Warnhinweise und VorsichtsmassnahmenJeder Hormonersatztherapie (HRT) sollte eine Untersuchung des klinischen Allgemeinzustandes und eine gründliche gynäkologische Untersuchung vorangehen. Diese sind mindestens jährlich zu wiederholen. Die Eigen- und Familienanamnese sollten ebenfalls berücksichtigt werden. Bei jeder Patientin muss vor jeder HRT das Nutzen/Risiko-Verhältnis sorgfältig abgewogen werden.
Bei Frauen unter HRT ist in regelmässigen Intervallen eine sorgfältige Risikobeurteilung erforderlich, um die Notwendigkeit der Hormonersatztherapie neu einschätzen zu können. Es sollte immer die niedrigste wirksame Dosis und die kürzest mögliche Behandlungsdauer gewählt werden.
Gründe für das sofortige Absetzen der Therapie:
Bei Auftreten einer Kontraindikation sowie in folgenden Situationen muss die Therapie abgebrochen werden:
·Symptome eines venösen oder arteriellen thromboembolischen Ereignisses bzw. bei Verdacht hierauf; hierzu gehören auch:
erstmaliges Auftreten migräneartiges oder häufigeres Auftreten ungewohnt starker Kopfschmerzen,
plötzlicher partieller oder vollständiger Visusverlust,
plötzliche Hörstörungen,
·klinisch relevanter Blutdruckanstieg;
·Verschlechterung der Leberfunktionswerte, Auftreten einer Hepatitis oder eines Ikterus;
·erkennbares Wachstum von Myomen;
·Zunahme von epileptischen Anfällen;
·Schwangerschaft.
Situationen, die eine spezielle Überwachung erfordern:
Falls eine der folgenden Situationen bzw. Erkrankungen vorliegt oder früher vorlag und/oder sich während einer Schwangerschaft oder einer vorangegangenen Hormonbehandlung verschlechtert hat, muss die Patientin besonders engmaschig überwacht werden, da diese Symptome während der Behandlung mit Lenzetto erneut auftreten bzw. sich verschlechtern könnten:
- gutartige Veränderungen der Brust,
- Endometriumhyperplasie in der Anamnese,
- Risikofaktoren für östrogenabhängige Tumore (z.B. Mammakarzinom bei Verwandten ersten Grades),
- Leiomyom des Uterus oder Endometriose,
- Risikofaktoren für thromboembolische Erkrankungen,
- Hypertonie,
- Migräne,
- Diabetes mellitus mit oder ohne vaskuläre Beteiligung,
- Erkrankungen der Leber oder der Gallenblase,
- systemischer Lupus erythematodes,
- Asthma,
- Epilepsie,
- schwere chronische Depression,
- Chorea Sydenham,
- Otosklerose.
Bei einer Verschlechterung oder beim erstmaligen Auftreten der nachfolgend genannten Erkrankungen oder Risikofaktoren muss das individuelle Nutzen/Risiko-Verhältnis erneut beurteilt und die Behandlung gegebenenfalls abgebrochen werden.
Tumorerkrankungen:
Brustkrebs
Sowohl randomisierte, kontrollierte als auch epidemiologische Studien ergaben bei Frauen, die über mehrere Jahre eine HRT anwandten, ein erhöhtes Brustkrebsrisiko. Das Risiko ist insbesondere bei einer Anwendungsdauer von mehr als 5 Jahren erhöht. In einer Metaanalyse von epidemiologischen Studien lag das relative Risiko (RR) bei Frauen, welche eine HRT während 5 oder mehr Jahren anwandten, bei 1.35 (95% Cl 1.21-1.49). In einzelnen Studien wurde eine Risikoerhöhung aber auch bereits nach kürzerer Therapiedauer (1-4 Jahre) beobachtet. Dabei war im Allgemeinen die Risikoerhöhung unter einer kombinierten Östrogen-Gestagen-Therapie höher als unter einer ÖstrogenMonotherapie.
