Dosierung/AnwendungMylotarg sollte nur unter Aufsicht eines Arztes verabreicht werden, der mit der Anwendung von Krebstherapien vertraut ist. Eine vollständige Ausrüstung zur Wiederbelebung muss unmittelbar verfügbar sein.
Mylotarg sollte nur bei Patienten verwendet werden, die für eine intensive Induktionschemotherapie infrage kommen.
Um die Rückverfolgbarkeit von biotechnologisch hergestellten Arzneimitteln sicherzustellen, wird empfohlen Handelsname und Chargennummer bei jeder Behandlung zu dokumentieren.
Prämedikation
Eine Prämedikation mit einem Kortikosteroid, einem Antihistaminikum sowie Paracetamol wird 1 h vor der Verabreichung empfohlen, um infusionsbedingte Symptome zu vermindern (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Es sind geeignete Massnahmen zu treffen, um die Entwicklung einer Tumorlyse-bedingten Hyperurikämie vorzubeugen, wie z.B. Hydratation sowie die Verabreichung von Urikostatika oder anderer Arzneimittel zur Behandlung einer Hyperurikämie (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Übliche Dosierung
Induktion
Die empfohlene Dosis Mylotarg beträgt 3 mg/m2/Dosis (bis zu einem Maximum von einer 5 mg Durchstechflasche), die an den Tagen 1, 4, und 7 über einen Zeitraum von 2 h infundiert wird, in Kombination mit DNR und AraC. DNR wird in der Dosis von 60 mg/m2/Tag, über 30 Minuten an Tag 1 bis Tag 3 infundiert, und AraC in der Dosis von 200 mg/m2/Tag mittels kontinuierlicher Infusion an Tag 1 bis Tag 7.
Wenn eine zweite Induktion erforderlich ist, sollte Mylotarg während der zweiten Induktionstherapie nicht verabreicht werden. Für die zweite Induktion sollen nur DNR und AraC in den folgenden Dosierungen verabreicht werden: DNR 35 mg/m2/Tag an den Tagen 1 und 2 und AraC 1 g/m2 alle 12 Stunden an den Tagen 1-3.
Konsolidierung
Bei Patienten, die nach der Induktion eine komplette Remission [complete remission, CR] erreichen (definiert als weniger als 5% Blasten in einem normozellulärem Knochenmark bei einer absoluten Neutrophilenzahl [absolute neutrophil count, ANC] von mehr als 1.0x109 Zellen/l sowie einer Thrombozytenzahl von 100x109/l oder mehr im peripheren Blut ohne Transfusion), werden bis zu 2 Konsolidierungszyklen mit DNR und AraC empfohlen. Intravenöses DNR (60 mg/m2 für einen Tag [erster Zyklus] bzw. zwei Tage [zweiter Zyklus]) wird in Kombination mit intravenösem AraC (1g /m2 alle 12 h, infundiert über einen Zeitraum von 2 h von Tag 1 bis Tag 4 und mit intravenösem Mylotarg (3 mg/m2/Dosis, infundiert über einen Zeitraum von 2 h bis zu einer Maximaldosis von einer 5 mg Durchstechflasche am Tag 1 jedes Zyklus) gegeben.
Tabelle 1: Dosierungsschemata für Mylotarg in Kombination mit Chemotherapie
Behandlungszyklus
|
Mylotarg
|
Daunorubicin
|
Cytarabin
|
Erster Induktionstherapie-Zyklusa
|
3 mg/m2/Dosis (bis zu einem Maximum von einer 5 mg Durchstechflasche) an den Tagen 1, 4 und 7
|
60 mg/m2/Tag an den Tagen 1-3
|
200 mg/m2/Tag an den Tagen 1-7
|
Zweiter Induktionstherapie-Zyklus (falls erforderlich)
|
Mylotarg sollte während eines zweiten Induktionstherapiezyklus nicht verabreicht werden.
|
35 mg/m2/Tag an den Tagen 1 und 2
|
1 g/m2 alle 12 h, an den Tagen 1-3
|
Konsolidierungstherapie-Zyklus 1a,b
|
3 mg/m2/Dosis (bis zu einem Maximum von einer 5 mg Durchstechflasche) am Tag 1
|
60 mg/m2/Tag an Tag 1
|
1 g/m2 alle 12 h, an den Tagen 1-4
|
Konsolidierungstherapie-Zyklus 2a,b
|
3 mg/m2/Dosis (bis zu einem Maximum von einer 5 mg Durchstechflasche) am Tag 1
|
60 mg/m2/Tag an den Tagen 1-2
|
1 g/m2 alle 12 h, an den Tagen 1-4
|
a.
