MatrixtablettenCalciumantagonist ZusammensetzungWirkstoff: Nifedipin.
1 Matrixtablette enthält 40 mg Nifedipin.
Hilfsstoffe: Color E 171, E 172; Excip. pro compr.
Eigenschaften/WirkungenNifedipin hemmt den Calciumeinstrom in die Herzmuskelzellen, in die glatten Muskelzellen der Koronararterien sowie in die peripheren Widerstandsgefässe. Nifedipin bewirkt eine erhebliche Verbesserung des Sauerstoffangebotes am Herzmuskel bei gleichzeitiger Senkung des Sauerstoffbedarfs. Es besitzt nachweisbare antianginöse Eigenschaften. Die Normalisierung des erhöhten Blutdruckes kommt durch eine Verminderung des peripheren Widerstandes (Erweiterung der Blutgefässe) zustande.
PharmakokinetikAbsorption
Nifedipin wird nach oraler Verabreichung schnell und nahezu vollständig absorbiert.
Nifedicor Matrix 40 besitzt eine Wirksamkeitsdauer von über 24 Stunden. Die Freisetzung des Wirkstoffes aus der Matrixtablette ist nahezu linear und erfolgt daher mit einer konstanten Rate. Die relative Bioverfügbarkeit im Steady state unterscheidet sich nicht von derjenigen der retardierten Formen. Die maximale Plasmakonzentration beträgt 29,4 ± 12,0 ng/ml (× ± SD) und wird 7,4 ± 6,5 Stunden nach der jeweiligen Einnahme erreicht. Gleichzeitige Nahrungseinnahme führt zu rascherer und höherer maximaler Plasmakonzentration. Die Konzentrationen am Ende des Dosierungsintervalls sind jedoch unverändert.
Grapefruitsaft erhöht die Bioverfügbarkeit von Nifedipin durch Hemmung des First-pass-Metabolismus. Die klinische Bedeutsamkeit ist unklar.
Distribution
Die Bindung von Nifedipin an Serumproteine liegt höher als 90%. Tierversuche mit markiertem Wirkstoff haben gezeigt, dass die nicht an Serumproteine gebundenen Anteile rasch in alle Organe und Gewebe diffundieren und dass im Herzmuskel höhere Wirkstoffkonzentrationen entstehen als im Skelettmuskel. In keinem Gewebe jedoch werden Nifedipin oder seine Metaboliten selektiv gespeichert.
Metabolismus
Nifedipin wird nahezu vollständig in unwirksame Metaboliten umgewandelt.
Elimination
Nifedipin bzw. seine Metaboliten werden zu 70-80% über die Nieren ausgeschieden. Während die Elimination von Nifedipin aus dem Blutplasma mit einer Halbwertszeit von ca. 2 Stunden erfolgt, konnte die Eliminationshalbwertszeit bei Nifedicor Matrix 40 im Steady state auf einen Wert von 14,9 ± 6,0 Stunden verlängert werden.
Die minimalen Plasmaspiegel am Ende des Dosierungsintervalls nach 24 Stunden werden bereits nach der ersten Dosis erreicht und liegen mit 12,0 ± 6,5 ng/ml etwa doppelt so hoch wie bei einer Therapie mit zweimal täglich zu verabreichenden retardierten Präparaten zu 20 mg Nifedipin.
Kinetik in besonderen klinischen Situationen
Da Nifedipin überwiegend renal ausgeschieden wird, kann bei Niereninsuffizienz die Elimination verzögert sein. Eine negative Beeinflussung der Leber- und Nierenfunktion, der Hämatopoese und Glukosetoleranz wurde nicht beobachtet.
Indikationen/AnwendungsmöglichkeitenAlle Formen des Hochdrucks (primäre und sekundäre Hypertonie).
Behandlung von Durchblutungsstörungen des Herzmuskels: koronare Herzkrankheit, insbesondere chronisch-stabile Angina pectoris (Belastungsangina), Angina pectoris (nach Herzinfarkt).
Nach einem Herzinfarkt (Postinfarktstadium) sollte die Behandlung etwa 1 Woche nach dem akuten Ereignis bei einem stabilisierten Kreislauf beginnen.
Zur Therapie hypertensiver Krisen sowie zur einschleichenden Behandlung sollten das schnellfreisetzende Nifedicor 10 mg eingesetzt werden, um so rascher höhere Plasmawerte zu erreichen.
Dosierung/AnwendungÜbliche Dosierung
Die Therapie ist individuell dem Schweregrad der Erkrankung und der Ansprechbarkeit des Patienten anzupassen. Für Erwachsene und Jugendliche über 14 Jahren gelten folgende Empfehlungen:
Hypertonie: 1× täglich 1 Matrixtablette Nifedicor Matrix 40.
