Eigenschaften/WirkungenATC-Code
S01FA56
Mydrane ist eine Lösung zur Injektion in die Vorderkammer, in der zwei synthetische Wirkstoffe zur Pupillenerweiterung (Tropicamid- ein Anticholinergikum- und Phenylephrin- ein Alpha-Sympathomimetikum) sowie ein Lokalanästhetikum (Lidocainhydrochlorid) enthalten sind.
Wirkungsmechanismus
Phenylephrin ist ein direkt wirkendes Sympathomimetikum. Es bewirkt über Stimulation der alpha-adrenergen Rezeptoren des Musculus dilatator pupillae eine Kontraktion des M.dilatator pupillae und dadurch eine Mydriase. Die zykloplegische Wirkung ist schwach.
Tropicamid ist ein Parasympatholytikum. Seine anticholinerge Wirkung führt, nach Bindung an die M4- Muskarinrezeptoren der Augenmuskeln, zu einer Lähmung des M.sphincter pupillae und des M.ciliaris und dadurch zu einer Mydriase und zu einer Zykloplegie.
Lidocain ist ein Lokalanästhetikum vom Amid-Typ. Es entfaltet seine Wirkung durch Hemmung des für die Initiierung und Weiterleitung von Impulsen erforderlichen Ionenrückflusses und stabilisiert dadurch die neuronale Membran.
Obgleich Tropicamid als Monotherapie sowohl eine Mydriasis als auch eine Zykloplegie bewirkt, tritt durch die gleichzeitige Anwendung von Sympathomimetika wie Phenylephrin eine zusätzliche Mydriasis auf. Solche synergistischen Kombinationen werden verordnet, um eine maximale Dilatation der Pupille zur Kataraktextraktion zu erzielen.
In der klinischen Studie der Phase II wurden im Durchschnitt 95% der vor der Injektion des Viskoelastikums gemessenen Dilatation innerhalb von 30 Sekunden nach einer einmaligen intrakameralen Injektion von 200 µl Mydrane erreicht. Die in den klinischen Studien der Phase II und Phase III beobachteten Pupillengrössen (von Patienten mit einer einmaligen intrakameralen Injektion von 200 µl Mydrane) sind in der nachstehenden Tabelle dargestellt:
|
Phase-II-Studie, n=24
|
Phase-III-Studie, n=181
|
Innerhalb von 30 Sekunden nach der Mydrane-Injektion
|
Nach Injektion von Mydrane und anschliessender Injektion des Viskoelastikums
|
Nach Injektion von Mydrane und anschliessender Injektion des Viskoelastikums
|
Unmittelbar vor der IOL-Injektion
|
Pupillengrösse (mm)
|
Mittelwert (SD)
|
6,7 (0,7)
|
7,7 (0,7)
|
7,8 (0,8)
|
7,9 (0,9)
|
Median
|
6,7
|
7,7
|
7,8
|
7,9
|
In der Phase-III-Studie betrug die Pupillengrösse nach einmaliger Injektion von 200 µl Mydrane und nach der Injektion des Viskoelastikums (unmittelbar vor der Kapsulorhexis) bei 86,7% der Patienten mindestens 7 mm. In diesen klinischen Studien der Phase II und III wurde unter Mydrane eine bis zum Ende der Operation stabile Mydriasis nachgewiesen.
Die Rückkehr zur normalen Pupillengrösse ist nach 5-7 Stunden erreicht.
Pharmakodynamik
Siehe Kapitel «Wirkungsmechanismus»
Klinische Wirksamkeit und Sicherheit
Die pupillenerweiternden und anästhesierenden Wirkungen von Mydrane wurden in einer multizentrischen, offenen, randomisierten klinischen Studie der Phase III im Vergleich mit einer topischen Standardbehandlung (Phenylephrin und Tropicamid) bei 555 Patienten, die sich einer Kataraktoperation unterzogen und nach der topischen Applikation des Mydriatikums einen Pupillendurchmesser von ≥7 mm zeigten, bewertet. Bei beiden Patientengruppen wurden Tetracain 1%-Augentropfen 5 Minuten und 1 Minute vor dem chirurgischen Eingriff in das Auge geträufelt.