Informationen zur Dosisanpassung, siehe Tabelle 3 und Tabelle 4. b. Bei Patienten, die nach der Induktionstherapie eine komplette Remission (CR) erreichen.
|
Anpassung des Behandlungsschemas bei Hyperleukozytose
Bei Patienten mit AML und Hyperleukozytose (Leukozytenzahl ≥30'000/mm3) wird eine Zytoreduktion 48 h vor der Gabe von Mylotarg mittels Leukapherese, oralem Hydroxycarbamid oder AraC mit oder ohne Hydroxycarbamid zur Reduktion der Anzahl weisser Blutkörperchen (WBK) empfohlen.
Wenn AraC mit oder ohne Hydroxycarbamid zur Reduktion der Leukozytenzahl bei Patienten mit nicht vorbehandelter, neu diagnostizierter AML mit Hyperleukozytose angewendet wird, die Mylotarg im Rahmen genannter Kombinationstherapie erhalten sollen, sollte die Behandlung der Hyperleukozytose mit AraC an Tag 1 beginnen, mit Mylotarg in der Dosierung 3 mg/m2 (bis zu einem Maximum von einer 5 mg Durchstechflasche) an den Tagen 3, 6 und 9 der Induktions-Chemotherapie, mit Anpassungen gemäss der medizinischen Standardpraxis (siehe Tabelle 2 und Tabelle 3 für zusätzliche Informationen zur Dosisanpassung).
Tabelle 2: Anpassung des Behandlungsschemas zur Behandlung von Hyperleukozytose mit Cytarabin
Behandlungszyklus
|
Mylotarg
|
Daunorubicin
|
Cytarabin
|
Hydroxycarbamid
|
Erster Induktionstherapie-Zyklusa
|
3 mg/m2/Dosis (bis zu einem Maximum von einer 5 mg Durchstechflasche) an den Tagen 3, 6 und 9
|
60 mg/m2/d vom Tag 3 bis Tag 5
|
200 mg/m2/d vom Tag 1 bis Tag 7
|
Tag 1 (nach dem gängigen medizinischen Standard)
|
Dosisempfehlungen für den Konsolidierungstherapie-Zyklus, siehe Tabelle 1. a. Weitere Informationen zur Dosisanpassung, siehe Tabelle 3 und Tabelle 4.
|
Dosisanpassung aufgrund unerwünschter Wirkungen/Interaktionen
Eine Dosisanpassung von Mylotarg wird je nach individueller Sicherheit und Verträglichkeit empfohlen (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»). Bestimmte unerwünschte Wirkungen können Therapieunterbrechungen oder auch die dauerhafte Beendigung der Therapie mit Mylotarg erfordern (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen» und «Unerwünschte Wirkungen»).
In den Tabellen 3 und 4 sind die Empfehlungen zur Dosisanpassung bei hämatologischen bzw. nicht hämatologischen Toxizitäten aufgeführt.
Tabelle 3: Dosisanpassungen bei Hämatotoxizität
Hämatotoxizitäten
|
Dosisanpassungen
|
Persistierende Thrombozytopenie (Thrombozyten <100'000/mm3 zum geplanten Startzeitpunkt des Konsolidierungstherapiezyklus)
|
·Beginn des Konsolidierungstherapie-Zyklus verschieben. ·Wenn sich die Thrombozytenzahl innerhalb von 14 d nach dem geplanten Startzeitpunkt des Konsolidierungstherapie-Zyklus auf ≥100'000/mm3 erholt haben: Konsolidierungstherapie-Zyklus einleiten (siehe Beschreibung in Tabelle 1). ·Wenn sich die Thrombozytenzahl innerhalb von 14 d nach dem geplanten Startzeitpunkt des Konsolidierungstherapie-Zyklus auf <100'000/mm3 und ≥50'000/mm3 erholt hat: Die Therapie mit Mylotarg sollte nicht wieder aufgenommen werden und die Konsolidierungstherapie sollte nur aus DNR und AraC bestehen. ·Wenn die Thrombozytenzahl über einen längeren Zeitraum als 14 d bei einem Wert von <50'000/mm3 bleibt, die Erholung länger als 14 d dauert oder keine Erholung der Thrombozytenzahl auf ≥50'000/mm3 stattfindet, sollte die Einleitung einer Konsolidierungstherapie re-evaluiert sowie eine Knochenmarkaspiration durchgeführt werden, um den Zustand des Patienten neu zu bewerten.
