Eigenschaften/WirkungenATC-Code
C10AA03
HMG-CoA-Reduktasehemmer (Statin)
Wirkungsmechanismus
Pravastatin Zentiva mit dem Wirkstoff Pravastatin ist ein HMG-CoA-Reduktasehemmer (Statin) und hemmt kompetitiv das Enzym HMG-CoA-Reduktase, welches den geschwindigkeits-bestimmenden Schritt der Cholesterin-Biosynthese katalysiert. Pravastatin führt aufgrund zweier Mechanismen zu einer Lipidsenkung: Die Hemmung der HMG-CoA-Reduktase führt via eines mässigen Rückgangs des intrazellulären Cholesterin-Pools zu einer kompensatorischen Zunahme von LDL-Rezeptoren auf den Zelloberflächen, und die Clearance sowie der Katabolismus von zirkulierendem LDL wird gefördert. Zudem hemmt Pravastatin die LDL-Neusynthese, indem es die Synthese von VLDL, einer Vorstufe von LDL, in der Leber hemmt. In-vitro Versuche und Tierversuche zeigten, dass das hydrophile Pravastatin eine hohe Gewebeselektivität zu Leber und Ileum aufweist, d.h. zu denjenigen Geweben mit der höchsten Cholesterin-Synthese im Körper. Im Gegensatz zu anderen Statinen wird in den übrigen Geweben (z.B. Linse, Testes, Muskeln) nur eine geringe oder keine Aktivität beobachtet.
Im Tierversuch war Pravastatin in der Zerebrospinalflüssigkeit nicht nachweisbar.
Pravastatin beeinflusst die Plasmaspiegel von Lipoprotein (a) und Fibrinogen, welche bekannte unabhängige biochemische Risiko-Marker für koronare Herzkrankheit sind, nicht nachteilig.
Pharmakodynamik
Keine Angaben.
Klinische Wirksamkeit
Klinische Studie zur primären Hypercholesterinämie bei Erwachsenen
Dosis-/Wirkungsbeziehung von Pravastatin*, Verabreichung 1× täglich vor dem Schlafengehen
Dosis
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Gesamtcholesterin
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LDL-C
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HDL-C
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TG
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10 mg
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-16%
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-22%
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+7%
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-15%
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20 mg
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-24%
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-32%
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+2%
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-11%
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40 mg
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-25%
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-34%
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+12%
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-24%
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* Abweichung vom Basiswert nach 8-wöchiger Behandlung
Eine therapeutische Wirkung ist innerhalb von 1 Woche erkennbar. Die maximale Wirkung tritt oft bereits nach 4 Wochen Therapie auf und wird über ausgedehnte Behandlungszeiträume aufrechterhalten. Zusätzlich vermindert Pravastatin die Plasmakonzentration von Apolipoprotein B.
Weitere klinische Studien
Pravastatin reduzierte bei Patienten mit mässiger Hypercholesterinämie und atherosklerose-bedingter kardiovaskulärer Erkrankung und bei Patienten nach Myokardinfarkt mit durchschnittlichem (normalem) Cholesterin sowohl die Atherosklerose-Progression als auch die kardiovaskulären Ereignisse. Zudem reduziert Pravastatin das Risiko für Gesamtmortalität, Tod durch koronare Herzkrankheit (KHK), wiederholte koronare Ereignisse (inkl. Myokardinfarkt) sowie die Häufigkeit eines Hirnschlags oder transienter ischämischer Attacken (TIA), die Notwendigkeit für myokardiale Revaskularisationsinterventionen (Bypass, PTCA) und die Notwendigkeit einer Hospitalisation infolge instabiler Angina pectoris bei Patienten mit vorangegangenem Myokardinfarkt oder instabiler Angina pectoris.
In der WOSCOP-Studie (West of Scotland Coronary Prevention Study) wurden 6595 männliche Patienten (45-64 Jahre) mit mittelschwerer bis schwerer Hypercholesterinämie (Gesamtcholesterin 7,0 ± 0,6 mmol/l) ohne vorangegangenem Myokardinfarkt untersucht.