Mydriasis:
Im mITT-Kollektiv wurde die Nichtunterlegenheit von Mydrane versus Vergleichsbehandlung (Applikation von Tropicamid 0,5% Augentropfen und Phenylephrin 10% Augentropfen mit jeweils einem Tropfen jedes Arzneimittels und 3-maliger Wiederholung der Applikation vor dem chirurgischen Eingriff) für den primären und coprimären Wirksamkeitsendpunkt nachgewiesen (siehe nachstehende Tabelle):
mITT Population
|
Mydrane
|
Vergleichsbehandlung
|
Unterschied (%) zwischen den Gruppen (Mydrane - Reference) [95% KI]
|
Primärer Wirksamkeitsendpunkt
|
N=268
|
N=281
|
|
Anzahl (%) Responder* 95% KI
|
265 (98,9) [96,8; 99,8]
|
266 (94,7) [91,3; 97,0]
|
4,2 [-4,2; 12,6]
|
Coprimärer Wirksamkeitsendpunkt
|
N=250
|
N=261
|
|
Anzahl (%) Responder** 95% KI
|
246 (98,4) [96,0; 99,6]
|
246 (94,3) [90,7; 96,7]
|
4,1 [-4,5; 12,8]
|
* Ein Responder war definiert als ein Patient, bei dem die Kapsulorhexis ohne die Anwendung einer zusätzlichen pupillenerweiternden Behandlung durchgeführt wurde. ** Ein Responder war definiert als ein Patient, bei dem die Kapsulorhexis ohne die Anwendung eines zusätzlichen Mydriatikums durchgeführt wurde und dessen Pupillengrösse unmittelbar vor der Linsenkapseleröffnung ≥5,5 mm betrug. mITT = Alle randomisierten Patienten, die nachweislicherweise die Studienmedikation verwendeten und die die Nicht-Aufnahmekriterien hinsichtlich nicht genehmigter früherer und gleichzeitiger Medikamente erfüllten.
|
In der Phase-III-Studie erhielten 197 Patienten in der Mydrane-Gruppe (N=268) eine einmalige intrakamerale Injektion von 200 µl und 71 erhielten eine zusätzliche intrakamerale Injektion von 100 µl, für die kein signifikanter Zusatzeffekt nachgewiesen werden konnte und bei denen ein erhöhter Endothelzellverlust beobachtet wurde (siehe auch «Überdosierung»).
Die ausgewerteten Daten von Patienten mit einer einmaligen intrakameralen Injektion von 200 µl, bei denen die Kapsulorhexis ohne zusätzliche mydriatische Behandlung durchgeführt wurde und bei denen die Pupillengrösse unmittelbar vor der Linsenkapseleröffnung >6 mm betrug, sind in der Tabelle unten dargestellt.
|
Mydrane 200 µl
|
Vergleichs-behandlung
|
Unterschied (%) zwischen den Gruppen (Mydrane 200 µl – Vergleichspräparat) [95% KI]
|
N
|
N=181
|
N=261
|
|
Anzahl (%) Patienten ohne zusätzliche mydriatische Behandlung und mit einer Pupillengrösse unmittelbar vor der Kapsulorhexis von >6 mm
|
180 (99,4)
|
246 (94,3)
|
5,2
|
95% KI
|
[97,0; 100,0]
|
[90,7; 96,7]
|
[-4,3; 14,6]
|
Anästhesie:
Vor der Injektion der Intraokularlinse war der Komfort von Patienten mit Mydrane statistisch signifikant besser (p=0,034) und zu den anderen Zeitpunkten der Operation (vor Injektion des Viskoelastikums, Kapsulorhexis und Cefuroxim-Injektion) wurde kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen beobachtet.
|