Eigenschaften/WirkungenATC-Code: L01XB01
Wirkungsmechanismus/Pharmakodynamik Procarbazin ist ein Zytostatikum aus der Gruppe der alkylierenden Substanzen und stellt ein Methylhydrazin-Derivat dar.
Es ist ein «Prodrug», welches durch Metabolisierungsvorgänge aktiviert wird. Die Aktivierungsschritte sind bislang noch nicht vollständig bekannt. Einen ersten Schritt stellt die Oxidation der Hydrazingruppe dar, die zur Bildung einer Azo-Verbindung führt. Dieser Schritt kann sowohl enzymatisch durch Reaktion mit dem Cytochrom-P450-System in Leber und Niere als auch spontan in Gegenwart von molekularem Sauerstoff unter Bildung von Wasserstoffperoxid erfolgen. Weitere Metabolisierung führt zu Methylazoxy- und Benzylazoxy-Verbindungen mit hoher zytotoxischer Aktivität sowie zur Bildung entweder eines Benzyldiazonium-Ions oder eines Methyl- oder eines 4-N-Isopropylcarbamoyl-benzyl-Radikals (ebenfalls aktive Verbindungen). Es wird ferner vermutet, dass die Methylazoxyverbindung zur Freisetzung einer diazomethanähnlichen Verbindung führt, die über stark methylierende Eigenschaften verfügt. Untersuchungen haben in diesem Zusammenhang postuliert, dass Procarbazin auf diese Weise die Transmethylierung von Methylgruppen des Methionins in die t-RNA zu hemmen vermag. Der daraus resultierende Defekt der t-RNA führt zum Abbruch der Proteinsynthese.
Zudem kann Procarbazin direkt die DNS durch kovalente Bindung eines oder mehrerer aktiver Metaboliten schädigen. So führt Procarbazin zu DNS-Einzelstrangbrüchen und hemmt die Transkription und Translation, wobei ungeklärt ist, ob es sich hierbei um sekundäre Effekte handelt.
Aktiviertes Procarbazin kann Chromosomenschäden wie Translokationen und Chromatidbrüche verursachen. Diese Wirkungen werden als verantwortlich für die mutagenen und karzinogenen Effekte von Procarbazin angesehen. Procarbazin wirkt zellzyklus-spezifisch.
Zusätzlich ist Procarbazin ein schwacher Inhibitor des Enzyms Monoaminooxidase (MAO) im Zentralnervensystem.
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