Dosierung/AnwendungFür Erwachsene (70 kg Körpergewicht) wird eine Radioaktivitätsdosis bis 210 MBq (3 MBq/kg Körpergewicht) als intravenöse Injektion empfohlen (dies entspricht dem diagnostischen Referenzwert (DRW) wie er in der BAG Weisung L-08-01 vom 16.05.2014 veröffentlicht wurde). Die meisten wissenschaftlichen Studien mit 18F-Fluorocholin wurden mit einer Dosierung von 3-4 MBq/kg Körpergewicht durchgeführt.
Nieren- und Leberinsuffizienz
Da mit einer erhöhten Strahlenexposition bei diesen Patienten zu rechnen ist, muss die zu verabreichende Aktivität mit besonderer Sorgfalt berücksichtigt werden.
Die Pharmakokinetik von 18F-Fluorocholin bei Patienten mit Nieren- und Leberfunktionsstörungen wurde nicht untersucht.
Pädiatrische Population
Es existieren keine klinischen Daten zur Sicherheit und diagnostischen Wirksamkeit von 18F-Fluorocholine bei Patienten unter 18 Jahren. 18F-Fluorocholin ist daher für die Anwendung an Kindern und Jugendlichen nicht empfohlen.
Vorbereitung des Patienten
Um die Strahlenexposition der Blase zu vermindern, ist eine adäquate Hydratation des Patienten anzustreben. Hierzu sollten vor der Untersuchung mindestens 250 mL Wasser verabreicht werden, und der Patient ist aufzufordern, unmittelbar im Anschluss an die PET-Untersuchung (innerhalb einer Stunde nach der Injektion) und in den folgenden Stunden öfter die Blase zu entleeren.
Durchführung der Untersuchung
Das Arzneimittel wird einmalig intravenös injiziert. Die Aktivität der Lösung wird vor Anwendung bestimmt. Das Applikationsvolumen richtet sich nach der Zeitspanne, die zwischen der Erstkalibrierung und dem Applikationszeitpunkt liegt; es muss mit entsprechenden Zerfallskorrekturfaktoren berechnet und vor Injektion mit einem Aktivitätsmessgerät gemessen werden. Bei der Injektion ist sorgfältig darauf zu achten, dass das radioaktive Material nicht in das umgebende Gewebe gelangt. Die Injektion erfolgt nach Möglichkeit über einen zuvor angelegten Venenverweilkatheter welcher direkt mit einem Dreiwegehahn versehen wird. Lange Verbindungsschläuche sind zu vermeiden (ev. störende Restaktivität im Schlauchsystem trotz Spülen des Systems mit 0.9% parenteraler Kochsalzlösung).
Die Anreicherung von 18F-Fluorocholin in Tumorherden erfolgt sehr rasch und kann bereits 1-3 Minuten nach Injektion mittels PET nachgewiesen werden. Sie nimmt in Tumorläsionen insbesondere in den ersten 15 Minuten nach Injektion weiter zu. Es empfiehlt sich, statische oder dynamische Emissionsaufnahmen des kleinen Beckens (Region der Prostata) oder eine Teilkörper-PET beginnend in der Beckenregion bereits 1-3 Minuten nach Injektion anzufertigen. Dies erlaubt eine bessere Unterscheidung von tumorbedingter Anreicherung in Blasennähe von physiologischer Aktivität in der Harnblase oder in der Urethra. In dieser frühen Phase hat die, über die Nieren ausgeschiedene Aktivität die Harnblase noch nicht erreicht. Bei Bedarf kann 20 bis 60 Minuten nach der Injektion ein weiterer PET-Scan durchgeführt welcher zur besseren Interpretation allfälliger unklarer Anreicherungen hilfreich sein kann. Optional kann mit einer intravenösen Verabreichung von 20 mg Furosemid 10 min. nach Injektion von 18F-Fluorocholin sowie einer intravenösen Hydratation mit 500 ml NaCl 0,9% die Ausscheidung von 18F-Fluorocholin begünstigt werden. Dies kann die Qualität des zweiten PET-Scans nach spontaner Miktion erhöhen. Diese Massnahmen bieten jedoch keine Gewähr dafür, dass sichtbare Mehranreicherungen auf den Spätbildern ausschliesslich tumorbedingt sein können. Im Einzelfall muss immer an die Möglichkeit einer physiologischen Anreicherung im Urin gedacht werden. Falls erforderlich, können Wiederholungsuntersuchungen kurzfristig durchgeführt werden.
Bei Hyperparathyreoidismus werden üblicherweise einmalige Aufnahmen von Schädelbasis bis Herzbasis ca. 50- 90 min. nach Injektion durchgeführt.
Interpretation der 18F-Fluorocholin PET-Aufnahmen
Für die korrekte Interpretation von 18F-Fluorocholin PET-Aufnahmen ist die Kenntnis der normalen Distribution des Radiopharmakons wichtig: Leber, Milz und Nieren/ableitende Harnwege, Pankreas, Dünn- und Dickdarm sowie auch die Speicheldrüsen und die Hypophyse weisen eine physiologische Anreicherung von 18F-Fluorocholin auf. Im blutbildenden Knochenmark ist eine diffuse, geringgradige Anreicherung ebenfalls normal und lässt sich in den meisten Fällen gut von tumorbedingter Anreicherung unterscheiden. Da Metastasen eines Prostatakarzinoms primär in den pelvinen und retroperitonealen Lymphknoten sowie im Skelett zu erwarten sind wird die Beurteilbarkeit der PET-Bilder durch die oben genannten Anreicherungen in der Regel nicht beeinträchtigt.