Bei allen Patientinnen sollten deshalb vor Beginn einer HRT sowie danach jährlich Brustuntersuchungen durch den Arzt/die Ärztin und monatliche Selbstuntersuchungen der Brust durchgeführt werden. Die Anwenderinnen sollen darüber aufgeklärt werden, welche Veränderungen der Brust sie ihrem Arzt/ihrer Ärztin mitteilen müssen. Abhängig vom Alter und den jeweiligen Risikofaktoren kann zusätzlich eine Mammographie indiziert sein.
Zwei grosse Metaanalysen epidemiologischer Studien zeigten, dass das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, mit der Dauer der HRT zunimmt und nach Absetzen der HRT abnimmt.
Die Zeit bis zur Rückkehr auf das altersentsprechende Grundrisiko ist dabei von der Dauer der vorherigen Anwendung der HRT abhängig. Bei einer Anwendungsdauer von mehr als 5 Jahren kann das Risiko nach dem Absetzen noch für 10 oder mehr Jahre erhöht sein.
Die Women’s Health Initiative (WHI) Studie, eine grosse, prospektive, placebokontrollierte, randomisierte Studie, zeigte unter kombinierter HRT mit konjugierten Östrogenen (CEE) und Medroxyprogesteronacetat (MPA) nach einer durchschnittlichen Behandlungsdauer von 5,6 Jahren eine Zunahme von invasiven Mammakarzinomen in der Östrogen-Gestagen-Gruppe im Vergleich zu Placebo (RR 1,24 [95% KI 1,02–1,50]). Bei einer Monotherapie war das Risiko hingegen nicht erhöht (RR 0,77 [95% KI 0,59–1,01]).
Die Million Women Study, eine nicht-randomisierte Kohorten-Studie, rekrutierte 1’084’110 Frauen. Das durchschnittliche Alter der Frauen bei Eintritt in die Studie war 55,9 Jahre. Die Hälfte der Frauen erhielt vor oder zum Zeitpunkt des Studieneintrittes eine HRT, die übrigen Frauen hatten nie eine HRT erhalten. Nach einer durchschnittlichen Beobachtungszeit von 2,6 bzw. 4,1 Jahren wurden 9’364 Fälle von invasivem Brustkrebs und 637 Todesfälle in Folge von Brustkrebs registriert. Frauen, die bei Aufnahme in die Studie eine HRT anwandten, zeigten ein höheres Risiko in Bezug auf Morbidität (RR 1,66 [95% KI 1,58–1,75]) und möglicherweise in geringerem Ausmass auch für die Mortalität in Folge von Brustkrebs (RR 1,22 [95% KI 1,00–1,48]) verglichen mit Frauen, die nie eine solche Behandlung angewandt hatten. Das höchste Risiko wurde unter kombinierter Östrogen-Gestagen-Therapie beobachtet (RR 2,00 [95% KI 1,88–2,12]). Für eine Östrogen-Monotherapie betrug das relative Risiko 1,30 (95% KI 1,21–1,40).
Die Resultate fielen für verschiedene Östrogene und Gestagene, für unterschiedliche Dosierungen und Verabreichungswege sowie für kontinuierliche und sequentielle Therapien ähnlich aus. Bei allen Arten der HRT stieg das Risiko mit zunehmender Dauer der Anwendung.
Eine HRT, insbesondere eine kombinierte Estrogen-Gestagen-Therapie, erhöht die Dichte der mammographischen Bilder, was den radiologischen Nachweis von Mammakarzinomen in manchen Fällen beeinträchtigen kann.
Endometriumkarzinom
Bei nichthysterektomierten Frauen ist unter einer Östrogen-Monotherapie das Risiko für ein Endometriumkarzinom höher als bei unbehandelten Frauen und scheint von der Behandlungsdauer und der Östrogendosis abhängig zu sein. Das grösste Risiko scheint mit einer länger dauernden Anwendung einherzugehen. Nach Absetzen der Therapie könnte das Risiko für mindestens 10 Jahre erhöht bleiben.
Es konnte gezeigt werden, dass bei Zugabe eines Gestagens in einer adäquaten Dosierung für mindestens 12 Tage pro Monat die Inzidenz einer Endometriumhyperplasie, welche als Vorstufe eines Endometriumkarzinoms gilt, herabgesetzt werden kann.
