InteraktionenVon vielen pharmakologisch wirksamen Substanzen ist bekannt, dass sie mit Iod und somit auch mit Radioiod Interaktionen eingehen, und zwar meist im Sinne einer Abnahme des Einbaus von Iod in die Schilddrüse. An diesen Interaktionen sind verschiedene Mechanismen beteiligt, die die Proteinbindung, die Pharmakokinetik, oder die Dynamik des radioaktiv markierten Iodids beeinflussen. Die vom Patienten eingenommenen Medikamente müssen deshalb vollständig erfasst werden, und es ist festzustellen, ob und wann bestimmte Medikamente vor der Gabe von Natriumiodid (I) für eine adäquate Zeitspanne abgesetzt werden müssen.
In der nachfolgenden Tabelle werden Beispiele für Substanzen gegeben, welche vermutlich die Pharmakokinetik von Iod beeinflussen. Die dort erwähnten Interferenzfristen entsprechen Richtwerten bzw. Empfehlungen aus der Praxis und basieren nicht auf Studien.
Arzneimittel/ Interferenzfrist vor Gabe
Substanz von Iod-131
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Thyreostatika (z.B. 2–5 Tage vor Behandlungs-
Carbimazol, Methimazol, beginn bis einige Tage
Propylthiouracil, danach
Perchlorat)
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Salicylate, Steroide, 1 Woche
Natriumnitroprussid,
Antikoagulanzien, Anti-
histaminika, antipara-
sitäre Arzneimittel,
Penicilline, Sulfonamide,
Tolbutamid, Thiopental
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Phenylbutazon 1–2 Wochen
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Iodhaltige Expektorantien ca. 2 Wochen
und Vitaminpräparate
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Schilddrüsenhormon- 2–4 Wochen
präparate
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Amiodaron* Benzo- ca. 4 Wochen
diazepine, Lithium
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Iodhaltige Präparationen 1–9 Monate
zur topischen Anwendung
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Wasserlösliche iodhaltige bis zu 3 Monaten
Kontrastmittel
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Orale Kontrastmittel zur bis zu 1 Jahr
Cholecystographie
* Bei Patienten, die Amiodaron erhalten haben, kann aufgrund der langen Halbwertszeit von Amiodaron die Aufnahme von Iodid ins Schilddrüsengewebe bis zu mehrere Monate vermindert werden. In diesem Fall sollten der Nutzen einer Therapie mittels I-131 und der Einsatz von Amiodaron sorgfältig gegeneinander abgewogen werden.
Sollten Untersuchung oder Therapie mit I-131 bei einem Patienten unter Amiodaron unabdingbar sein, muss diese in enger Zusammenarbeit mit einem Kardiologen geplant und durchgeführt werden.
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