Eigenschaften/WirkungenATC-Code
B02BD14
Wirkungsmechanismus
OBIZUR ist ein rekombinanter Faktor VIII (ohne B-Domäne), porciner Sequenz (susoctocog alfa). Es ist ein Glykoprotein mit 1448 Aminosäuren und einem Molekulargewicht von etwa 175 kDa. Es wird durch rekombinante DNA-Technologie (rDNA) in Babyhamster-Nierenzellen (BHK) hergestellt.
Unmittelbar nach der Aufnahme in den Kreislauf des Patienten, bindet sich der Faktor VIII an den Von-Willebrand-Faktor (VWF). Der Faktor VIII/Von-Willebrand-Faktor-Komplex besteht aus zwei Molekülen (Faktor VIII und Von-Willebrand-Faktor) mit unterschiedlichen physiologischen Funktionen. Der aktivierte Faktor VIII wirkt als Co-Faktor für den aktivierten Faktor IX und beschleunigt die Bildung von aktiviertem Faktor X aus Faktor X. Der aktivierte Faktor X wandelt Prothrombin in Thrombin um. Dieses setzt dann Fibrin aus Fibrinogen frei, und die Gerinnselbildung kann erfolgen.
Die erworbene Hämophilie A ist eine seltene Gerinnungsstörung des Blutes, bei der Patienten mit normalen Faktor VIII-Genen Autoantikörper bilden, die gegen den Faktor VIII gerichtet sind. Diese Autoantikörper neutralisieren den zirkulierenden humanen Faktor VIII, so dass ein Mangel an vorhandenem Faktor VIII entsteht.
OBIZUR ersetzt temporär den inhibierten endogenen Faktor VIII, welcher für eine wirksame Hämostase gebraucht wird.
Pharmakodynamik
Klinische Wirksamkeit und Sicherheit
Die Sicherheit und Wirksamkeit von OBIZUR zur Behandlung von schwerwiegenden Blutungsereignissen in Patienten mit erworbener Hämophilie mit autoimmunen Inhibitorenantikörpern gegen humanen Faktor VIII wurde in einer prospektiven, nicht-randomisierten, offenen Studie mit 28 Patienten untersucht (18 Kaukasier, 6 Schwarze und 4 Asiaten). Die Patienten wiesen eine lebensbedrohliche Blutung und/oder eine bedrohliche Blutung einer Extremität auf, welche eine Hospitalisierung erforderte.
Nach der Beurteilung des Hauptprüfarztes zeigten 24 Stunden nach der Initialdosierung alle initialen Blutungsepisoden eine positive Reaktion auf die Behandlung. Eine positive Reaktion war eine, bei welcher die Blutung gestoppt oder vermindert wurde, mit einer klinischen Verbesserung oder mit einer Faktor VIII-Aktivität über den vorbestimmten Zielwerten. 29/29 Patienten (100 %) erhielten während der Behandlung mit OBIZUR immunsupprimierende Medikamente.
Eine positive Antwort wurde in 95 % (19/20) Patienten nach 8 Stunden und in 100 % (18/18) nach 16 Stunden beobachtet. Zusätzlich zur Antwort auf die Behandlung wurde der gesamte Behandlungserfolg durch den Prüfarzt, basierend auf seiner Fähigkeit, die Dosis und/oder Dosierungshäufigkeit von OBIZUR abzubrechen oder zu reduzieren, bestimmt. Insgesamt hatten 24/28 (86 %) eine erfolgreiche Kontrolle (Resolution) der Initialblutungsepisode. Von diesen mit OBIZUR als First-Line Therapie behandelten Patienten, definiert als kein unmittelbar vor der OBIZUR Behandlung vorausgegangener Gebrauch eines anti-hämorrhagischen Wirkstoffes, wurde bei 16/17 (94 %) ein eventueller Behandlungserfolg berichtet. 11 Patienten erhielten ein Antihämorrhagikum (z.B. rFVIIa, aktiviertes Prothrombinkomplex-Konzentrat, Tranexamsäure) vor der Behandlung mit OBIZUR. Von diesen 11 Patienten hatten 8 (73 %) einen eventuellen Behandlungserfolg.
Die mittlere Dosis pro Injektion, um die Erstblutung erfolgreich zu behandeln, betrug 133 E/kg und die mittlere Gesamtdosis 1523 E/kg für einen Median von 6 Tagen. Die mittlere Anzahl der täglichen Infusionen pro Patient betrug 1.76 (Bandbreite 0.2 bis 5.6). Während der initialen Periode von 24 Stunden wurde in den klinischen Studien eine mittlere Gesamtdosis von 493 E/kg angewendet mit einem Median von 3 Infusionen. Wenn eine Behandlung über 24 Stunden hinaus benötigt wurde, wurde eine mittlere Gesamtdosis von 1050 E/kg angewendet mit einem Median von 10.5 Infusionen (mittlere Dosis 100 E/kg), um die Blutungsepisode zu kontrollieren.
In der klinischen Studie mit OBIZUR an Patienten mit angeborener Hämophilie A mit FVIII-Inhibitoren, die sich einer Operation unterzogen, traten bei insgesamt 5 der 8 erwachsenen Patienten, die für die Sicherheitsanalyse ausgewertet werden konnten, anamnestische Reaktionen auf.
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