Eigenschaften/WirkungenATC-Code: J01FA10
Azithromycin ist ein Azalidenantibiotikum (Untergruppe der Makrolide) und unterscheidet sich chemisch von Erythromycin. Durch die Bindung an die Ribosomen (50S Untereinheit) wird die Verknüpfung der Aminosäuren an die wachsende Peptidkette verhindert und somit die Proteinsynthese der Bakterien gehemmt.
Pharmakodynamik
Das bakterielle «in vitro» Erregerspektrum
Bei der Standard-Diskmethode gelten für die 15 µg Azithromycin-Disk (nach Barry A.L.; Jones R.N.; 1988) folgende Interpretationswerte:
Hemmhofdurchmesser
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Sensibel ≥18 mm
Intermediär 14–17 mm
Resistent ≤13 mm
S. aureus ATCC 25923 kann als Kontrollorganismus eingesetzt werden und weist bei 15 µg Azithromycin-Disk nach CLSI Vol.11, No 17; 1991 (Performance Standards for Antimicrobial Susceptibility Testing) einen Hemmhofdurchmesser von 21–26 mm auf.
Bei der Verdünnungsmethode gelten (gemäss Barry A.L.; Jones R.N.; 1988) die folgenden Interpretationswerte:
MHK (mg/l)
--------------------------------------------
Sensibel ≤2
Intermediär 4
Resistent ≥8
S. aureus ATCC 29213 kann als Kontrollorganismus für die Verdünnungsmethode eingesetzt werden. Nach CLSI Vol. 11, No 17, 1991 (Performance Standards for Antimicrobial Susceptibility Testing) ergibt sich für die MHK Ermittlung der folgende Wert (Bereich):
MHK (mg/l)
--------------------------------------------
S. aureus ATCC 29213 0,25–1,0
Anmerkung: Die «in vitro» -Empfindlichkeit ist stark abhängig vom gewählten pH Wert im Kulturmedium. Deshalb ist der initiale pH Wert in einem Wachstumsmedium zwischen 7,2 und 7,4 einzustellen. Im Weiteren sollte der Partialdruck von COin der Inkubationsatmosphäre so tief wie möglich gehalten werden.
Sensible bakterielle Erreger (MHK Wert ≤2 mg/l)
MHK90
(mg/l)
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Grampositive bakterielle Erreger
Peptococcus sp./Peptostreptococcus sp. 2,00
Propionibacterium acnes 0,15
Staphylococcus aureus* 1,00
Streptococcus pneumoniae 0,12
Streptococcus pyogenes 0,12
(Streptokokken der Gruppe A)
Streptococcus agalactiae 0,50
(Streptokokken der Gruppe B)
alfa-hämolysierende Streptokokken 0,12
(S. viridans-Gruppe)
Streptokokken Gruppe C, F, G 0,25
* Methicillin-empfindliche Stämme
Gramnegative bakterielle Erreger
Bacteroides sp. 1,00
Bacteroides fragilis 2,00
Bordetella pertussis 0,015
Bordetella parapertussis 0,125
Chlamydia pneumoniae 0,25
Chlamydia trachomatis 0,12
Haemophilus ducreyi 0,003
Haemophilus influenzae* 1,00
Legionella pneumophila 0,25
Moraxella catarrhalis 0,50
Neisseria gonorrhoeae* 0,50
* Resistente Stämme von Neisseria
gonorrhoeae und Haemophilus influenzae
wurden isoliert.
Andere bakterielle Erreger
Mycoplasma pneumoniae 0,125
Ureaplasma urealyticum 0,50
Intermediär empfindliche bakterielle Erreger (MHK Wert 4 mg/l)
MHK90
(mg/l)
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Aeromonas sp.* 0,5–4,0
(Bereich)
Escherichia coli* 4,00
* Die MHK-Werte von E. coli und Aeromonas
sp. sind variabel. Eine «in-vitro»-Testung
der Empfindlichkeit ist deshalb angezeigt.
Andere bakterielle Erreger
Mycoplasma hominis 4,00
Resistente bakterielle Erreger (MHK-Wert ≥8 mg/l)
Proteus sp., Pseudomonas sp., Klebsiella sp., Enterobacter sp., (Klebsiella pneumoniae, Klebsiella oxytoca, Enterobacter cloacae), Citrobacter sp., Serratia marcescens u.a.m.
