PharmakokinetikAbsorption
Emtricitabin wird nach oraler Anwendung rasch und extensiv resorbiert und erreicht maximale Plasmakonzentrationen 1 bis 2 Stunden nach der Einnahme. Bei 20 HIVinfizierten Studienteilnehmern, die täglich 200 mg Emtricitabin als Kapseln erhalten hatten, betrugen im Steady-State die maximalen Plasmakonzentrationen von Emtricitabin (Cmax) 1,8 ± 0,7 µg/ml, die Minimalkonzentrationen (Cmin) 0,09 ± 0,07 µg/ml und die Fläche unter der Plasmakonzentrations-Zeit-Kurve (AUC) während eines 24stündigen Dosisintervalls 10,0 ± 3,1 µg•h/ml. Die minimalen Steady-State-Plasmakonzentrationen erreichten Werte, die etwa um das Vierfache über den Invitro-IC90-Werten für die Anti-HIV-Aktivität lagen.
Die absolute Bioverfügbarkeit von Emtricitabin aus Emtriva Kapseln wird auf 93% geschätzt.
Einfluss von Nahrung
Da die systemische Exposition (AUC0-∞) gegenüber Emtricitabin bei gleichzeitiger Einnahme von Emtriva Kapseln mit einer stark fetthaltigen Mahlzeit nicht beeinträchtigt wurde, können Emtriva Kapseln zu einer Mahlzeit oder unabhängig davon eingenommen werden.
Distribution
Im Konzentrationsbereich von 0,02-200 µg/ml lag die Proteinbindung von Emtricitabin an humane Plasmaproteine in vitro konzentrationsunabhängig bei <4%. Das mittlere Plasma-Blut-Konzentrationsverhältnis lag bei etwa 1,0 und das mittlere Sperma-Plasma-Konzentrationsverhältnis bei ungefähr 4,0.
Das apparente Verteilungsvolumen nach intravenöser Anwendung von Emtricitabin belief sich auf 1,4 ± 0,3 l/kg, was darauf schliessen lässt, dass Emtricitabin stark im gesamten Körper verteilt wird, sowohl in intrazelluläre als auch extrazelluläre Flüssigkeitsräume.
Metabolismus
Emtricitabin wird nur in geringem Umfang metabolisiert. Die Biotransformation von Emtricitabin umfasst die Oxidation des Thiol-Anteils zu 3'-Sulfoxid-Diastereomeren (ca. 9% der Dosis) sowie die Konjugation mit Glucuronsäure zu 2'-O-Glucuronid (ca. 4% der Dosis).
Emtricitabin hemmte in vitro nicht die Metabolisierung von Arzneimitteln, die von einem der folgenden humanen CYP450-Isoenzyme vermittelt wird: 1A2, 2A6, 2B6, 2C9, 2C19, 2D6 und 3A4.
Emtricitabin hemmte auch nicht das für die Glucuronidierung verantwortliche Enzym Uridin-5'-Diphosphoglucuronyl-Transferase.
Elimination
Emtricitabin wird primär über die Nieren eliminiert, wobei die Dosis vollständig mit dem Urin (ca. 86%) und der Fäzes (ca. 14%) ausgeschieden wird. 13% der Emtricitabin-Dosis lagen im Urin in Form von drei Metaboliten vor. Die systemische Clearance von Emtricitabin betrug im Durchschnitt 307 ml/min (4,03 ml/min/kg). Nach oraler Anwendung liegt die Eliminations-Halbwertzeit bei ca. 10 Stunden.
Linearität/Nichtlinearität
Die Pharmakokinetik von Emtricitabin ist in einem Dosisbereich von 25-200 mg nach einmaliger oder wiederholter Anwendung proportional zur Dosis.
Intrazelluläre Pharmakokinetik
In einer klinischen Studie betrug die intrazelluläre Halbwertzeit von Emtricitabin-Triphosphat in Monozyten im peripheren Blut 39 Stunden. Die intrazelluläre Triphosphat-Konzentration stieg mit der Dosis an, erreichte jedoch bei Dosen von 200 mg oder mehr ein Plateau.
Kinetik spezieller Patientengruppen
Alter, Geschlecht und ethnische Zugehörigkeit
Im Allgemeinen ähnelt die Pharmakokinetik von Emtricitabin bei Kleinkindern, Kindern und Jugendlichen (im Alter von 4 Monaten bis zu 18 Jahren) der von Erwachsenen.
Die mittlere AUC bei 77 Kleinkindern, Kindern und Jugendlichen, die einmal täglich 200 mg Emtricitabin als Kapsel erhalten hatten, war vergleichbar mit der mittleren AUC von 10 μg•h/ml bei 20 Erwachsenen, die einmal täglich eine 200 mg-Kapsel eingenommen hatten.
Es liegen keine pharmakokinetischen Daten über ältere Menschen vor.
Zwar lagen bei Frauen die mittleren Cmax- und Cmin-Werte ungefähr 20% und die mittlere AUC 16% über den Werten der männlichen Patienten, doch dieser Unterschied wurde nicht als klinisch signifikant eingestuft. Es wurden keine klinisch signifikanten pharmakokinetischen Unterschiede auf Grund der ethnischen Zugehörigkeit festgestellt.
Leberfunktionsstörungen
Die Pharmakokinetik von Emtricitabin wurde bei Patienten ohne HBV-Infektion, die unterschiedlich stark ausgeprägte Leberinsuffizienzen aufwiesen, nicht untersucht. Im Allgemeinen ähnelte die Pharmakokinetik von Emtricitabin bei HBVinfizierten Patienten der von gesunden und HIVinfizierten Probanden.
Nierenfunktionsstörungen
Erwachsene
Die pharmakokinetischen Parameter wurden nach Anwendung einer Einzeldosis von 200 mg Emtricitabin als Kapsel bei 30 nicht HIVinfizierten Patienten ermittelt, die eine unterschiedlich ausgeprägte Niereninsuffizienz aufwiesen. Die Probanden wurden dabei auf Basis der Kreatinin-Clearance (Clcr) bei Studienbeginn gruppiert (normale Nierenfunktion bei Werten >80 ml/min; leichte Nierenfunktionsstörung bei 50-80 ml/min; mittelgradige Funktionsstörung bei 30-49 ml/min, schwerwiegende Funktionsstörung bei <30 ml/min sowie hämodialysepflichtige funktionale Anephrie bei <15 ml/min).
Die systemische Exposition gegenüber Emtricitabin (Mittel ± Standardabweichung) lag bei Patienten mit normaler Nierenfunktion bei 11,8 ± 2,9 µg•h/ml und stieg bei Patienten mit leichter Nierenfunktionseinschränkung auf 19,9 ± 1,1µg•h/ml, bei Patienten mit mittelgradiger Nierenfunktionseinschränkung auf 25,0 ± 5,7 µg•h/ml und bei Patienten mit schwerer Nierenfunktionsstörung auf 34,0 ± 2,1 µg•h/ml.
Bei ESRD-Patienten, die eine Hämodialyse erhielten, wurden nach dreistündiger Dialysebehandlung etwa 30% der Emtricitabin-Dosis im Dialysat wiedergefunden, wobei die Dialyse innerhalb von 1,5 Stunden nach Einnahme von Emtricitabin begonnen wurde (bei einer Blutflussrate von 400 ml/min und einer Dialysat-Flussrate von ca. 600 ml/min).
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