Unerwünschte WirkungenDie am häufigsten berichteten unerwünschten Wirkungen, die möglicherweise oder wahrscheinlich mit Stribild in Zusammenhang stehen, waren Übelkeit (16%) und Diarrhö (12%) (gepoolte Daten aus den klinischen Phase-3-Studien GS-US-236-0102 und GS-US-236-0103 über 144 Wochen).
Bei mit Tenofovirdisoproxilfumarat behandelten Patienten wurden in seltenen Fällen Nierenfunktionsstörungen, Nierenversagen und proximale renale Tubulopathie (einschliesslich Fanconi-Syndrom), manchmal mit nachfolgenden Knochenanomalien (selten als Mitursache bei Frakturen), berichtet. Eine Überwachung der Nierenfunktion wird bei Patienten, die mit Stribild behandelt werden, empfohlen (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Das Absetzen der Therapie mit Stribild bei Patienten mit einer HIV-Infektion und einer HBV-Koinfektion kann mit schweren akuten Exazerbationen der Hepatitis assoziiert sein (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Die in den klinischen Phase-3-Studien GS-US-236-0102 und GS-US-236-0103 beobachteten unerwünschten Wirkungen von Stribild sowie die unerwünschten Wirkungen der Behandlung mit Emtricitabin und Tenofovirdisoproxilfumarat in klinischen Studien und in der Post-Marketing-Erfahrung bei Anwendung mit anderen antiretroviralen Arzneimitteln, sind in der nachfolgenden Tabelle 2 nach Organklassen und nach der höchsten beobachteten Häufigkeit aufgeführt. Innerhalb jeder Häufigkeitsgruppe werden die unerwünschten Wirkungen nach abnehmendem Schweregrad angegeben. Die Häufigkeiten sind wie folgt definiert: sehr häufig (≥1/10), häufig (≥1/100, < 1/10), gelegentlich (≥1/1000, < 1/100) oder selten (≥1/10'000, < 1/1000).
Tabelle 2: Tabellarische Zusammenfassung der mit Stribild assoziierten unerwünschten Wirkungen auf Basis der Phase-3-Studien GS-US-236-0102 und GS-US-236-0103 sowie der unerwünschten Wirkungen der Behandlung mit Emtricitabin und Tenofovirdisoproxilfumarat in klinischen Studien und in der Post-Marketing-Erfahrung bei Anwendung mit anderen antiretroviralen Arzneimitteln
Häufigkeit
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Unerwünschte Wirkung
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Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems:
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Häufig:
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Neutropenie1
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Gelegentlich:
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Anämie1,2
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Erkrankungen des Immunsystems:
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Häufig:
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Allergische Reaktion1
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Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen:
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Sehr häufig:
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Hypophosphatämie (12%)1,3
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Häufig:
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Hyperglykämie1, Hypertriglyzeridämie1, verminderter Appetit
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Gelegentlich:
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Hypokaliämie1,3
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Selten:
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Laktatazidose1
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Psychiatrische Erkrankungen:
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Häufig:
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Schlaflosigkeit, abnorme Träume
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Gelegentlich:
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Suizidgedanken und Suizidversuch (bei Patienten mit vorbestehender Depression oder psychiatrischer Erkrankung), Depression
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Erkrankungen des Nervensystems:
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Sehr häufig:
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Kopfschmerzen (10%), Schwindelgefühl (13%)
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Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts:
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Sehr häufig:
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Diarrhö (23%), Erbrechen (10%), Übelkeit (20%)
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Häufig:
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Erhöhte Amylasen einschliesslich erhöhter Pankreas-Amylase1, erhöhte Serum-Lipase1, Bauchschmerzen, Dyspepsie, Obstipation, Bauchaufblähung1, Flatulenz
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Gelegentlich:
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Pankreatitis1
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Leber- und Gallenerkrankungen:
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Häufig:
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Erhöhte Transaminasewerte1, Hyperbilirubinämie1
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Selten:
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Hepatosteatose1, Hepatitis1
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Erkrankungen der Haut und des Unterhautgewebes:
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Häufig:
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Vesikulobullöses Exanthem1, pustulöses Exanthem1, makulopapulöses Exanthem1, Pruritus1, Urtikaria1, Exanthem, Verfärbung der Haut (Zunahme der Pigmentierung)1,2
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Gelegentlich:
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Angioödem1
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Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen:
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Sehr häufig:
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Erhöhte Kreatinkinase (10%)1
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Häufig:
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Abnahme der Knochenmineraldichte5
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Gelegentlich:
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Rhabdomyolyse1,3, Muskelschwäche1,3
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Selten:
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Osteomalazie (manifestiert als Knochenschmerzen und selten Mitursache bei Frakturen)1,3,6, Myopathie1,3
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Erkrankungen der Nieren und Harnwege:
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Häufig:
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Erhöhtes Kreatinin im Blut4
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Gelegentlich:
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Nierenversagen4, proximale renale Tubulopathie einschliesslich erworbenes Fanconi-Syndrom4, Proteinurie
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Selten:
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Akute tubuläre Nekrose1, Nephritis (einschliesslich akuter interstitieller Nephritis)1,6, nephrogener Diabetes insipidus1
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Allgemeine Erkrankungen:
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Häufig:
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Schmerzen1, Asthenie1, Müdigkeit
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1 Diese unerwünschte Wirkung wurde nicht in den klinischen Phase-3-Studien zu Stribild beobachtet, aber im Rahmen von klinischen Studien oder der Post-Marketing-Erfahrung mit Emtricitabin oder Tenofovirdisoproxilfumarat gemeldet, wenn diese mit anderen antiretroviralen Arzneimitteln angewendet wurden.
