Eigenschaften/WirkungenATC-Code: N04BX04
Wirkmechanismus
Opicapon ist ein peripherer, selektiver und reversibler Catechol-O-Methyltransferase (COMT)-Hemmer mit hoher Bindungsaffinität (sub-picomolarer Bereich), welche zu einer geringen Komplex-Dissoziationsratenkonstanten und langen Wirkdauer (> 24 Stunden) in vivo führt.
In Gegenwart eines DOPA-Decarboxylase-Hemmers (DDCI) wird die COMT für Levodopa zum wichtigsten metabolisierenden Enzym, das dessen Umwandlung in 3-O-Methyldopa (3-OMD) im Gehirn und in der Peripherie katalysiert. Bei Patienten, die Levodopa und einen peripheren DDCI wie Carbidopa oder Benserazid einnehmen, erhöht Opicapon die Levodopa-Plasmaspiegel und verbessert dadurch das klinische Ansprechen auf Levodopa.
Pharmakodynamik
Opicapon zeigte bei gesunden Probanden nach Gabe von 50 mg Opicapon eine ausgeprägte (> 90 %) und lang anhaltende (>24 Stunden) COMT-Hemmung.
Im Steady State bewirkte Opicapon 50 mg eine signifikante Erhöhung des Ausmasses der systemischen Levodopa-Exposition um etwa den Faktor 2 im Vergleich zu Placebo nach oraler Einmalgabe von entweder 100/25 mg Levodopa/Carbidopa oder 100/25 mg Levodopa/Benserazid, eingenommen 12 Stunden nach der Opicapon-Dosis.
Klinische Wirksamkeit
Der Nachweis der Wirksamkeit und Sicherheit von Opicapon erfolgte in zwei doppelblinden, placebokontrollierten Phase-III-Studien (Studie 1 war zusätzlich verumkontrolliert) an 1.027 randomisierten erwachsenen Patienten mit Morbus Parkinson, die mit Levodopa/DDCI (allein oder in Kombination mit weiteren Antiparkinsonmitteln) behandelt wurden und bis zu 15 Wochen lang motorische End-of-dose-Fluktuationen aufwiesen. Beim Screening war das Durchschnittsalter in allen Behandlungsgruppen in beiden Studien vergleichbar und lag zwischen 61,5 und 65,3 Jahren. Die Patienten wiesen die Krankheitsstadien I bis III in der ON-Phase auf (modifizierte Stadienbestimmung nach Hoehn und Yahr), erhielten 3 bis 8 Levodopa/DDCI-Dosen täglich und hatten eine durchschnittliche tägliche OFF-Zeit von mindestens 1,5 Stunden. In beiden Studien wurden insgesamt 783 Patienten mit 25 mg oder 50 mg Opicapon oder Placebo behandelt. In Studie 1 wurden 122 Patienten mit Opicapon 5 mg und 122 Patienten mit Entacapon 200 mg (Verum-Vergleichssubstanz) behandelt. Die Mehrzahl der in beiden zulassungsrelevanten Studien behandelten Patienten erhielt Levodopa/DDCI mit sofortiger Wirkstofffreisetzung. In den kombinierten Phase-III-Studien wendeten 60 Patienten vorwiegend Levodopa mit kontrollierter Wirkstofffreisetzung an (d. h. > 50 % ihrer Levodopa-/DDCI-Formulierungen). Von diesen wurden 48 ausschliesslich mit Levodopa-Formulierungen mit kontrollierter Wirkstofffreisetzung behandelt. Auch wenn keine Nachweise dafür vorliegen, dass die Wirksamkeit oder Sicherheit von Opicapon durch die Anwendung von Levodopa-Arzneimitteln mit kontrollierter Freisetzung beeinflusst wird, ist die Erfahrung mit diesen Arzneimitteln begrenzt.
Während der Doppelblindphase zeigte Opicapon sowohl für die primäre Wirksamkeitszielgrösse der beiden zulassungsrelevanten Studien, d. h. die Reduktion der OFF-Zeit (Tabelle 1), als auch für den Anteil der OFF-Zeit-Responder (d. h. der Probanden, bei denen die Reduktion der OFF-Zeit von der Ausgangslage [Baseline] bis zum Endpunkt mindestens 1 Stunde betrug) (Tabelle 2) sowie für die meisten anhand der Tagebucheintragungen erhobenen sekundären Endpunkte, eine gegenüber Placebo überlegene klinische Wirksamkeit.
Die Verringerung des LS-Mittelwerts in der absoluten OFF-Zeit von Baseline bis zum Endpunkt betrug in der Entacapon-Gruppe 78,7 Minuten. Die Differenz der Veränderung des LS-Mittelwerts in der OFF-Zeit betrug zwischen Entacapon und Placebo in Studie 1 30,5 Minuten. Die Differenz der Veränderung des LS-Mittelwerts in der OFF-Zeit zwischen Opicapon 50 mg und Entacapon betrug 24,8 Minuten, und eine Nichtunterlegenheit von Opicapon 50 mg gegenüber Entacapon wurde nachgewiesen (95-%-Konfidenzintervall: 61,4 – 11,8).
