3. Grades, manifeste Herzinsuffizienz und kardiogener Schock.
Vorsichtsmassnahmen
Wie andere lokal verabreichte Augenpräparate kann Fotil systemisch resorbiert werden. Es können die gleichen unerwünschten Wirkungen auftreten wie bei systemischer Gabe von Betablockern.
Patienten, die zusätzlich zu Fotil eine orale Behandlung mit Betablockern erhalten, sollen im Hinblick auf eine mögliche zusätzliche Senkung des AID sowie auf die bekannten systemischen Wirkungen der Betablockade überwacht werden. Neben Fotil soll kein weiterer ophthalmologischer Betablocker angewendet werden. Bei Patienten mit zerebrovaskulärer Insuffizienz soll Fotil und Fotil forte mit Vorsicht angewendet werden. Sind nach Therapiebeginn mit Fotil Zeichen für reduzierte zerebrale Durchblutung zu beobachten, sollen therapeutische Alternativen in Betracht gezogen werden.
Eine Herzinsuffizienz soll vor Beginn der Behandlung mit Fotil/Fotil forte unter Kontrolle gebracht werden. Patienten mit Herzerkrankungen in der Anamnese sollen bezüglich Zeichen der Insuffizienz und der Pulsfrequenz überwacht werden. Nach der Verabreichung von lokalen Timolol-Lösungen wurden respiratorische und kardiale Komplikationen beobachetet. Darunter fanden sich Todesfälle durch Bronchospasmus bei Asthmatikern und selten in Zusammenhang mit Herzversagen. Es soll darauf geachtet werden, dass durch die beta-adrenergische Hemmwirkung von Fotil die sympatische Stimulation des Myokards weiter vermindert werden kann. Bei ersten Anzeichen von Herzinsuffizienz muss daher Fotil abgesetzt werden.
Gewisse Symptome wie Diplopie, Ptosis und generelle Muskelschwäche können einer möglichen Wirkung durch die beta-adrenergische Blockade zugeschrieben werden.
Patienten mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung wie chronische Bronchitis oder Emphysem - auch in leichten Ausprägungen - sowie bronchospastischer Erkrankung (Asthma) sollen im allgemeinen nicht mit Betablockern wie Fotil behandelt werden.
Vor Wahloperationen mit allgemeiner Anästhesie sollte Fotil mit Vorsicht angewendet werden. Um das Risiko einer Hypotonie und/oder Rhythmusstörung während einer Operation zu vermindern, empfiehlt sich ein graduelles Absetzen von Fotil vor der Operation.
β-Blocker können die Symptome einer akuten Hypoglykämie oder Hyperthyreose maskieren. Bei der Anwendung von Fotil bei Diabetes-Patienten, speziell bei denjenigen mit labilem Blutzucker, soll eine entsprechende Überwachung erfolgen.
Miosis erschwert die Dunkel-Adaptation. Für nächtliches Führen von Fahrzeugen oder andere risikobelastete Aktivitäten bei schlechter Beleuchtung ist Vorsicht geboten.
Patienten mit Atopie oder schweren anaphylaktischen Reaktionen auf verschiedene Allergene in der Anamnese können unter Betablockern auf diese Allergene bei zufälliger, diagnostischer oder therapeutischer Reexposition überreagieren. Bei diesen Patienten kann die Behandlung anaphylaktischer Reaktionen mit den üblichen Dosierungen von Epinephrin unwirksam sein.
Wie bei anderen Glaukom-Präparaten kann nach längerer Therapie ein vermindertes Ansprechen auf Fotil erwartet werden.
Die Wirkung und Sicherheit von Fotil/Fotil forte Augentropfen bei Kindern ist nicht etabliert.
Hinweis für Kontaktlinsenträger
Fotil, bzw. Fotil forte im Fläschchen enthalten Benzalkoniumchlorid. Dieses kann weiche Kontaktlinsen verfärben. Fotil soll daher nicht während des Tragens dieser Linsen angewendet werden.
Kontaktlinsen sollen vor jeder Anwendung von Fotil herausgenommen werden und frühestens nach 15 Minuten wieder eingesetzt werden.
Schwangerschaft/Stillzeit
Schwangerschaftskategorie C. Es sind weder kontrollierte Studien bei Tieren noch bei schwangeren Frauen verfügbar. Unter diesen Umständen soll Fotil/Fotil forte nur verabreicht werden, wenn der potentielle Nutzen das fötale Risiko übersteigt.
Timolol wurde in der Muttermilch nachgewiesen.
Wegen möglichen schweren unerwünschten Wirkungen von Timolol beim Säugling soll zwischen dem Absetzen von Fotil oder dem Abstillen entschieden werden. Die Notwendigkeit der Behandlung für die Mutter soll berücksichtigt werden.
Unerwünschte WirkungenDie in klinischen Studien beobachteten Nebenwirkungen betreffen im wesentlichen das Pilocarpin: verschwommene Sicht, erschwerte Dunkel-Adaptation, Kopfschmerzen, Reizungen am Auge.
Mögliche Nebenwirkungen
Nebenwirkungen, die in klinischen Studien mit Timololmaleat enthaltenden Augenpräparaten, bzw. oralen Betablockern mit Timololmaleat und mit Pilocarpin-Augentropfen beobachtet wurden, können auch als mögliche Effekte von Fotil erwartet werden. Die Nebenwirkungen der entsprechenden Augen-Präparate werden hier aufgelistet. Diejenigen der oralen Betablocker finden sich in der entsprechenden Fachinformation im Arzneimittel-Kompendium.
Augentropfen mit Timololmaleat
Augensymptome: Augenreizungen einschliesslich Konjunktivitis, Blepharitis, Keratitis, verminderte Sensibilität der Cornea, Sehstörungen, Diplopie, Ptosis, Trockenheit des Auges.