Kreuzresistenz zwischen Clarithromycin und Azithromycin wurde in Laborstudien beobachtet.
Azithromycin zeigt Kreuzresistenz mit erythromycinresistenten Gram-positiven Erregern einschliesslich Streptococcus faecalis (enterococcus) und den meisten methicillinresistenten Staphylokokken.
Mycobacterium avium Komplex
Für Mycobacterium avium besteht kein standardisierter antimikrobieller in-vitro -Empfindlichkeitstest.
Die gemessenen MHK-Werte von Azithromycin für Mycobacterium avium und Mycobacterium intracellulare Komplex liegen in einem breiten Bereich (5,3–128 mg/l). Es besteht eine direkte Korrelation zwischen der Wirksamkeit und der H-Konzentration im Kulturmedium. Die MHK-Werte bei Bestimmungen in Nährlösungen scheinen niedriger zu liegen als bei Bestimmungen in Agar. Extrazelluläre Konzentrationen von Azithromycin von nur 3% des in vitro MHK-Wertes führten zu guter intrazellulärer Elimination von M. avium in Makrophagen. Diese Wirksamkeit korreliert mit der ≥100-fachen Konzentration von Azithromycin in Makrophagen «ex-vivo» . Die prophylaktische und therapeutische Wirksamkeit von Azithromycin bei Mycobacterium avium Infektionen in Studien mit beigen Mäusen und immunsupprimierten Ratten war ebenfalls gut.
Kombinationen von Azithromycin und RNA Polymerase Inhibitoren (Rifabutin) waren wirksamer als der einzelne Wirkstoff allein und zwar sowohl in «ex vivo» als auch in «in vivo» Versuchen. Die Kombinationstherapie von Azithromycin mit Rifabutin kann jedoch wegen der Interaktion zwischen Rifabutin und Proteaseinhibitoren nicht empfohlen werden.
Die Wirksamkeit von Azithromycin «in vitro» gegen Mycobacterium avium korreliert nicht mit seiner «in vivo» Wirksamkeit.
Klinische Wirksamkeit
Die «in vivo» Wirksamkeit von Azithromycin korreliert mit den anhaltend hohen Azithromycin-Gewebekonzentrationen, einschliesslich den «in vivo» gemessenen intrazellulären Konzentrationen in Phagozyten. Nach oraler Verabreichung von 1,2 g Azithromycin an HIV positive Patienten überschritten die Azithromycin-Konzentrationen in den Leukozyten den MHK-Wert von M. avium. Nach einer Einmalgabe von 1200 mg Azithromycin blieben die durchschnittlichen Spiegel in den Leukozyten über 32 µg/ml beziehungsweise 16 µg/ml nach 60 Stunden beziehungsweise 4–5 Tagen.
In einer placebokontrollierten Studie an Patienten mit CD-Zahl <100/µl zeigte sich, dass die mit Azithromycin behandelten Patienten signifikant weniger häufig eine MAK-Bakteriämie entwickelten als die mit Placebo therapierten Patienten. Die kumulative Einjahres-Inzidenzrate einer disseminierten MAK-Erkrankung lag in der mit Azithromycin behandelten Gruppe bei 8,24% und in der Placebo-Gruppe bei 20,22%.
Bei Patienten mit einer Kombinationstherapie von Azithromycin und Rifabutin war die Wahrscheinlichkeit, eine MAK-Bakteriämie zu entwickeln, geringer als bei Patienten unter Monotherapie mit Azithromycin.
Die kumulative Einjahresinzidenz einer disseminierten MAK-Erkrankung lag in der mit Azithromycin behandelten Gruppe bei 7,62% und in der mit Azithromycin und Rifabutin behandelten Gruppe bei 2,75%. Die Prophylaxe beeinflusste die Überlebenszeit jedoch nicht. Aufgrund schlechter Verträglichkeit brachen jedoch die Patienten mit einer Kombinationstherapie die Behandlung häufiger ab.
In Prophylaxe-Studien gegen MAK-Infektionen war das Auftreten von anderen bakteriellen Infektionen unter der Behandlung mit Azithromycin ebenfalls verringert.
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