Tabelle 1 – Veränderung der absoluten OFF-Zeit und ON-Zeit (Minuten) von Baseline bis zum Endpunkt (safety set)
Behandlung
|
N
|
LS-Mittelwert
|
95-%-KI
|
p-Wert
|
Studie 1
|
|
|
|
|
Veränderung der OFF-Zeit
|
|
|
|
|
Placebo
|
121
|
-48,3
|
--
|
--
|
OPC 5 mg
|
122
|
-77,6
|
--
|
--
|
OPC 25 mg
|
119
|
-73,2
|
--
|
--
|
OPC 50 mg
|
115
|
-103,6
|
--
|
--
|
OPC 5 mg – Placebo
|
--
|
-29,3
|
-65,5, 6,8
|
0,0558
|
OPC 25 mg – Placebo
|
--
|
-25,0
|
-61,5, 11,6
|
0,0902
|
OPC 50 mg – Placebo
|
--
|
-55,3
|
-92,0, -18,6
|
0,0016
|
Veränderung der gesamten ON-Zeit ohne belastende Dyskinesiena
|
|
Placebo
|
121
|
40,0
|
--
|
--
|
OPC 5 mg
|
122
|
75,6
|
--
|
--
|
OPC 25 mg
|
119
|
78,6
|
--
|
--
|
OPC 50 mg
|
115
|
100,8
|
--
|
--
|
OPC 5 mg – Placebo
|
--
|
35,6
|
-2,5, 73,7
|
0,0670
|
OPC 25 mg – Placebo
|
--
|
38,6
|
0,2, 77,0
|
0,0489
|
OPC 50 mg – Placebo
|
--
|
60,8
|
22,1, 99,6
|
0,0021
|
Studie 2
|
|
|
|
|
Veränderung der OFF-Zeit
|
|
|
|
|
Placebo
|
136
|
-54,6
|
--
|
--
|
OPC 25 mg
|
125
|
-93,2
|
--
|
--
|
OPC 50 mg
|
150
|
-107,0
|
--
|
--
|
OPC 25 mg – Placebo
|
--
|
-38,5
|
-77,0, -0,1
|
0,0900
|
OPC 50 mg – Placebo
|
--
|
-52,4
|
-89,1, -15,7
|
0,0101
|
Veränderung der gesamten ON-Zeit ohne belastende Dyskinesiena
|
|
Placebo
|
136
|
37,9
|
--
|
--
|
OPC 25 mg
|
125
|
79,7
|
--
|
--
|
OPC 50 mg
|
150
|
77,6
|
--
|
--
|
OPC 25 mg – Placebo
|
--
|
41,8
|
0,7, 82,9
|
0,0839
|
OPC 50 mg – Placebo
|
--
|
39,7
|
0,5, 78,8
|
0,0852
|
KI = Konfidenzintervall; LS-Mittelwert = nach der Methode der kleinsten Quadrate [least squares = LS] berechneter Mittelwert; N = Anzahl der nicht fehlenden Werte; OPC = Opicapon.
a. ON-Zeit ohne belastende Dyskinesien = ON-Zeit mit nicht belastenden Dyskinesien + ON-Zeit ohne Dyskinesien
Tabelle 2 – OFF-Zeit-Responderraten am Endpunkt (safety set)
Art des Ansprechens
|
Placebo (N=121)
|
Entacapon (N=122)
|
OPC 5 mg (N=122)
|
OPC 25 mg (N=119)
|
OPC 50 mg (N=115)
|
Studie 1 OFF-ZeitReduktion
|
Responder, n (%)
|
55 (45,5)
|
66 (54,1)
|
64 (52,5)
|
66 (55,5)
|
75 (65,2)
|
Unterschied gegenüber Placebo
|
|
|
|
p-Wert
|
--
|
0,1845
|
0,2851
|
0,1176
|
0,0036
|
(95-%-KI)
|
|
(-0,039; 0,209)
|
(0,056; 0,193)
|
(0,025; 0,229)
|
(0,065; 0,316)
|
Studie 2
|
|
|
|
|
|
OFF-Zeit-Reduktion
|
Responder, n (%)
|
65 (47,8)
|
NZ
|
NZ
|
74 (59,2)
|
89 (59,3)
|
Unterschied gegenüber Placebo
|
p-Wert
|
--
|
--
|
--
|
0,0506
|
0,0470
|
(95-%-KI)
|
|
|
|
(0,001; 0,242)
|
(0,003; 0,232)
|
KI = Konfidenzintervall; N = Gesamtzahl der Patienten; n = Anzahl der Patienten, für die Daten vorliegen; NZ = nicht zutreffend; OPC = Opicapon
Hinweis: Als Responder war ein Studienteilnehmer definiert, der eine Reduktion der absoluten OFF-Zeit (OFF-Zeit-Responder) aufwies.
Eine Aufrechterhaltung der in den doppelblinden Studienphasen erreichten Wirkung von Opicapon wird durch die Ergebnisse der offenen (open-label, OL) einjährigen Verlängerungsstudien an 862 Patienten belegt, welche die Behandlung der Doppelblindstudien (Studie 1-OL und Studie 2-OL) fortsetzten. In den offenen Studien wurde die Behandlung bei allen Patienten in der ersten Woche (7 Tage) mit einer Dosis von 25 mg Opicapon eingeleitet, unabhängig von ihrer Vorbehandlung in der Doppelblindphase. Wenn sich motorische „End-of-dose“-Fluktuationen nicht ausreichend beherrschen liessen und die Verträglichkeit es erlaubte, konnte die Opicapon-Dosis auf 50 mg erhöht werden. Bei einem Auftreten nicht vertretbarer unerwünschter dopaminerger Ereignisse war eine Anpassung der Levodopa-Dosis vorgesehen. Für den Fall, dass dies nicht ausreichte, um die unerwünschten Ereignisse zu beherrschen, konnte die Opicapon-Dosis reduziert werden. Bei anderen unerwünschten Ereignissen konnten die Levodopa- und/oder die Opicapon-Dosis angepasst werden.
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