Eigenschaften/WirkungenATC-Code
N07XX02
Wirkungsmechanismus/Pharmakodynamik
Riluzol kann zur Behandlung der amyotrophen Lateralsklerose (ALS) angewendet werden. Die Pathogenese der ALS ist bisher nicht vollständig geklärt. Es liegen jedoch Hinweise vor, dass Glutamat, der wichtigste exzitatorische Neurotransmitter im Zentralnervensystem, eine Rolle beim Zelluntergang im Verlauf der Erkrankung spielt.
Riluzol wirkt vermutlich durch Hemmung der Prozesse, die über Glutamat vermittelt werden. Der genaue Wirkmechanismus bleibt unklar.
Eine mässige Affinität von Riluzol zum Kaliumstrom Kv4.2 (IC50 = 190 µM) wurde beschrieben. Allerdings sind die Riluzol-Konzentrationen im Gehirn bei einer täglichen Einnahme von 100 mg für die ALS-Behandlung wahrscheinlich zu niedrig, als dass eine Interaktion mit diesem Kaliumstrom wesentlich zu seiner therapeutischen Aktivität beitragen könnte. Zudem wurde beschrieben, dass Riluzol die hemmende synaptische Übertragung durch Potenzierung der GABA-ergen synaptischen Übertragung im dorsalen Horn der Ratte verstärkt.
Klinische Wirksamkeit
In zwei Hauptstudien mit insgesamt 1114 Patienten (n 1 = 155; n 2 = 959, davon 236 mit 100 mg täglich) wurde das Überleben unter Riluzol im Vergleich zu Placebo untersucht. Die Behandlungsdauer betrug in der ersten Studie 12-18 und in der zweiten Studie 14-18 Monate. In der globalen Analyse der Überlebensfunktion unter Riluzol 100 mg täglich im Vergleich zu Placebo wurde in beiden Studien bezüglich des Log-Rank-Testes die statistische Signifikanz knapp nicht erreicht (p 1 = 0,058 und p 2 = 0,076). Unter Anwendung des Cox-Modells, das die prognostischen Risikofaktoren miteinbezieht, fiel der Vergleich statistisch signifikant aus (p 1 = 0,041 und p 2 = 0,002). Folgende prognostisch günstigen und ungünstigen Faktoren konnten ermittelt werden. Günstige: langsamerer Krankheitsverlauf, bessere Muskel- und Lungenfunktion (Vitalkapazität), höheres Körpergewicht; ungünstige: höheres Alter, subjektiv ausgeprägtere Ermüdbarkeit, bulbäre Symptome bei Studieneinschluss, stärker reduzierter Allgemeinzustand (CGI).
Am Ende der Studie betrug die Überlebensrate unter Riluzol 55,8 % und 56,8 %, unter Placebo 48,7 % und 50,4 %. Nach den ersten 12 Behandlungsmonaten betrug die Überlebensrate unter Riluzol 74,0 % und 73,7 % gegenüber 57,7 % und 62,8 % in der Placebogruppe. Der Vergleich der Überlebensfunktion im Log-Rank-Test fiel in dieser Zwischenanalyse in beiden Studien signifikant aus (p 1 = 0,007 und p 2 = 0,019).
In einem Parallelgruppenversuch zur Beurteilung von Wirksamkeit und Verträglichkeit von Riluzol bei Patienten im fortgeschrittenen Krankheitsstadium unterschieden sich Überlebensdauer und motorische Funktionen in der Verumgruppe nicht signifikant von jenen in der Placebogruppe. Bei dieser Studie lag die Vitalkapazität der Mehrheit der Patienten unter 60 %.
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