Eigenschaften/WirkungenATC-Code
A11DB01
Wirkungsmechanismus
Die wirksame Form des Vitamins B1 ist Thiaminpyrophosphat, das bei Enzymen wie der Pyruvatdehydrogenase und Transketolase als Coenzym wirkt. Vitamin B1 ist vor allem am Kohlenhydratstoffwechsel beteiligt, spielt jedoch auch beim Lipidstoffwechsel und bei der Synthese von Aminosäuren eine Rolle. Nervenzellen decken ihren Energiebedarf ausschliesslich über die enzymatische Oxidation und Decarboxylierung von Glukose, sodass eine ausreichende Versorgung mit Vitamin B1 von grosser Bedeutung ist. Thiamin ist zudem an der neuronalen Erregungsübertragung beteiligt.
Pyridoxalphosphat, die biologisch aktive Form des Pyridoxins, ist das bestimmende Coenzym des Aminosäurestoffwechsels. Es ist durch Decarboxylierungsprozesse an der Bildung physiologisch aktiver Amine (z. B. Serotonin, Histamin, Adrenalin) sowie durch Transaminierung an anabolen und katabolen Stoffwechselprozessen beteiligt. Für das zentrale Nervensystem spielt Pyridoxalphosphat, insbesondere im Neurotransmitterstoffwechsel, eine essenzielle Rolle. Zudem steht Pyridoxalphosphat an einer Schlüsselposition des Sphingolipidstoffwechsels, der von entscheidender Bedeutung für die Myelinproduktion ist.
Vitamin B12 ist in seiner aktiven Form an intramolekularen Wasserstoffverschiebungen und an der intramolekularen Übertragung von Methylgruppen beteiligt. Vitamin B12 ist zudem in die Methioninsynthese (wichtig für die Synthese von Nukleinsäuren) und die Umwandlung von Propionsäure in Bernsteinsäure im Lipidstoffwechsel eingebunden. Vitamin B12 ist an der Methylierung des basischen Myelinproteins, eines Bestandteils der Myelinscheiden, beteiligt. Durch die Methylierung wird die Lipophilie des basischen Myelinproteins erhöht, was einen verstärkten Einbau in die Myelinscheiden begünstigt.
Die Vitamine B1, B6 und B12 wirken aufgrund ihrer biochemischen Beziehung sowohl einzeln als auch in Kombination. Tierexperimentell wurde gezeigt, dass die Vitamin-B-Kombination Regenerationsprozesse an geschädigten Nervenfasern beschleunigt, was schliesslich zu einer schnelleren Wiederherstellung der Funktion und der Muskelinnervation führt. Bei Ratten mit Diabetes konnten durch die Verabreichung des Vitamin-B-Komplexes Nervenschädigungen verhindert bzw. abgeschwächt werden (antineuropathische Wirkung).
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