ZusammensetzungWirkstoffe
Prilocaini hydrochloridum
Hilfsstoffe
Glucosum monohydricum, Natri hydroxidum, Aqua ad iniectabile.
1 ml Injektionslösung enthält 0,0086 mg Natrium.
Indikationen/AnwendungsmöglichkeitenSpinalanästhesie bei Erwachsenen für chirurgische Eingriffe von kurzer Dauer.
Dosierung/AnwendungNur zur Anwendung im Krankenhaus.
Eine Spinalanästhesie darf nur von (oder unter der Aufsicht von) medizinischem Fachpersonal mit der erforderlichen Kompetenz und Erfahrung durchgeführt werden.
Ausrüstung, Arzneimittel und qualifiziertes Personal für die Versorgung von Notfällen (z. B. für die Freihaltung der Atemwege und Verabreichung von Sauerstoff) müssen unmittelbar verfügbar sein, da nach der Anwendung von Lokalanästhetika in seltenen Fällen schwerwiegende Reaktionen, bisweilen mit Todesfolge, aufgetreten sind, selbst wenn in der Anamnese des Patienten keine individuelle Überempfindlichkeit vorlag.
Übliche Dosierung
Die Dosis ist individuell nach den Gegebenheiten des konkreten Patientenfalls zu bemessen. Bei der Bemessung der Dosis sind die körperliche Verfassung des Patienten und etwaige gleichzeitig angewandte Arzneimittel zu berücksichtigen. Grundsätzlich ist die niedrigstmögliche Dosis anzuwenden.
Die Wirkungsdauer ist dosisabhängig.
Die nachstehenden Dosisempfehlungen gelten für Erwachsene von durchschnittlicher Grösse und Gewicht (ca. 70 kg) und für eine wirksame Blockade nach einmaliger Gabe. Bezüglich der Stärke und Dauer der Wirkung sind von Patient zu Patient erhebliche Unterschiede zu beobachten. Die Erfahrung des Anästhesisten und die Kenntnis des Allgemeinzustands des Patient sind essenziell für die Dosisfindung.
Die Dosisempfehlung lautet wie folgt:
Dosierung bei Erwachsenen
Indikation
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Konzentration mg/ml
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Volumen (ml)
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Gesamtdosis (mg)
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Mittlere Wirkungsdauer (Minuten)
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Sensorische Blockade bis auf Höhe von Th10 erforderlich
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20
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2-3
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40-60
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Etwa 100-130
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Im Allgemeinen beträgt die empfohlene Höchstdosis Chloroprocainhydrochlorid 80 mg (= 4 ml Prilocain Hyperbar Sintetica 20 mg/ml).
Art der Anwendung
Da Prilocain Hyperbar Sintetica 20 mg/ml Glucose enthält, darf es ausschliesslich intrathekal verabreicht werden. Die epidurale Gabe von Prilocain Hyperbar Sintetica 20 mg/ml wird nicht empfohlen.
Prilocain Hyperbar Sintetica 20 mg/ml wird mit einer Filternadel in die Intervertebralräume L2/L3, L3/L4 und L4/L5 intrathekal injiziert.
Die Lösung wird langsam injiziert; davor wird eine geringe Menge Liquor cerebrospinalis aspiriert, um die korrekte Lage der Nadel zu überprüfen. Dabei sind die Vitalfunktionen des Patienten sehr aufmerksam zu überwachen und kontinuierlicher verbaler Kontakt aufrechtzuerhalten.
Bei Anzeichen von akuter systemischer Toxizität oder totalem Spinalblock muss die Injektion des Lokalanästhetikums sofort beendet werden. Wenn der Patient aufrecht sitzt, diffundiert die injizierte Lösung hauptsächlich nach kaudal (in Richtung des Kreuzbeins). Wenn der Patient liegt, diffundiert das Anästhetikum der Schwerkraft folgend, je nach Lagerung des Patienten (Trendelenburg oder Anti-Trendelenburg).
Dosisanpassung aufgrund unerwünschter Wirkungen/Interaktionen
Die gleichzeitige Anwendung dieses Arzneimittels und anderer Arzneimittel wird nicht empfohlen.
Spezielle Dosierungsanweisungen
Bei Patienten mit beeinträchtigtem Allgemeinzustand ist es ratsam, die Dosis zu reduzieren.
Darüber hinaus ist bei Vorliegen einer Begleiterkrankung (z. B. Gefässverschluss, Arteriosklerose, diabetische Polyneuropathie) die Dosis zu reduzieren.
