Dosierung/AnwendungDosierung und Dauer der Substitutionstherapie hängen von der Schwere der Hämostasestörung sowie dem Ort und Ausmass der Blutung und dem klinischen Zustand des Patienten ab. Die Behandlung sollte in Zusammenarbeit mit einem in Hämostasestörungen erfahrenen Arzt und mit einem Labor erfolgen, das Faktor-VIII-Plasmaspiegel bestimmen kann.
Recombinate eignet sich für Kinder jeder Altersstufe, auch für Neugeborene. (Es wurden sowohl bei zuvor behandelten als auch bei zuvor unbehandelten Kindern Untersuchungen zur Unbedenklichkeit und Wirksamkeit durchgeführt.)
Dosierung
Der nach der Gabe von Recombinate zu erwartende Anstieg des Faktor-VIII-Plasmaspiegels (in I.E./dl Plasma oder % des Normalwertes) in vivo kann annähernd ermittelt werden, indem man die verabreichte Dosis pro kg Körpergewicht (I.E./kg) mit zwei multipliziert.
Die Berechnungsmethode wird anhand der folgenden Beispiele aufgezeigt.
Erwarteter Faktor-VIII-Zunahme in % = [Anzahl d. verabr. Einheiten × 2%/I.E./kg] : Körpergewicht (kg).
Beispiel für einen 70 kg schweren Erwachsenen: [1750 I.E. × 2%/I.E./kg] : 70 kg = ~50%.
Oder:
Erforderliche Dosis in I.E. = [Körpergewicht (kg) × gewünschter Faktor-VIII-Zunahme (%)] : 2 %/I.E./kg.
Beispiel für ein 40 kg schweres Kind: [40 kg × 70%] : 2%/I.E./kg = 1400 I.E.
Die sorgfältige Überwachung der Substitutionstherapie ist besonders bei grösseren chirurgischen Eingriffen oder lebensbedrohlichen Blutungen von grösster Wichtigkeit. Obwohl die Dosis mit Hilfe der obigen Formeln ungefähr abgeschätzt werden kann, wird jedoch dringend empfohlen, in geeigneten Zeitabständen entsprechende Laboruntersuchungen einschliesslich regelmässiger Bestimmung der Faktor-VIII-Aktivität im Patientenplasma durchzuführen, um sicherzustellen, dass ausreichende Faktor-VIII-Spiegel erreicht und gehalten werden. Wird die erwartete Faktor-VIII-Konzentration im Patientenplasma nicht erreicht, oder kommt die Blutung auch nach einer angemessenen Dosis nicht zum Stillstand, so ist vom Vorhandensein eines Inhibitors auszugehen. Mit Hilfe entsprechender Laborverfahren kann ein Inhibitor nachgewiesen und quantifiziert werden. Die Masseinheit ist definiert als Faktor VIII (in I.E.), der pro ml Plasma (Bethesda-Einheiten, B.E.) oder durch das gesamte geschätzte Plasmavolumen neutralisiert wird. Bei einem Inhibitortiter von weniger als 10 B.E./ml kann der Inhibitor durch eine entsprechend höhere Dosierung von Faktor VIII neutralisiert werden. Danach sollte die Verabreichung weiterer I.E. Faktor VIII zur erwarteten Wirkung führen. In dieser Situation ist die gerinnungsanalytische Kontrolle des Faktor VIII-Spiegels unerlässlich. Inhibitortiter von über 10 Bethesda Einheiten/ml können eine Kontrolle der Hämostase mit Faktor VIII entweder unmöglich oder aber unpraktikabel machen, da eine sehr grosse Dosis erforderlich wäre.
Das folgende Dosierungsschema kann als Richtlinie für Erwachsene und Kinder verwendet werden. Die Dosis und das Dosierungsintervall sollten sich immer nach der klinischen Wirksamkeit im Einzelfall richten.
Recombinate kann auch zur Blutungsprophylaxe (über einen kurzen oder längeren Zeitraum) verwendet werden; die Indikation hierzu ist vom Arzt für den Einzelfall zu stellen.
Dosierungsschema
Grad der Erforderliche maxi- Injektions-
Blutung male Aktivität von häufigkeit
Faktor VIII im Blut
nach der Behandlung;
(in % des Normal-
wertes oder I.E./
dl Plasma)*
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Frühe 20–40 Injektion alle
Gelenkblu- 12–24 h über
tungen oder 1 bis 3 Tage,
Blutungen bis die Blutung
in Muskeln (angezeigt durch
oder im Mund Schmerzen) steht
oder Heilung
erreicht ist.
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Ausgepräg- 30–60 Injektion alle
tere Gelenk- 12–24 h wieder-
blutung, holen; normaler
Muskelblu- weise 3 Tage lang
tungen oder oder länger, bis
Hämatome Schmerzen und
Behinderung
beseitigt sind.
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Lebensbe- 60–100 Injektion alle
drohliche 8–24 h wieder-
Blutungen holen, bis die
wie Kopf- Gefahr für den
verletzung, Patienten vorüber
Blutungen in ist.
den Hals,
starke Schmer-
zen im Abdomen
Chirurgische Eingriffe
Art der Erforderliche maxi- Injektions-
Operation male Aktivität von häufigkeit
Faktor VIII im Blut
nach der Behandlung;
(in % des Normal-
wertes oder I.E./
dl Plasma)*
------------------------------------------------------
Kleinerer 30–60 Einzelinjektion
Eingriff, plus orale anti-
einschliess- fibrinolytische
lich Zahn- Therapie inner-
extraktion halb 1 h ist bei
ca. 70% der Fälle
ausreichend.
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Grösserer 80–100 Injektion alle
Eingriff (prä- und 8–24 h – je nach
postoperativ) Stand der Wund-
heilung – wieder-
holen.
* Bei Patienten mit der erwarteten Halbwertszeit für Faktor VIII entspricht dies dem Spitzenwert der Recombinate-Aktivität. Falls erforderlich, sollte der Spitzenwert eine halbe Stunde nach der Verabreichung des Medikaments ermittelt werden. Bei Patienten mit relativ kurzer Halbwertszeit für Faktor VIII kann es erforderlich sein, die Dosis und/oder die Verabreichungshäufigkeit zu erhöhen.
Auf jeder Durchstichflasche Recombinate ist die Faktor-VIII-Aktivität in Internationalen Einheiten (I.E.) pro Durchstichflasche angegeben. Diese Konzentrationsangabe bezieht sich auf den Internationalen Standard für Faktor VIIIC Konzentrat der Weltgesundheitsorganisation.
Versuche haben gezeigt, dass die Aktivitätsansätze in Plastikröhrchen und mit Plastikpipetten durchgeführt werden sollten und dass Substrat mit einem normalen Wert an Von-Willebrand-Faktor verwendet werden sollte, um genaue Aktivitätswerte zu erreichen.
Art der Anwendung
Das Präparat wird nach dem Auflösen mit dem Lösungsmittel intravenös verabreicht (siehe auch «Hinweise für die Handhabung»). Es wird empfohlen, die Anwendung innerhalb von drei Stunden nach dem Auflösen zu beginnen. Die hergestellte Lösung nicht kühlen. Das Präparat kann mit einer Infusionsrate von bis zu 10 ml/Minute verabreicht werden. Vor und während der Verabreichung von Recombinate sollte der Pulsschlag überprüft werden. Bei einer Pulserhöhung klingen die Symptome durch Verlangsamen oder kurzes Unterbrechen der Infusion normalerweise schnell wieder ab. (Siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen» sowie «Unerwünschte Wirkungen».)
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