Warnhinweise und VorsichtsmassnahmenHydratation
Eine adäquate Flüssigkeitszufuhr während der Anwendung von Topiramat ist sehr wichtig. Die Flüssigkeitszufuhr kann das Risiko einer Nephrolithiasis reduzieren (siehe unten). Eine angemessene Flüssigkeitszufuhr vor und während Aktivitäten wie z.B. körperlichen Aktivitäten oder Wärmeexposition kann das Risiko von hitzebezogenen Nebenwirkungen reduzieren (siehe «Unerwünschte Wirkungen»). Hierauf ist insbesondere auch bei pädiatrischen Patienten zu achten.
Schwangerschaftsverhütungsprogramm
Topiramat ist ein Teratogen, das ein erhöhtes Risiko für kongenitale Fehlbildungen, Wachstumsbeeinträchtigungen und mögliche neurologische Entwicklungsstörungen bei Kindern mit sich bringt, die Topiramat in utero ausgesetzt sind (siehe «Schwangerschaft, Stillzeit»).
Bei Frauen im gebärfähigen Alter
·Vor Beginn einer Behandlung mit Topiramat sollte bei einer Frau im gebärfähigen Alter ein Schwangerschaftstest durchgeführt werden.
·Vor dem Beginn einer Behandlung mit Topiramat müssen Frauen umfassend über die Risiken im Zusammenhang mit der Anwendung von Topiramat während der Schwangerschaft informiert werden und diese verstanden haben (siehe «Kontraindikationen» und «Schwangerschaft, Stillzeit»). Dies beinhaltet die Notwendigkeit einer fachärztlichen Beratung, wenn eine Schwangerschaft geplant ist, um vor dem Absetzen der Kontrazeptiva den Wechsel zu alternativen Behandlungen zu besprechen, sowie die sofortige Kontaktaufnahme mit einem Facharzt bzw. einer Fachärztin, wenn die Frau schwanger wird oder vermutet, dass sie schwanger sein könnte. Die Behandlung soll nur in Absprache mit dem Arzt bzw. der Ärztin abgesetzt werden.
·Während einer Behandlung mit Topiramat muss eine höchst zuverlässige Kontrazeption angewendet werden. Dabei muss berücksichtigt werden, dass die Wirksamkeit von systemischen hormonellen Kontrazeptiva aufgrund pharmakokinetischer Interaktionen mit Topiramat vermindert sein kann (Induktion von CYP3A4). Frauen, die systemisch wirkende hormonelle Verhütungsmittel verwenden, sollten zusätzlich eine Barrieremethode anwenden.
Bei Mädchen
·Die verschreibenden Ärzte bzw. Ärztinnen müssen sicherstellen, dass die Eltern bzw. Betreuungspersonen von Mädchen, die Topiramat einnehmen, die Notwendigkeit verstehen, sich so schnell wie möglich an den Facharzt bzw. die Fachärztin zu wenden, sobald die erste Menstruationsblutung auftritt. Zu diesem Zeitpunkt sollten die Patientin und die Eltern bzw. Betreuungspersonen umfassend über die Risiken einer Topiramat-Exposition in utero und über die Notwendigkeit einer hochwirksamen Empfängnisverhütung informiert werden. Die Notwendigkeit einer Behandlung mit Topiramat sollte neu beurteilt und alternative Behandlungsmöglichkeiten sollten auch in Betracht gezogen werden.
Schulungsmaterial
·Für medizinisches Fachpersonal und Patientinnen (oder Eltern/Betreuungspersonen) steht Schulungsmaterial (Patientenleitfaden, Patientenkarte und Leitfaden für Angehörige der Gesundheitsberufe einschliesslich Formular zur Risikoaufklärung) über diese Massnahmen zur Verfügung. Die Patientenkarte und der Patientenleitfaden müssen allen Frauen im gebärfähigen Alter, die Topiramat einnehmen, sowie den Eltern/Betreuungspersonen von Mädchen zur Verfügung gestellt werden.
Für weitere Details siehe «Schwangerschaft, Stillzeit».
Nephrolithiasis
Bei manchen Patienten, vor allem bei solchen mit einer Prädisposition zu Nephrolithiasis, besteht ein erhöhtes Risiko der Entstehung von Nierensteinen und des Auftretens damit verbundener Symptome wie Nierenkolik, Nieren- und Lendenschmerzen.
Risikofaktoren für eine Nephrolithiasis sind eine vorangegangene Nierensteinbildung, bekannte Fälle von Nierensteinen in der Familie und Hyperkalzurie (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen – Metabolische Azidose und ihre Folgen»). Keiner dieser Risikofaktoren erlaubt aber eine zuverlässige Prognose darüber, ob während der Behandlung mit Topiramat auch tatsächlich Nierensteine entstehen. Bei Patienten, die noch andere mit Nephrolithiasis in Zusammenhang zu bringende Arzneimittel einnehmen, kann das Risiko noch grösser sein. (siehe «Metabolische Azidose und ihre Folgen» und «Interaktionen - Andere Interaktionen»).