Patienten mit Leber- oder Nierenfunktionsstörungen
Bei Patienten mit beeinträchtigter Leber- oder Nierenfunktion wird empfohlen, eine herabgesetzte Dosis anzuwenden.
Kinder und Jugendliche
Die Wirksamkeit und Sicherheit von Prilocain Hyperbar Sintetica 20 mg/ml bei Kindern und Jugendlichen wurde bisher nicht untersucht. Es liegen keine Daten vor.
Die Anwendung von Prilocain Hyperbar Sintetica 20 mg/ml bei Kindern und Jugendlichen wird nicht empfohlen.
Die Anwendung von Prilocain Hyperbar Sintetica 20 mg/ml bei Kindern unter sechs Monaten ist kontraindiziert.
KontraindikationenPrilocain Hyperbar Sintetica 20 mg/ml darf nicht bei Patienten angewendet werden, bei denen eine der folgenden Kontraindikationen vorliegt:
·Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff Prilocain, anderen Lokalanästhetika vom Amidtyp oder einem der Hilfsstoffe gemäss Zusammensetzung;
·schwere Störungen der kardialen Erregungsleitung;
·schwere Anämie;
·dekompensierte Herzinsuffizienz;
·kardiogener und hypovolämischer Schock;
·angeborene oder idiopathische Methämoglobinämie;
·gleichzeitige Anwendung von Antikoagulanzien;
·allgemeine und besondere Kontraindikationen für die Technik der Spinalanästhesie.
Die Anwendung von Prilocain Hyperbar Sintetica 20 mg/ml bei Kindern unter sechs Monaten ist kontraindiziert, da bei ihnen ein erhöhtes Risiko für das Auftreten einer Methämoglobinämie besteht.
Die intravasale Injektion von Prilocain Hyperbar Sintetica 20 mg/ml ist kontraindiziert. Prilocain Hyperbar Sintetica 20 mg/ml darf nicht in entzündete Areale injiziert werden.
Warnhinweise und VorsichtsmassnahmenDa Prilocain Hyperbar Sintetica 20 mg/ml Glucose enthält, darf es ausschliesslich intrathekal verabreicht werden. Die epidurale Gabe von Prilocain Hyperbar Sintetica 20 mg/ml wird nicht empfohlen.
Prilocain Hyperbar Sintetica 20 mg/ml kann die methämoglobinbildende Wirkung von Arzneimitteln, die als Methämoglobinbildner bekannt sind, verstärken (siehe Rubrik «Interaktionen»).
Eine Spinalanästhesie darf nur von (oder unter der Aufsicht von) medizinischem Fachpersonal mit der erforderlichen Kompetenz und Erfahrung durchgeführt werden. Der zuständige Arzt hat die notwendigen Vorkehrungen zu treffen, um eine intravasale Injektion zu vermeiden.
Ausserdem ist es unerlässlich, dass der Arzt Nebenwirkungen, systemische Toxizität und andere Komplikationen zu erkennen und zu behandeln weiss. Bei Anzeichen von akuter systemischer Toxizität oder totalem Spinalblock muss die Injektion des Lokalanästhetikums sofort beendet werden (siehe Rubrik «Überdosierung»).
Manche Patienten bedürfen besonderer Massnahmen, um das Risiko für schwere Nebenwirkungen zu senken, selbst wenn eine lokoregionale Anästhesie die optimale Wahl für den chirurgischen Eingriff darstellt:
·Patienten mit komplettem oder partiellem Schenkelblock, da Lokalanästhetika die myokardiale Erregungsleitung unterdrücken können.
·Patienten mit schwerer dekompensierter Herzinsuffizienz. Das Risiko für Methämoglobinämie ist zusätzlich zu berücksichtigen (siehe Rubrik «Unerwünschte Wirkungen»).
·Patienten mit schwerer Leber- oder Nierenerkrankung.
·Patienten höheren Alters oder mit beeinträchtigtem Allgemeinzustand.
·Patienten, die mit Klasse-III-Antiarrhythmika (z. B. Amiodaron) behandelt werden. Diese Patienten bedürfen einer sorgfältigen Beobachtung und EKG-Überwachung, da die Auswirkungen auf das Herz sich addieren können (siehe Rubrik «Wechselwirkungen»).