|
Persistierende Neutropenie
|
·Wenn sich die Neutrophilenzahl nicht innerhalb von 14 d nach dem geplanten Startzeitpunkt des Konsolidierungstherapie-Zyklus (14 d nach vollständiger hämatologischer Regeneration von dem vorhergehenden Therapiezyklus) auf >500/mm3 erholt hat, sollte die Therapie mit Mylotarg beendet werden. Mylotarg sollte dann nicht in der Konsolidierungstherapie benutzt werden.
|
Abkürzungen: AML = akute myeloische Leukämie AraC=Cytarabin; DNR=Daunorubicin.
|
Tabelle 4: Dosisanpassungen bei nicht-hämatologischen Toxizitäten
Nicht-hämatologische Toxizitäten
|
Dosisanpassungen
|
VOD/SOS
|
Behandlung mit Mylotarg beenden (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
|
Gesamtbilirubin >2x ULN und AST und/oder ALT >2.5x ULN
|
Die Gabe von Mylotarg bis zur Erholung des Gesamtbilirubinwerts auf ≤2x ULN sowie AST und ALT auf ≤2.5x ULN vor jeder neuer Gabe verschieben. Bei sequentiellen Applikationen von Mylotarg sollte das Auslassen einer Dosis bei einer Verzögerung von mehr als 2 d erwogen werden.
|
Infusionsbedingte Reaktionen
|
Die Infusion unterbrechen und eine geeignete medizinische Behandlung basierend auf der Schwere der Symptome einleiten. Patienten sind zu überwachen, bis die klinischen Zeichen und Symptome vollständig abgeklungen sind und die Infusion fortgesetzt werden kann. Bei schwerwiegenden oder lebensbedrohlichen Infusionsreaktionen ist eine dauerhafte Beendigung der Therapie zu erwägen (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
|
Andere schwere oder lebensbedrohliche nichthämatologische Toxizität
|
Die Therapie mit Mylotarg solange unterbrechen, bis eine Erholung auf einen nicht mehr als milden Toxizitätsschweregrad erfolgt ist. Bei sequentiellen Applikationen von Mylotarg sollte das Auslassen einer Dosis bei einer Verzögerung von mehr als 2 d erwogen werden.
|
Abkürzungen: ALT = Alanin-Aminotransferase; AST = Aspartat-Aminotransferase; SOS = sinusoidales Obstruktionssyndrom (Sinusoidal Obstruction Syndrome); ULN = oberer Grenzwert (upper limit of normal); VOD = venookklusive Lebererkrankung
|
Spezielle Dosierungsanweisungen
Patienten mit Leberfunktionsstörungen
Bei Patienten mit einer Leberfunktionsstörung, definiert als Gesamtbilirubinwert ≤2x oberer Grenzwert (upper limit of normal, ULN) sowie Aspartat-Aminotransferase (AST)/Alanin-Aminotransferase (ALT) ≤2.5x ULN, ist keine Anpassung der Anfangsdosis erforderlich. Die Gaben von Mylotarg sind (vor jeder neuen Gabe) bis zur Erholung des Gesamtbilirubinwerts auf ≤2x ULN sowie der AST/ALT auf ≤2.5x ULN zu verschieben (siehe Tabelle 4, «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen» und «Pharmakokinetik»).
Patienten mit Nierenfunktionsstörungen
Bei Patienten mit milder bis mittelschwerer Nierenfunktionsstörung ist keine Dosisanpassung erforderlich. Mylotarg wurde bei Patienten mit schwerer Nierenfunktionsstörung nicht untersucht.
Ältere Patienten
Bei älteren Patienten (≥65 Jahre) ist keine Dosisanpassung erforderlich (siehe «Pharmakokinetik»).
Für Patienten >70 Jahre siehe Rubrik «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen».
Kinder und Jugendliche
Die Sicherheit und Wirksamkeit bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren ist nicht gezeigt.
Art der Anwendung
Mylotarg ist für die intravenöse Anwendung vorgesehen und muss vor der Verabreichung rekonstituiert und verdünnt werden. Nach Rekonstitution nach Anweisung auf eine Konzentration von 1 mg/ml enthält die Durchstechflasche 4.5 mg (4.5 ml) Lösung zur Entnahme. Die rekonstituierte und verdünnte Lösung ist intravenös per Infusion über einen Zeitraum von 2 h und unter engmaschiger klinischer Überwachung, (einschliesslich Puls, Blutdruck und Körpertemperatur) zu verabreichen. Mylotarg sollte nicht als intravenöse Druck- oder Bolusinjektion gegeben werden (siehe «Hinweise zur Handhabung»).
Hinweise zur Rekonstitution und Verdünnung des Arzneimittels vor der Anwendung, siehe «Hinweise zur Handhabung».
|