2 Bei pädiatrischen Patienten, die Emtricitabin einnahmen, kam es häufig zu Anämie und sehr häufig zu einer Verfärbung der Haut (Zunahme der Pigmentierung).
3 Diese unerwünschte Wirkung kann als Folge einer proximalen renalen Tubulopathie auftreten. Liegt diese Erkrankung nicht vor, wird kein kausaler Zusammenhang mit Tenofovirdisoproxilfumarat angenommen.
4 Weitere Einzelheiten siehe Abschnitt unten.
5 Die Häufigkeit dieser Nebenwirkung wurde auf der Grundlage von Sicherheitsdaten aus verschiedenen klinischen Studien mit Tenofovirdisoproxil bei HBV-infizierten Patienten geschätzt. Siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen».
6 Diese unerwünschte Wirkung wurde im Rahmen der Post-Marketing-Überwachung für Emtricitabin oder Tenofovirdisoproxilfumarat gemeldet. Weder in randomisierten, kontrollierten klinischen Studien mit Emtricitabin bei HIVinfizierten Erwachsenen oder Kindern, noch in randomisierten, kontrollierten klinischen Studien mit Tenofovirdisoproxilfumarat oder im sogenannten Expanded Access Programm für Tenofovirdisoproxilfumarat wurde diese unerwünschte Wirkung jedoch beobachtet. Die Häufigkeitskategorie ist eine Schätzung anhand von statistischen Berechnungen, die auf der Gesamtzahl der Patienten basieren, die in randomisierten, kontrollierten klinischen Studien mit Emtricitabin behandelt wurden (n = 1563) oder in randomisierten, kontrollierten klinischen Studien und im Rahmen des Expanded Access Programms mit Tenofovirdisoproxilfumarat behandelt wurden (n = 7319).
Beschreibung ausgewählter Nebenwirkungen
Nierenfunktionsstörung: Da Stribild Nierenschäden hervorrufen kann, wird die Überwachung der Nierenfunktion empfohlen (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»). In der Regel klang eine proximale renale Tubulopathie nach dem Absetzen von Tenofovirdisoproxilfumarat ab oder verbesserte sich. Allerdings verbesserte sich bei einigen Patienten trotz des Absetzens von Tenofovirdisoproxilfumarat die verringerte Kreatinin-Clearance nicht wieder vollständig. Bei Patienten mit einem Risiko für eine Nierenfunktionsstörung (beispielsweise Patienten mit schon bestehenden Risikofaktoren für eine Nierenfunktionsstörung, fortgeschrittener HIV-Erkrankung oder Patienten, die gleichzeitig nephrotoxische Arzneimittel erhalten) besteht ein erhöhtes Risiko, dass es bei ihnen trotz des Absetzens von Tenofovirdisoproxilfumarat zu einer unvollständigen Erholung der Nierenfunktion kommt (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
In den doppelblinden klinischen Studien mit Stribild über 144 Wochen brachen 13 Patienten (1,9%) in der Stribild-Gruppe (n = 701) und acht Patienten (2,3%) in der ATV/r+FTC/TDF-Gruppe (n = 355) die Anwendung der Studienmedikation aufgrund von renalen unerwünschten Wirkungen ab. Von diesen Abbrüchen ereigneten sich zehn in der Stribild-Gruppe und zwei in der ATV/r+FTC/TDF-Gruppe während der ersten 96 Wochen. Die unter Stribild beobachteten Arten renaler unerwünschter Wirkungen deckten sich mit früheren Erfahrungen mit Tenofovirdisoproxilfumarat. Vier (0,6%) der mit Stribild behandelten Patienten entwickelten Laborbefunde, die dem Bild einer proximalen renalen Tubulopathie entsprachen, und brachen deshalb die Anwendung von Stribild während der ersten 48 Wochen ab. Von Woche 48 bis Woche 144 wurden keine weiteren Fälle einer proximalen renalen Tubulopathie gemeldet. Zwei der vier Patienten hatten bereits zu Studienbeginn eine Nierenfunktionsstörung (geschätzte Kreatinin-Clearance von weniger als 70 ml/min). Die Laborbefunde der vier Patienten mit Anzeichen einer proximalen renalen Tubulopathie besserten sich ohne klinische