·Bei Patienten mit akuter Porphyrie darf Prilocain Hyperbar Sintetica 20 mg/ml nur bei absoluter Indikation angewendet werden, da Prilocain Hyperbar Sintetica 20 mg/ml die Porphyrie möglicherweise verstärken kann. Bei allen Patienten mit Porphyrie sind angemessene Vorsichtsmassnahmen zu ergreifen.
Es ist zwingend erforderlich, einen zuverlässigen venösen Zugang sicherzustellen.
Wie bei allen Lokalanästhetika kann der Blutdruck abfallen und die Herzfrequenz sich verlangsamen.
Bei Hochrisikopatienten wird empfohlen, vor dem Eingriff den Allgemeinzustand zu verbessern.
Eine seltene, aber schwerwiegende Nebenwirkung einer Spinalanästhesie ist ein hoher oder totaler Spinalblock, der zur Kreislauf- oder Atemdepression führen kann. Die Kreislaufdepression wird durch anhaltende Blockade des sympathischen Nervensystems induziert und kann zu schwerer Hypotonie und Bradykardie bis hin zum Herzstillstand führen. Die Atemdepression wird durch die Blockade der Atemmuskulatur und des Zwerchfells hervorgerufen.
Insbesondere bei älteren Patienten und bei Schwangeren im letzten Trimenon besteht ein erhöhtes Risiko eines hohen oder totalen Spinalblocks; daher wird hier eine Dosisreduktion des Anästhetikums empfohlen.
Insbesondere bei älteren Patienten stellt ein plötzlicher Blutdruckabfall eine potenzielle Komplikation der Spinalanästhesie dar.
In seltenen Fällen können nach einer Spinalanästhesie neurologische Schäden in Form von Parästhesien, Sensibilitätsverlust, motorischer Schwäche oder Lähmung auftreten. Gelegentlich persistieren diese Symptome.
Es liegen keine Hinweise darauf vor, dass neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Hemiplegie, Paraplegie oder neuromuskuläre Erkrankungen durch eine Spinalanästhesie negativ beeinflusst werden könnten. Dennoch ist eine solche Anästhesie hier mit Vorsicht anzuwenden. Es wird empfohlen, vor der Anwendung eine sorgfältige Abwägung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses vorzunehmen.
Dieses Arzneimittel enthält weniger als 1 mmol (23 mg) Natrium pro Dosis (4 ml Prilocain Hyperbar Sintetica 20 mg/ml); d. h. es ist nahezu «natriumfrei».
InteraktionenPrilocain Hyperbar Sintetica 20 mg/ml kann die methämoglobinbildende Wirkung von Arzneimitteln verstärken, die als Methämoglobinbildner bekannt sind (z. B. Sulfonamide, Antimalariamittel, Natrium-Nitroprussid und Nitroglycerin).
Bei gleichzeitiger Anwendung von Prilocain Hyperbar Sintetica 20 mg/ml mit anderen Lokalanästhetika oder Arzneimitteln mit ähnlicher chemischer Struktur wie Prilocain Hyperbar Sintetica 20 mg/ml (z. B. bestimmte Antiarrhythmika wie Apridin, Lidocain, Mexiletin und Tocainid) ist eine Addition von unerwünschten Wirkungen möglich.
Es wurden keine Studien zu Wechselwirkungen zwischen Prilocain und Klasse-III-Antiarrhythmika (z. B. Amiodaron) durchgeführt, hier ist jedoch ebenfalls Vorsicht geboten (siehe Rubrik «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Die Kombination mehrerer Lokalanästhetika führt zu additiven Wirkungen auf das Herz-Kreislauf-System und das zentrale Nervensystem.
Schwangerschaft, StillzeitSchwangerschaft
Es gibt keine hinreichenden Daten zur Anwendung bei Schwangeren. Prilocain passiert die Plazentaschranke.
Es liegen Berichte über Fälle von behandlungsbedürftiger Methämoglobinämie bei Neugeborenen nach einer Parazervikalblockade oder Pudendusanästhesie mit Prilocain zur Geburtshilfe vor.
Bei Anwendung anderer Lokalanästhetika vom Amidtyp zur Parazervikalblockade sind Fälle von fetaler Bradykardie mit letalem Ausgang aufgetreten.
Tierexperimentelle Studien haben eine Reproduktionstoxizität gezeigt (ausführliche Angaben siehe Rubrik «Präklinische Daten»).
Während der Schwangerschaft darf das Arzneimittel nicht verabreicht werden, es sei denn dies ist eindeutig erforderlich.
