Transdermales therapeutisches System für die Androgensubstitutionstherapie ZusammensetzungWirkstoff: Testosteronum 12,2 mg.
Hilfsstoffe: Excipiens ad praeparationem pro 7,5 cm2 cum liberatione 2,5 mg/24 h.
Eigenschaften/WirkungenAndroderm ist ein transdermales therapeutisches System. Es besteht aus einem selbstklebenden Pflaster, welches ein zentrales Wirkstoffreservoir umgibt. Im Wirkstoffreservoir befindet sich Testosteron in unveresterter Form, aufgelöst in einem alkoholischen Gel. Die Systeme werden abends auf die intakte Haut geklebt und geben innert 24 Stunden je etwa 2,5 mg systemisch verfügbares Testosteron transdermal ab. Physiologische Mengen an Testosteron werden kontinuierlich resorbiert, wobei Tagesschwankungen der Androgenkonzentrationen nachgeahmt werden, wie sie bei gesunden jungen Männern vorkommen. Maximale Serum-Konzentrationen werden durch den empfohlenen Applikationsrhythmus am frühen Morgen erreicht, minimale am Abend, analog dem physiologischen, circadianen Rhythmus.
Testosteron ist das wichtigste körpereigene Androgen beim Mann und ist verantwortlich für normales Wachstum und Entwicklung der männlichen Geschlechtsorgane sowie für die Ausbildung und Erhaltung der sekundären Geschlechtsmerkmale. Androgene fördern die Retention von Stickstoff, Natrium, Kalium und Phosphor und vermindern die renale Kalziumausscheidung. Sie erhöhen den anabolen und vermindern den katabolen Proteinstoffwechsel, sie sind verantwortlich für den Wachstumsschub in der Adoleszenz und für die Beendigung des Längenwachstums. Endogene Androgene fördern die Erythropoese und wirken psychotrop. Bei Hypogonadismus können folgende Symptome aufgrund ungenügender Testosteronspiegel auftreten: Impotenz und verminderte Libido, Regression sekundärer Geschlechtsmerkmale, Müdigkeit und Energiemangel, gedämpfte Stimmung.
PharmakokinetikAbsorption und Distribution
Androderm gibt Testosteron über einen Zeitraum von etwa 24 Stunden ab. Nach Applikation von zwei Systemen mit je 2,5 mg am Rücken, Abdomen, Oberschenkel oder Oberarm werden innerhalb von 24 Stunden im Mittel 4-5 mg Testosteron durch die Haut resorbiert. Bei Anwendung der Systeme abends um etwa 22 Uhr werden maximale Testosteron-Serumkonzentrationen in den frühen Morgenstunden erreicht (Mittelwert etwa 26 nmol/l), Tiefstwerte am darauffolgenden Abend (Mittelwert etwa 9 nmol/l). Nach Applikation von zwei Systemen an der Brust oder am Schienbein wurden grössere interindividuelle Schwankungen beobachtet, im Mittel wurden 3-4 mg Testosteron aufgenommen. Das Profil der erreichten Serumkonzentration war für alle Applikationsorte ähnlich.
Testosteron-Serumkonzentrationen im physiologischen Bereich werden ab dem ersten Behandlungstag erreicht. Testosteron kumuliert selbst bei Langzeitanwendung nicht im Organismus.
Testosteron verteilt sich im gesamten Organismus. Das Hormon ist im Plasma zu etwa 98% proteingebunden (an Testosteron-Estradiol-bindendes Globulin und an Albumin).
Metabolismus und Elimination
Der hepatische Metabolismus von Testosteron umfasst Oxidation, Reduktion, Hydroxylierung und Konjugation. Testosteron wird zu etwa 90% in Form von inaktiven Sulfat- und Glucuronid-konjugierten Metaboliten renal ausgeschieden. Als aktive Metaboliten entstehen im Organismus die Hormone 5α-Dihydrotestosteron und 17β-Estradiol.