Eine ärztliche Überwachung aller Frauen, die eine HRT anwenden, ist wichtig. Bei anhaltenden oder rezidivierenden abnormalen Blutungen sollten angemessene diagnostische Methoden, einschliesslich einer Endometriumsbiopsie, zum Einsatz kommen, um eine eventuelle Malignität auszuschliessen.
Eine Exposition gegenüber einer Östrogen-Monotherapie kann in Restherden einer Endometriose zu prämalignen oder malignen Veränderungen führen. Bei Patientinnen, bei welchen eine Hysterektomie aufgrund einer Endometriose erfolgte und bei denen Restherde der Endometriose vermutet werden, sollte daher die Kombination der Östrogentherapie mit einem Gestagen erwogen werden.
Ovarialkarzinom
Mehrere epidemiologische Studien deuten darauf hin, dass eine HRT mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung eines epithelialen Ovarialkarzinomes verbunden sein könnte. Eine Risikoerhöhung wurde sowohl für eine Östrogen-Monotherapie als auch für eine kombinierte HRT gefunden. Während die meisten Studien eine Risikoerhöhung erst bei einer Langzeitanwendung (d.h. mindestens 5 Jahre) zeigten, fand sich in einer 2015 publizierten Metaanalyse (unter Berücksichtigung von insgesamt 17 prospektiven und 35 retrospektiven Studien) kein solcher Zusammenhang mit der Anwendungsdauer.
In der prospektiven, randomisierten, Placebo-kontrollierten WHI-Studie fand sich eine statistisch nicht signifikante Risikoerhöhung (HR 1,41 [95% KI 0,75-2,66]).
Da Ovarialkarzinome sehr viel seltener sind als Brustkrebs, ist die absolute Risikoerhöhung bei Frauen, welche eine HRT anwenden oder bis vor kurzem angewendet haben, gering.
Lebertumore
In seltenen Fällen wurden unter Anwendung von Sexualhormonen gutartige und noch seltener bösartige Veränderungen an der Leber beobachtet, die vereinzelt zu potentiell letalen intraabdominalen Blutungen geführt haben. Wenn starke Oberbauchschmerzen, eine Lebervergrösserung oder Anzeichen einer intraabdominalen Blutung auftreten, sollte ein Lebertumor in die differentialdiagnostischen Überlegungen einbezogen und eine geeignete Behandlung eingeleitet werden.
Thromboembolische Erkrankungen:
Koronare Herzkrankheit und zerebrovaskuläre Ereignisse
Eine HRT sollte nicht zur Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen eingesetzt werden.
Grosse klinische Studien zeigten keinen günstigen Effekt bei der Primärprophylaxe (WHI-Studie) oder Sekundärprophylaxe (HERS II-Studie) kardiovaskulärer Erkrankungen.
Die WHI-Studie zeigte bei mehr als 8000 postmenopausalen Frauen (Alter bei Studieneintritt 50-79 Jahre, mittleres Alter 63 Jahre), die während durchschnittlich 5.2 Jahren eine orale HRT mit konjugierten Östrogenen und MPA erhielten, ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse gegenüber Placebo (RR 1,24 [95% KI 1,00-1,54], absolute Risikoerhöhung 6 Fälle pro 10’000 Frauenjahre). Das Risiko war im ersten Jahr nach Beginn der HRT am höchsten (RR 1,81 [95% KI 1,09-3,01]). Mit zunehmendem Abstand zur Menopause nahm das Risiko zu (Menopause vor < 10 Jahren: RR 0,89; Menopause vor 10 bis 19 Jahren: RR 1,22; Menopause vor ≥ 20 Jahren: RR 1,71). Ebenso war in der WHI-Studie das zerebrovaskuläre Risiko unter kombinierter Östrogen-Gestagen-Therapie erhöht (RR 1,31 [95% KI 1,02-1,68]).
Im Östrogen-Monotherapie-Arm der WHI-Studie wurden hysterektomierte Frauen im Alter von 50 bis 79 Jahren mit konjugiertem equinem Östrogen (0,625 mg pro Tag) oder mit Placebo behandelt (n=10'739). Der durchschnittliche Beobachtungszeitraum betrug 6,8 Jahre. Unter Östrogen-Monotherapie war kein signifikanter Einfluss auf das kardiovaskuläre Risiko ersichtlich (RR 0,91 [95% KI 0,75-1,12]). Hingegen war das Risiko für zerebrovaskuläre Insulte erhöht (RR 1,39 [95% KI 1,10-1,77]).