Die Anwendung von Prilocain zur Parazervikalblockade oder Pudendusanästhesie ist zu vermeiden.
Stillzeit
Es ist nicht bekannt, ob Prilocain in die Muttermilch übergeht. Wenn die Anwendung in der Stillzeit erforderlich ist, kann das Stillen ca. 24 Stunden nach der Anwendung wiederaufgenommen werden.
Fertilität
Es liegen keine Daten zur Auswirkung von Prilocain auf die Fertilität beim Menschen vor. Bei männlichen und weiblichen Ratten hat Prilocain keinen Einfluss auf die Fertilität gezeigt (siehe Rubrik «Präklinische Daten»).
Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von MaschinenPrilocain Hyperbar Sintetica 20 mg/ml kann einen Einfluss auf die Fahrtüchtigkeit oder die Fähigkeit, Maschinen zu bedienen, haben. Das Arzneimittel kann Schwindel, Kopfschmerzen und Übelkeit, Diplopie, Sehstörungen, Bewusstseinsverlust, Zittern und Krämpfe hervorrufen.
Unerwünschte WirkungenDie möglichen Nebenwirkungen der Anwendung von Prilocain Hyperbar Sintetica 20 mg/ml ähneln im Allgemeinen den Nebenwirkungen anderer Lokalanästhetika vom Amidtyp bei Anwendung zur Spinalanästhesie. Die durch das Arzneimittel hervorgerufenen Nebenwirkungen sind schwer von den physiologischen Wirkungen der Nervenblockade (z. B. Blutdrucksenkung, Bradykardie, vorübergehende Harnretention) sowie von direkten (z. B. Spinalhämatom) oder indirekten (z. B. Meningitis) Auswirkungen der Injektion oder Folgen des Liquorverlusts (z. B. postspinale Kopfschmerzen) zu unterscheiden.
Bei den Häufigkeitsangaben zu den nachstehend aufgeführten Nebenwirkungen werden folgende Kategorien zugrunde gelegt: «sehr häufig» (≥1/10), «häufig» (≥1/100, <1/10), «gelegentlich» (≥1/1000, <1/100), «selten» (≥1/10‘000, <1/1000), «sehr selten» (<1/10'000).
Innerhalb jeder Häufigkeitskategorie sind die unerwünschten Wirkungen in abnehmender Reihenfolge ihrer Schwere aufgeführt.
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems
Selten: Methämoglobinämie, Zyanose
Erkrankungen des Immunsystems
Selten: Anaphylaktischer Schock, anaphylaktische Reaktion, allergische Reaktion, Juckreiz
Erkrankungen des Nervensystems
Häufig: Parästhesie, Schwindel
Gelegentlich: Anzeichen und Symptome einer ZNS-Toxizität (Konvulsionen, Parästhesie im Mundbereich, Bewusstseinsverlust, Zittern, Taubheitsgefühl der Zunge, Sprechstörungen, Hörstörungen, Tinnitus, Sehstörungen)
Selten: Arachnoiditis, Neuropathie, Schädigung der peripheren Nerven
Augenerkrankungen
Selten: Diplopie
Herzerkrankungen
Gelegentlich: Bradykardie
Selten: Herzstillstand, Arrhythmie
Gefässerkrankungen
Sehr häufig: Hypotonie
Gelegentlich: Hypertonie
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums
Selten: Atemdepression
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Sehr häufig: Übelkeit
Häufig: Erbrechen
Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen
Gelegentlich: Rückenschmerzen, vorübergehende Muskelschwäche
Die Anzeichen einer Intoxikation durch Lokalanästhetika sind bei allen verwendeten Präparaten gleich, sowohl in ihrem Erscheinungsbild als auch in ihrer Behandlung.
Trotz der klinisch nachgewiesenen hohen Verträglichkeit von Prilocain Hyperbar Sintetica 20 mg/ml sind bei Plasmakonzentrationen oberhalb eines kritischen Schwellenwerts toxische Wirkungen nicht auszuschliessen. Diese Nebenwirkungen betreffen hauptsächlich das zentrale Nervensystem und das Herz-Kreislauf-System.
Die effektivsten prophylaktischen Massnahmen sind die gewissenhafte Einhaltung der Dosisempfehlungen für Prilocain Hyperbar Sintetica 20 mg/ml sowie unbedingt die Kontrolle der Wirkung durch den Arzt (visueller und verbaler Kontakt zum Patienten), ausserdem eine sorgfältige Aspiration vor der Injektion.