Die Patienten erhielten zusätzlich zur Standardbehandlung (inkl. Diätempfehlungen) entweder Pravastatin (n= 3302) 1× täglich 40 mg oder Placebo (n= 3293) während einer medianen Zeitdauer von 4,8 Jahren.
Resultate der WOSCOP-Studie
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Reduktion
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p-Wert
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Primärer Endpunkt: Tod wegen koronarer Herzkrankheit oder nicht-tödlicher Myokardinfarkt
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-31%
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<0,001
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Kardiovaskuläre Mortalität (inkl. Hirnschlag)
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-32%
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0,03
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Gesamtmortalität*
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-24%
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0,04
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Bypass oder PTCA
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-37%
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0,009
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Koronarangiographie
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-31%
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0,007
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Nicht-kardiovaskuläre Mortalität
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-11%
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p = 0,54 (nicht signifikant)
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* Korrigiert nach Risikofaktoren
Der Effekt trat bereits innerhalb der ersten 6 Behandlungsmonate auf. Pravastatin reduzierte das Risiko für schwere koronare Ereignisse in ähnlichem Ausmass über den gesamten Bereich der Ausgangswerte von LDL-Cholesterin und unabhängig von den untersuchten Altersgruppen.
PLAC-I (Pravastatin Limitation of Atherosclerosis in the Coronary Arteries) und PLAC-II (Pravastatin Limitation of Atherosclerosis in the Carotid Arteries) sind randomisierte, doppelblinde, placebo-kontrollierte Regressionsstudien bei Patienten mit Hypercholesterinämie.
Resultate der PLAC-I und PLAC-II-Studien
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PLAC-I
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PLAC-II
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Koronare Herzkrankheit, Angiographie
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Status nach Myokardinfarkt oder angiographische koronare Herzkrankheit und Karotis-Sklerose
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Patientenzahl
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408
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151
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Dosierung
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40 mg
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10-40 mg
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Myokardinfarkt*
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Placebo: 10,5% Pravastatin: 2,7% p = 0,006
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Placebo: 13,3% Pravastatin: 2,7% p = 0,018
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Nicht-tödlicher Myokardinfarkt und Gesamtmortalität
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Placebo: 11,6% Pravastatin: 4,4% p = 0,02
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Placebo: 17,1% Pravastatin: 6,7% p = 0,049
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* 3-Jahres-Rate nach Kaplan-Meier
In der CARE-Studie (Cholesterol and Recurrent Events) wurden 4159 Männer und Frauen, die nach einem Myokardinfarkt einen Gesamtcholesterinspiegel unter 6,2 mmol/l hatten (d.h. mit einer nach einem Myokardinfarkt üblichen Cholesterinkonzentration) während durchschnittlich 4,9 Jahren mit Pravastatin 1× 40 mg täglich behandelt. Der durchschnittliche Gesamtcholesterin-Ausgangswert lag bei 5,4 mmol/l. Die Risikoreduktion für diesen Endpunkt war sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern signifikant.
Resultate der CARE-Studie
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Reduktion
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p-Wert
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Primärer Endpunkt: Tod wegen koronarer Herzkrankheit oder nicht-tödlicher Myokardinfarkt
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-24%
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0,003
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Bypass oder PTCA
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-27%
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<0,001
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Hirnschlag
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-31%
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0,03
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Eine Multivarianz-Analyse der CARE-Daten zeigte, dass die erreichte LDL-Konzentration (Senkung auf ca. 3,2 mmol/l) ein signifikanter, aber nicht linearer Indikator für die Rate von Koronarereignissen ist. Unter der Voraussetzung, dass eine LDL-Konzentration von ca. 3,2 mmol/l erreicht wird (in CARE bei über 90% der Patienten unter Pravastatin erreicht), können evtl. auch Dosen von unter 40 mg Pravastatin eine Reduktion des Risikos für Koronarereignisse bewirken.