Die Heart and Estrogen/Progestin Replacement Study (HERS und HERS II), eine prospektive, placebokontrollierte, randomisierte Studie, zeigte bei mehr als 1'300 postmenopausalen Frauen mit vorbestehender koronarer Herzkrankheit (mittleres Alter bei Studieneintritt 67 Jahre, SD 7 Jahre), die während durchschnittlich 4,1 Jahren (HERS) bzw. 2,7 Jahren (HERS II) eine orale HRT mit konjugierten Östrogenen und MPA erhielten, keine Reduktion des kardiovaskulären Risikos. Das relative Risiko betrug 0,99 (95% KI 0,84–1,17). Das Risiko war im ersten Jahr nach Beginn der HRT am höchsten (RR 1,52 [95% KI 1,01-2,29]).
Zu einer HRT mit Therapiebeginn in relativ frühem Lebensalter (beispielsweise vor dem 55. Lebensjahr) liegen nur limitierte Daten vor. Diese deuten darauf hin, dass die Erhöhung des kardiovaskulären Risikos unter einer HRT bei jüngeren Patientinnen mit kurzem Zeitabstand zur Menopause geringer sein könnte als in der in den o.g. Studien untersuchten (tendenziell älteren) Population. Dies gilt jedoch nicht für zerebrovaskuläre Ereignisse.
Obwohl unklar ist, inwieweit die Resultate dieser beiden Studien auf eine jüngere Population oder auf HRT-Präparate mit anderen Wirkstoffen und/oder Verabreichungswegen extrapoliert werden können, sollten sie vom Arzt bzw. von der Ärztin vor der Verschreibung einer HRT berücksichtigt werden. Bei Patientinnen, die bereits Risikofaktoren für das Auftreten von zerebro- oder kardiovaskulären Ereignissen aufweisen, sollten wenn möglich andere Therapien in Betracht gezogen werden.
Venöse Thromboembolien
Hormonersatztherapien mit Östrogenen oder einer Östrogen/Gestagen-Kombination sind mit einem erhöhten Risiko für venöse Thromboembolien (VTE), wie z.B. tiefe Venenthrombosen oder Lungenembolien, verbunden.
Zwei kontrollierte, randomisierte Studien (WHI und HERS) und mehrere epidemiologische Studien ergaben bei Frauen, die eine HRT anwandten, im Vergleich zu Frauen ohne Behandlung ein 2- bis 3-fach erhöhtes Risiko.
Für Nicht-Anwenderinnen wird die Zahl der VTE-Fälle während eines Zeitraums von 5 Jahren auf ca. 3 pro 1000 Frauen in der Altersgruppe 50–59 Jahre und auf ca. 8 pro 1000 Frauen in der Altersgruppe 60–69 Jahre geschätzt. Bei gesunden Frauen, die während 5 Jahren eine HRT anwenden, werden für die Altersgruppe 50–59 Jahre ca. 2 bis 6 zusätzliche VTE-Fälle pro 1000 Frauen und für die Altersgruppe 60–69 Jahre ca. 5 bis 15 zusätzliche VTE-Fälle pro 1000 Frauen geschätzt.
Die WHI-Studie zeigte eine erhöhte Inzidenz von Lungenembolien. Das zusätzliche absolute Risiko bei den mit kombinierter Hormonsubstitution behandelten Frauen betrug 8 Fälle pro 10'000 Patientinnenjahre (15 versus 7), das relative Risiko 2,13 (95% KI 1,39-3,25).
Das erhöhte Risiko wurde nur bei Frauen unter HRT beobachtet und bestand nicht bei früheren Anwenderinnen. Das Risiko scheint in den ersten Behandlungsjahren am höchsten zu sein.
Auch im Östrogen-Monotherapie-Arm der WHI-Studie war das Risiko einer venösen Thromboembolie tendenziell erhöht. Das relative Risiko einer tiefen Venenthrombose betrug 1,47 (95% KI 0,87-2,47), jenes einer Lungenembolie 1,34 (95% KI 0,70-2,55).