Leichte Nebenwirkungen (Schwindelgefühl, Benommenheit) sind mögliche Folgen einer mässigen Überdosierung und klingen in der Regel nach Dosisreduktion bzw. Abbruch der Anwendung von Prilocain Hyperbar Sintetica 20 mg/ml rasch ab.
Eine erhebliche Überdosierung und/oder versehentliche Injektion des Lokalanästhetikums in ein Blutgefäss kann schwere Nebenwirkungen hervorrufen. Diese äussern sich in Form zentralnervöser Symptome (Agitiertheit, Sprechstörungen, Desorientierung, Schwindel, Muskelkontraktionen, Krampfanfälle, Erbrechen, Bewusstseinsverlust, Atemstillstand und Mydriasis) und kardiovaskulärer Symptome (Erhöhung von Blutdruck und Herzfrequenz, Arrhythmie, Blutdruckabfall, Asystolie) infolge einer Reizung und/oder Depression von Hirnrinde und -mark (siehe Rubrik «Überdosierung»).
Darüber hinaus können infolge einer Hemmung bzw. Blockade des kardialen Erregungsleitungssystems eine Verlangsamung der Herzfrequenz und eine Myokarddepression auftreten.
Als weitere mögliche Ursachen für Nebenwirkungen müssen auch eventuelle Störungen des Abbaus (Leber) oder der Ausscheidung (Niere) von Prilocain Hyperbar Sintetica 20 mg/ml in Betracht gezogen werden.
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.
ÜberdosierungEs ist unwahrscheinlich, dass Prilocain Hyperbar Sintetica 20 mg/ml in der empfohlenen Dosierung zu Plasmakonzentrationen führt, die eine systemische Toxizität induzieren könnten.
Anzeichen und Symptome
Akute systemische Toxizität
Systemische Nebenwirkungen, die bei Plasmakonzentrationen oberhalb von 5-10 Mikrogramm Prilocain/ml auftreten können, sind iatrogenen, pharmakodynamischen oder pharmakokinetischen Ursprungs und betreffen das zentrale Nervensystem und das kardiovaskuläre System.
Iatrogene Nebenwirkungen können auftreten:
·nach Injektion einer zu grossen Menge der Lösung;
·nach versehentlicher intrasaler Injektion;
·bei fehlerhafter Positionierung des Patienten;
·nach einer hohen Spinalanästhesie (starker Blutdruckabfall).
Bei versehentlicher intravasaler Verabreichung tritt die toxische Wirkung innerhalb von 1-3 Minuten ein. Bei einer Überdosierung hingegen wird die maximale Plasmakonzentration je nach Injektionsstelle erst nach 20-30 Minuten erreicht; mit entsprechender Verzögerung treten auch etwaige Anzeichen toxischer Wirkungen auf.
Die Anzeichen einer Überdosierung lassen sich in zwei Symptomkomplexe einteilen, die sich in Qualität und Intensität unterscheiden:
a)Symptome, die das zentrale Nervensystem betreffen
Erste Symptome sind in der Regel Parästhesie im Mundbereich, Taubheitsgefühl der Zunge, Benommenheit, Hörstörungen und Tinnitus. Sehstörungen und Muskelkontraktionen sind schwerere Symptome und gehen generalisierten Krampfanfällen voraus. Diese Anzeichen dürfen nicht fälschlicherweise als psychiatrische Manifestationen (Neurosen) gedeutet werden. Nachfolgend können Bewusstlosigkeit und tonisch-klonische Krampfanfällen auftreten, die im Allgemeinen einige Sekunden bis einige Minuten dauern. Auf die Konvulsionen folgen unmittelbar Hypoxie und eine erhöhte Kohlendioxidkonzentration im Blut (Hyperkapnie), bedingt durch die erhöhte Muskelaktivität in Verbindung mit Atemstörungen. In schweren Fällen kann ein Atemstillstand auftreten. Eine Azidose verstärkt die toxischen Wirkungen von Lokalanästhetika.
Eine Abnahme oder Besserung der ZNS-Symptome ist auf die Umverteilung des Lokalanästhetikums ausserhalb des zentralen Nervensystems zurückführen, in deren Folge das Arzneimittel abgebaut und eliminiert wird. Das Abklingen der Symptome kann sehr schnell gehen, ausser wenn sehr grosse Mengen des Arzneimittels angewendet wurden.
b)Kardiovaskuläre Symptome
In schweren Fällen kann es zu kardiovaskulärer Toxizität kommen. Bei einer hohen systemischen Konzentration von Lokalanästhetika können Hypotonie, Bradykardie, Arrhythmie und auch Herzstillstand auftreten.