Metabolische Azidose und ihre Folgen
Unter der Behandlung mit Topiramat wurde eine hyperchlorämische metabolische Azidose mit normaler Anionenlücke (d.h. Absinken des Serum-Bikarbonatspiegels auf Werte unterhalb des Normbereichs ohne Vorliegen einer respiratorischen Alkalose) beobachtet. Dieser Abfall des Serum-Bikarbonatspiegels wird durch die hemmende Wirkung von Topiramat auf die renale Carboanhydrase hervorgerufen. Im Allgemeinen tritt der Abfall des Bikarbonatspiegels zu Beginn einer Topiramat-Therapie ein; ein Auftreten ist jedoch zu jedem Behandlungszeitpunkt möglich. Der Abfall des Bikarbonatspiegels ist in der Regel gering bis moderat mit einem durchschnittlichen Absinken der Werte um 4 mmol/l bei Tagesdosen von 100 mg oder darüber bei Erwachsenen bzw. ca. 6 mg/kg bei Kindern. Ein Abfallen der Werte unter 10 mmol/l wurde selten beobachtet. Beschwerden oder Therapien, die die Ausbildung einer Azidose begünstigen (z.B. Nierenerkrankungen, schwere Erkrankungen des respiratorischen Systems, Status epilepticus, Diarrhö, chirurgische Eingriffe, ketogene Diät oder bestimmte Arzneimittel) können die Bikarbonatsenkende Wirkung von Topiramat verstärken.
Symptome einer akuten oder chronischen, metabolischen Azidose können Hyperventilation, unspezifische Symptome wie Müdigkeit oder Anorexie, oder solche mit ernsteren Folgen wie Herzrhythmusstörungen oder Stupor umfassen. Eine chronische, unbehandelte metabolische Azidose kann das Risiko für Nephrolithiasis oder Nephrokalzinose erhöhen (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen – Nephrolithiasis») und kann zu Osteomalazie oder Osteoporose mit einem erhöhten Risiko von Frakturen führen.
Eine chronische metabolische Azidose kann das Wachstum bei pädiatrischen Patienten verringern. Mit pädiatrischen Patienten im Alter von 6 bis 15 Jahren wurde eine einjährige, offene Studie durchgeführt (siehe «Unerwünschte Wirkungen»). Die Auswirkungen von Topiramat auf Wachstum und Knochen sind bei Erwachsenen nicht systematisch untersucht worden.
Die gleichzeitige Anwendung von Topiramat Spirig HC mit anderen Carboanhydrase-Hemmern wie Acetazolamid und Sultiam kann das Risiko einer Nierenstein-Bildung erhöhen und sollte daher vermieden werden.
Je nach vorbestehenden Beschwerden ist bei einer Therapie mit Topiramat eine angemessene Untersuchung, einschliesslich der Messung der Serum-Bikarbonatspiegel, empfohlen. Wenn sich eine metabolische Azidose entwickelt und fortbesteht, sollte eine Verringerung der Dosis oder die Beendigung der Behandlung mit Topiramat in Betracht gezogen werden (Dosis ausschleichen).
Falls die Topiramatbehandlung trotz des Vorliegens einer persistierenden Azidose weitergeführt werden soll, ist eine alkalisierende Therapie in Betracht zu ziehen.
Hyperammonämie und Enzephalopathie
Über Hyperammonämie mit oder ohne Enzephalopathie wurde im Zusammenhang mit einer Topiramatbehandlung berichtet (siehe «Unerwünschte Wirkungen»). Das Risiko für Hyperammonämie unter Topiramat scheint dosisabhängig zu sein. Über Hyperammonämie wurde häufiger berichtet, wenn Topiramat gleichzeitig mit Valproinsäure angewendet wurde (siehe «Interaktionen»).
Die klinischen Symptome einer hyperammonämischen Enzephalopathie beinhalten häufig akute Veränderungen des Bewusstseinsgrads und/oder kognitiver Funktion zusammen mit Lethargie. In den meisten Fällen klang die hyperammonämische Enzephalopathie nach Absetzen der Behandlung wieder ab. Bei Patienten, die im Zusammenhang mit der Topiramat-Monotherapie oder -Zusatztherapie unerklärliche Lethargie oder Veränderungen im mentalen Status entwickeln, wird empfohlen, eine hyperammonämische Enzephalopathie in Betracht zu ziehen und den Ammonium-Spiegel zu bestimmen.