Falls erforderlich, kann die Dosierung den individuellen Erfordernissen entsprechend auf 80 mg täglich (2 Matrixtabletten in einmaliger oder getrennter Gabe) gesteigert werden. Diese Tagesdosis sollte keinesfalls überschritten werden.
Koronare Herzerkrankung: 1× täglich 1 Matrixtablette Nifedicor Matrix 40.
Falls erforderlich, kann die Dosierung den individuellen Erfordernissen entsprechend auf 80 mg täglich (2 Matrixtabletten in einmaliger oder getrennter Gabe) gesteigert werden. Höhere Dosen sollten nur in Ausnahmefällen und unter besonderer Beobachtung angewandt werden. Eine Tagesdosis von 120 mg sollte keinesfalls überschritten werden.
Die Matrixtabletten sollten unzerkaut nach einer Mahlzeit, z.B. Frühstück, mit ausreichender Flüssigkeit eingenommen werden.
Dosierung bei eingeschränkter Nieren- oder Leberfunktion: Vorsichtig dosieren wie unter normaler Nieren- oder Leberfunktion (auf Verträglichkeit achten!). Im Falle einer stark eingeschränkten Leberfunktion kann eine Dosisreduktion notwendig sein.
AnwendungseinschränkungenKontraindikationen
Schwere Hypotonie mit Kollapsgefahr resp. manifester Herz-Kreislauf-Schock, Überempfindlichkeit gegen Nifedipin oder Hilfsstoffe.
Vorsichtsmassnahmen
Warnhinweis: Bei Patienten mit Herzinsuffizienz sollte Nifedicor Matrix 40 nur nach ausreichender Digitalisierung verabreicht werden.
Vorsicht ist geboten bei einer höhergradigen Aortenstenose.
Aufgrund einer Erhöhung der Mortalität sind schnellfreisetzende Calcium-Antagonisten vom 1,4-Dihydropyridin-Typ bei akutem Herzinfarkt und in den folgenden 30 Tagen kontraindiziert. Ob bei der Therapie mit Calcium-Antagonisten vom 1,4-Dihydropyridin-Typ mit verzögertem Wirkungseintritt ebenfalls mit einer erhöhten Mortalität gerechnet werden muss, ist aufgrund der heutigen Datenlage fraglich. Daher sollten Patienten mit akutem Herzinfarkt unter Therapie mit Calcium-Antagonisten vom 1,4-Dihydropyridin-Typ mit verzögertem Wirkungseintritt (einschliesslich Nifedicor Matrix 40) besonders sorgfältig überwacht werden.
Schwangerschaft/Stillzeit
Schwangerschafts-Kategorie X.
Es gibt Hinweise auf foetale Risiken, basierend auf Erfahrungen bei Tieren, wobei die Risiken die möglichen positiven therapeutischen Effekte bei weitem übersteigen.
Nifedicor Matrix 40 ist kontraindiziert für schwangere Frauen oder für Frauen, die schwanger werden könnten.
Nifedipin geht in die Muttermilch über.
Unerwünschte WirkungenIn seltenen Fällen und vorzugsweise zu Beginn der Behandlung treten Begleiterscheinungen auf, die meist leichter, vorübergehender Natur sind.
Gelegentlich werden Kopfdruck, Gesichtsröte (Flush und Wärmegefühl) sowie bei höherer Dosierung Flüssigkeitsansammlungen in den Unterschenkeln (Beinödeme) beobachtet, die auf eine Erweiterung der Gefässe zurückzuführen sind.
Daneben treten in einzelnen Fällen auf: Übelkeit, Schwindel, Müdigkeit, Parästhesie, Hypotonie, Juckreiz, Urticaria, Exantheme, exfoliative Dermatitis (in ganz seltenen Fällen), Palpitationen, eine vorübergehende Änderung der optischen Wahrnehmung, Tremor. Bei Auftreten von Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und Müdigkeit kann das Reaktionsvermögen soweit verändert werden, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Strassenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt sein kann. In verstärktem Masse gilt dies im Zusammenwirken mit Alkohol. In äusserst seltenen Fällen können eine Gingiva-Hyperplasie (bildet sich nach Absetzen zurück), eine vorübergehende Hyperglykämie und wie bei anderen gefässaktiven Substanzen, in den ersten Stunden nach Einnahme von Nifedicor Matrix 40, Schmerzen im Brustbereich (verursacht durch eine als Folge von Hypotension oder Steal-Effekt bedingte Myokardischämie) auftreten.
Ebenso kann es bei Patienten mit Risiko hypertensiver Krisen zu einer Hypotonie kommen. Daher sollen bei dieser Patientengruppe bei Therapiebeginn schnell freisetzende Nifedipin-Präparate verwendet werden und die Therapie unter strenger ärztlicher Überwachung begonnen werden.