Die ersten Anzeichen einer ZNS-Toxizität gehen in der Regel denen einer kardiovaskulären Toxizität voraus. Dies gilt allerdings nicht, wenn der Patient sich unter Allgemeinanästhesie befindet oder mit Arzneimitteln wie Benzodiazepinen oder Barbituraten tief sediert ist.
Methämoglobinämie
Eine Methämoglobinämie kann nach Anwendung von Prilocain auftreten. Prilocain Hyperbar Sintetica 20 mg/ml ist kontraindiziert für Techniken der Regionalanästhesie, bei denen eine kontinuierliche Anwendung erforderlich ist. Die für eine Spinalanästhesie verwendeten Dosen können nicht zu Plasmakonzentrationen führen, die eine Methämoglobinämie induzieren können – diese tritt auf, wenn eine Dosis von 600 mg Prilocainhydrochlorid oder mehr angewendet wird.
Ein Metabolit von Prilocain, das o-Toluidin, kann eine Methämoglobinbildung induzieren. In der Regel ist die Methämoglobinbildung klinisch vernachlässigbar, ausser bei Vorliegen einer sehr schweren Anämie und einer schweren dekompensierten Herzinsuffizienz.
Patienten mit schwerer Anämie können eine Hypoxie entwickeln. Es ist wichtig, andere schwerwiegende Ursachen einer Zyanose wie akute Hypoxie und/oder Herzinsuffizienz auszuschliessen.
Behandlung
Vorgehen bei akuter systemischer Toxizität
Es sind sofort die folgenden Massnahmen einzuleiten:
·Gabe von Prilocain Hyperbar Sintetica 20 mg/ml beenden.
·Ausreichende Sauerstoffversorgung sicherstellen: Atemwege freihalten, O2-Gabe, bei Bedarf Beatmung (Intubation).
Im Fall einer Kreislaufdepression muss der Kreislauf stabilisiert werden. Falls Krampfanfälle auftreten und nicht nach 15-20 Sekunden von selbst wieder abklingen, wird die intravenöse Gabe eines Antikonvulsivums empfohlen.
Zentral wirkende Analeptika sind bei einer Intoxikation durch Lokalanästhetika kontraindiziert.
Im Falle schwerer Komplikationen ist es ratsam, für die Behandlung des Patienten einen auf Notfallmedizin und Reanimation spezialisierten Arzt hinzuzuziehen (z. B. einen Anästhesisten).
Vorgehen bei Methämoglobinämie
Eine diagnostizierte Methämoglobinämie klingt 15 Minuten nach intravenöser Injektion von 2-4 mg/kg Körpergewicht Toluidinblau ab.
Weitere Informationen:
Auch geringe Konzentrationen von Methämoglobin können pulsoxymetrische Messungen beeinflussen.
Eigenschaften/WirkungenATC-Code
N01BB04
Wirkungsmechanismus
Prilocain ist ein Lokalanästhetikum vom Amidtyp. Prilocain hemmt die Funktion erregbarer Strukturen (z. B. Nervenfasern aller Art [sensorische, motorische, autonome Nervenfasern]).
Pharmakodynamik
Prilocain hemmt lokal begrenzt und reversibel die Erregbarkeit der Schmerzrezeptoren sowie die Reizleitung der sensorischen Nervenfasern und setzt so das Schmerzempfinden und nachfolgend das Kälte-, Wärme-, Berührungs- und Druckempfinden herab.
Klinische Wirksamkeit
In einer randomisierten, Beobachter-verblindeten Studie der Phase III wurde die Nichtunterlegenheit von Prilocain in zwei hyperbaren Formulierungen (20 mg/ml hyperbar 60 mg und 20 mg/ml hyperbar 40 mg) im Vergleich zu Prilocain in einer isobaren Formulierung (20 mg/ml isobar 60 mg) im Hinblick auf die Erzielung einer sensorischen Blockade auf Höhe von Th10 (primärer Endpunkt) untersucht. Eine Differenz von maximal 4 Minuten bei der Zeit bis zum Eintreten der Anästhesie zwischen Prüf- und Referenzpräparat wurde als Marge für die Nichtunterlegenheit festgelegt.
