Warnhinweise und VorsichtsmassnahmenDistickstoffmonoxid darf nicht mit einer Sauerstoffkonzentration von unter 21 % verwendet werden.
Die Verabreichung von Distickstoffmonoxid kann den Druck in den kleinen Ballonen der trachealen Intubationskatheter erhöhen.
Die Einführung von Distickstoffmonoxid in den Kreislauf der Atemluft bewirkt eine Erhöhung der Konzentration der halogenierten Anästhetika (Second-Gas-Effect) und erleichtert somit die Einleitung der Anästhesie.
Die Einführung von Distickstoffmonoxid in den Kreislauf verringert die Verdampfungsrate der halogenierten Anästhetika durch den Verdampfer. Entsprechend steigt beim Abbrechen der Distickstoffmonoxidzufuhr die Konzentration der halogenierten Anästhetika. Es empfiehlt sich deshalb, die Verabreichung des flüchtigen halogenierten Anästhetikums vor der Distickstoffmonoxidzufuhr zu unterbrechen.
In der Anästhesie tritt in den Minuten nach dem Abbrechen der Distickstoffmonoxidzufuhr eine Diffusionshypoxie ein. Aus diesem Grund ist der FiO2-Wert in der vom Patienten inhalierten Luft während einigen Minuten durch die Zufuhr von 100 % Sauerstoff zu erhöhen.
Tritt während einer Anästhesie mit einem Gerät zur Distickstoffmonoxid-/Sauerstoff-Versorgung eine Zyanose auf, muss in einem ersten Schritt zwingend die Distickstoffmonoxidzufuhr unterbrochen und, falls die Zyanose nicht sehr schnell abklingt, der Patient mit einem Beatmungsbeutel mit Raumluft von Hand beatmet werden.
Distickstoffmonoxid beeinträchtigt den Vitamin-B12- und Folatmetabolismus. Die Anwendung von Distickstoffmonoxid führt zur Inaktivierung von Vitamin B12, was den Folatstoffwechsel beeinträchtigt. Länger andauernde Verabreichung von Distickstoffmonoxid beeinträchtigt die DNA-Synthese. Diese Störungen führen zu megaloblastischen Veränderungen des Knochenmarks und möglicherweise zu Myeloneuropathie und subakuter kombinierter Degeneration des Rückenmarks. Es gibt auch Hinweise darauf, dass ein Vitamin-B12-Mangel zu Depressionen und organischen Psychosen führen kann.
Bei Patienten mit einem Risiko für einen Vitamin-B12-Mangel (Alkoholiker, Patienten, die an Anämie oder atrophischer Gastritis leiden, mangelernährte Patienten, Patienten, die zuvor Arzneimittel verabreicht bekommen haben, die sich auf den Vitamin-B12- und/oder Folatstoffwechsel auswirken) wird empfohlen, den Vitamin-B12-Spiegel vor der Verabreichung von Distickstoffmonoxid zu messen (siehe Rubriken „Interaktionen“ und „Unerwünschte Wirkungen“).
Bei wiederholter und dauerhafter Anwendung wird empfohlen, dem Patienten Vitamin-B12-Präparate zu verabreichen.
In der Anästhesie darf medizinisches Distickstoffmonoxid bei Patienten, die eine intraokuläre Injektion erhalten haben, nur mit Vorsicht eingesetzt werden. Es ist sicherzustellen, dass diese ausreichend lange zurückliegt, da die Gefahr besteht, dass Sehstörungen auftreten.
Bei chirurgischen Eingriffen in den Luftwegen mithilfe eines Lasers darf Distickstoffmonoxid aufgrund des relativen Risikos explosiver Entzündungen nicht eingesetzt werden.
In folgenden Fällen ist bei der Verwendung von Distickstoffmonoxid besondere Vorsicht geboten:
·Herzinsuffizienz: Tritt bei der Distickstoffmonoxid-Verabreichung an einem herzinsuffizienten Patienten eine Hypotonie oder eine Kreislaufinsuffizienz auf, ist die Distickstoffmonoxidzufuhr zu unterbrechen.
·Sinus- und Innenohrchirurgie. Im Falle einer Verstopfung der eustachischen Röhre können infolge der Druckschwankungen in der Paukenhöhle eine Otalgie und/oder Mittelohrerkrankungen und/oder Trommelfellrisse auftreten (siehe Rubrik „Unerwünschte Wirkungen“).