Bei Entfernung der Pflaster nehmen Testosteron-Serumkonzentrationen mit einer apparenten Eliminationshalbwertszeit von etwa 70 Minuten ab, ursprüngliche hypogonadale Werte werden innerhalb von 24 Stunden erreicht.
Kinetik in besonderen klinischen Situationen
Die Kinetik bei Leber- und Niereninsuffizienz wurde bisher nicht geprüft.
Indikationen/AnwendungsmöglichkeitenBelegte Indikationen
Substitutionstherapie bei Androgenmangel (primärer und sekundärer Hypogonadismus des Mannes).
Dosierung/AnwendungNormaldosierung
Die übliche Dosierung beträgt 2 Systeme mit 2,5 mg Testosteron täglich, was einer Tagesdosis von etwa 5 mg Testosteron entspricht (siehe auch Anweisungen im Abschnitt «Anwendung»).
Die Dosierung ist je nach Schwere des Testosteronmangels und nach klinischem Ansprechen individuell zu gestalten. Für die Beurteilung ist das wiederholte Bestimmen der Testosteron-Serumkonzentrationen (jeweils am Morgen nach der Applikation) ratsam. Vor einer Kontrolluntersuchung oder einer Dosisanpassung sollte man sich vergewissern, dass Androderm vom Patienten zur richtigen Zeit und korrekt appliziert wurde. Die Dosis kann bei Bedarf auf 7,5 mg (d.h. 3 Systeme zu 2,5 mg) täglich erhöht, oder auf 2,5 mg (1 System zu 2,5 mg) täglich reduziert werden.
Behandlungsdauer und Häufigkeit der Kontrolluntersuchungen werden vom behandelnden Arzt bestimmt.
Spezielle Dosierungsanweisungen
Bei nicht-virilisierten Patienten kann die Behandlung mit 1 System zu 2,5 mg täglich begonnen werden. Die Dosis sollte anschliessend je nach klinischem Ansprechen angepasst werden.
Bei stark übergewichtigen Patienten (>130 kg) kann die höhere Dosis von 7,5 mg pro Tag notwendig sein.
Anwendung
Die Systeme werden abends appliziert, idealerweise etwa um 22 Uhr, und während 24 Stunden getragen. Die Systeme brauchen bei speziellen Aktivitäten nicht entfernt zu werden (Duschen, Baden). Es sollten täglich andere Hautstellen verwendet werden (Verminderung des Irritationspotentials), mit einem Intervall von mindestens 7 Tagen zwischen Applikationen am gleichen Ort. Als Applikationsorte eignen sich saubere, trockene Hautstellen ohne Haare am Rücken, Abdomen, an den Oberarmen und Oberschenkel. Die Haut sollte weder ölig, gereizt oder verwundet sein. Ungeeignet sind knöcherne Vorsprünge (z.B. Schultern, Hüfte) wegen einer erhöhten Gefahr für Hautreaktionen mit Blasenbildung. Die Systeme sollen nicht am Scrotum appliziert werden (erhöhte Metabolisierung von Testosteron zu Dihydrotestosteron in scrotaler Haut).
Vorgehen: Die Pflaster sollten sofort nach dem Öffnen des Beutels und Entfernen der Schutzfolie appliziert werden. Pflaster an den Rändern fest andrücken, um einen guten Kontakt mit der Haut sicherzustellen.
Vergessen der Applikation oder Verlust eines Systems: Wird das Fehlen der Systeme vor der Mittagszeit bemerkt, können sofort neue Systeme appliziert werden. Andernfalls soll die Dosis ausgelassen werden. Therapie am Abend normal weiterführen.