Neunzig (90) erwachsene Patienten, die sich einem ambulanten chirurgischen Eingriff von weniger als 60 Minuten Dauer unterzogen, wurden per Randomisierung einer präoperativen intrathekalen Dosis eines Anästhetikums zugeteilt (entweder 40 mg oder 60 mg Prilocain hyperbar oder 60 mg Prilocain isobar).
Zwischen den Prüfbehandlungen (60 mg Prilocain hyperbar 20 mg/ml und 40 mg Prilocain hyperbar 20 mg/ml) und der Referenzbehandlung (60 mg Prilocain isobar 20 mg/ml) war kein signifikanter Unterschied im Hinblick auf die Dauer bis zum Eintreten der sensorischen Blockade auf Höhe von Th10 (Tsb) zu verzeichnen.
Die Tsb betrug in der mit 60 mg Prilocain hyperbar behandelten Gruppe 5 Minuten (5-20 Minuten), in der mit 40 mg Prilocain hyperbar behandelten Gruppe 10 Minuten (5-20 Minuten) und in der mit 60 mg Prilocain isobar behandelten Gruppe 15 Minuten (5-25 Minuten).
Die Prüfbehandlungen unterschieden sich von der Referenzbehandlung im Hinblick auf die Dauer bis zum Eintreten der motorischen Blockade (Tmb), bis zum Erreichen des Maximums der sensorischen Blockade (TsbMAX), bis zum Erreichen eines Bromage-Scores von 0 (Tmb0), bis zur Aufhebung der sensorischen Blockade (Tea) und bis zur ersten Miktion (Tuv).
Die mediane Tmb betrug in der mit 60 mg Prilocain hyperbar behandelten Gruppe 7,5 Minuten (5-15 Minuten), in der mit 40 mg Prilocain hyperbar behandelten Gruppe 5 Minuten (4-20 Minuten) und in der mit 60 mg Prilocain isobar behandelten Gruppe 10 Minuten (5-25 Minuten).
Die mediane TsbMAX betrug in den mit 60 bzw. 40 mg Prilocain hyperbar behandelten Gruppen 15 Minuten (5-70 bzw. 5-30 Minuten) und in der mit 60 mg Prilocain isobar behandelten Gruppe 20 Minuten (5-85 Minuten).
Die mediane Tmb0 betrug in der mit 60 mg Prilocain hyperbar behandelten Gruppe 121 Minuten (50-200 Minuten), in der mit 40 mg Prilocain hyperbar behandelten Gruppe 90 Minuten (25-190 Minuten) und in der mit 60 mg Prilocain isobar behandelten Gruppe 155 Minuten (50-260 Minuten).
Die mediane Tea betrug in der mit 60 mg Prilocain hyperbar behandelten Gruppe 135 Minuten (62-210 Minuten), in der mit 40 mg Prilocain hyperbar behandelten Gruppe 105 Minuten (25-190 Minuten) und in der mit 60 mg Prilocain isobar behandelten Gruppe 159,5 Minuten (70-280 Minuten).
Die mediane Tuv betrug in der mit 60 mg Prilocain hyperbar behandelten Gruppe 206 Minuten (140-450 Minuten), in der mit 40 mg Prilocain hyperbar behandelten Gruppe 183,5 Minuten (53-325 Minuten) und in der mit 60 mg Prilocain isobar behandelten Gruppe 259 Minuten (130-520 Minuten).
PharmakokinetikAbsorption
Die Plasmakonzentration ist bei intrathekaler Anwendung vernachlässigbar.
Distribution
Prilocain wird zu etwa 55 % an Plasmaproteine gebunden.
Die Bioverfügbarkeit von Prilocain an der Injektionsstelle beträgt 100 %.
Metabolismus
Die Hauptmetaboliten von Prilocain sind o-Toluidin und N-n-Propylalanin, die beide in der Leber und in den Nieren durch Amidasen gebildet werden. o-Toluidin wird in vivo umfassend hydrolytisch metabolisiert; der Grossteil der Dosis wird innerhalb von 24 Stunden mit dem Urin ausgeschieden. Ähnlich wie andere aromatische Amine ist es strukturell darauf ausgelegt, zunächst eine metabolische Aktivierung durch N-Hydroxylierung zu durchlaufen, die dann zur kovalenten Bindung an Gewebe-Makromoleküle führt. o-Toluidin ist ein starkes Oxidationsmittel für das Eisen(III) im Hämoglobin.
Elimination
Die Eliminationshalbwertzeit von Prilocain beträgt 1,6 Stunden.