Neben tumorbedingten Anreicherungen können auch entzündliche Veränderungen oder reaktive Lymphknoten 18F-Fluorocholin anreichern. Zur Unterscheidung zwischen entzündlich bedingter und tumorbedingter Anreicherung können Spätaufnahmen hilfreich sein: Während tumorbedingte Anreicherungen in der Regel von der Früh- zur Spätphase leicht zunehmen zeigen entzündliche Veränderungen oft eine regrediente Anreicherung in der Spätphase.
Neben der tumorbedingten Anreicherung in der Prostata kann sich 18F-Fluorocholin in der Prostata teilweise auch in entzündlichem (Prostatitis) und hyperplastischem Gewebe (benigne Prostata-hyperplasie) anreichern. 18F-Fluorocholine ZRP eignet sich daher nicht zum Ausschluss eines Prostatakarzinoms z.B. bei Patienten mit laborchemisch erhöhtem Prostata spezifischem Antigen (PSA).
Beim hepatozellulären Karzinom (HCC) zeigen sich Tumorherde in der Leber und den Weichteilen inklusive Lymphknoten. Während 18F-Fluorocholin PET bei der Identifikation von Leberherden meist keine über die anderen bildgebenden Verfahren hinausgehende Information liefert, ist 18F-Fluorocholin die beste Methode um extrahepatische Manifestationen eines HCC aufzufinden. Das Wissen um ein Vorliegen von extrahepatischen Matastasen ist für eine gute Therapieplanung kritisch, insbesondere, wenn chirurgische oder radiotherpeutische Massnahmen geplant sind.
Bei Hyperparathyreoidismus sind fokale pathologische Mehranreicherungen in vergrössertem Nebenschilddrüsengwebe zu erwarten. Das Nebenschilddrüsengewebe kann othotop um die Schilddrüse, weniger häufig auch ektop im Hals oder Mediastinum gelegen sein.
Strahlenexposition
Die nachfolgend aufgeführten Daten stammen aus der Publikation 128 der ICRP (International Commission on Radiological Protection) (Radiation Dose to Patients from Radiopharmaceuticals, SAGE Publications, 2015):
Absorbierte Dosis pro verabreichte Aktivitätseinheit (mGy/MBq)
|
Organ
|
Erwachsene
|
15 Jahre
|
10 Jahre
|
5 Jahre
|
1 Jahr
|
Nebenniere
|
0.020
|
0.024
|
0.038
|
0.059
|
0.1
|
Knochenoberfläche
|
0.012
|
0.015
|
0.023
|
0.037
|
0.07
|
Gehirn
|
0.0087
|
0.011
|
0.018
|
0.03
|
0.056
|
Brust
|
0.009
|
0.011
|
0.018
|
0.028
|
0.054
|
Gallenblase
|
0.021
|
0.025
|
0.035
|
0.054
|
0.1
|
Gastrointestinal Trakt
|
|
Magen
|
0.013
|
0.016
|
0.025
|
0.04
|
0.076
|
Dünndarm
|
0.013
|
0.017
|
0.027
|
0.042
|
0.077
|
Kolon
|
0.013
|
0.016
|
0.026
|
0.04
|
0.072
|
Obere Teil des Dickdarms
|
0.014
|
0.017
|
0.027
|
0.043
|
0.078
|
Untere Teil des Dickdarms
|
0.012
|
0.015
|
0.024
|
0.037
|
0.064
|
Herz
|
0.02
|
0.026
|
0.041
|
0.063
|
0.11
|
Nieren
|
0.097
|
0.12
|
0.16
|
0.24
|
0.43
|
Leber
|
0.061
|
0.08
|
0.12
|
0.18
|
0.33
|
Lungen
|
0.017
|
0.022
|
0.035
|
0.056
|
0.11
|
Muskeln
|
0.011
|
0.013
|
0.021
|
0.033
|
0.061
|
Oesophagus
|
0.011
|
0.014
|
0.021
|
0.033
|
0.062
|
Ovarien
|
0.013
|
0.016
|
0.026
|
0.04
|
0.072
|
Pankreas
|
0.017
|
0.022
|
0.034
|
0.052
|
0.093
|
Rotes Knochenmark
|
0.013
|
0.016
|
0.024
|
0.036
|
0.066
|
Haut
|
0.008
|
0.0098
|
0.016
|
0.025
|
0.049
|
Milz
|
0.036
|
0.05
|
0.077
|
0.12
|
0.22
|
Hoden
|
0.0098
|
0.013
|
0.02
|
0.031
|
0.057
|
Thymus
|
0.011
|
0.014
|
0.021
|
0.033
|
0.062
|
Schilddrüse
|
0.011
|
0.014
|
0.022
|
0.037
|
0.07
|
Harnblasenwand
|
0.059
|
0.075
|
0.11
|
0.16
|
0.22
|
Uterus
|
0.015
|
0.018
|
0.029
|
0.044
|
0.076
|
Andere Organe
|
0.011
|
0.014
|
0.021
|
0.034
|
0.062
|
Effektive Dosis / verabreichte Aktivität (mSv/MBq): nach ICRP 128
|
0.020
|
0.024
|
0.037
|
0.057
|
0.100
|
Die effektive Strahlendosis bei der Verabreichung einer Aktivität von 210 MBq beträgt bei erwachsenen Männern ungefähr 4.2 mSv. Zu den am meisten exponierten Organen gehören die Niere (20.37 mGy), die Leber (12.81 mGy), die Milz (7.56 mGy) und die Harnblasenwand (12.39 mGy) woraus sich die Notwendigkeit häufiger Entleerungen erkennen lässt.
|