In der LIPID-Studie (Long Term Intervention with Pravastatin in Ischemic Disease) wurde der Effekt von Pravastatin an 9014 Männern und Frauen mit normalem bis erhöhtem Serumcholesterinwert (Ausgangswert des Gesamt-Cholesterins = 4,0−7,0 mmol/l oder 155-271 mg/dl; durchschnittliches Gesamt-Cholesterin = 5,6 mmol/l oder 218 mg/dl) untersucht, welche während der vorangegangenen 3-36 Monate entweder einen Myokardinfarkt erlitten hatten oder wegen instabiler Angina pectoris hospitalisiert wurden. Patienten mit einem weiten Bereich an Triglycerid-Ausgangswerten wurden eingeschlossen (<5,0 mmol/l [445 mg/dl]), und die Aufnahme wurde nicht durch die HDL-Cholesterin-Ausgangswerte eingeschränkt. Bei Studienbeginn nahmen 82% der Patienten Aspirin, 47% einen β-Blocker, 35% einen Kalzium-Antagonisten und 16% einen ACE-Hemmer ein. Die Patienten dieser multizentrischen, doppelblinden, placebo-kontrollierten Studie nahmen durchschnittlich 5,6 Jahre (Median = 5,9 Jahre) an der Studie teil.
Resultate der LIPID-Studie
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Reduktion
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p-Wert
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Primärer Endpunkt: Tod wegen koronarer Herzkrankheit
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-24%
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<0,001
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Koronare Ereignisse (Tod wegen koronarer Herzkrankheit oder nicht-tödlicher Myokardinfarkt)
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-24%
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<0,001
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Tödlicher oder nicht-tödlicher Myokardinfarkt
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-29%
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<0,001
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Kardiovaskuläre Mortalität
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-25%
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<0,001
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Gesamtmortalität
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-23%
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<0,0001
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Myokardiale Revaskularisationsinterventionen (Bypass oder PTCA)
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-20%
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<0,001
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Hirnschlag
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-19%
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<0,05
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Hospitalisation
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-15%
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<0,001
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Gesamtmortalität bei Patienten mit vorangegangenem Myokardinfarkt
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-21%
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<0,01
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Tödlicher oder nicht-tödlicher Myokardinfarkt bei Patienten mit vorangegangenem Myokardinfarkt
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-25%
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<0,001
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Gesamtmortalität bei Patienten mit vorangegangener Hospitalisation infolge instabiler Angina pectoris
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-26%
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<0,01
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Tödlicher oder nicht-tödlicher Myokardinfarkt bei Patienten mit vorangegangener Hospitalisation infolge instabiler Angina pectoris
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-37%
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<0,001
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Die Reduktion von KHK-Ereignissen durch Pravastatin in gewissen Subgruppen von LIPID (Alter, Geschlecht oder diabetischer Status) war konsistent, aber aufgrund der kleinen Patientenzahlen nicht signifikant.
Klinische Studien bei Kindern und Jugendlichen
In einer placebokontrollierten Doppelblindstudie wurden 214 pädiatrische Patienten ab 8 Jahren mit heterozygoter familiärer Hypercholesterinämie während 2 Jahren untersucht.
Diese Studie zeigte sowohl bei Kindern (ab 8 Jahren) als auch bei Jugendlichen eine signifikante durchschnittliche Reduktion des LDL-C um 22,9% und des Gesamt-Cholesterins um 17,2% und eine Reduktion von Apolipoprotein B.
Es zeigte sich keine Beeinflussung der untersuchten endokrinen Parameter [ACTH, Hydrocortison, DHEAS, FSH, LH, TSH, Östradiol (weibliche Population) oder Testosteron (männliche Population)]. Es fanden sich keine Unterschiede in der Entwicklung, der Testes (Grösse) oder in der Klassifizierung nach Tanner (Tanner's Score).
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