Kinetik spezieller Patientengruppen
Es wurde bisher nicht untersucht, in welchem Masse Funktionsstörungen und Erkrankungen wie eine Leberzirrhose oder eine kongenitale Herz- oder Niereninsuffizienz die Bioverfügbarkeit von Prilocain beeinflussen.
Wenn bei einem Patienten die Herz-, Leber- oder Nierenfunktion beeinträchtigt ist, wird empfohlen, eine herabgesetzte Dosis anzuwenden (siehe Rubrik «Dosierung/Anwendung».
Präklinische DatenDie beim Menschen lokal angewendete therapeutische Dosis ist nahe der Dosis, die bei Tieren nach intravenöser Anwendung toxisch ist. Bei Tieren sind Anzeichen akuter toxischer Wirkungen verminderte Aktivität, Krampfanfälle, Dyspnoe, Zyanose und Tod durch Herzinsuffizienz.
Die subkutane Injektion von 3 ml/kg Körpergewicht Prilocainhydrochlorid führte bei Ratten zu reversiblen lokalen Nekrosen. In gleicher Dosierung wurden bei Affen keine Schädigungen beobachtet. In einem Rattenmodell führte die Anwendung von hoch konzentriertem Prilocain (20 %) zur Degeneration von Axonen, die in der Regel an der Hinterwurzel unmittelbar an der Eintrittsstelle ins Rückenmark begann und sich in der Folge auf die posteriore weisse Substanz ausdehnte.
Die intrathekale Infusion von Prilocain (2,5 %) führte bei Ratten zur Verlängerung der Zeit bis zur Schwanzbewegung im Tail-Flick-Test sowie zu mittelschweren bis schweren neuronalen Schädigungen.
Mutagenität
In Mutagenitätsstudien zeigte Prilocain keine mutagene Wirkung. Hinweise auf ein mutagenes Potenzial beruhen auf Erkenntnissen zum Metaboliten o-Toluidin, der in verschiedenen in-vitro-Tests Genschäden und Zellproliferation verursachte (Chromosomenmutationen, Aneuoploidie, DNA-Reparatur, Zelltransformation).
Karzinogenität
In Studien zur Karzinogenität bei Ratten und Mäusen mit hohen Dosierungen des Metaboliten o-Toluidin waren vermehrt Tumoren der Milz und der Blase zu beobachten.
Diese Ergebnisse scheinen für den Menschen bei einer kurzzeitigen therapeutischen Anwendung von Prilocain nicht von Bedeutung zu sein; aus Sicherheitsgründen wird jedoch empfohlen, eine Anwendung hoher Dosen über längere Zeiträume zu vermeiden.
Reproduktionstoxizität
Bei männlichen und weiblichen Ratten hat Prilocain keinen Einfluss auf die Fertilität. Jedoch war die postnatale Überlebensrate der Nachkommen behandelter weiblicher Tiere reduziert. In einer Embryotoxizitätsstudie bei Ratten waren fetale Todesfälle zu beobachten, ebenso traten bei den Feten dosisabhängige Hydronephrosen auf.
Sonstige HinweiseInkompatibilitäten
Da keine Verträglichkeitsstudien durchgeführt wurden, darf das Arzneimittel nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt werden.
Haltbarkeit
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf der Packung mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden. Ampullen ausschliesslich zum einmaligen Gebrauch. Die Zubereitung enthält kein Konservierungsmittel. Aus mikrobiologischen Gründen ist die Zubereitung unmittelbar nach Anbruch zu verwenden. Jede Restmenge der Injektionslösung ist zu verwerfen.
Besondere Lagerungshinweise
Ausser Reichweite von Kindern aufbewahren.
Nicht über 25 °C lagern.
Den Behälter im Umkarton aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.
Hinweise für die Handhabung
Das Arzneimittel darf nicht verabreicht werden, wenn die Lösung bei der Sichtprüfung nicht klar und partikelfrei ist. Prilocain Hyperbar Sintetica 20 mg/ml wird mit einer Filternadel verabreicht.
Zulassungsnummer67498 (Swissmedic)
PackungenPrilocain Hyperbar Sintetica 20 mg/ml, Injektionslösung, Ampullen 10 x 5 ml Ⓑ
Prilocain Hyperbar Sintetica 20 mg/ml, Injektionslösung, Ampullen 10 x 5 ml steril geblistert Ⓑ
ZulassungsinhaberinSintetica SA
CH-6850 Mendrisio
Stand der InformationDezember 2020
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