PharmakokinetikNikotinsäure wird nach oraler Einnahme rasch und zu mindestens 60–76% der Dosis resorbiert. Bei einmal täglicher Gabe von 1000, 1500 und 2000 mg Niaspan (verabreicht als zwei 500 mg-, zwei 750 mg- bzw. zwei 1000 mg-Tabletten) betrugen die maximalen Serumkonzentrationen im Steady-state 0,6 bzw. 4,9 bzw. 15,5 µg/ml.
Bioverfügbarkeitsstudien mit Einmalgabe haben gezeigt, dass die unterschiedlichen Tablettenstärken von Niaspan nicht gegeneinander austauschbar sind.
Distribution
Studien mit radioaktiv markierter Nikotinsäure an Mäusen zeigen, dass sich Nikotinsäure und ihre Metaboliten in Leber, Niere und Fettgewebe anreichern.
Metabolismus
Das pharmakokinetische Profil der Nikotinsäure ist aufgrund seines raschen und ausgeprägten Spezies- und Dosis-abhängigen First-Pass-Metabolismus komplex. Beim Menschen erfolgt die Metabolisierung über 2 Wege:
Der erste Metabolisierungsweg führt über einen einfachen Konjugations-Schritt mit Glyzin zu Nikotinursäure. Nikotinursäure wird mit dem Urin ausgeschieden, wobei auch ein geringer Anteil wieder in Nikotinsäure rückverwandelt werden kann. Vieles deutet darauf hin, dass dieser Metabolisierungsweg zur Entstehung von Flush führt.
Der zweite Weg führt zur Bildung von Nikotinamid-Adenin-Dinukleotid (NAD). Überwiegt dieser Metabolisierungsweg, kann Hepatotoxizität auftreten. Es ist unklar, ob Nikotinamid als Vorläufer oder in Folge der Synthese von NAD gebildet wird. Nikotinamid wird weiter mindestens zu N-Methylnikotinamid (MNA) und Nikotinamid-N-Oxid (NNO) metabolisiert. Die Metabolisierung von MNA erfolgt zu zwei Verbindungen, dem N-Methyl-2-Pyridon-5-Carboxamid (2PY) und N-Methyl-4-Pyridon-5-Carboxamid (4PY). Beim Menschen überwiegt die Bildung von 2PY gegenüber 4PY. Nikotinamid besitzt keine lipidsenkende Wirkung. Die Wirkung anderer Metaboliten ist unbekannt.
In Dosierungen, die zur Behandlung von Fettstoffwechselstörungen eingesetzt werden, sind beide Metabolisierungswege sättigbar, was nach einer Mehrfachdosierung von Niaspan die nicht-lineare Beziehung zwischen Dosis und Nikotinsäure-Plasmaspiegeln erklärt.
Die modifizierte Freisetzung von Niaspan bewirkt, dass die Resorptionsrate von Nikotinsäure etwas verlangsamt und die Auslastung beider Metabolisierungswege ausbalanciert wird, mit dem Ziel, einerseits Flush und andererseits das Risiko einer Lebertoxizität zu minimieren.
Elimination
Nikotinsäure und ihre Metaboliten werden rasch mit dem Urin ausgeschieden. Nach Einzel- und Mehrfachdosierungen wurden ungefähr 60–76% einer Niaspan-Dosis im Urin als Nikotinsäure und in Form von Metaboliten nachgewiesen. Nach Mehrfachdosierung betrug der Anteil unveränderter Nikotinsäure bis zu 12%. Der Anteil der Metaboliten im Urin war abhängig von der verabreichten Dosis.
Kinetik spezieller Patientengruppen
Plasmakonzentrationen von Nikotinsäure und ihrer Metaboliten im Steady-state sind nach Einnahme von Niaspan bei Frauen generell höher als bei Männern, wobei das Ausmass des Unterschieds in Abhängigkeit von Dosis und Art des Metaboliten variiert. Die renale Ausscheidung von Nikotinsäure und der Metaboliten ist jedoch normalerweise bei Männern und Frauen ähnlich, was auf vergleichbare Absorption bei beiden Geschlechtern hinweist. Die beobachteten Unterschiede in den Plasmaspiegeln von Nikotinsäure und ihrer Metaboliten dürften auf geschlechtsspezifische Unterschiede hinsichtlich der Metabolisierungsrate oder des Verteilungsvolumens zurückzuführen sein.
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