Bei Auftreten entsprechender Symptome oder bei Verdacht auf eine thromboembolische Erkrankung muss das Präparat sofort abgesetzt werden. Patientinnen mit Risikofaktoren für thromboembolische Ereignisse sollten sorgfältig überwacht werden. Wo möglich sollten andere Therapien in Betracht gezogen werden.
Die Risikofaktoren für venöse Thromboembolien umfassen eine entsprechende Eigen- oder Familienanamnese mit thromboembolischen Erkrankungen, Rauchen, Adipositas (Body Mass Index >30 kg/m²), systemischen Lupus erythematodes und maligne Erkrankungen. Das Risiko für venöse Thromboembolien erhöht sich auch mit zunehmendem Alter.
Es gibt keinen Konsensus über die mögliche Rolle von Varizen bei der Entwicklung venöser Thromboembolien.
Eine Anamnese mit wiederholten Spontanaborten sollte abgeklärt werden, um eine Thrombophilie-Prädisposition auszuschliessen. Bei Frauen mit dieser Diagnose ist eine HRT kontraindiziert.
Bei Frauen, welche eine Kombination von Risikofaktoren oder einen höheren Schweregrad eines einzelnen Risikofaktors aufweisen, sollte berücksichtigt werden, dass das Risiko überadditiv erhöht sein kann. Daraus kann sich unter Umständen eine Kontraindikation für eine HRT ergeben.
Das Risiko venöser Thromboembolien kann vorübergehend erhöht sein bei längerer Immobilisierung, grösseren operativen Eingriffen oder nach einem schweren Trauma. Bei Frauen unter HRT ist grösstes Augenmerk auf prophylaktische Massnahmen zu legen, um venöse Thromboembolien nach einem chirurgischen Eingriff zu vermeiden. Abhängig von der Art des Eingriffs und der Dauer der Immobilisierung sollte eine vorübergehende Unterbrechung der HRT in Betracht gezogen werden, falls möglich bereits einige Wochen vor dem Eingriff. Die Behandlung soll erst dann wieder aufgenommen werden, wenn die Frau vollständig mobil ist.
Demenz:
In der Women’s Health Initiative Memory Study (WHIMS), einer randomisierten, placebokontrollierten, der WHI untergeordneten Studie, wurden 2’000 Frauen im Alter von >65 Jahren (Durchschnittsalter 71 Jahre) mit oralen konjugierten equinen Östrogenen und MPA behandelt und während durchschnittlich 4 Jahren überwacht. Zudem wurden 1’464 hysterektomierte Frauen im Alter von 65 bis 79 Jahren mit oralen konjugierten equinen Östrogenen allein behandelt und während durchschnittlich 5,2 Jahren überwacht.
Weder die kombinierte Behandlung mit konjugierten Östrogenen und MPA noch die Östrogen-Monotherapie zeigten einen günstigen Effekt auf die kognitive Funktion. Das Risiko für das Auftreten einer vermuteten Demenz war bei der kombinierten HRT sogar erhöht (RR 2,05 [95% KI 1,21-3,48]). Dies bedeutet in absoluten Zahlen pro Jahr 23 zusätzliche Fälle pro 10’000 behandelte Frauen.
Obwohl unklar ist, inwieweit diese Resultate auf eine jüngere Population oder auf HRT-Präparate mit anderen Wirkstoffen und/oder Verabreichungswegen extrapoliert werden können, sollten sie vom Arzt / der Ärztin bei der Abwägung des Nutzen/Risiko-Verhältnisses der HRT berücksichtigt werden.
Sonstige Vorsichtsmassnahmen:
Östrogene können eine Flüssigkeitsretention verursachen. Daher sollten Patientinnen mit Herz- oder Nierenfunktionsstörungen sorgfältig überwacht werden.
Ein definitiver Zusammenhang zwischen der Anwendung einer HRT und dem Entstehen einer klinischen Hypertonie wurde bisher nicht dokumentiert. Eine leichte Erhöhung des Blutdrucks wurde bei Frauen unter einer HRT beobachtet, eine klinisch relevante Erhöhung ist jedoch selten. Wenn es während der HRT zu dauerhaft erhöhten Blutdruckwerten kommt, sollte ein Abbruch der HRT in Erwägung gezogen werden. Bei Patientinnen, die zusätzlich zu Lenzetto Antihypertensiva anwenden, ist eine regelmässige Überwachung des Blutdrucks notwendig.
