Eigenschaften/WirkungenATC-Code
J01FF01
Wirkungsmechanismus/Pharmakodynamik
Der Wirkstoff von Clindamycin-Mepha/Clindamycin [Phosphat]-Mepha i.v./i.m. ist Clindamycin (7-Chlor-7-desoxy-lincomycin), ein Derivat des aus Streptomyces lincolnensis gewonnenen Lincomycins.
Clindamycin bindet sich an die 50S-Untereinheit bakterieller Ribosomen und hemmt dadurch die Proteinsynthese. Die Wirkung ist primär bakteriostatisch, kann je nach Konzentration und Empfindlichkeit des Erregers aber auch bakterizid sein.
Der Phosphatester ist in-vitro nicht aktiv. In-vivo wird er schnell in die aktive Base Clindamycin hydrolysiert.
Die Wirksamkeit korreliert mit der Zeitspanne während derer die Antibiotika-Konzentration über der minimalen Hemmkonzentration (MIC) des Erregers liegt.
Resistenz
In den meisten Fällen beruht die Resistenz gegenüber Clindamycin auf Mutationen an der rRNA Antibiotika Bindungsstelle oder auf der Methylierung bestimmter Nukleotide in der 23S RNA der 50S Ribosomen-Untereinheit. Derartige Veränderungen können die in-vitro Kreuzresistenz gegenüber Makrolid- und Streptogramin-B-Antibiotika (MLSB Phänotyp) determinieren. Die Mehrzahl der Methicillin-resistenten S. aureus (MRSA) zeigen den konstitutiven MLSB-Phänotyp und sind daher Clindamycin-resistent. Infektionen durch makrolid-resistente Staphylokokken sollten bei Fehlen einer adäquaten Empfindlichkeitsprüfung, inkl. der Prüfung auf induzierbare Clindamycin-Resistenz, nicht mit Clindamycin behandelt werden. Gelegentlich bedingen auch Veränderungen an den ribosomalen Proteinen eine Resistenz.
Resistenz gegenüber Clindamycin kann in makrolid-resistenten Bakterienstämmen durch Makrolide induziert werden; eine induzierbare Resistenz kann mittels eines Hemmhof- (D-Zonen-Test) oder Reihenverdünnungs-Tests bestimmt werden. Weniger häufig beobachtete Resistenzmechanismen beinhalten Modifikationen des Antibiotika- bzw. des aktiven Efflux-Mechanismus. Zwischen Clindamycin und Lincomycin besteht völlige Kreuzresistenz. Resistenz gegenüber Clindamycin kommt häufiger vor bei Methicillin-resistenten Staphylococcus und Penicillin-resistenten Pneumococcus Stämmen als bei Erregern, welche auf diese Wirkstoffe ansprechen.
Antimikrobielles Wirkungsspektrum
Für Clindamycin konnte eine In-vitro-Aktivität gegenüber den meisten Stämmen der folgenden Erreger gezeigt werden: grampositive aerobe, grampositive und gramnegative anaerobe Mikroorganismen sowie bestimmte Stämme von Chlamydia trachomatis. Gramnegative Aerobier sind im Allgemeinen nicht empfindlich gegenüber Clindamycin.
In-vitro erwiesen sich darüber hinaus folgende Erreger als sensibel gegenüber Clindamycin: Bordetella melaninogenicus und Mycoplasma hominis.
Literaturberichten zufolge hat Clindamycin im Rahmen einer Kombinationstherapie auch eine therapeutische Wirkung bei Infektionen durch manche nicht-bakterielle Erreger. Zumeist sehr kleine, nicht nach heutigem Standard durchgeführte Studien deuten auf eine gewisse Wirksamkeit gegenüber Toxoplasma gondii (Erreger der Toxoplasmose Enzephalitis, nur in Kombination mit Pyrimethamin) und Pneumocystis jirovecii (Pneumonieerreger, nur in Kombination mit Primaquin) hin.
Üblicherweise empfindliche Keime
|
Aerobe Bakterien Grampositive Bakterien ·Staphylococcus aureus (methicillin-empfindliche Stämme) ·Koagulase-negative Staphylococci (methicillin-empfindliche Stämme) ·Streptococcus pneumoniae (penicillin-empfindliche Stämme) ·Beta-hämolysierende Streptococci der Gruppen A, B, C und G ·Streptococci der Viridans Gruppe ·Corynebacterium diphtheriae Gramnegative Bakterien ·Chlamydia trachomatis
|
Anaerobe Bakterien Grampositive Bakterien ·Actinomyces israelii ·Clostridium perfringens ·Eggerthella (Eubacterium) spp. ·Peptococcus spp. ·Peptostreptococcus spp. (Finegoldia magna, Micromonas micros) ·Propionibacterium acnes Gramnegative Bakterien ·Bacteroides spp. ·Fusobacterium spp. ·Gardnerella vaginalis ·Prevotella spp. ·Veillonella spp.
|
Andere Pilze ·Pneumocystis jirovecii Protozoen ·Toxoplasma gondii
|
Spezies, bei denen erworbene Resistenzen ein Problem bei der Anwendung darstellen können
|
Aerobe Bakterien Grampositive Bakterien ·Staphylococcus aureus (methicillin-resistent) ·Coagulase-negative Staphylococci (methicillin-resistent)
|
Anaerobe Bakterien Gramnegative Bakterien ·Bacteroides fragilis
|
Von Natur aus resistente Keime
|
Aerobe Bakterien Grampositive Bakterien ·Enterococcus spp. Gramnegative Bakterien ·Enterobacteriaceae ·Haemophilus influenzae ·Moraxella catarrhalis
|
Anaerobe Bakterien Grampositive Bakterien ·Clostridioides difficile Gramnegative Bakterien ·Eikenella corrodens ·Fusobacterium varium
|
Breakpoints
Die von EUCAST (European Committee on Antimicrobial Susceptibility Testing) festgelegten Breakpoints der minimalen Hemmkonzentrationen (MHK) sind wie folgt:
EUCAST Empfindlichkeitskriterien für Clindamycin
|
MIC Breakpoints (mg/l)
|
Erreger
|
S ≤
|
R >
|
Staphylococcus spp.
|
0,25
|
0,5
|
Streptococcus Gruppen A, B, C und G
|
0,5
|
0,5
|
Streptococcus pneumoniae
|
0,5
|
0,5
|
Streptococci der Viridans Gruppe
|
0,5
|
0,5
|
Grampositive Anaerobier
|
4
|
4
|
Gramnegative Anaerobier
|
4
|
4
|
Corynebacterium spp.
|
0,5
|
0,5
|
S=sensibel; R=resistent
|
Die Prävalenz von erworbenen Resistenzen kann für ausgewählte Spezies geographisch und zeitlich variieren; lokale Angaben zur Resistenz sind daher von Vorteil, insbesondere für die Behandlung schwerer Infektionen. Wenn die Zweckmässigkeit der Antibiotikabehandlung aufgrund der lokalen Resistenzprävalenzen bei zumindest einigen Infektionstypen in Frage zu stellen ist, ist gegebenenfalls Expertenrat einzuholen. Insbesondere bei schweren Infektionen oder Therapieversagen werden eine mikrobielle Differentialdiagnose mit Erregeridentifizierung sowie die Prüfung des Ansprechens auf Clindamycin empfohlen.
In-vitro wurde ein Antagonismus zwischen Clindamycin und Erythromycin gezeigt. Da dies möglicherweise von klinischer Bedeutung ist, sollten die beiden Arzneimittel nicht gleichzeitig angewendet werden.
Klinische Wirksamkeit
Keine Angaben.
|