·Bei Patienten mit intrakraniellen Störungen wurde bei der Verabreichung von Distickstoffmonoxid eine Erhöhung des intrakraniellen Drucks festgestellt. Bei Patienten, bei denen eine intrakranielle Hypertension diagnostiziert wurde und/oder bei denen ein entsprechendes Risiko besteht, wird eine intensivere Überwachung des intrakraniellen Drucks empfohlen.
Die chronische Exposition gegenüber niedrigen Konzentrationen von Distickstoffmonoxid wird als eine mögliche Gesundheitsgefahr betrachtet. Es wurde über eine verminderte Fruchtbarkeit bei medizinischem Fachpersonal nach wiederholter Exposition gegenüber Lachgas in unzureichend belüfteten Räumen berichtet. Gegenwärtig kann nicht geklärt werden, ob ein Kausalzusammenhang zwischen einer chronischen Exposition gegenüber niedrigen Konzentrationen von Distickstoffmonoxid und dem Auftreten von Krankheiten besteht. Es ist dafür zu sorgen, dass die Distickstoffmonoxidkonzentration im Arbeitsbereich so gering wie möglich und im Rahmen der lokalen Bestimmungen gehalten wird.
Räume, in denen Distickstoffmonoxid häufig eingesetzt wird, müssen über ein ordnungsgemässes System zur Lufterneuerung und Belüftung oder ein Absaugsystem verfügen, das die Distickstoffmonoxidkonzentration in der Umgebungsluft unterhalb der von den jeweils gültigen nationalen Richtlinien festgehaltenen Werten hält (zeitbezogene Durchschnittskonzentration, auf Englisch „Time Weighted Average“ oder TWA).
Distickstoffmonoxid muss in speziell hierfür vorgesehenen Räumen verabreicht werden: Diese müssen über eine Sauerstoffversorgung sowie ein Absaugsystem verfügen, und es müssen Geräte für die künstliche Beatmung vorhanden sein. Es müssen Mitarbeiter anwesend sein, die in Notfallmassnahmen geschult sind.
Es besteht das Risiko von Missbrauch, unsachgemässem und illegalem Gebrauch: Aufgrund seiner euphorisierenden Wirkung (siehe Rubrik „Unerwünschte Wirkungen“) kann Distickstoffmonoxid zu Vergnügungszwecken missbraucht werden.
Medizinisches Distickstoffmonoxid kann in hohen Konzentrationen (> 50 %) zum Verlust der laryngealen Reflexe und zu Bewusstseinseinschränkungen führen. Bei Konzentrationen über 60 bis 70 % verursacht es oft Bewusstlosigkeit. Zudem steigt das Risiko der Beeinträchtigung der laryngealen Reflexe.
Nach einer Allgemeinanästhesie durch einen hohen Anteil Distickstoffmonoxid besteht das bekannte klinische Risiko einer Hypoxämie (Diffusionshypoxämie). Dieses Problem ist neben der Gaszusammensetzung in den Alveolen auch auf die beeinträchtigten Körperreaktionen auf Hypoxie, Hyperkapnie und Hyperventilation zurückzuführen. Nach einer Allgemeinanästhesie empfiehlt es sich, zusätzlich Sauerstoff zuzuführen und die Sauerstoffsättigung pulsoximetrisch zu überwachen, bis der Patient ausreichende Zeichen einer Erholung zeigt.
In der Analgesie ist die Selbstverabreichung zu bevorzugen, um den Bewusstseinszustand einschätzen zu können.
In der Analgesie besteht bei Patienten, die sedierende Medikamente für das Zentralnervensystem, insbesondere Morphinderivate und Benzodiazepine, einnehmen, ein erhöhtes Risiko für die Potenzierung der Sedierungstiefe. In diesen Fällen ist eine intensivere Überwachung erforderlich (siehe Rubrik „Interaktionen“).
Pädiatrie
Die Sicherheit und Wirksamkeit von Distickstoffmonoxid bei Kindern im Alter unter 1 Monat ist nicht gezeigt.
Die Anwendung bei Neugeborenen (früh- oder zeitgerecht geboren) wird daher nicht empfohlen.
In seltenen Fällen kann Distickstoffmonoxid Atemdepression bei Neugeborenen verursachen (siehe Rubrik „Unerwünschte Wirkungen“). Wenn Distickstoffmonoxid bei Entbindungen eingesetzt wird, muss das Neugeborene auf jede mögliche Atemdepression hin überwacht werden.
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