Klinische Studien zeigten einen Einfluss einer HRT auf die periphere Insulinresistenz und die Glukosetoleranz. Im Allgemeinen ist jedoch trotzdem keine Anpassung der antidiabetischen Therapie erforderlich. Bei Diabetikerinnen unter einer HRT sollte aber der Blutzuckerspiegel sorgfältig überwacht werden.
Frauen mit vorbestehender (insbesondere familiärer) Hypertriglyceridämie benötigen während einer HRT eine engmaschige Überwachung, da unter einer oralen Östrogentherapie in seltenen Fällen ein starker Anstieg der Triglyceridwerte beobachtet wurde, der zu einer Pankreatitis führte.
Östrogene können die Lithogenität der Galle erhöhen. Mehrere epidemiologische Studien fanden unter einer HRT eine geringe, aber statistisch signifikante Risikoerhöhung für Gallenblasenerkrankungen (v.a. Cholelithiasis) bzw. eine erhöhte Inzidenz von Cholezystektomien. Dies sollte insbesondere bei Patientinnen beachtet werden, welche zusätzlich weitere Risikofaktoren für eine Cholelithiasis aufweisen (wie z.B. Adipositas, Hyperlipidämie).
Bei Patientinnen mit vorbestehendem Prolaktinom ist eine engmaschige ärztliche Überwachung erforderlich (einschliesslich regelmässiger Bestimmung des Prolaktinspiegels), da in Einzelfällen unter einer Östrogentherapie über eine Grössenzunahme von Prolaktinomen berichtet wurde.
Während einer HRT können bei einigen Patientinnen unerwünschte Wirkungen infolge der Östrogenstimulation auftreten, wie z.B. Schmier- oder Durchbruchblutungen. Häufige und anhaltende irreguläre Blutungen sind Zeichen einer endometrialen Aktivität und müssen durch geeignete diagnostische Massnahmen abgeklärt werden, um organische Erkrankungen auszuschliessen. Uterusmyome können unter einer Östrogen-Therapie an Grösse zunehmen. Falls dies beobachtet wird, sollte die Therapie abgebrochen werden.
Sollte unter einer HRT eine Endometriose reaktiviert werden, wird empfohlen, die Therapie abzubrechen.
Eine exogene Östrogenzufuhr führt zu einem Anstieg der Serumkonzentrationen von thyroxinbindendem Globulin (TBG). Bei Frauen mit normaler Schilddrüsenfunktion ist dies ohne klinische Relevanz. Studien deuten darauf hin, dass bei Patientinnen unter einer Substitutionsbehandlung mit Schilddrüsenhormonen die zusätzliche Gabe eines Östrogenpräparates (wie Lenzetto) zu einem erhöhten Thyroxinbedarf führen könnte. Bei Patientinnen unter einer Substitutionsbehandlung mit Schilddrüsenhormonen sollte daher die Schilddrüsenfunktion regelmässig überwacht werden (mittels Bestimmung des TSH-Werts), insbesondere in den ersten Monaten einer HRT.
Bei Frauen mit hereditärem Angioödem können exogen zugeführte Östrogene die Symptome des Angioödems induzieren oder verschlimmern.
Gelegentlich kann ein Chloasma auftreten, v.a. bei Frauen mit Chloasma gravidarum in der Anamnese. Frauen mit einer Tendenz zu Chloasma sollten sich während der HRT nicht der Sonne oder anderer ultravioletter Strahlung aussetzen.
Die oben angegebenen Risiken einer HRT wurden überwiegend bei der Behandlung von Frauen im Alter ≥ 50 Jahren beschrieben. Über die Übertragbarkeit dieser Erfahrungen auf Patientinnen mit vorzeitiger Menopause (d.h. Ausfall der Ovarialfunktion vor Vollendung des 40. Lebensjahres infolge endokriner/genetischer Erkrankungen, Ovarektomie, Malignomtherapie etc.) bis zum Erreichen des normalen Menopausenalters liegen keine Daten vor. In dieser Altersgruppe sollte eine spezielle Nutzen-Risiko-Bewertung durchgeführt werden, wobei auch die Ätiologie der vorzeitigen Menopause (chirurgisch versus andere Ursachen) berücksichtigt werden sollte. Diagnostik und Einleitung der Therapie sollten bei Patientinnen mit vorzeitiger Menopause möglichst in einem entsprechenden Zentrum erfolgen, welches Erfahrung in der Behandlung dieses Krankheitsbildes besitzt.