Akute Myopie und sekundäres Winkelblockglaukom Syndrom
Bei Patienten, die mit Topiramat behandelt wurden, beobachtete man das Syndrom einer akuten Myopie verbunden mit einem sekundären Winkelblockglaukom. Es zeigten sich Symptome wie plötzliche Verschlechterung der Sehschärfe und/oder Augenschmerzen. Zu den ophthalmologischen Befunden können einige oder alle der folgenden gehören: Myopie, Mydriasis, Abflachung der Vorderkammer, Hyperämie am Auge (Rötung), choroidale Ablösungen, retinale Pigmentepithelablösungen, Makulastriae und erhöhter intraokulärer Druck. Das Syndrom kann assoziiert sein mit einer Schwellung des Ziliarkörpers, wodurch Linse und Iris nach vorne verschoben werden und ein sekundäres Winkelblockglaukom resultiert. Diese Symptome entwickeln sich typischerweise innerhalb eines Monates nach Beginn der Topiramat-Therapie. Im Gegensatz zum primären Engwinkelglaukom, das selten im Alter unter 40 Jahren auftritt, wurde das mit Topiramat assoziierte sekundäre Winkelblockglaukom bei Kindern und Erwachsenen beobachtet. In den meisten Fällen ist bei raschem Behandlungsbeginn ein reversibler Verlauf dokumentiert. Die Behandlung beinhaltet das Absetzen von Topiramat Spirig HC, so schnell wie es gemäss der Beurteilung des Arztes möglich ist, und angemessene Massnahmen, um den intraokulären Druck zu verringern. Durch diese Massnahmen lässt sich der intraokuläre Druck im Allgemeinen vermindern.
Gesichtsfeldausfälle
Bei Patienten, die Topiramat erhielten, wurden unabhängig vom erhöhten Augeninnendruck Gesichtsfeldausfälle berichtet. In klinischen Studien erwiesen sich die meisten dieser Ereignisse nach Absetzen von Topiramat als reversibel. Falls während der Behandlung mit Topiramat Sehstörungen auftreten, soll ein Absetzen des Arzneimittels in Betracht gezogen werden.
Hypohidrose/Anhidrose und Hyperthermie
Im Zusammenhang mit der Anwendung von Topiramat wurde über Hypohidrose und Anhidrose berichtet. Vermindertes Schwitzen und Hyperthermie können insbesondere bei kleinen Kindern auftreten, die hohen Umgebungstemperaturen ausgesetzt sind.
Vorsicht ist geboten, wenn Topiramat mit Arzneimitteln kombiniert wird, welche die Regulation der Körpertemperatur über die Schweissbildung beeinflussen können, wie z.B. Carboanhydrase-Hemmer oder Anticholinergika.
Kalorische Ergänzung
Während der Therapie sollten Patienten auf Gewichtsverlust kontrolliert werden, und bei Patienten mit Gewichtsverlust diätetische Massnahmen oder gesteigerte Nahrungsaufnahme in Betracht gezogen werden.
Stimmungsstörungen/Depression
In Placebo-kontrollierten Studien war die Inzidenz an Stimmungsstörungen und Depressionen unter Topiramat mit 11% (793/7161) höher als unter Placebo mit 6% (170/2661). Daher ist Vorsicht besonders bei Anwendung von Topiramat Spirig HC bei Patienten mit vorbestehender depressiver Verstimmung geboten.
Suizid/Suizidgedanken
Antiepileptika einschliesslich Topiramat Spirig HC, erhöhen bei Patienten, die diese Arzneimittel in verschiedenen Indikationen einnehmen, das Risiko für Suizidgedanken oder suizidales Verhalten. Eine Metaanalyse randomisierter Placebo-kontrollierter Studien mit Antiepileptika zeigte ein erhöhtes Risiko für Suizidgedanken und suizidales Verhalten (0,43% unter Antiepileptika versus 0,24% unter Placebo). Der Mechanismus für die Auslösung dieser unerwünschten Wirkung ist nicht bekannt.
In doppelblinden klinischen Studien traten bei mit Topiramat behandelten Patienten suizidbezogene Ereignisse (Suizidgedanken, Suizidversuche und Suizid) mit einer Häufigkeit von 0,5% (46 von 8’652 behandelten Patienten) im Vergleich zu 0,2% bei mit Placebobehandelten Patienten (8 von 4’045 behandelten Patienten) auf. Ein vollzogener Suizid eines Patienten unter Topiramat wurde in einer doppelblinden Studie zu bipolaren Störungen gemeldet.
Patienten sollten deshalb auf Anzeichen für Suizidgedanken und suizidales Verhalten, Auftreten oder Verschlechterung einer Depression sowie ungewöhnliche Stimmungsschwankungen überwacht werden, und eine entsprechende Behandlung sollte erwogen werden. Patienten (und deren Betreuungspersonen) sollten angewiesen werden, bei Auftreten von Anzeichen für Suizidgedanken oder suizidales Verhalten unverzüglich ärztlichen Rat einzuholen.
Schwerwiegende Hautreaktionen
Bei Patienten unter Behandlung mit Topiramat wurden schwerwiegende Hautreaktionen (Stevens-Johnson-Syndrom (SJS) und toxische epidermale Nekrolyse (TEN)) berichtet. Die meisten Fälle traten bei Patienten auf, die gleichzeitig andere Medikamente einnahmen, von denen bekannt ist, dass sie mit SJS und TEN in Verbindung stehen. Es gab ausserdem mehrere Fälle bei Patienten unter Monotherapie. Es wird empfohlen, die Patienten über die Anzeichen schwerwiegender Hautreaktionen zu informieren. Bei Verdacht auf SJS oder TEN sollte die Anwendung von Topiramat Spirig HC beendet werden.
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