Konsequenz nach Absetzen von Stribild, erreichten aber nicht bei allen vollständig die Ausgangswerte. Drei (0,8%) der mit ATV/r+FTC/TDF behandelten Patienten entwickelten Laborbefunde, die dem Bild einer proximalen renalen Tubulopathie entsprachen, und brachen deshalb die Anwendung von ATV/r+FTC/TDF nach Woche 96 ab (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Es konnte gezeigt werden, dass der Wirkstoff Cobicistat in Stribild die geschätzte Kreatinin-Clearance durch Hemmung der tubulären Sekretion von Kreatinin verringert, ohne die renale glomeruläre Funktion zu beeinflussen. In den Studien GS-US-236-0102 und GS-US-236-0103 traten Abnahmen der geschätzten Kreatinin-Clearance früh während der Behandlung mit Stribild auf, stabilisierten sich aber im weiteren Verlauf. Die mittlere Veränderung der geschätzten glomerulären Filtrationsrate (eGFR) gemäss der Cockcroft-Gault-Methode betrug nach 144 Wochen Behandlung -14,0 ± 16,6 ml/min für Stribild, -1,9 ± 17,9 ml/min für EFV/FTC/TDF und -9,8 ± 19,4 ml/min für ATV/r+FTC/TDF.
Da Tenofovirdisoproxilfumarat nierentoxisch wirken kann, wird eine engmaschige Überwachung der Nierenfunktion bei allen mit Stribild behandelten Patienten mit Nierenfunktionsstörungen empfohlen (siehe „Dosierung/Anwendung“, «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen» und «Pharmakokinetik»).
Laktatazidose: Fälle von Laktatazidose wurden bei der Einnahme von Tenofovirdisoproxilfumarat allein oder in Kombination mit anderen antiretroviralen Arzneimitteln berichtet. Patienten mit prädisponierenden Faktoren wie einer dekompensierten Lebererkrankung oder Patienten, die Begleitmedikamente erhalten, von denen bekannt ist, dass sie eine Laktatazidose auslösen, haben ein erhöhtes Risiko, während der Tenofovirdisoproxilfumaratbehandlung eine schwere Laktatazidose zu bekommen, einschliesslich tödlicher Verläufe.
Metabolische Parameter: Während einer antiretroviralen Therapie können eine Gewichtszunahme und ein Anstieg der Blutlipid- und Blutglucosewerte auftreten. (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Immun-Reaktivierungs-Syndrom: Bei HIVinfizierten Patienten mit schwerem Immundefekt kann sich zum Zeitpunkt der Einleitung einer ART eine entzündliche Reaktion auf asymptomatische oder residuale opportunistische Infektionen entwickeln. Es liegen auch Berichte über Autoimmunerkrankungen (wie z.B. Morbus Basedow und Autoimmunhepatitis) vor; allerdings ist der Zeitpunkt des Auftretens sehr variabel und diese Ereignisse können viele Monate nach Beginn der Behandlung auftreten (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Osteonekrose: Fälle von Osteonekrose wurden insbesondere bei Patienten mit allgemein bekannten Risikofaktoren, fortgeschrittener HIV-Erkrankung oder Langzeitanwendung einer ART berichtet. Die Häufigkeit des Auftretens ist unbekannt (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Exazerbation der Hepatitis nach Absetzen der Behandlung: Bei HIVinfizierten Patienten mit HBV-Koinfektion traten nach Absetzen der Behandlung klinische und laborchemische Hinweise auf Exazerbationen der Hepatitis auf (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Generalisierte motorische Schwäche: Sehr selten wurde unter der Behandlung mit Nukleosid-Analoga eine generalisierte motorische Schwäche beobachtet, welche klinisch einem Krankheitsbild wie dem Guillain-Barré-Syndrom ähnelte. Eine solche motorische Schwäche kann mit und ohne Hyperlaktatämie einschliesslich respiratorischer Insuffizienz auftreten (siehe auch «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.
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