In seltenen Fällen wurde eine vorübergehende Erhöhung des Blutzuckers im Serum (Hyperglykämie) beobachtet. Dies sollte vor allem bei Patienten mit Diabetes mellitus beachtet werden. Nifedipin hat keinen diabetogenen Effekt. Selten können Leberfunktionsstörungen (intrahepatische Cholestase, Transaminasenanstieg) unter einer oralen Nifedipin-Therapie auftreten, die nach Absetzen reversibel sind.
Bei älteren Patienten kann in seltenen Fällen unter einer Langzeittherapie eine Vergrösserung der männlichen Brustdrüse (Gynäkomastie) auftreten, die sich bisher in allen Fällen nach Absetzen von Nifedipin vollständig zurückgebildet hat. Eine Mehrausscheidung der täglichen Urinmenge, wie auch Nykturie kann erfolgen.
InteraktionenNifedicor Matrix 40 kann grundsätzlich mit anderen Antihypertonika, Beta-Rezeptoren-Blockern, mit Cimetidin und Ranitidin oder Saluretika verabreicht werden.
Hierbei ist jedoch zu beachten, dass eine verstärkte Blutdrucksenkung eintreten kann, weshalb eine sorgfältige Überwachung der Patienten angezeigt ist. Bei Kombination von Nifedipin mit Betablockern ist gelegentlich die Ausbildung von Herzinsuffizienz beobachtet worden. Eine Behandlung mit Herzglykosiden kann unter Beachtung der notwendigen Vorsichtsmassnahmen gleichzeitig angefangen oder fortgeführt werden. Die für die gleichzeitig mit Nifedicor Matrix 40 verabreichten Medikamente geltenden Kontraindikationen und Vorsichtsmassnahmen sind zu beachten und die Patienten sorgfältig zu überwachen.
Bei gleichzeitiger Behandlung mit Chinidin wurden erniedrigte Chinidin-Plasmaspiegel bzw. nach Absetzen von Nifedipin ein deutlicher Anstieg des Chinidin-Plasmaspiegels beobachtet, so dass bei kombinierter Therapie die Kontrolle des Chinidinspiegels empfohlen wird.
Bei gleichzeitiger Gabe von Nifedipin und Cimetidin oder Ranitidin (in geringem Ausmass) kann es zu einer verstärkten blutdrucksenkenden Wirkung kommen.
Grapefruitsaft hemmt den oxidativen Abbau von Nifedipin. Ob der dadurch resultierende höhere Plasmaspiegel klinisch relevant ist, ist unklar.
ÜberdosierungAls Folge einer akuten Überdosierung muss mit Kopfschmerzen, Blutdrucksenkung und, wie bei anderen gefässerweiternden Arzneimitteln, mit einer Verschlechterung der energetischen Situation in ischämiegefährdeten Myokardbezirken (Angina-pectoris-Anfall) gerechnet werden.
Therapie
Bei frühzeitigem Erkennen kommt als erste Therapiemassnahme eine Magenspülung mit Kohlezusatz in Betracht, falls nötig kombiniert mit einer Dünndarmspülung, was v.a. für Retardformulierungen wichtig ist.
Eine Hämodialyse ist nicht sinnvoll, da Nifedipin nicht dialysierbar ist, doch kann eine Plasmaphorese in Erwägung gezogen werden (hohe Proteinbindung, relativ kleines Verteilvolumen).
Bradykardiale Herzrhythmusstörungen können symptomatisch mit Betasympathikomimetika behandelt werden, und bei lebensbedrohlichen bradykardialen Störungen kann ein zeitweiser Einsatz eines Herzschrittmachers erwogen werden.
Bei extremer Blutdrucksenkung soll Noradrenalin in üblicher Konzentration infundiert und bei Zeichen einer Herzinsuffizienz zusätzlich Strophantin i.v. verabfolgt werden; auch schnellwirksames Digitalisglykosid ist empfehlenswert.
Darüber hinaus hat sich die Therapie, da kein spezifisches Antidot bekannt ist, nach den im Vordergrund stehenden Symptomen zu richten.
Verwendete Antidota sind Dopamin, Isoprenalin und Calciumgluconat 10% (10-20 ml intravenös).
Sonstige HinweiseNicht in Reichweite von Kindern aufbewahren.
Haltbarkeit
Die Wirksubstanz in der Matrixtablette ist innerhalb und ausserhalb der Verpackung grundsätzlich lichtgeschützt; dennoch sollte die Einwirkung von direktem Sonnenlicht vermieden werden.
Verfalldatum beachten.
Stand der InformationJanuar 1999.
RL88
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