AnwendungseinschränkungenKontraindikationen
Wie alle Androgene ist auch Androderm kontraindiziert bei Männern mit:
Karzinomen der Brustdrüse und bei jedem Verdacht auf Prostatakarzinom, bei Herzinsuffizienz, bei Hyperkalzämie/Hyperkalziurie verursacht durch maligne Tumoren;
bekannter Überempfindlichkeit gegen einen Bestandteil von Androderm.
Androderm wurde weder bei Frauen noch bei männlichen Jugendlichen unter 15 Jahren untersucht und darf bei diesen nicht verwendet werden.
Die Anwendung anabol-androgener Steroide bei gesunden Personen zur Förderung des Muskelansatzes oder zur Leistungssteigerung stellt keine medizinische Indikation dar.
Vorsichtsmassnahmen
Vor Anwendungsbeginn sollte eine umfassende allgemeinärztliche Untersuchung durchgeführt werden. Vor Beginn einer Therapie ist ein Prostatakarzinom auszuschliessen, im Verlauf der Behandlung sind regelmässige Kontrollen des Prostatabefundes angezeigt. Bei geriatrischen Patienten, die mit Androgenen behandelt werden, besteht ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Prostatahyperplasie und eines Prostatakarzinoms.
Ödeme, mit oder ohne Herzinsuffizienz, können bei Patienten mit vorbestehenden Herz-, Nieren- und/oder Leberleiden unter Androgenbehandlung eine ernsthafte Komplikation darstellen. Androderm sollte in solchen Fällen mit Vorsicht gebraucht werden. Beim Auftreten von Symptomen ist die Behandlung abzubrechen und eine Therapie mit Diuretika in Erwägung zu ziehen.
Aufgrund einer eventuellen Herz-Kreislaufbelastung durch Flüssigkeitsretention sollten Patienten mit entsprechenden Krankheitsbildern sorgfältig überwacht werden, wie auch Patienten mit Migräne oder Epilepsie. Wegen einer möglichen Erhöhung des Blutdruckes sollten Hypertoniker überwacht werden.
Wegen des Risikos einer Polyzythämie sind regelmässige Kontrollen des Hämoglobins und des Hämatokrits angezeigt.
Bei Patienten, die an schweren Leberschäden oder an bestehender, schlecht kontrollierter Hypertonie leiden, ist besondere Vorsicht geboten.
Bei Knaben im Wachstumsalter besteht unter Androgen-Therapie die Gefahr eines frühzeitigen Epiphysenverschlusses und damit das Nichterreichen der Endkörpergrösse.
Bei Diabetikern kann sich der Insulinbedarf verringern.
Schwangerschaft/Stillzeit
Schwangerschafts-Kategorie X.
Es gibt Hinweise auf eine Schädigung des Fetus, basierend auf Erfahrungen bei Tieren und beim Menschen. Testosteron kann teratogen wirken. Dieses Medikament ist kontraindiziert für schwangere Frauen oder Frauen, die schwanger werden könnten.
Dieses Medikament ist auch während der Stillzeit kontraindiziert.
Unerwünschte WirkungenSpezifische Nebenwirkungen des transdermalen therapeutischen Systems
In klinischen Studien wurden bei den meisten Patienten während der Therapie ein bis mehrere leichte bis mittlere Erytheme an der Applikationsstelle beobachtet, Juckreiz bei 37%, pflasterbedingte verbrennungsartige Hautläsionen mit Blasen bei 12%. Gelegentlich wurden eine allergische Kontaktdermatitis oder generalisierte Hautausschläge beobachtet.
Hautreizungen klingen nach dem Entfernen des Pflasters innert 3-4 Tagen wieder ab. Mit zunehmendem Alter besteht ein Trend zu einer höheren Inzidenz der lokalen Nebenwirkungen.
Ein Therapieabbruch kam wegen Hautreaktionen bei knapp 10% der Patienten vor.
Allgemeine Testosteron-Nebenwirkungen
Häufig wird das Wachstum eines bestehenden Prostatakarzinoms beschleunigt.
