ÜberdosierungEs ist unwahrscheinlich, dass Prilocain Hyperbar Sintetica 20 mg/ml in der empfohlenen Dosierung zu Plasmakonzentrationen führt, die eine systemische Toxizität induzieren könnten.
Anzeichen und Symptome
Akute systemische Toxizität
Systemische Nebenwirkungen, die bei Plasmakonzentrationen oberhalb von 5-10 Mikrogramm Prilocain/ml auftreten können, sind iatrogenen, pharmakodynamischen oder pharmakokinetischen Ursprungs und betreffen das zentrale Nervensystem und das kardiovaskuläre System.
Iatrogene Nebenwirkungen können auftreten:
·nach Injektion einer zu grossen Menge der Lösung;
·nach versehentlicher intrasaler Injektion;
·bei fehlerhafter Positionierung des Patienten;
·nach einer hohen Spinalanästhesie (starker Blutdruckabfall).
Bei versehentlicher intravasaler Verabreichung tritt die toxische Wirkung innerhalb von 1-3 Minuten ein. Bei einer Überdosierung hingegen wird die maximale Plasmakonzentration je nach Injektionsstelle erst nach 20-30 Minuten erreicht; mit entsprechender Verzögerung treten auch etwaige Anzeichen toxischer Wirkungen auf.
Die Anzeichen einer Überdosierung lassen sich in zwei Symptomkomplexe einteilen, die sich in Qualität und Intensität unterscheiden:
a)Symptome, die das zentrale Nervensystem betreffen
Erste Symptome sind in der Regel Parästhesie im Mundbereich, Taubheitsgefühl der Zunge, Benommenheit, Hörstörungen und Tinnitus. Sehstörungen und Muskelkontraktionen sind schwerere Symptome und gehen generalisierten Krampfanfällen voraus. Diese Anzeichen dürfen nicht fälschlicherweise als psychiatrische Manifestationen (Neurosen) gedeutet werden. Nachfolgend können Bewusstlosigkeit und tonisch-klonische Krampfanfällen auftreten, die im Allgemeinen einige Sekunden bis einige Minuten dauern. Auf die Konvulsionen folgen unmittelbar Hypoxie und eine erhöhte Kohlendioxidkonzentration im Blut (Hyperkapnie), bedingt durch die erhöhte Muskelaktivität in Verbindung mit Atemstörungen. In schweren Fällen kann ein Atemstillstand auftreten. Eine Azidose verstärkt die toxischen Wirkungen von Lokalanästhetika.
Eine Abnahme oder Besserung der ZNS-Symptome ist auf die Umverteilung des Lokalanästhetikums ausserhalb des zentralen Nervensystems zurückführen, in deren Folge das Arzneimittel abgebaut und eliminiert wird. Das Abklingen der Symptome kann sehr schnell gehen, ausser wenn sehr grosse Mengen des Arzneimittels angewendet wurden.
b)Kardiovaskuläre Symptome
In schweren Fällen kann es zu kardiovaskulärer Toxizität kommen. Bei einer hohen systemischen Konzentration von Lokalanästhetika können Hypotonie, Bradykardie, Arrhythmie und auch Herzstillstand auftreten.
Die ersten Anzeichen einer ZNS-Toxizität gehen in der Regel denen einer kardiovaskulären Toxizität voraus. Dies gilt allerdings nicht, wenn der Patient sich unter Allgemeinanästhesie befindet oder mit Arzneimitteln wie Benzodiazepinen oder Barbituraten tief sediert ist.
Methämoglobinämie
Eine Methämoglobinämie kann nach Anwendung von Prilocain auftreten. Prilocain Hyperbar Sintetica 20 mg/ml ist kontraindiziert für Techniken der Regionalanästhesie, bei denen eine kontinuierliche Anwendung erforderlich ist. Die für eine Spinalanästhesie verwendeten Dosen können nicht zu Plasmakonzentrationen führen, die eine Methämoglobinämie induzieren können – diese tritt auf, wenn eine Dosis von 600 mg Prilocainhydrochlorid oder mehr angewendet wird.
Ein Metabolit von Prilocain, das o-Toluidin, kann eine Methämoglobinbildung induzieren. In der Regel ist die Methämoglobinbildung klinisch vernachlässigbar, ausser bei Vorliegen einer sehr schweren Anämie und einer schweren dekompensierten Herzinsuffizienz.
Patienten mit schwerer Anämie können eine Hypoxie entwickeln. Es ist wichtig, andere schwerwiegende Ursachen einer Zyanose wie akute Hypoxie und/oder Herzinsuffizienz auszuschliessen.
Behandlung
Vorgehen bei akuter systemischer Toxizität
Es sind sofort die folgenden Massnahmen einzuleiten:
·Gabe von Prilocain Hyperbar Sintetica 20 mg/ml beenden.
·Ausreichende Sauerstoffversorgung sicherstellen: Atemwege freihalten, O2-Gabe, bei Bedarf Beatmung (Intubation).
Im Fall einer Kreislaufdepression muss der Kreislauf stabilisiert werden. Falls Krampfanfälle auftreten und nicht nach 15-20 Sekunden von selbst wieder abklingen, wird die intravenöse Gabe eines Antikonvulsivums empfohlen.
Zentral wirkende Analeptika sind bei einer Intoxikation durch Lokalanästhetika kontraindiziert.
Im Falle schwerer Komplikationen ist es ratsam, für die Behandlung des Patienten einen auf Notfallmedizin und Reanimation spezialisierten Arzt hinzuzuziehen (z. B. einen Anästhesisten).
Vorgehen bei Methämoglobinämie
Eine diagnostizierte Methämoglobinämie klingt 15 Minuten nach intravenöser Injektion von 2-4 mg/kg Körpergewicht Toluidinblau ab.
Weitere Informationen:
Auch geringe Konzentrationen von Methämoglobin können pulsoxymetrische Messungen beeinflussen.
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