Herz und Kreislauf: Bradykardie, Arrhythmie, Hypotonie, Synkope, Herzblock, zerebrovaskulärer Insult, zerebrovaskuläre Ischämie, Herzinsuffizienz, Herzklopfen, Herzstillstand.
Atemorgane: Bronchospasmus (vor allem bei Patienten mit entsprechender Vorgeschichte), Ateminsuffizienz, Dyspnoe.
Allgemeinsymptome: Kopfschmerzen, Asthenie, Müdigkeit, Brustschmerzen.
Haut: Überempfindlichkeit einschliesslich lokalisierte und generalisierte Exantheme und Urtikaria, Alopezie.
Nervensystem/Psychiatrie: Depression, Schwindelgefühl, Zunahme der Zeichen und Symptome von Myasthenia gravis.
Magen-Darm: Nausea.
Klinische Labortests: Klinisch bedeutende Veränderungen der klassischen Laborparameter sind unter der Verabreichung von Timolol-Augentropfen nur selten beobachtet worden. Erhöhte Blut-Harnstoff-Stickstoff- und Serumwerte für Kalium und Harnsäure wurden beschrieben, ebenso wie geringfügiger Rückgang von Hämoglobin und Hämatokrit. Es bestand keine Progression oder ein Zusammenhang mit klinischen Symptomen.
Augentropfen mit Pilocarpin
Augensymptome: Lidflattern, Stauung der Konjunktivalgefässe, Tränenfluss, temporale und supra-orbitale Kopfschmerzen, vorübergehende Kurzsichtigkeit, verminderte Sehschärfe in der Dunkelheit (besonders bei älteren Patienten und solchen mit Linsentrübungen), Netzhautablösung (besonders bei jungen, kurzsichtigen Patienten). Längerdauernder Gebrauch von Pilocarpin kann zu Linsentrübungen führen.
Allgemeinsymptome: Sehr selten vorgekommen sind Hypertonie, Tachykardie, Bronchospasmus, Lungenödem, Speichelfluss, Schwitzen, Nausea, Erbrechen, Durchfall.
InteraktionenZusammen mit Katecholamin-entleerenden Substanzen (wie Reserpin) oder oralen Betablockern kann Fotil oder Fotil forte wegen additiver Wirkung zu Hypotonie und/oder ausgeprägter Bradykardie, mit nachfolgendem Schwindel, Synkope oder orthostatischer Hypotonie führen.
β-Blocker können die Wirkung von Calciumantagonisten verstärken. Bei gleichzeitiger Anwendung von Fotil, bzw. Fotil forte mit oral oder intravenös verabreichten Calciumantagonisten vom Typ Verapamil/Diltiazem kann es zu atrioventrikulären Überleitungsstörungen, links-ventrikulärem Herzversagen und Hypotonie, bei solchen vom Typ Nifepidin zu Hypotonie kommen. Patienten mit eingeschränkter Myokardfunktion sollen nicht gleichzeitig mit Fotil und Kalziumantagonisten behandelt werden.
Betablocker und Digitalis, gleichzeitig mit entweder Diltiazem oder Verapamil angewendet, kann zu einer Verlängerung der AV-Überleitungszeit führen.
ÜberdosierungDie am ehesten zu erwartenden Anzeichen und Symptome einer Überdosierung von Fotil oder Fotil forte sind Bradykardie, Hypotonie, Bronchospasmus und akutes Herzversagen. Ein sofortiges Absetzen der Behandlung ist dabei angezeigt, die Glaukombehandlung muss mit anderen Wirkstoffen weitergeführt werden.
Bei akzidentieller Überdosierung durch orale Aufnahme ist ggf. zur Vermeidung der weiteren Resorption Magenspülung angezeigt.
Die folgenden therapeutischen Massnahmen sollten in Betracht gezogen werden
Symptomatische Bradykardie
Um eine Vagus-Blockade einzuleiten, ist Atropinsulfat in einer Dosis von 0,25 bis 2 mg intravenös zu verabreichen. Hält die Bradykardie an, sollte vorsichtig intravenös Isoprenalinhydrochlorid gegeben werden. In refraktären Fällen kann der Einsatz eines Schrittmachers erforderlich werden.
Herzblock (2. oder 3. Grades)
Isoprenalinhydrochlorid oder einen transvenösen Herzschrittmacher verwenden.
Hypotonie
Eine Therapie mit sympathikomimetischen, blutdrucksteigernden Medikamenten anwenden, z.B. Dopamin, Dobutamin oder Levarterenol. Bei refraktären Fällen erwies sich Glukagonhydrochlorid als nützlich.
Akutes Herzversagen
Die übliche Therapie mit Digitalis, Diuretika und Sauerstoff ist unverzüglich einzuleiten. In refraktären Fällen wird die intravenöse Verabreichung von Aminophyllin empfohlen, falls nötig gefolgt von Glucagonhydrochlorid, welches sich als nützlich erwiesen hat.
Bronchospasmus
Es ist Isoprenalinhydrochlorid zu geben, zusätzlich eventuell Aminophyllin.
Timolol ist nicht leicht dialysierbar.
Sonstige HinweiseInkompatibilitäten
Siehe Hinweis für Kontaktlinsenträger.
Haltbarkeit
In ungeöffneter Flasche im Kühlschrank (2 bis 8 °C) und vor Licht geschützt aufzubewahren. Nach Anbruch der Flasche kann das Präparat bei Raumtemperatur (15-25 °C) gelagert während höchstens 4 Wochen lang verwendet werden.
Das Medikament darf nur bis zu dem auf der Packung mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.
Stand der InformationNovember 1996.
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