Bekannte Androgen-Nebenwirkungen sind Hirsutismus, Alopezia androgenitale, Seborrhoe, Akne vulgaris, gesteigerte oder seltener verminderte Libido, Gynäkomastie.
Bei hochdosierter Therapie mit Testosteronpräparaten ist häufig mit einer reversiblen Unterbrechung oder Verminderung der Spermatogenese im Hoden und in der Folge mit einer Abnahme der Hodengrösse zu rechnen.
Selten kommt es unter einer Testosterontherapie zu Nausea, cholestatischem Ikterus, Angstgefühlen, generalisierten Parästhesien, Polyzythämie.
Während der Substitutionstherapie bei Hypogonadismus kommt es selten zu anhaltenden und schmerzhaften Erektionen (Priapismus); in diesen Fällen muss die Dosis reduziert oder die Therapie vorübergehend abgesetzt werden.
Bei hochdosierter Langzeittherapie kann es selten zur Retention von Elektrolyten und Wasser mit Ödembildung kommen, insbesondere bei Patienten mit vorbestehender Herz-, Nieren- und/oder Lebererkrankung. Elektrolytstörungen können bei Langzeitbehandlungen vorkommen (Retention von Natrium, Kalium, Chlorid, Kalzium, anorganischem Phosphat).
Wie mit anderen Testosteron-Präparaten wurden während der Substitutionstherapie Fälle von Prostataanomalien, Kopfschmerzen, Depressionen und gastrointestinalen Blutungen beobachtet.
InteraktionenSpezifische Interaktionsstudien wurden mit Androderm nicht durchgeführt.
Folgende Interaktionen mit Testosteron sind jedoch bekannt:
Phenobarbital: Steigert den hepatischen Abbau von Testosteron, dadurch kann die Wirkung des Hormons vermindert und verkürzt werden.
Cumarin-Derivate: Gerinnungsstatus überwachen und eventuell die Antikoagulantiendosis senken.
Oxyphenbutazon: Erhöhte Plasmakonzentration von Oxyphenbutazon möglich.
Diabetiker: Metabolische Effekte der Androgene können den Blutzuckerspiegel und damit auch den Insulinbedarf senken.
ÜberdosierungWegen der Verabreichungsart ist eine Überdosierung mit Androderm unwahrscheinlich.
Im Fall von akuten Überdosierungserscheinungen (siehe «Unerwünschte Wirkungen») klingen die Testosteron-Plasmakonzentrationen nach Entfernung der Pflaster schnell ab (apparente Halbwertszeit von 70 Minuten).
Bei einer chronischen Überdosierung ist jedoch mit einer Zunahme der unerwünschten Wirkungen und einer Erhöhung der unter «Vorsichtsmassnahmen» beschriebenen Risiken zu rechnen.
Sonstige HinweiseInkompatibilitäten
Bis jetzt keine bekannt.
Beeinflussung diagnostischer Methoden
Die Konzentration von trägerproteingebundenem Jod kann bei einigen Patienten während einer Testosterontherapie erniedrigt sein, dies scheint allerdings nicht klinisch relevant zu sein. Androgene können die Thyroxin-bindende Globulinkonzentration vermindern. Freie Schilddrüsenhormon-Konzentrationen bleiben unverändert und es gibt keine klinischen Hinweise für Dysfunktionen der Schilddrüse.
Testosteron kann eine Verminderung des Kreatinins und der Kreatininexkretion sowie eine Erhöhung der Ausscheidung von 17-Ketosteroiden bewirken.
Hinweise
Bei übermässiger Hitze- oder Druckeinwirkung kann das Wirkstoffreservoir platzen. Beschädigte Systeme sollen nicht verwendet werden.
Haltbarkeit
Aufbewahrung nur im ungeöffneten Beutel bei Zimmertemperatur (15-25 °C). Das Medikament darf nur bis zu dem auf der Packung mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.
Stand der InformationJuni 1999.
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