Lenzetto besitzt keine kontrazeptive Wirkung.
Es wird empfohlen, innerhalb einer Stunde nach der Anwendung von Lenzetto keine Sonnencreme aufzutragen, da dies die Resorption von Estradiol um 10% reduziert (siehe «Pharmakokinetik»).
Potentielle Östrogen-Kontamination
Direkter Hautkontakt mit der Applikationsstelle kann zu einer Estradiolkontamination anderer Personen (z.B. Partner, Kinder) führen, was bei wiederholtem Kontakt eine erhöhte Estradiolkonzentration im Serum zur Folge haben kann. Im Rahmen der Marktüberwachung wurden bei Kindern und Enkeln von Lenzetto-Anwenderinnen Fälle von Gynäkomastie bei Knaben sowie vorzeitiges Brustwachstum und andere Pubertätszeichen bei präpubertären Mädchen beobachtet. In den meisten Fällen waren diese Symptome nach Beendigung der Estradiolexposition reversibel. Ähnliche Symptome wurden auch bei Haustieren beobachtet.
Die Patientin muss daher ausdrücklich darauf hingewiesen werden, dass ein Kontakt anderer Personen mit der Applikationsstelle unbedingt zu vermeiden ist und die Anweisungen zum Gebrauch von Lenzetto strikt einzuhalten sind.
Insbesondere werden folgende Vorsichtsmassnahmen empfohlen:
- Andere Personen dürfen die Applikationsstelle mindestens 60 Minuten nach dem Aufbringen von Lenzetto keinesfalls berühren. Wenn ein derartiger Kontakt unvermeidlich ist, muss die Anwenderin die Lösung trocknen lassen und diesen Bereich anschliessend mit einem Kleidungsstück bedecken. Wenn die Hände der Anwenderin mit der Lösung in Kontakt gekommen sind, muss sie diese sorgfältig mit Wasser und Seife waschen.
- Wenn ein Kind in direkten Kontakt mit der Applikationsstelle gekommen ist, muss seine Haut sofort mit Wasser und Seife gewaschen werden.
- Haustiere dürfen den Arm, auf den Lenzetto aufgetragen wurde, weder ablecken noch berühren. Kleine Tiere sind besonders empfindlich gegenüber dem in diesem Produkt enthaltenen Östrogen.
Die Patientin ist darauf hinzuweisen, dass beim Auftreten von Brustwachstum oder anderen Zeichen einer vorzeitigen Pubertät bei präpubertären Kindern unverzüglich ein Arzt aufzusuchen und über die Anwendung von Lenzetto zu informieren ist.
Die Anwenderinnen müssen auch angewiesen werden, die leeren Fläschchen ordnungsgemäss zu entsorgen, um zu verhindern, dass Kinder damit spielen. Patientinnen, bei denen ein erhöhtes Risiko besteht, dass sie diese Sicherheitsvorschriften nicht einhalten, darf Lenzetto nicht verschrieben werden. Wenn Personen in der Umgebung der Patientin Symptome einer erhöhten Östrogenkonzentration aufweisen und ein Kontakt mit der Applikationsstelle nicht strikt vermieden werden kann, ist die Behandlung mit Lenzetto ggf. abzubrechen.
Lenzetto Transdermales Spray, Lösung enthält 65.47 mg Alkohol 96% pro Sprühstoss (90 µl Lösung) entsprechend 727.4 mg/ml (72.74 % w/v).
Bei geschädigter Haut kann es ein brennendes Gefühl hervorrufen.
Lenzetto enthält Ethanol und ist brennbar. Bei der Anwendung des Produktes sollte Abstand zu Wärmequellen/offenen Flammen gehalten werden, bis die Lösung auf der Haut getrocknet ist.
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